Zur Vor- und Frühgeschichte der Orte des ehemaligen

kurtrierischen Amtes Hillesheim

Herbert Wagner

Zum ehemaligen kurtrierischen Amt Hillesheim gehörten außer Hillesheim die beiden Dörfer Berndorf und Bolsdorf. Es war flächen- und bevölkerungsmäßig eines der kleinsten Ämter und unter Erzbischof und Kurfürst Baldewin v. Luxemburg (1307—54) 1352 an Kurtrier gelangt, zu dem es bis 1794 gehörte.

Aus den ältesten Epochen der Geschichte fehlen schriftliche Überlieferungen; man ist für diese Zeit auf die Aussage dinglicher Überreste angewiesen, die der Spaten zutage fördert, meistens zufällig. Daher darf man aus der Tatsache, daß Spuren der Steinzeit im behandelten Raum fehlen, nicht einfach schließen, daß die nomadisierenden Sammler und Jäger der Steinzeit, die u. a. in der Buchenlochhöhle bei Gerolstein gehaust haben, diese Gegend nicht berührt hätten; denn nicht allzuweit entfernt hat man bei üxheim steinzeitliche Beile gefunden1). Da sich die Besiedlung einer Landschaft immer den geographischen und klimatischen Gegebenheiten angepaßt hat, siedelten die frühesten Menschen nur vereinzelt in der rauhen und unwirtlichen Eifel. Erst als der Raum in siedlungsgünstigeren Gebieten nicht mehr ausgereicht hat, drangen sie ins Gebirge vor. Für Hillesheim und die nähere Umgebung sind konkrete menschliche Spuren daher erst für das letzte vorchristliche Jahrtausend nachweisbar, als die Urnenfelderleute (Urkelten) vom Neuwieder Becken her in die Eifel zogen. Ihr Anmarschweg ist u. a. durch ein Brandgrab auf „Stertzwieschen" beim Weinberg auf der Gemarkung Berndorf nachgewiesen: 

1934 wurden neben kalzinierten Knochea die Scherben einer Graburne und eines eiförmigen Bechers gefunden2).

Hillesheim

Ein halbes Jahrtausend später, in der jüngeren Eisenzeit (La-Tene), etwa um 500 v. Chr., bewohnten die Kelten die waldfreie und für die Eifel verhältnismäßig fruchtbare Hillesheimer Kalkmulde und legten die Hügelgräber im „Eichholz" zwischen Hillesheim und Walsdorf (60—70 Grabhügel) und auf dem Gebiet der Domäne bei Hillesheim (ca. 30 Grabhügel) an3). 

1928 untersuchte man bei der Anlage der Domäne 8 Grabhügel; der Inhalt war bescheiden und bestand meist nur aus Scherben. Bemerkenswert jedoch ist der Fund aus Hügel A: Er enthielt ein frühlatenezeitliches Wagenbegräbnis mit goldplattiertem Armreif, etruskischer Bronzeschnabelkanne, eisernem Schließhaken, Necessaire mit Inhalt und eisernen Wagenbeschlagteilen (jetzt im Landesmuseum Trier). 

Ebenfalls aus der späten Eisenzeit, etwa aus dem 1. Jh. v. Chr., stammen die heute nur mehr sehr spärlichen Reste einer keltischen Fliehburg auf dem Weinberg, etwa 3 km nordöstlich von Hillesheim hart an der Berndorf-Kerpener Gemarkungsgrenze. In solchen befestigten Plätzen suchten die Bewohner der Umgebung in Zeiten der Gefahr Schutz4). Zusammen mit den Gräberfeldern bezeugt diese Anlage menschliche Ansiedlungen seit der Mitte des letzten vorchristlichen Jahrtausends. Die Siedlungen selbst werden wohl kaum nachweisbar sein, weil die Behausungen aus Holz bestanden haben, das kaum Spuren im Boden hinterließ. 

1) Neu, Eine tausendjährige Kapelle. Festschrift 1000 Jahre Ahrdorf, 1970.

2) Steiner, Zwei neue Brandgräber. Trierer Zeitschrift 1935. Krüger, Jahresbericht des Landesmuseums Trier. Ebd.

3) Kilian, Aus der Vorzeit der Eifel. Mitteilungen zur trierischen Landesgeschichte und Volkskunde, 3/1958. Meyer, Hillesheim — die Geschichte eines Eifelstädtchens. Trier 1962.

Um die Zeitenwende, etwa ab 60 v. Chr., werden die Römer im Hillesheimer Raum gesiedelt haben, wie verschiedene Funde beweisen:

Aus der ersten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. stammt der Baumsarg einer frührömischen Brandbestattung, den man etwa 1,5 km östlich Hillesheim am Fuß des Bubberges, Gemarkung Berndorf, gefunden hat5). Eine größere Anlage in fast unmittelbarer Nähe gehörte dem 4. Jh. n. Chr. an. Es handelte sich um eine 6,28 X 5,24 m große römische Grabkammer am Mahlberg, Gewanne „Unter Weil", mit 4 Sarkophagen aus Stein und einem aus Blei mit nur unbedeutenden Beigaben6). Etwa 800 m östlich Hillesheim fand man eine Quellfassung und nahe dabei kümmerliche Reste römischer Gebäude7).

Die Römer sind von Süden und Westen her in die Eifel vorgedrungen, besiedelten sie etwa 400 Jahre lang und durchzogen sie mit ihren Militärstraßen, die oft die alten vorgeschichtlichen Wege benutzten. Zwei dieser Straßen sind für den Hillesheimer Raum bzw. dessen Nähe nachgewiesen: Die Straße Trier—Köln verlief westlich Hillesheim über Oos—Jünkerath; eine andere Straße führte von der Maas über Jünkerath—Hillesheim—Dreis an den Rhein und ist südlich von Hillesheim (Kyllerhöhe—Goßberg) stellenweise noch leidlich zu erkennen. An dieser Straße wurde 1847 im Wald zwischen Hillesheim und Rockeskyll ein römischer Münzschatz gefunden8). Wie die Siedlungen der Kelten sind auch die Wohnplätze der Römer im engeren Raum Hillesheim nicht absolut sicher nachzuweisen.

Die Römer wurden von den Franken verdrängt bzw. wanderten langsam vor ihnen ab. Manche von ihnen werden auch auf ihren Gütern sitzengeblieben sein, wie man das z. B. aus dem ON. Kerpen (von lat. carpinus = Hainbuche) schließen kann. Die Franken folgten nur zögernd und haben im 5./6. Jh. die Eifel nur dünn besiedelt, wie die zahlreich festgestellten Wüstzonen ausweisen. Erst im 7./8. Jh. wurde die Eifel dichter bevölkert, was sich an der größeren Gräberzahl nachweisen läßt. Als viehzüchtende Bauern bevorzugten die Franken, die die Römerstraßen als Einfallswege benutzt haben, die Kalkmulden und ihre Randgebiete, die eine gute Unterlage für Acker- und Wiesenboden abgaben, zudem schon z. T. von den Römern in Kultur genommen waren, für ihre Niederlassungen. In diese Zeit der fränkischen Landnahme fällt auch die Gründung der Orte Hillesheim, Berndorf und Bolsdorf.

Man kann sich die Besiedlung so vorstellen, daß die Franken den Römerstraßen Köln—Trier und Lüttich—Koblenz gefolgt sind und sich in den von den Römern oder Kelten schon ausgebauten Teilen der Eifel niedergelassen haben; jedoch mieden sie i. a. die Steinbauten der römischen Gutshöfe, bauten aber nahebei ihre Fachwerkhäuser, die Ausgangspunkte für Dorfsiedlungen wurden, deren heutige Namen noch in diese Gründungszeit zurückreichen. Die übrigen Landstriche, besonders die unberührten Urwaldgebiete, blieben auch jetzt noch vorerst weitgehend siedlungsfrei. Auf zusagendem Land siedelten sich eine oder mehrere Familien an und bildeten eine Siedlungsgemeinschaft. Die Ansiedlung erfolgte dort, wo die vier „Wohn-W" am günstigsten gegeben waren: Wuchsfläche, Wasserstelle, Wegsamkeit und Windschutz. Dem Siedeln mußte, wenn das Land noch nicht bebaut war, die Urbarmachung vorausgehen. Dann wurde aus Bequemlichkeitsgründen das Haus am oder im Acker erbaut. Das geschah immer in günstiger Lage zu einer Wasserstelle, also Quelle oder Bach, da ja Wasser für Mensch und Vieh unentbehrlich ist. Das Vorhandensein von Wasser neben geeigneter Wuchsfläche war eine Voraussetzung für die Entstehung einer Ansiedlung. Fast immer lag die Siedlung an oder nahe bei einem alten Weg, aus Gründen des Windschutzes im Tal, an einem windabgekehrten Hang oder hinter einem Hochwald. Die windgeschützte Lage einer Siedlung war früher von weitaus größerer Bedeutung als heute: Man hatte zwar Brennmaterial im Überfluß zur Verfügung; aber die primitiven Heizungsanlagen, offene Feuerstellen, erwärmten das Einraumhaus nur schlecht.

Aus der Lage zu Wuchsfläche, Wasser, Weg und Windschutz ergibt sich für H i l -l e s h e i m die Vermutung, daß die älteste Niederlassung vielleicht in der Gegend Markt/Kirchstraße/Grabenstraße entstanden ist: Ackerland und Weidegrund am Hillesheimer Bach bzw. Alten Born an einer Römerstraße in geschützter Mulde war eine den fränkischen Siedlern zusagende Lage für ihre Siedlung. In B e r n d o r f ist die älteste Siedlung wohl am Abhang des Bubberges unterhalb der alten Kirche entstanden; auch hier fand sich zusagendes Land am Berndorfer Bach in der Nähe eines vorgeschichtlichen Weges in geschützter Mulde. Bolsdorf läßt ähnliche Voraussetzungen erkennen.

Unter Leitung eines tüchtigen Mannes, eines Edelings oder Königsfreien, baute man die Ansiedlung, rodete und verteilte das Land, legte die Grenzen fest usw. Vom ersten Gehöft wuchs dann das Dorf in die Urflur hinein, die dadurch als Nährfläche schließlich zu klein wurde. Eine Familie kam mit etwa 20—30 Morgen aus, mehrere Familien brauchten entsprechend mehr Akkerland, das nach Bedarf gerodet wurde. Mit der Zunahme der Nährfläche konnten auch Bevölkerung und Dorf wieder wachsen usf. Ort und Flur standen also in einem Wechselverhältnis und wuchsen vom Dorf den Gemarkungsgrenzen entgegen, bis die letzte Möglichkeit erschöpft war. Es war also nicht nur das Wachsen der Flur von der Größe des Dorfes, sondern auch das Wachsen des Dorfes von der Größe und Ergiebigkeit der Flur abhängig: War die Gemarkung nur klein oder der Boden karg, war also wenig Ausdehnungsmöglichkeit und Nahrung geboten, blieb die Ansiedlung klein; bei größerer Gemarkung oder besserem Boden konnte das Dorf entsprechend anwachsen 9).

Aus diesem Zusammenspiel erklärt sich, daß — wie viele Eifeldörfer — Hillesheim, Berndorf und Bolsdorf erst mit besseren Erwerbsmöglichkeiten in Handwerk, Industrie usw., z. T. auswärts, steigende Einwohnerzahlen aufweisen 10).

In der Gründungszeit entstand dann wohl meistens schon der Ortsname, manchmal in der Art, daß zuerst mehrere Namen nebeneinander gebraucht wurden, von denen sich dann im Laufe der Zeit der charakteristischste durchgesetzt hat, im Gegensatz zu der bewußten Namensgebung, die wohl die häufigste war, bei der der ON. von Anfang an fest war. Und da sich die ON. im Laufe der Jahrhunderte — abgesehen von geringfügigen Änderungen in der Schreibweise — meistens in der ursprünglichen Form erhalten haben, sind sie ein wichtiges Hilfsmittel zur Bestimmung des Alters bzw. der Gründungszeit eines Ortes. Untersucht man die drei ON. Hillesheim, Berndorf und Bolsdorf in dieser Hinsicht, so findet man folgendes: Hillesheim ist ein zusammengesetzer ON., der aus dem Grundwort „-heim" und dem Bestimmungswort „Hilles-" besteht. Die Grundbedeutung von „Heim" war: Ort, wo man sich niederläßt. Im Bestimmungswort steckt der Personenname „Hildin" (zu ahd. hiltia = Kampf), der auch in die fränkische Zeit weist: Hildin (etwa: der Kämpfer, der Kampftüchtige) war der Name des Mannes, der als Anführer der fränkischen Siedler eine besondere Rolle gespielt hat. Die fränkischen Könige betrachteten sich als Eigentümer des eroberten Landes, das sie ihren tüchtigsten Kriegern als Belohnung gaben. Diese waren dann die Herren der neuen Dörfer, die sie als ihr Heim bezeichneten. Demnach war Hillesheim wahrscheinlich keine Sippensiedlung, sondern eine fränkische Herrensiedlung, die evtl. aus einem Königsgut hervorgegangen ist. Der ON. Hillesheim (633 Hildenesheim, 943 Hillesheym) bedeutet also „Wohnort des Hildin" und weist in die frühe Zeit der fränkischen Landnahme als Gründungszeit des Ortes 11).

Auch die ON. Berndorf und Bolsdorf sind zusammengesetzte ON.; zum Grundwort ,,-dorf" tritt in beiden Fällen ebenfalls ein fränkischer PN. als Bestimmungswort: „Bero" (der Braune: der Bär, der Bärenstarke) bzw. etwa „Bodlando", „Bodwaldo" (bund — bieten/gebieten).

4) Steiner, Untersuphungen an den alten Befestigungen auf dem Weinberg bei Kerpen. Trierer Heimatbuch 1925.

Kilian, Aus der Vorzeit der Eifel.

5) Steiner, Jahresbericht des Provinzialmuseums Trier. Trierer Zeitschrift 1929.

6 Steiner, Jahresbericht des Provinzialmuseums Trier. Trierer Zeitschrift 1930.

7) Fundakten Hillesheim des Landesmuseums Trier. 

8) Hagen, Die Römerstraßen der Rheinprovinz. Bonn 1931. Aubin-Niessen, Geschichtlicher Handatlas der Rheinprovinz. Köln und Bonn 1926. Niessen, Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein. Köln und Lörrach (1950). Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschungen. Trier 1852. 

9) Nach einer frdl. Mitteilung von Dr. Palm, Bischofsdhron.

10) Einige Einwohnerzahlen Hillesheims: 1624 66 Haushaltungen oder ca. 300 Einwohner; 1702 64 Haushaltungen oder ca. 290 Einw.; 1800 850 E.; 1900 1 123 E.; 1939 1 381 E., 1945 1 350 E., 1950 1 392 E., 1960 1 641 E., 1970 2 030 E., 1971 (Okt.) 1 998 E. 

11) Müller, Die Ortsnamen im Reg.-Bez. Trier. Jahresber. der Ges. für nützliche Forschungen. Trier 1906.

Haller-Züscher, Trierische Geschichte II. Trier 1906. Meyer, Hillesheim . . .

Wrede, Eifeler Volkskunde, Bonn 1960.

Mit „Dorf" bezeichnete man eine Haufensiedlung von vielleicht 2—5 unregelmäßig liegenden Höfen, die von den Angehörigen einer Sippe angelegt und bewohnt wurde. Die ursprünglichen ON. auf -dorf gehören ebenfalls der Frühzeit der germanischen Wanderung an; die so benannten Siedlungen waren aber kein Privatbesitz, wie die -heim-Orte, sondern Sippensiedlungen, in deren Bestimmungswort die Namen der Anführer stecken: Berndorf (1121 Berndorp) ist also die „Sippensiedlung des Bero', Bolsdorf (1383 Poilsdorf) die „Siedlung der Sippe des Bodlando" o. ä.12).

Es ist möglich, daß Hillesheim der ältere Ort ist, von dem aus die Besiedlung der Umgebung erfolgte: Als die Nährfläche für die wachsende Bevölkerung zu klein geworden war, entließ man die Jungmannschaft, die sich als Siedlergruppen in der Nachbarschaft niederließen und neue Dörfer gründeten, die etwa konzentrisch um Hillesheim herum liegen13).

Die fränkische Landnahme war für die Eifel ein wesentliches Ereignis; denn seit dieser Zeit haben sich (bis auf die Zeit nach 1945) Volkstum und Sprache nicht mehr wesentlich geändert. Noch heute ist aus der Mundart der einstige Siedlungsraum der ripuarischen und Moselfranken zu erkennen: Die Sprachgrenze, allerdings nicht als scharfe Grenzlinie, sondern als ein Grenzsaum, in dem sich die Dialekte überschneiden, verläuft etwa Prüm—Gerolstein—Ahr. Auch manche alte oder wiederbelebte Volksbräuche stammen aus dieser Zeit14).

Die fränkische Besiedlung ist ebenfalls durch mehrere Funde belegt, die besonders beim Bau des Westwalls 1938/39 auf der Schwedenschanze gemacht worden sind. Es handelte sich um ca. 13 Gräber, meistens Erdgräber, aus der Zeit von etwa 500 bis 700 n. Chr., die zwar z. T. schon von den Arbeitern der Organisation Todt ausgeraubt waren, aus denen aber noch eine Reihe von Beigaben vom Landesmuseum Trier sichergestellt werden konnten:

Neben Knochenresten fanden sich Scherben verschiedener Gefäße, Lanzenspitzen, Eisenmesser, Bronzepinzette, Ohrringe aus Bronze- und Silberdraht, versilberte Gürtelschnalle und Halsschmuck15). In der spätantiken Grabkammer am Osthang des Mahlbergs zwischen Hillesheim und Berndorf, die 1930 untersucht worden ist, fanden sich ebenfalls fränkische Beigaben, wohl als Nachbestattung. Bei einem Hausneubau in der Ortsmitte von Berndorf wurden 1959 Scherben gefunden, die z. T. vielleicht fränkisch waren (Pingsdorfer Keramik) 16).

Die Franken waren Heiden und verehrten ihre Götter mit Vorliebe auf Bergen und Höhen. Zur Zeit der Chritianisierung , etwa im 6.—9. Jh., bauten die Missionare an diesen alten Kultstätten gern ihre Gotteshäuser. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch die ersten Kirchen in Hillesheim und Berndorf auf heidnischen Opferstätten erbaut worden sind, und zwar schon verhältnismäßig früh. Dafür sprechen außer der Lage auf Anhöhen (Rauhenstein bzw. Kirchberg) auch die Kirchenpatrone : In Hillesheim ist seit jeher der hl. Martin v. Tours Patron. Er war in der Frankenzeit ein Modeheiliger, und Martinskirchen wurden besonders gerne auf fränkischen Fiskalgütern erbaut. Auch das Berndorfer Petruspatrozinium weist auf ein hohes Alter der Kirche hin: Neben Erlöser-, Marien-und Michaelskirchen sind die Petruskirchen (Dom in Trier) zu den ältesten Gotteshäusern zu rechnen. In Bolsdorf wurde erst um 1500 eine Kapelle erbaut (St. Margareta). Die Christianisierung der Franken in ländlichen Gebieten ging nur langsam vor sich, erst nach dem übertritt König Chlodwigs I. zum Christentum (496) setzte sie in größerem Umfang ein, wurde sozusagen zu einer völkischen Angelegenheit. Damals wurden auch die ersten Kirchen errichtet, bescheidene Holzkirchen in der alten Technik des Pfostenbaues, die erst seit etwa dem 11. Jh. nach und nach von Steinkirchen abgelöst wurden. U. a. aus Unterscheidungsgründen gab man jeder Kirche einen Titelheiligen. Die alten Patrozinien, die sich durchweg seit dem Mittelalter nicht mehr geändert haben, hatten ihre Begründung in geschichtlichen Vorgängen und Einflüssen, wie umgekehrt aus der Tatsache, daß eine Kirche gerade diesen bestimmten Heiligen zum Patron bekam, wichtige Schlüsse auf ihre Entstehungszeit gezogen werden können: Nach der Taufe bezeugte Chlodwig dem hl. Martin seine besondere Verehrung. Sie hat vermutlich wesentlich dazu beigetragen, daß Martin der Nationalheilige der Franken wurde und viele Kirchen der Merowin-ger- und Karolingerzeit sein Patrozinium haben17).

Mit dem Vorliegen eigener geschichtlicher Quellen beginnt die Geschichte. Die ältesten Urkunden, die Hillesheim betreffen, sind zwar Fälschungen aus späterer Zeit, die aber sicherlich alte Traditionen enthalten. Es sind die sog. Dagobertfälschungen aus den Jahren 633 und 646, die die Übergabe von Hildenesheim aus dem fränkischen Königsgut an das Kloster Oeren (St. Irminen) zu Trier bekunden bzw. bestätigen. In einer — ebenfalls unechten — Urkunde von 816 wird der Äbtissin dieses Klosters von König Ludwig d. Frommen wiederum Bann und Frieden in Hildenesheim zugesprochen. Die erste echte Hillesheimer Urkunde datiert aus dem Jahre 943: Im sog. Prümer Prekarie-vertrag18) vermachten die Eheleute Ramengarius und Adelgarda dem Kloster Prüm u. a. ihre Besitzungen in der „villa Hillesheym ... in pago heflinse", also im Weiler Hillesheim im Eifelgau19). Berndorf ist 1121 zum ersten Mal urkundlich erwähnt: Friedrich L, Erzbischof von Köln, befreite das Kloster Steinfeld und die zugehörige Pfarrei Berndorp von den Leistungen an Bischof, Chorbischof und Dekan. Wann Berndorf in Steinfelder Besitz gelangt ist, steht nicht fest20). B o l s d o r f findet 1383 als Poilsdorf die erste urkundliche Erwähnung.

Wohl sogleich mit oder bald nach der Besetzung teilten die Franken die eroberten Landstriche in Verwaltungseinheiten, Gaue und Hundertschaften, ein. Der behandelte Raum lag im Eifelgau, der das Gebiet am Oberlauf von Kyll, Ahr, Erft und Urft etwa in den Grenzen des späteren kölnischen Eifeldekanates (Münstereifel) umfaßte. Der Name E i f e l, zum ersten Mal 762 bzw. 846 genannt, hat sich dann in späterer Zeit von der Hocheifel (Kalkmuldengebiet) auf das gesamte Gebirgsland zwischen Rhein, Mosel und Ardennen übertragen21). Zur Erklärung des Namens „Eifel" wurden an die zwei Dutzend Deutungsversuche unternommen, von denen jedoch keiner ganz überzeugend ist22).

12) Frdl. Mitteilung von Prof. Dr. Jungandreas, Konz. Knipping, Regesten der Erzbischöfe von Köln II. Bonn 1901.

13) Vgl. Meyer, S. 12 u. Karte ggüber S. 13. 

14) Niessen, Karten 60 u. 64 b. Wrede. S. 134 ff. 

15) Fundakten

16) Steiner, Trierer Zeitschrift 1930, und Mitteilung des Landesmuseums.

17) Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben l. Kyll, Einführung des Christentums. Pastor Bonus, Trier 1937.

Dorn, Patrozinienforschung. Archiv für Kulturgeschichte 13/1917. Meyer, Hillesheim . . . 

18) Prekarie = Güterleihe auf Widerruf ") Meyer, Hillesheim . , .

20) Knipping, Regesten.

21) Aubin-Niessen, Karte 7; Niessen, Karte 13. Kaufmann, Geschichte und Kultur der Eifel. Köln 1927.

Wrede, Volkskunde. 

22) Wrede, Volkskunde.