Heimat und Literatur

Josef Steib, Maler und Radierer

Franz Josef Ferber, Daun

Länger als ein Jahrzehnt hat er in unserer Nachbarschaft, in Cochem, gewohnt, ohne daß wir ihn so recht kannten; dabei hat er unsere Aufmerksamkeit verdient. Er schuf eine unvorstellbare Fülle Kunstwerke, die auf Grund ihres künstlerischen Gehaltes uns hohen Respekt abverlangen. Ich spreche von dem Kunstmaler Josef Steib. Er war kein Eifelmaler im herkömmlichen Sinne. Dennoch hat er sich während seiner Cochemer Schaffensjahre mit der Mosel-und Voreifellandschaft auseinandergesetzt.

Josef Steib entstammt einer alten Bauernfamilie aus dem bayrischen Donauland. Am 13. Februar 1898 wurde er in München geboren, verlebte seine Kindheit in Mering bei Augsburg. 1915 - 1918 Teilnahme am Ersten Weltkrieg, als Matrose Marinezeichner. 1918 - 1921 kaufmännischer Beruf. 1921 Durchbruch zum Künstlerfreiberuf, Atelier in Düsseldorf. 1925 Besuch der Düsseldorfer Kunstakademie, Studien bei Professor Herberholz, Mitglied der Künstlervereinigung "Malkasten". 1930/ 1932 Auszeichnungen mit der Hindenburg-Plakette und dem Albrecht-Dürer-Preis. 1935 Umsiedlung nach Berlin, Gründung eines Ateliers. 1936 Auszeichnung mit der Medaille für Kunst und Wissenschaften der Stadt Graz. 1945 Flucht nach Bayern. 1949 Wohnsitz in Cochem, Aufbau eines Ateliers und einer Kunstgalerie in der Moselpromenade (die Galerie wird heute von der Witwe betreut). Am 29. September 1957 verstorben in Bonn, Beisetzung in Cochem. Ausstellungen in vielen Städten des In- und Auslandes, Studienfahrten in zahlreiche Länder und Kontinente.

Bei der Ausstellungseröffnung in Daun, vom Brunhilde Steib.

Wer mehr über den Künstler und seine außergewöhnlich vielseitigen Werke erfahren wollte, konnte sich in der Kreisverwaltung Daun ausreichend informieren. Dort nämlich war vom 2. bis 24. Mai 1989 ein repräsentativer Querschnitt - 83 Ölgemälde, Aquarelle und Radierungen - seines Schaffens zu sehen. Zur Eröffnungsveranstaltung konnte Landrat Karl-Adolf Orth viele Gäste begrüßen, auch Brunhilde Steib, die engagierte Witwe des Künstlers. Die Ausstellung, so der Landrat, sei als doppelte Premiere zu verstehen: als erste Ausstellung von Josef Steib in Daun und erste Kunstausstellung im neugestalteten Kreishaus. Und er sagte zur Erheiterung der Gäste: "Weshalb sollte man Werke eines Cochemer Künstlers, der zum Beispiel in Caracas (Venezuela) ausgestellt hat und von dem ein Eifelgemälde in Leningrad hängt, nicht auch in Daun vorzeigen?" Studiendirektor Reinhold Schommers, Kunsterzieher am Cochemer Gymnasium, war es vorbehalten, den Künstler vorzustellen und seine Arbeit zu würdigen. Das ist ihm hervorragend gelungen. Steib habe, so führte Schommers aus, in allen bisher erprobten Techniken und eine Fülle von Themen gemalt: Blumenbilder, "Metamorphosen", Radierungen der Landschaft um Cochem, Bilder von seinen Reisen in Südeuropa, von Afrika, den Atlantikinseln, von Mittel- und Südamerika. Was den Stil angehe, so sei der Künstler in keines der gefälligen Schächtelchen eines "-Ismus" einzuordnen. Josef Steib habe versucht, das Menschsein vom Bild der Landschaft, der Arbeit, der Kreatur bis hin in die Tiefe des Unbewußten und Mystischen darzustellen und zu deuten.

Diese Kunstpräsentation, so die Meinung vieler Besucher, konnte sich sehen lassen. Sie war gebührende Ehrung eines namhaften Künstlers und willkommene Bereicherung des Kulturarbeitsspektrums der Dauner Kreisverwaltung.

Beilstein/Mosel, Radierung von Josef Steib.