Bleckhausener Mühle

Brände und wirre Eigentumsverhältnisse

Friedbert Wißkirchen, Daun

Vielen Heimatforschern ergeht es ähnlich, vorliegende Urkunden und Unterlagen beim Verfassen eines heimatkundlichen Artikels lassen oft Zeitabschnitte ungeklärt oder geben Sachverhalte nur unvollständig wieder. Der Heimatforscher Matthias Heinen, Bleckhausen, hat in mehrjähriger Arbeit ein Familienbuch von Bleckhausen und Schutz erstellt und dabei eine Vielzahl von Urkunden und neuen Quellen erschlossen. Unter anderem hat er auch die Liste der Familien auf der Bleckhausener und den Schutzer Mühlen vervollständigt. Diese Angaben und weitere Urkunden erlauben es mir, die Geschichte der Bleckhausener Mühle, die im Heimatjahrbuch 1985 (S. 246 ff.) dargestellt wurde, um wesentliche Fakten zu ergänzen und Lücken zu schließen. Als erster hatte Wilhelm Esch 1690 beantragt, eine Mühle im Tal der Kleinen Kyll auf der Gemarkung Bleckhausen zu errichten. Wilhelm Esch war Müller in Manderscheid und findet sich im Familienbuch Manderscheid unter meinen Vorfahren wieder. Der im JB 1985 als »Schwiegersohn« bezeichnete Simon Schutz war mit Barbara Esch, einer Schwester des Mander-scheider Müllers Wilhelm Esch verheiratet, also sein Schwager. Ob er noch die Erteilung der Mühlenkonzession erlebte, ist fraglich, da er um 1718 starb und mit dem Bau 1718 begonnen wurde. Die Witwe des Simon Schutz erbaute die Mühle, die seit 1820 in Gang war und von Matthias Schutz (einem Vetter des Verstorbenen) betrieben wurde.

Der nächste Müller war spätestens ab 1729 Simon Endres, von der Messericher Mühle bei Bitburg stammend. Seine Frau Anna gebar am 1. 3. 17 29 auf der Mühle die Tochter Susanne, 1730 und 1735 kamen die Kinder Angela und Maria zur Welt. Ab 1750 war Johann Heinrich Porn der Bleckhausener Müller und nach seinem Tode (1788) wurde die Mühle von seinem Sohn Johann, etwa 1750 auf der Mühle geboren, weitergeführt.

Um 1793 übernahm als Pächter Nikolaus Gillen, der mit Maria Elscheid von der Mehrener Mühle verheiratet war, die Mühle für kurze Zeit. Inzwischen schien die Mühle ins Eigentum der Bleckhausener Gemeindebürger übergegangen zu sein, denn in einer Urkunde, die wahrscheinlich handschriftlich von Johann Matthias Mühler, Gerichtsscheffe von Bleckhausen am 3. Januar 1794 geschrieben und als Erster unterschrieben wurde, verkauften »die Bleckhausener Gemeindsleute ihre eigentümliche auf dem kleinen Kyllbach gelegene Mahlmühle samt zugehörigem Mühlengeschirr« und Grundstücken an den »achtbaren Matthias Linden aus Großliedig (Großlittgen)« zum Preise von 774 Reichstaler (Rt.). Matthias Linden mußte neben dem Kaufpreis an die Kellerei Manderscheid einen Malter Korn für die Benutzung des Wasserlaufs, drei Malter Korn an die Kirche Bleckhausen (als Dotation der 1829 genehmigten Frühmessnerei in der Kirche Bleckhausen) an Jahrespacht leisten. Der Kaufpreis war in vier Jahresraten zu begleichen und durch Verpfändung des Eigentums in Großlittgen zu sichern. Ein Satz im Kaufvertrag führt zu Irritationen über das Eigentum. Der Kaufpreis soll zur Erledigung oder als Einstand (Sicherheit) des »schuldigen Kapitals« für die Erben des Manderscheider Amtmanns Goswin Caspar Lintz (+ 17. 4. 1783) verwendet werden. Hatte die Gemeinde Bleckhausen die Mühle nur im Auftrag der Erben Lintz verkauft oder hatten die »Gemeindsleute« aus Bleckhausen die Mühle erworben, aber den Kaufpreis noch nicht beglichen? Letztere Annahme dürfte eher zutreffen.weil im Kaufvertrag die Mühle als »eigentümlich«, also im Eigentum der Bleckhausener Gemeindsleute stehend bezeichnet wird. Am 5. Januar 1794 wurde der Kaufvertrag, der von acht Bleckhausener Bürgern unterschrieben oder mit Handzeichen versehen, beim Gericht Bleckhausen registriert und damit rechtsgültig. Aber auch später wurde anlässlich eines Brandes die Frage des Eigentümers aufgeworfen.

Feuersbrünste auf der Mühle

Am 14. 5. 1832 entstand auf der Mühle, die von dem Pächter Wilhelm Stoffel betrieben wurde, durch Unachtsamkeit beim Umgang mit Feuer ein Brand, bei dem Einrichtung und Gebäude erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der Üdersdorfer (Amts) Bürgermeister Weber berichtete an den Landrat: »Über Entstehung und Löschung des Feuers kann ich daher keine ferneren Aufschlüsse geben, als dass es lauter Einsassen aus Bleckhausen, nur wenige Männer, aber mehrere Frauenspersonen und Kinder waren, die das Feuer löschten. Der Schaden belief sich nach einem Gutachten auf 175 Rt, die Mühle war mit 200 Rt. ausreichend versichert. Der Üdersdorfer Bürgermeister Weber warf die Frage auf, wer Eigentümer der Mühle sei, denn im Kataster sei Matthias Linden verzeichnet, aber angeblich wären die Erben Lintz noch Eigentümer. Aus den Akten des Landrats geht hervor, dass die Eheleute Matthias Linden 1824 von den Erben Lintz die Mühle zum Preise von 1000 Rt. gesteigert haben sollen. Welche Bedeutung hätte dann der Kaufvertrag zwischen der Gemeinde und dem Müller Linden gehabt?

Ein verkohlter Eichenbalken in der Mühle erinnert auch heute noch an ein weiteres Feuer, dass am 10. Juni 1895 durch Blitzschlag ausgelöst wurde. Nachmittags um 3.00 Uhr entlud sich ein schweres Gewitter über Schutz und Bleckhausen, der Blitz schlug

Mühle in der Eifel (nach einem Gemälde von Karl Schulze)

Viele Mühlen im 18./19. Jahrhundert sahen ähnlich aus und waren in keinem guten Zustand

 

in die Mühle ein und das Feuer vernichtete einen Teil des Gebäudes samt Einrichtung. Der damalige Müller Adam Bill beseitigte die Schäden des Feuers.

Um 1834 übernahm als Pächter Matthias Hugo die Mühle. Acht Jahre später wurden die umstrittenen Eigentumsverhältnisse endgültig geklärt und bereinigt. Die Erben des verstorbenen Canonikus Franz Xaver Linz ließen am 29. Dezember 1842 vor dem Manderscheider Notar Johann Peter Pütz »ihre« Mühle, mit Scheuer, Stall, Gärten und »einige fünfzig« Wiesenstücke an der Kyll und am Wallen-borner Bach meistbietend versteigern. Die Mühle wurde zu 500 Taler angesetzt und- nach mehreren Geboten der Brüder Johann Jacob Kievel, Johann Kievel und Michel Kievel aus Spang(dahlem) als Letzt- und Meistbietenden für 560 Taler zugeschlagen. Die Notarkosten betrugen stolze 32 Rt. und fünf Groschen. Die Mühle wurde von Johann Jacob Kievel geführt, sein Bruder Michael war bis 1844 auf der Mühle und verzog nach seiner Heirat in den Nachbarort Meerfeld. Von 1846 bis mindestens 1857 (wahrscheinlich bis 1876) war als Müller Johann Schuhmacher, aus Trimport stammend, auf der Bleckhausener Mühle, denn in dieser Zeit wurden die Geburten der Kinder Johann, Katharina, Nikolaus, Anna Katharina und Gertrud im Kirchenbuch verzeichnet. Ein nur kurzes Gastspiel als Müller gab der aus Großlittgen stammende Peter Becker auf der Mühle, 1877 verzog die Familie nach Halver/Westfalen. Nachfolger war Jakob Kotz, der bis 1891 blieb und die Mühle an Adam Bill übergab. Nach dem Unfalltod des Müllers Bill (1903) folgten als Müller

Johann Peter Thiel - 1903 -1904

Josef Sungen- 1904-1910 Matthias Sungen - 1910 -1912

Johann Sungen - 1912 - 1957 Nikolaus Sungen - 1957 -1959.

Die alte Mühle steht noch, wenn auch ungenutzt. Heute wird auf der Bleckhausener Mühle Landwirtschaft und Fremdenverkehr betrieben, ein romantisch gelegenes Ausflugslokal lädt bei selbstgebackenem Kuchen und Hausmacher-Kost aus eigener Schlachtung zum Verweilen von Wanderern und Radlern ein. Moderne Gästezimmer runden das Angebot für Urlauber und Gäste ab.

Quellen:

Familienbuch Bleckhausen Schutz 1541-

1900 (Matthias Keinen)

Familienbuch Manderscheid (Karl Oehms)

Urkunden des Notariats Manderscheid

Archiv der Kreisverwaltung Daun

HJB Kreis Daun 1985 - F. Wißkirchen -

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