"Die Mausefallenmacher von Neroth''

Ein Film über ein altes Handwerk

Christa Feltgen, Steffeln

 

Seit über 25 Jahren ist der Landschaftsverband Rheinland bemüht, alte bäuerliche Traditionen und alte Handwerkskunst in Filmen zu dokumentieren. Sie werden vom Amt für Rheinische Landeskunde in Bonn gedreht und nach der Fertigstellung von der Landesbildstelle Rheinland in Düsseldorf an Interessierte ausgeliehen. Durch die Industrialisierung und den Einzug der modernen Technik wurde es höchste Zeit, einmal festzuhalten, wie unsere Vorfahren in Handwerksbetrieben mit den einfachsten Hilfsmitteln ihre Arbeit geleistet haben. Bei diesem Festhalten wollte man sich aber nicht nur mit schriftlichen Unterlagen oder Fotos und Zeichnungen begnügen. Ein Film und der erklärende Begleittext sind ein geradezu ideales Hilfsmittel, den Ablauf eines Arbeitsvorganges in seiner ganzen Bandbreite erklärbar zu machen.

So hat man sich also in Bonn an die Arbeit gemacht und die alten Berufe im Film wieder zum Leben erweckt. Das Brotbacken wurde gefilmt, der Fischfang in der Mosel, die Herstellung von Feldbrandziegeln genauso aufgenommen wie die Torfgewinnung oder Ledergerberei, die Mühlsteinherstellung und vieles andere mehr. 1980 kamen die Mitarbeiter des Amts für Rheinische Landeskunde auch nach Neroth, um über das alte Handwerk der Drahtarbeiter einen Film zu drehen: "Die Mausefallenmacher von Neroth". Wenn auch geplant ist, im Ort ein Museum für dieses alte Handwerk aufzubauen, wollte man doch, so lange es noch Menschen gibt, die mit den Geräten umgehen können, das lebendige Geschehen für die Nachwelt aufzeichnen.

Der fertiggestellte Film wurde am 6. Januar 1989 im Gemeindesaal uraufgeführt und viele Nerother ließen es sich nicht nehmen, diesem Ereignis beizuwohnen. Mitglieder der "Nerother Wandervögel" die mit ihren alten Wanderliedern dem Abend einen würdigen Rahmen gaben, hatten alle Mühe, überhaupt auf die Bühne zu kommen.

Mag es auch früher einmal eine gewisse Abgrenzung zwischen den Drahtwarenherstellern und der übrigen bäuerlichen Dorfbevölkerung gegeben haben, an diesem Abend war davon nichts mehr zu spüren. Richtig stolz waren die Gäste auf ihre Nachbarn, die da im Film mitwirkten und die Arbeit mit den sperrigen Drähten noch einmal darstellten und lebendig machten; es fehlte nicht an witzigen Kommentaren dazu. Einige der Darsteller waren im Saal und wurden vom Publikum begeistert begrüßt, als Dr. Fritz Langensiepen, der Leiter des Amts für Rheinische Landeskunde, sie auf die Bühne rief und vorstellte. Nicht nur das Publikum aus dem Dorf, auch die Gäste vom Landschaftsverband und aus den Kommunen waren vom Film und dem liebevoll ausgearbeiteten Begleittext sehr angetan. Es gab nicht nur kräftigen Applaus, es entspannten sich auch gleich nach der Vorführung die lebhaftesten Gespräche unter den Zuschauern.

Wie es zu der Drahtwarenherstellung in Neroth gekommen ist und was die Menschen dort anfertigten, ist hinlänglich bekannt. In den Aufzeichnungen eines Mundartschriftstellers vom unteren Niederrhein findet sich aber ein Artikel, der den "Musfallskremmer", wie er dort hieß, aus der Sicht der Kunden beschrieb."Einmal im Jahr kam der Mausefallenkrämer ins Haus" von D. Pannekoek; Moers, "Wenn man von Originalen sprechen will, dann muß ich an den Mausefallenkrämer denken, der früher einmal im Jahr von Haus zu Haus ging, um seine Ware anzubieten. Was er so zu verkaufen hatte an Mäuse-, Ratten-, Fuchs- und Iltisfallen und nebenbei an Sachen, die in der Küche als Schneebesen oder Kartoffelreibe zu gebrauchen waren, es waren Geräte aus Draht und ganz leichte Eisenwaren. Das alles hatte er sich von vorne bis hinten, von oben bis unten um den Leib gehängt, so daß man ihn als "Kaufhaus auf zwei Beinen" bezeichnen konnte. Aus dem Geflecht von Draht und Stangen schauten ein paar schelmisch kluge Augen heraus und ein Mund, der wie aus dem Bilderbuch über alle Methoden, Tiere zu fangen, zu erzählen wußte und es dabei gut verstand, seine Ware an den Mann zu bringen. Durch an jedem Arm angebundene Schellen hörte man ihn schon von weitem und jede Maus erschrak, weil ihr Todfeind im Anmarsch war. Er hörte gleich heraus, wo sich in der letzten Zeit Tiere gezeigt hatten. So konnte er seine Fallen leicht zu Geld machen. Man konnte ihm stundenlang zuhören, wenn er über die Natur und die Tiere sprach.

Fuchsteufelswild wurde er, wenn man die Tierchen mit Gift umbringen wollte. Das konnte nicht gutgehen!" So weit der Moerser Schriftsteller.

Die alten Geräte, die Arbeitsstätten und Bilder, die es davon gibt, werden sicher einmal im Nerother Museum zu sehen sein. Richtig lebendig und anschaulich wird die alte Tätigkeit der Mausefallenmacher aber erst durch den Film festgehalten und es bleibt zu hoffen, daß sich noch viele interessierte Menschen diesen Streifen einmal ausleihen und anschauen werden. Es lohnt sich.