Bolsdorf im Jahre 1769

August Meyer, Koblenz

Die Bewohner des Eifeldorfes Bolsdorf waren im 18. Jahrhundert Untertanen des Kurfürsten von Trier, in dessen Namen in Hillesheim ein Amtsverwalter residierte. Als Christen unterstanden sie dem Erzbischof von Köln, der zwar auch ein Landesherr und Kurfürst war, aber nicht für die Bolsdorfer.

Der Pastor von Hillesheim war ihr Seelenhirte - allerdings nur für ein Jahr, im folgenden Jahr hatte der Pastor von Niederbettingen sie zu betreuen. So trugen die Bolsdorfer ihre Neugeborenen in dem einen Jahr nach Hillesheim und im nächsten Jahr über die Kyll nach Niederbettingen zur Taufe. Das Brautamt für neue Ehepaare hielt der jeweils zuständige Pastor in ihrer eigenen kleinen Kapelle, wie dieser auch zur Beerdigung Verstorbener nach Bolsdorf kam. Die Vorbereitung der Kinder für die Erstkommunion wechselte ebenso wie alle anderen seelsorglichen Rechte und Pflichten. 

Eine solche Regelung, die für uns heute völlig unverständlich ist, galt damals auch für andere Orte: Hohenfels wurde alternierend - das heißt im Jahreswechsel - von Steinborn oder Dockweiler versorgt, für Stroheich waren Oberehe oder Walsdorf zuständig, und Loogh hatte seinen Pastor in Walsdorf oder Niederehe. Bei der Neuordnung der Pfarreien um 1803 wurden diese Regelungen beseitigt, Bolsdorf kam zur Pfarrei Hillesheim.

Diese Zugehörigkeit mag den Bolsdorfern auch im 18. Jhdt. angemessen erschienen sein, denn Hillesheim war größer und zugleich ihr Amtsort. Daß sie aber den Niederbettingern gewissermaßen unterstellt sein sollten, dürfte ihnen nicht gefallen haben. Niederbettingen hatte 1769 nur 117 Einwohner in 17 Häusern, dagegen wohnten in Bolsdorf 135 Menschen in 21 Häusern. Außerdem hatten die Niederbettinger einen anderen weltlichen Herrn, nämlich den Grafen von Gerolstein. Und in Bettingen stand eine uralte Burg, in der jemand wohnte, der noch irgendwas zu sagen hatte - allerdings nicht den Bolsdorfern.

Die alternierende seelsorgerische Betreuung Bolsdorfs hatte Konsequenzen, die heute noch spürbar sind. Der jeweils zuständige Geistliche war verpflichtet, die Taufen, Ehen und Sterbefälle inse i n Pfarregister einzutragen. So finden sich heute die Taufdaten der Kinder einer Familie mal im Hillesheimer, mal im Niederbettinger Taufbuch. Ebenso verhält es sich mit den Sterbedaten. Ob die Heirat eines Ehepaares hier oder dort verzeichnet ist, hängt ganz vom Jahr und dem darin zuständigen Pastor ab.

Heute existiert für die Pfarrei Hillesheim ein von H. Wagner zusammengestelltes Familienbuch und für die Pfarrei Niederbettingen ist es in Arbeit. Trotzdem wird es nicht leicht sein, aus beiden die Bolsdorfer Familien zusammenzustellen. Der Niederbettinger Pastor benutzte für seine Eintragungen zeitweise den Hausnamen. In der hier veröffentlichten Liste entspricht der Hausname nur in drei Fällen dem Familiennamen: Endrichs, Mayer und Minnerath. Bei letzteren hat die neue Generation aber schon einen anderen Namen: Eich.

Die Liste verdanken wir dem Pastor Johann Falckenberg, der von 1749 bis 1796 in Niederbettingen Pfarrer war; er starb dort SOjährig. Angeregt von einem Visitator notierte er alle ihm anvertrauten Christenmenschen in Bolsdorf, Niederbettingen und Oberbettingen. Er gibt zuerst den Hausnamen an, dann nennt er die Eltern oder den überlebenden Elternteil - 4 Witwer und 4 Witwen -, sodann die Kinder und schließlich noch anderweitige Verwandte. Bei den meisten Personen gibt er das Alter an.

Was in Klammern steht, entstammt nicht den Eintragungen Pastor Falckenbergs. Ein X besagt, die Taufe dieses Kindes steht im Niederbettinger Taufregister. Die Zahl am Rande ist die Nummer der betreffenden Familie im Niederbettinger Familienbuch.