Vom Lohschälen in der Eifel

Willi Steffens

Lohe war früher immer ein wichtiger Rohstoff für die Eifeler Gerbereien. Weithin war die Gerberei in Üß bekannt, die bis vor einigen Jahren noch in Tätigkeit war. Auch in Hillesheim, in Daun, Prüm, Manderscheid, Waxweiler und in Bitburg waren Gerbereien.

Für das Lohschälen kamen junge Eichenstämmchen in Frage. Man begann mit der Arbeit im Mai, wenn der Saft emporstieg. Dann ließ sich die Rinde besonders gut lösen. Man unterschied zwei Arten des Schälens, das Stehendschälen und das Liegendschälen. Bei ersterem Verfahren wird die Rinde noch vom stehenden Stämmchen gelöst, während man beim zweiten Verfahren die Rinde von dem geschlagenen Stamm ablöst. Die kahlen Stangen wurden dann als Brennholz verwendet. Wenn die Eichen bereits rauh und rissig geworden waren, verminderte sich der Gerbstoffgehalt beträchtlich. Darum wählte man die Rinde der schön glatten Eichen. Dort, wo man die Eichen abgeschnitten hat, entstanden am Boden wieder neue Austriebe, die dann in etwa 20 Jahren zum Schälen wieder brauchbar waren. Die Niederwaldwirtschaft war für die Lohgewinnung die rechte Voraussetzung. Von unsern Vorfahren wurde der Eichenniederwald auch ganz einfach „Luh" genannt.

Viele Orts- und Flurnamen erinnern heute noch an diese Beschäftigung, z. B. Luhberg, Luhheck, usw. Auch die Familiennamen Lohscheider, Lohmann usw. deuten darauf hin. Der Schieferboden der Eifel eignete sich für die Lohgewinnung ganz vortrefflich. Das einheimische Gebirgsvieh lieferte aber auch dazu gute, derbe Häute, die wiederum ein gutes Sohlleder versprachen. Weiterhin wurde das Lohgewerbe begünstigt durch die vielen kalkhaltigen Bäche und Wasserquellen der Eifel. Bevorzugt waren gerade diese reinen Quellwasser. Daraus erklärt sich auch die Lage der Gerbereien in den Quellgebieten kleiner Bäche. Infolge dieser Vorzüge erhielt gerade das Eifeler Leder Weltruf. Die bekannten Gerbereien der Eifel gehörten früher zum sogenannten Lohadel. Weithin wurde das Eifeler Sohlleder geliefert. Nachdem die amerikanischen Tannen einen noch besseren und billigeren Gerbstoff lieferten, war es bald mit der Eifeler Eichenlohe zu Ende. 1870 bestanden im Trierer Lande noch 300 Gerbereien, 1898 waren es noch 113 und 1903 nur noch 43 Betriebe.