Der wachsende Wasserfall

Dr. Irmund Wenzel

 

Die Kalkmulden der Eifel im Kreise Daun, von Gerolstein bis Ahütte, haben nicht nur eine wirtschaftliche Bedeutung durch die industrielle Nutzung des Gesteins, sondern sie sind auch oft besuchte geologische Studienobjekte und der Boden trägt eine ganz andere Pflanzenwelt als in der Umgebung. Eine besonders interessante Erscheinung dieses Gebietes ist der Wasserfall von Ahbach Er ist zu erreichen, wenn man von dem durch die Kalkindustrie gekennzeichneten Ort Ahütte dem Ahbach nach Süden folgt. Unmittelbar unter der Eisenbahnlinie führt der Weg an der Ruine Dreimühlen vorbei. Auch von der romantischen Nohner Mühle aus erreicht man den Wasserfall, wenn man dem Ahbach folgt.

Den langen Bogen um einen Umlaufberg unter der Nohner Mühle kürzt der Weg genauso ab, wie es Teile des Baches tun. Dort erleben wir ein Charakteristikum dieses Gebietes. Der Bach versickert bei geringer Wasserführung in dem zerklüfteten Kalkgestein und tritt nördlich des Umlaufberges wieder hervor. Mit häßlichen Betonschalen hat man den Ahbach in sein Bett zu zwingen versucht. Aber ein Teil des Wassers findet immer wieder den näheren Weg.

Die Wasserdurchlässigkeit des Kalkgesteines kann aber auch bei geeigneten Formationen einen unterirdischen Stau verursachen. An der Westseite des Ahbaches befindet sich eine derartige Ansammlung von Karstwasser, das an der als Naturdenkmal geschützten „Marmorwand" des Dreimüllerwaldes einen Überlauf hat. In mehreren Quelltöpfen tritt das Wasser zu Tage und hat früher in ganzer Breite den Hang zum Ahbach überrieselt.

Seit dem Bau der Eisenbahn ist der Wasserabfluß zusammengefaßt worden und bildet einen Wasserfall. In dem zerstäubenden Wasser entstand eine üppige Moosflora. Durch den Kohlesäuregehalt ist in dem Wasser aber ein hoher Kalkanteil gelöst. Das herunterrieselnde Wasser verdunstete zu einem Teil und der Kalk hüllt das Moos mit einem Steinmantel ein. Dieser Vorgang setzt sich fort, so lange die Bedingungen gleich bleiben. Mit dem Wasserfall wuchs allmählich ein Kalktuffstem gegen den Ahbach mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 17 cm pro Jahr.

In der letzten Zeit hat aber das Wasser auf dem Tuffstein ein Bett gebildet, so daß es ziemlich zusammengefaßt über die vordere Kante herunterfällt. Das ist als Wasserfall wohl etwas eindrucksvoller, aber die Sinterbildung, die nur durch rieselndes oder sprühendes Wasser verursacht wird, hat an den Seiten des Tuffsteines aufgehört. Der Stern wachst nur noch flacher und spitzer nach vorn die Hohe des Wasserfalls wird in Zukunft allmählich geringer Es ist auch ein Überhang entstanden der die Stabilität der Spitze bedrohen kann.

 Ein Weg zu diesem wachsenden Wasser fall lohnt sich immer Sei es im Sommer, wenn über der üppigen Kalkflora des Ahbachs im sprühenden Wasser die Farben des Regenbogens zu erblicken sind oder sei es im Winter, wenn Eiszapfen bis zu 2 m Lange das Ganze in ein Winterrmärchen verwandeln

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