Anno dazumal

Mathilde Zillessen

 

Da liegt er vor mir, der „Kuranzeiger für Daun" mit amtlicher Fremdenliste, die Nr. l, Daun, Samstag, den 12. Juli 1919.

Als er zum ersten Mal erschien, rannte man eiligst zum Verlag, um ein Exemplar — vielleicht das letzte — zu ergattern, denn es war vorauszusehen, daß die ganze Auflage im Nu vergriffen sein würde. Es war ja äußerst interessant zu erfahren, wer sich in der damals kleinen Kurstadt aufhielt und in welchem Hotel die Gäste abgestiegen waren. Der Kuranzeiger erschien wöchentlich und zwar „jeden Samstag während der Saison" (wie es im Vorwort hieß.) Die geehrten Fremden wurden um gefl. deutliche Angabe des Namens und Standes ersucht, da nur dadurch die Herstellung einer richtigen Liste möglich gemacht würde." (In der nachstehenden Fremdenliste habe ich mich der damaligen Rechtschreibung bedient und auch der angegebenen Titel der Kurgäste).

(d. Verf.)

Da tummelten sich nun in der Liste: der Major aus Chicago, der Lehrer aus Palzem, der Brennerei-Besitzer aus Trier, der Büro-Vorsteher aus Cöln, der Doktor aus Aachen, die Frau Zollrat aus Aachen, das Fräulein Oberlehrerin aus Godesberg, die Frau Bankdirektor, die Buchhalterin, der Rechtsanwalt, der Kreisbaumeister, der Metzgermeister, der Assessor, die Freiin und der Freiherr v. S., der Construkteür, der Kapitän, der Photograph, der Häusermakler, der Aufseher, der Dekorateur, die Frau Baurat, der Direktionsinspektor (von welcher Direktion?), der Chemiker, der Eisenbahn-Präsident, der Zahnarzt, der Zeitungsverleger, der Notar, der Uhrmacher, der Viehhändler, das Kinderfräulein, der Professor, die Frau Dickmeis und die Frau Langohr, der Gymnasiast, der Rechner i. R. (was rechnete er wohl, als er noch tätig war?) .Der Ober-Staats-Apotheker, der Färberei-Besitzer, der Dreher, der Kaplan, die Hebamme, der Weinreisende, der Dechant, der Dentist, der Plakatmaler, der Vorarbeiter, der Offizier.

Die bunte Reihe ließe sich noch fortsetzen, denn in jeder neuen Wochenausgabe des Kuranzeigers erschienen Namen von neu eingetroffenen Kurgästen.

Im Kur-Anzeiger wurde seitens der Bevölkerung fleißig inseriert. Mit Sicherheit klingelten oft die Ladenkassen in den zahlreichen Geschäften der Kurstadt.

Auch sonstige Begebenheiten konnte man im Kuranzeiger lesen, z. B. daß die erste Visitation der Pfarrei Strohn im Jahre 1777 stattfand. Der damalige Pfarrer mußte ein bescheidener Herr gewesen sein. Er bekam als Bezahlung in jedem Jahr den „Zehnten", der im Jahre 1777 betrug: 3 Malter Korn, im 2. Jahr 3 Malter Hafer und im dritten Jahr noch ein Bürgerlos Holz.

Als die Saison in Daun zu Ende ging, verabschiedete sich der Kuranzeiger sehr herzlich von seinen Kurgästen mit dem Versprechen, im nächsten Jahr größer geworden zu sein und zwar um 4 Seiten. Auch würde er bereits im Mai erscheinen. Eine liebevolle Mahnung war noch hinzugefügt, unter anderem mit folgenden Worten: „Es gab eine Zeit in unserem Lande, da der eine achtlos am anderen vorbeilief ohne zu denken und zu fragen, wie es um die Mitwelt stehe", und: „Sie haben unsere Bauern gesehen, die nicht nur Speck und Butter produzieren können, sondern harte Arbeiten leisten müssen. Ein versöhnlicher Ausgleich zwischen Stadt und Land tut bitter not. Erzählen Sie einmal in den Städten von dem harten Frondienst unserer Eifelbauern, dann steht zu erwarten, daß man sich beiderseits verstehen und achten lernt." Der Abschiedsgruß war unterzeichnet mit „H. B.". Wer war H. B.? Die Verfasserin weiß es leider nicht.

Schannat-Bärsch, Eiflia illustrata. 2. Bd. 1. Abt. Aachen u. Leipzig 1829. —- Schaus, Stadtrechtsorte und Flecken im Reg.-Bez. Trier. Trier 1958. —- Siebmacher, Großes und allgemeines Wappenbuch. Bd. V. NF. II. Nürnberg 1961. — Strasser, Genealogischheraldische Sammlung über den Adel in der Eitel und in Luxemburg. Stadtarchiv Trier. — Ders., Wappengruppen in Luxemburg und in der Eitel. Publ. de la Sect. Histor. de l'lnst. G.-D. de Lux. LIX/1919. — Wackenbroder, Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun. Düsseldorf 1928 — J. Hillesheim, Archiv für sippenkundliche Mitteilungen aus dem Sippenverband Hillesheim. 1937—41.