Mit Pinsel und Palette durch die Eifel

Paul Hobel

Abseits der Hauptstraßen, vier Kilometer nordostwärts von Hillesheim im nördlichen Kreis Daun, liegt an der Ahrtaleisenbahn der Luftkurort Kerpen, überragt von der Burg gleichen Namens. Weithin sichtbar schaut ihr 23 Meter hoher Turm über das Eifelland, einer der ältesten heute noch erhaltenen kantigen und mit Zinnen bewehrten Wachttürme. Ihre Gründung geht auf das zwölfte Jahrhundert zurück. Auf dem südlichen Ausläufer des Hönberges bauten die Herren von Kirpina — auch Grafen von Carpina genannt — die Burg mit Mauern bis zu drei Metern Dicke.

Oft wechselten die Besitzer und Geschlechter auf der Burg, zu oft, um in diesem Zusammenhang darüber zu berichten. Wie viele andere, so wurde auch die Kerpener Burg im Jahre 1803 zum Allgemeingut erklärt und auf Abbruch an eine Familie Gottlieb aus Dollendorf verkauft. Durch den Architekten Duen aus Köln 1900 wieder wohnbar gemacht, ging sie 1907 in den Besitz des Gastwirts Manstein aus Kerpen über, der hier eine Sommerfrische für seine Gäste errichtete. Auf Anraten des Landrats von Daun verkaufte dieser 1911 die Burg an den bekannten Maler der Eifel und der Mosel, Professor Fritz von Wille, der sie bis zu seinem Tode im Jahre 1941 mit seiner Frau Guste, geborene Schneider, bewohnte.

Fritz von Wille wurde am 21. April 1860 in Weimar geboren. Als Kind bereits kam er mit seinen Eltern nach Düsseldorf, wo er auch später die Kunstakademie besuchte. Aber zuerst sollte es gar nicht so aussehen. Denn der Sohn eines Malers, der als Landschafter und romantischer Schilderer rheinischer Burgen und Klöster anerkannt war, und einer Tiermalerin, die mit Vorliebe Hunde malte, wollte zuerst gar nicht in die Spuren seiner Eltern treten, sondern ging in das Kadettenkorps um Offizier zu werden. Danach trieb es ihn doch zur Kunst und er trat in die Düsseldorfer Kunstakademie ein. Dort besuchte er nur die zwei unteren, der zeichnerischen Vorbildung gewidmeten Klassen. Danach stand sein Weg für ihn fest, doch es war ein weiter Weg . .. Zuerst war er ein Suchender, einer, der auf eigenen Füßen den Weg zur Malerei bestritt. Im Laufe der Jahre erkannte er in der Eifel den richtigen Boden für seine Schaffenskraft und hier wird er der Nachfolger K. F. Lessings. Die Bilder Willes kennzeichnen die Eifellandschaft in ihrer unausschöpfbaren Mannigfaltigkeit. Er hat es wie kein anderer verstanden, sie in ihrer Lebendigkeit und Farbenkraft festzuhalten. Von Kerpen aus ging mit Skizzen und Gemälden sein Lob der Eifel in die Welt hinaus: Braungedörrte Kuppen; Wälder, die sich vor dem Winter zusammenducken; dunkler, schemenhafter Spuk im Wacholder; unvergleichlicher Farbenrausch des Sommers, wenn der rote Mohn an Hängen und Wegen blüht!

Den Zauber der Romantik strahlt wohl am liebenswürdigsten das einmalige Motiv von Manderscheid aus; ein eigenartiges Wechselspiel der Stimmungen enthält sein Bild der Burg von Kerpen, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Durch seine Gemälde hat er die Liebe zu der von ihm immer wieder in ihrer Eigenart und Schönheit dargestellten Natur ungemein gefördert, und bei Zahllosen überhaupt erst ein richtiges Verständnis für die Eifel- und Mosellandschaft erweckt! Seine Originalgemälde sind heute im Besitz zahlreicher Privaten, auch in der Nationalgalerie hat eines seiner Werke einen Platz gefunden. Eine seiner schönsten Sammlungen ziert die Eingangshalle des neuen Landratsamtes in Daun.

Fritz von Willes Werke sind mit Liebe zur Kunst und zur Landschaft gemalt. Sein schöpferisches Lebenswerk ist heute nicht mehr aus der Gedankenwelt aller Freunde der Eifel und Mosel hinwegzudenken!

Nach dem Tode Willes und seiner Frau im Jahre 1941 wurden beide auf dem Kerpener Burgberg in dem von ihm selbst errichteten Familienmausoleum zur letzten Ruhe gebettet. Auf der Bergkuppe finden wir einen vier Meter hohen Basaltfindling mit Inschrift, ein schlankes Denkmal aus Urgestein, das den Namen des Eifelmalers wie seine Werke in Erinnerung hält.

Burg Kerpen, Gemälde v. Professor Fritz von Wille

Die Erben des Professors verkauften 1942 die Burg an die DEMAG in Duisburg, die hier ein Erholungs- und Schulungsheim für die Jugend des Werkes einrichtete. 1968 übernahm der Landkreis Grevenbroich die Burg als Schullandheim und Seminarstätte für Jugend und Erwachsene,