Die Vulkanbombe am Wartgesberg

Dr. Irmund Wenzel

 

Vulkanische Erscheinungen haben das Landschaftsbild im Kreis Daun im besonders starken Maße geprägt. Der südlichste Vulkan ist der Wartgesberg, der mit seiner markanten Form 80 m die flachwellige Umgebung bei Strohn überragt. Zu seinen Füßen hat sich der Alfbach tief eingeschnitten. Er besteht aus mehreren zum Teil eng zusammengewachsenen Schichtvulkanen. Bei der Entstehung der Schichtvulkane ist zunächst nach einem Durchbruch vulkanischer Gase mit relativ geringer Energie staubförmiges bis feinkörniges Material an die Erdoberfläche befördert und dort abgelagert worden. Nachdem der Weg freigelegt war, verstärkte sich die Gasbildung in dem tiefergelegenen Magma. Ausbrüche wurden heftiger, erreichten schließlich einen Höhepunkt und klangen in dem Maße ab, wie die vulkanische Energie sich erschöpfte. Dadurch ist der schichtförmige Aufbau der Vulkane entstanden. Dieser schematische Aufbau ist natürlich kaum noch zu erkennen, wenn am Wartgesberg auf so engem Raum mehrere Schichtvulkane sich in den verschiedenen Phasen gegenseitig beeinflußten. Interessante geologische Bildungen sind die Folge. In der Wand eines Lavabruches unmittelbar an der Straße von Strohn nach Strotzbüsch fallen dabei zahlreiche kugelartige Gebilde auf, die sich von dem porösen Lavamaterial durch eine härtere Oberfläche unterscheiden. Man spricht hier von Vulkanbomben. Das eindrucksvollste Exemplar dieser Bomben liegt allerdings auf dem Boden des Steinbruchs. Es hatte sich durch eine Sprengung von der Wand gelöst und ist dorthin gerollt, wo man es heute noch bewundern kann. Bei einem Durchmesser von etwa 5 m hat diese Kugel ein Volumen von mehr als 25 m3, das Gewicht dürfte fast 100 t erreichen. Auch bei den ungeheuren Kräften, die der Vulkanismus entwickelt, kann man nicht annehmen, daß eine Kugel mit einem derartigen Gewicht weit geflogen ist.

Das geologische Landesamt deutet die Entstehung dieser Vulkanbombe aus der sehr ungleichmäßigen Tätigkeit des Vulkanes: Zeiten eines relativ ruhigen Ausfließens von Basaltmagma, die ja das Alftal zum Teil ausgefüllt hat, wechseln ab mit Zeiten heftiger Eruption, wobei ein sehr gasreiches Magma gefördert wurde. Diesen Eruptionen entstammen die dicken Lagen der sehr porösen Krotzenlava und der Schweißschlacken, die auch deutliche Fließstrukturen erkennen lassen. Bei der heftigen Eruptionstätigkeit wird sich der Schlot des Vulkanes nicht immer wieder neue Wege gesucht haben, sondern er behielt den gleichen Weg bei. Dabei können auch geringe Teile des Kraterrandes weggerissen werden. Basaltgestein, das schon erkaltet war, ist wieder in den Schlot, d. h. in das glühende Magma zurückgefallen. So wird auch diese Basaltbombe als Stück einer älteren Basaltdecke erneut angeschmolzen worden sein und nach längerem Aufenthalt in dem Magma ihre runde Gestalt bekommen haben. Der Aufbau zersprungener kleinerer Basaltbomben zeigt eine schalenartige Struktur. Das deutet darauf hin, daß von außen her nochmals eine sehr starke Hitze eingewirkt haben muß. Bei einer späteren, sehr heftigen Eruption ist dann die Kugel mit dem Schweißschlackenstrom aus dem Schlot ausgeflossen. Aber auch Lavafetzen, die regelrecht herausgeschleudert wurden und einen weiten Weg durch die Luft zurückgelegt haben, finden sich in der Grube. Man erkennt diese daran, daß sich die zähflüssige Lava zu Fäden ausgezogen und umeinander gewickelt hat.

Dieses interessante Dokument des Eifelvulkanismus ist wegen seiner ungewöhnlichen Größe als Naturdenkmal sichergestellt worden. Herr Keller, der Besitzer des Bruches, hat sich damit einverstanden erklärt, daß diese Vulkanbombe an Ort und Stelle verbleibt, da ein weiterer Transport wohl nicht durchzuführen ist.