Die warme Mineralquelle von Strotzbüsch

Dr. Karl Ernst Heyl

Im Tal des Ueßbachs, der auf längere Erstreckung die Ostgrenze des Kreises Daun bildet, entspringt etwa 150 m nördlich der Strotzbüscher Mühle eine Mineralquelle (TK 25 Bl. 5807 Gillenfeld, R 2570100 H 5552 780). Über ihre Entdeckung und Nutzung ist wenig überliefert, obwohl die bereits den Römern bekannten warmen Glaubersalzquellen von Bad Bertrich in nur 5 km Entfernung liegen. Da das ursprünglich mitten im Bachbett austretende Mineralwasser eine Temperatur von 19,5° C besitzt, wird es, besonders in harten Wintern, ein Zufrieren des Bachs verhindert und sich durch Dunstbildung weithin bemerkbar gemacht haben.

Aus einem geologischen Gutachten (QUI-RING, 1939) geht hervor, daß die Quelle im Jahre 1938 3—4 m unter dem Wasserspiegel der Ueß mit einer Stahlglocke gefaßt wurde, aus der durch ein Steigrohr 42 l/min Mineralwasser frei überliefen. Als das Stahlrohr später abbrach, ersetzte man es durch ein Kunststoffrohr, wodurch aber ein Vermischen mit dem Bachwasser nicht verhindert werden konnte. Daher entschloß man sich, durch eine 1969 ausgeführte Bohrung von 6,20 m Tiefe die Quelle neu zu fassen.

Nach den Begriffsbestimmungen für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen besitzt die Mineralquelle von Strotzbüsch ein Natrium-Hydrogenkarbonat-Chlorid-Wasser mit einem Gesamtlösungsinhalt von über 4 g/kg. Bei den Fassungsarbeiten konnten ständig auftretende Gasperlen beobachtet werden; dem Geschmack nach handelt es sich ebenfalls um einen Säuerling (frdl. Mitteilung von Ltd. Reg. Dir. Dr. Geib). Damit unterscheidet sich dieses Wasser eindeutig von dem der Bad Bertricher Heilquellen, die als Natrium-Hydrogenkarbonat-Sulfat-Thermen zu bezeichnen sind. Die geologisch-tektonischen, die hydrogeologischen und hydrochemischen Verhältnisse wurden in den letzten Jahren in Zusammenhang mit der Neuabgrenzung eines Heilquellenschutzgebietes und der Angabe von Ansatzpunkten von Neubohrungen für Bad Bertrich bzw. der Herkunftsdeutung von Calciumsulfat-Vorkommen in der benachbarten Wittlicher Rotliegendsenke intensiv untersucht.

 

Antonius-Brunnen an der Strotzbüscher Mühle

 

Den tieferen Untergrund des Ueßbachtales bilden gepflasterte und gebänderte Ton- und Siltsteine mit Sandstein- und Quarzitlagen, die altersmäßig in den Grenzbereich Singhofen-Gruppe/Vallendarer Gruppe des Unterems, einer Stufe der Unterdevonzeit, zu stellen sind. Die als Meeressedimente ursprünglich horizontal abgelagerten Schichten wurden in der Karbonzeit durch gebirgsbildende Kräfte in weitreichende, von Südwest nach Nordost verlaufende Sattel- und Muldenzüge gefaltet, dabei geschiefert, verklüftet und entlang von Verwerfungsflächen gegeneinander verstellt. Während aus dem Erdmittelalter keine Ablagerungen vorhanden sind, hinterließ ein im Eiszeitalter (Pleistozän) tätiger Vulkanismus zahlreiche Zeugnisse in der Umgebung von Bad Bertrich und Strotzbüsch in Form von Basaltlaven, -schlacken und -tuffen. Der Raum um Bad Bertrich bildet dabei den südlichsten Bereich einer von Or-mont nach Südosten verlaufenden etwa 50 km langen Bruchlinie, auf der die vulkanischen Erscheinungen (Gesteine, Mineralquellen) von Gerolstein, Daun, Gillenfeld und Strohn liegen. Nachdem auch am Südostufer des Immerather Maares eine Mineralquelle entdeckt und verquarzte Kluftzonen in NW-SE-Richtung durch tektonische Untersuchungen nachgewiesen wurden, sah man vor allem in den Querstörungen bzw. an ihren Kreuzungsstellen mit streichenden Verwerfungsflächen, bevorzugte Wander- und Austrittsstellen für die Mineralwässer. Demgegenüber verstärkt sich aufgrund hydrochemischer Erkenntnisse und Überlegungen die Ansicht, daß die in den Quellen vorhandenen Minerale zum Teil zugewandert sind, und zwar auf Längsklüften und Störungen, die in Schichtstreichen verlaufen. So wurde ein dem Heilwasser von Bad Bertrich gleichendes Mineralwasser durch eine Bohrung im Ortsteil Sevenich der Gemeinde Münstermaifeld erschlossen, das allerdings eine Temperatur von nur 10,7° C aufwies. Sevenich liegt etwa 30 km nordöstlich von Bad Bertrich.

Das Siebenbachtal

Der nicht ganz auszuschließende Gedanke, daß eine fehlerhafte Analyse bzw. die Vermischung mit Oberflächenwasser eine andere Zusammensetzung des Strotzbüscher Mineralwassers gegenüber dem Bad Bert-richer Heilwasser ergeben haben könnten, wurde 1972 durch die Erschließung von Mineralwasser am Sprinker Maar auf der Gemarkung Strohn (TK 25 Bl. 5807 Gillenfeld, R 2567280 H 5552080) widerlegt. Denn das dort angetroffene Wasser ähnelt demjenigen von Strotzbüsch sehr stark; der Austritt liegt knapp 3 km westsüdwestlich, also in Streichrichtung der Schichten, von Strotzbüsch. Leider wurde die Temperatur des Wassers aus dem inzwischen aufgegebenen Bohrloch nicht gemessen.

Analysenergebnisse von Mineralwässern aus

 

Strotzbüsch

Stohn

Bad  Bertrich

Sevenich

mg/l

mval %

mg/l

mval %

mg/l

mval %

mg/l

mval %

Na+

1224

92,7

1437,2*)

84,5

601

82,9

443

74,7

K+

0,8*)

14,2

1,1

10

1,0

NH4+

n. n.

10

0,8

0,35

Mg+ +

34,8

5,0

109,9

12,2

30,5

8,0

43,8

13,9

Ca+ +

33,4

2,9

36,4

2,5

49

7,9

56

10,9

Fe+ +

0,3

0,65

0,84

1,14

0,1

Mn+

0,05

0,22

Cl

822,6

40,2

820

37,2

138,5

12,4

58

6,5

NO2

n. n.

n. n.

2,0

0,1

n. n.

NO3

n. n.

< 2

n. n.

SO4

345

12,4

124,3

3,5

628

41,5

821

58,0

HC03

1671

47,4

2928

65,7

885

46,0

653

36,4

HPO4

0,2

Summe der diss. Stoffe

4131

5473

2351

2086

CO2 fre

190

60,5

80

CO2 aggr.

n. n.

O2

n. n.

H2SiO3

64

64

Abdampf Rückst.

3275

1715

GH (°dH)

12,8

30,4

13,8

17,9

KH (°dH)

76,7

134,4*)

40,6

30,0

NKH (°dH)

pH

8

7,38

7,1

7,9

Temp.

19,5

32,1

10,7

Datum Analytiker

13.8.1937

Ch. Unt. Amt

Koblenz

7.11.1972

Dr. Schilling

Wiesbaden

25.11.1955

FRESENIUS

Wiesbaden

19.71967

Landesamt für Gew. Kd.

Mainz

*) errechnet

Schließlich haben Untersuchungen der Schwefelisotopenverhältnisse in den Sulfaten der Mineralwässer von Bad Bertrich und Sevenich gezeigt, daß die Herkunft der Sulfate auf permische Evaporite, wie sie auch in der Wittlicher Senke, z. B. im Raum Bengel-Kinderbeuren, vorhanden sind, zurückgeführt werden kann. Diese Innensenke des Rheinischen Schiefergebirges liegt südlich bzw. südwestlich von den genannten Heil-und Mineralquellen.

Die in der Tabelle aufgeführten Analysen sollen die hydrochemischen Zusammenhänge zwischen den Mineralquellen von Bad Bertrich und Sevenich einerseits bzw. Strotzbüsch und Strohn andererseits verdeutlichen.

Schriften:

DILLMANN, W. & KRAUTER, E. (1972): Beziehungen zwischen Tektonik, Vulkanismus und den warmen Quellen von Bad Bertrich (Eifel, Rheinisches Schiefergebirge). — Mainzer geowiss. Mitt., 1, S. 48—58, 3 Abb., Mainz.

HEYL, K. E. (1972): Weitere Vorkommen von Sulfatwässern in der Wittlicher Rotliegend-Senke (Südwesteifel. — Notizbl. hess. Landesamt Bodenforsch., 98, S. 234—248, 3 Abb., 1 Tab., Wiesbaden. HEYL, K. E., NIELSEN, H. & RAMBOW, D. (1972):

Zur S-lsotopenverteilung im Sulfatschwefel von Mineralwässern aus dem Moselgebiet, dem Mainzer Becken, dem westlichen Oberrheingraben und dem Nahegebiet. — Notizbl. hess. Landesamt Bodenforsch., 98 ,S. 249—254, 1 Taf., Wiesbaden.

QUIRING, H. (1939): Gutachten der Reichsstelle für Bodenforschung vom 4. Aug. 1939 über eine tiefere Fassung (Erbohrung) der Mineralquelle Strotzbüsch. — Unveröff., Archiv 5807/34 des Geol. Landesamtes Rheinland-Pfalz, Mainz.

WEILER, H. (1972): Gutachten des Geologischen Landesamtes Rheinland-Pfalz vom 30. Juli 1970 über die Möglichkeiten, weitere Grundwasservorkommen für das Kreiswasserwerk Cochem-Zell im Raum Strohn zu erschließen. — Unveröff., Archiv 5807/5907/34 des Geol. Landesamtes Rheinland-Pfalz, Mainz.

Begriffsbestimmungen für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen (1972). Herausgegeben vom Deutschen Bäderverband e. V. (Bonn) und vom Deutschen Fremdenverkehrsverband e. V. (Frankfurt/M.).