Kreis Daun -

Feriengebiet, von der Natur geschaffen,

für den Menschen gestaltet

 

Josef Saxler und Alfons Diewald

 

Die Vulkaneifel, von den Ballungsgebieten Rhein/Ruhr, Saar und Main umgeben, hat bei den Erholungssuchenden jahrzehntelang eine untergeordnete Rolle bei der Wahl der Urlaubsziele gespielt. Dabei bot sich die Eitel schon immer aufgrund der natürlichen Gegebenheiten geradezu als Ausflugsgebiet an. In einem Umkreis von 130 km wohnen ca. 20 Mill. Menschen. Die Bewohner dieses Raumes fuhren jedoch weitgehend an der Eitel vorbei, um andere Urlaubsgebiete aufzusuchen. Der Grund hierfür ist vor allem wohl darin zu suchen, daß früher wichtige Einrichtungen des Fremdenverkehrs fehlten. Von der Schönheit der Landschaft allein wurden nur relativ wenige Urlaubsgäste angezogen. Gemeinden, Verbandsgemeinden und Kreis haben diese Situation erkannt und bauen seit Jahren entsprechend den finanziellen Möglichkeiten zielstrebig ihre Fremdenverkehrseinrichtungen aus. Die Einmaligkeit der Eifellandschaft, das gesunde Reizklima und die reine Luft sind zusammen mit den modernen Fremdenverkehrseinrichtungen und einer guten Hotelerie/Gastronomie die wichtigsten Faktoren, um die Eitel als Erholungsgebiet attraktiv zu machen.

Inzwischen kann der Kreis Daun 4 Hallenschwimmbäder (Daun, Gerolstein, Jünkerath, Hillesheim) und 7 Freibäder aufweisen. Die Freibäder in Gerolstein, Stadtkyll und Kelberg sind beheizbar. Das Badeangebot wurde durch 7 hoteleigene Hallenschwimmbäder ergänzt. Weitere Hotelhallenbäder sind im Bau oder in der Planung. In Daun konnte im vergangenen Jahre das Kneipp-Badehaus nach einer umfassenden Modernisierung wieder eröffnet werden. Damit steht jetzt in Daun ein Kurmittelhaus zur Verfügung, das neuesten medizinischen Erkenntnissen und Behandlungsmethoden auf dem Gebiete der Kneipp-Therapie angepaßt ist. 27 Orte haben die Anerkennung als Fremdenverkehrsgemeinden erhalten. Dies sind die Gemeinden Birresborn, Daun, Darscheid, Densborn, Deudesfeld, Dockweiler, Feusdorf, Gerolstein, Gillenfeld, Hillesheim, Jünkerath, Kelberg, Kerpen, Lissendorf, Mehren, Meisburg, Müllenborn, Mürlenbach, Neroth, Niederstadtfeld, Pelm, Reuth, Schalkenmehren, Schutz, Stadtkyll, Üdersdorf und Üxheim. Von diesen Orten ist die Stadt Daun als Luft- und Kneipp-Kurort und die Gemeinde Stadtkyll als Luftkurort anerkannt. Zur Zeit läuft das Anerkennungsverfahren für die Stadt Daun als heilklimatischer Kurort und für die Gemeinde Kelberg als Luftkurort.

Um ein Fremdenverkehrsgebiet attraktiv zu machen, ist es sehr wichtig, Schwerpunkte innerhalb der touristischen Gesamtkonzeption zu bilden. Ein wichtiger Schritt in dieser Richtung begann mit dem Ausbau der Deutschen Wildstraße. Die zur Zeit bestehenden Wildparke innerhalb der Deutschen Wildstraße ziehen heute bereits jedes Jahr zehntausende von Besuchern an. Diese Besucherzahlen und die Kritiken der Experten bestätigen, daß hier der richtige Weg beschritten wurde. Im Gegensatz zu den Safariparks mit afrikanischen Tieren werden in den Parks der Deutschen Wildstraße nur Wildarten gehalten, die in Europa beheimatet sind oder früher einmal in Europa beheimatet waren. Die Besucher sind immer wieder von der Größe dieser Parks beeindruckt. Durch den Hirsch- und Saupark Daun führt eine 12 km lange Auto-Wander-Straße. Die Besucher können das Wild so ohne trennende Zäune beobachten. Der Adler- und Falkenhof Kasselburg bei Gerolstein/Pelm wird im Jahre 1974 um weitere Tierarten angereichert. Der dritte Park der Deutschen Wildstraße ist der Bärenpark in Gondorf/Kreis Bitburg-Prüm.

Hirsch und Sauen im Wildgroßpark Daun an der Deutschen Wildstraße

Ein weiteres bedeutendes Vorhaben ist der oberhalb von Kronenburg im Bau befindliche Stausee. Hier wird die Kyll durch einen 17m hohen Damm aufgestaut, so daß eine Wasserfläche von ca. 20 ha entsteht. An diesem See wird eine Vielzahl von Fremdenverkehrseinrichtungen geschaffen. Nach Verwirklichung aller Pläne wird der Kronenburger See ein überregionaler Anziehungspunkt innerhalb des Erholungsgebietes „Oberes Kylltal" sein. Der Kronenburger See erstreckt sich über die Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen hinweg und ist ein gemeinsames Projekt zwischen den Landkreisen Euskirchen und Daun sowie der Verbandsgemeinde Obere Kyll und der Gemeinde Dahlem.

Südlich von Daun sind die Maare besondere Anziehungspunkte für zahlreiche Besucher. Die Kraterseen vulkanischen Ursprungs haben die Vulkaneifel in weiten Bevölkerungskreisen bekanntgemacht. Gerade bei den Maaren kommt es darauf an, ihre natürliche Schönheit zu erhalten und gleichzeitig die Erholungsfunktion für den Urlaubsgast zu verstärken.

Schalkenmehrener Maar

Die Erhaltung der Naturlandschaft ist überhaupt für eine weitere Entwicklung des Fremdenverkehrs unerläßlich. Die öffentlichen Stellen tragen hier eine große Verantwortung. Insbesondere bei der Ansiedlung von Industrie müssen durch planvolles Handeln Interessenkonflikte vermieden werden. Die zur Schaffung neuer Arbeitsplätze notwendige Industrialisierung steht nicht von vornherein in einem Gegensatz zu den Aufgaben des Fremdenverkehrs. Bisher konnten derartige Konflikte weitgehend vermieden werden, da nur umweltfreundliche Industrien angesiedelt wurden. Ferner sind die Industriebetriebe so plaziert, daß sie für die Landschaft und den Fremdenverkehr keine Beeinträchtigung darstellen. Diese Konzeption wird auch bei künftigen Industrieansiedlungen beachtet werden.

Bei der Erhaltung des Landschaftscharakters kommt der Land- und Forstwirtschaft eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. Die intensive Bewirtschaftung der Äcker, Wiesen und Wälder verhindert ein Verwildern und Versumpfen weiter Landstriche. Insofern sollte auch die Erhaltung und Förderung der nebenerwerblichen Landwirtschaft besonderes Augenmerk finden. Es ist zu hoffen, daß kostspielige Landschaftspflegemaßnahmen nur in Ausnahmefällen notwendig werden. Im Bereich der Forstwirtschaft ist festzustellen, daß sich der Laubwald- und Mischwaldanteil laufend verringert. Hier sollten seitens aller Verantwortlichen Überlegungen angestellt werden, wie dieser, für den Fremdenverkehr langfristig ungünstigen Entwicklung, mit kostenmäßig vertretbaren Maßnahmen begegnet werden kann.

Die Vorteile des Fremdenverkehrs kommen nicht zuletzt auch der Landwirtschaft zugute. Viele landwirtschaftliche Betriebe haben sich darauf eingestellt, Feriengäste zu beherbergen. Auf diese Weise konnten zahlreiche Landwirte ihr Einkommen in der Vergangenheit zum Teil erheblich verbessern. Bei den Feriengästen erfreut sich die Aktion „Ferien auf dem Bauernhof" großer Beliebtheit. Gerade für Familien mit Kindern sind die Angebote der Bauernhöfe sehr verlockend. Hier können die Kinder auch ohne die in Großstädten üblichen Beschränkungen nach Herzenslust spielen. Haustiere, die sie vielleicht nur vom Fernsehen oder aus Büchern kennen, können sie aus nächster Nähe beobachten. Darüber hinaus ist dieses Vergnügen meist wesentlich billiger als ein Aufenthalt in den Zentren des Massentourismus, der für die Kinder oft ohnehin alles andere als Erholung ist. Bisher war als Förderungsgebiet „Ferien auf dem Bauernhof" lediglich die Verbandsgemeinde Kelberg anerkannt. Die Kreisverwaltung hat beim Landwirtschaftsministerium die Einbeziehung des gesamten Kreisgebietes in dieses Förderungsprogramm ab 1974 erreicht.

Neben der allgemeinen Infrastruktur bestimmt eine gut ausgebaute Hotelerie und Gastronomie die Qualität eines Erholungsgebietes. Besonders in den letzten Jahren ist auf diesem Gebiet eine beachtliche private Initiative festzustellen. Das Angebot an Unterkunftsmöglichkeiten aller Art ist umfangreich und breit gefächert. Hier findet der Urlauber sowohl den preisgünstigen Gasthof als auch das Hotel für gehobene Ansprüche. Zahlreiche Betriebe haben sich auf die Bewirtung des Tages- und Wochenendausflüglers sowie von Reisegruppen eingestellt. Um dem Gast den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, ist ein breites Angebot zur Freizeitgestaltung und Unterhaltung unbedingt erforderlich. Hier sollte ein besonderes Augenmerk auf Einrichtungen zur Gestaltung des Aktiv-Urlaubs gelegt werden. Auf dem Gebiet der sogenannten „Inneren Werbung" oder Gästebetreuung wurde bei uns bereits vieles getan. Als Nachteil im Vergleich zu den Fremdenverkehrsgebieten der Alpen macht sich dabei das Fehlen einer attraktiven volkstümlichen Tradition bemerkbar. So fehlen bei uns althergebrachte Trachten und für die Eifel typische Volkslieder. Es ist bezeichnend, daß für Heimatfeste und dergleichen in der Eifel oft Tanzkapellen aus Bayern verpflichtet werden. In der Eifel selbst haben sich keine bekannten Gruppen gebildet, weil sie nicht auf eine Tradition zurückgreifen konnten.

Um die Attraktivität der Vulkaneifel weiter zu steigern, sind gute Verkehrsverbindungen zu den Ballungsgebieten unbedingt erforderlich. Der geplanten Autobahn Mehren-Tondorf-Köln kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. Eine wesentliche Verbesserung der autobahnmäßigen Erschließung hat die Eifelautobahn (A 74) gebracht. Nachdem die linksrheinische Autobahn (A 14) von Bassenheim in südlicher Richtung fertiggestellt ist, kann die Vulkaneifel mit einem verstärkten Gästezustrom aus dem Rhein/ Main-Gebiet rechnen.

Von den wirtschaftlichen Auswirkungen des Fremdenverkehrs profitieren nicht nur die Fremdenverkehrsbetriebe, Sie sind nur die direkten Nutznießer. Der mit den Feriengästen kommende Geldstrom fließt in weite Kanäle der gesamten Wirtschaft und ist letztlich nicht meßbar. Beinahe alle Geschäftsund Handwerksbetriebe — von der Autowerkstatt bis zum Zahnarzt — sind die stillen Teilhaber am Fremdenverkehr. Der Fremdenverkehr trägt entscheidend zum Wohlstand aller Bürger innerhalb eines Fremdenverkehrsgebietes bei.

Unter diesem Aspekt sollten die Bürger auch jeden einzelnen Feriengast betrachten. Der Feriengast soll das Gefühl haben, daß er hier ein gern gesehener und willkommener Gast ist. Die Gastfreundschaft soll sich dabei nicht auf die Fremdenverkehrsbetriebe beschränken. Sie soll überall anzutreffen sein — bei dem Schulkind, das den Weg weist, ebenso wie bei dem Bankangestellten, der das Geld in eine andere Währung umtauscht. Der Gast, der Anschluß und vielleicht neue Freunde in der Bevölkerung gefunden hat, wird sich seines Urlaubs gerne erinnern und bestimmt irgendwann wiederkommen. In der Zukunft wird es entscheidend darauf ankommen, die vorhandenen Fremdenverkehrseinrichtungen weiter auszubauen und den jeweiligen Erfordernissen anzupassen. Von den Fremdenverkehrsbetrieben und den Kommunen sind dazu erhebliche Investitionen notwendig. Die Einrichtungen der Privatbetriebe und der Kommunen sollen sich dabei sinnvoll ergänzen. Von beiden Seiten sind die notwendigen Vorhaben sorgfältig aufeinander abzustimmen, um Fehlinvestitionen zu vermeiden.

Von großer Wichtigkeit wird es auch sein, durch gezielte und originelle Werbemaßnahmen immer wieder auf die Eifel aufmerksam zu machen, um die von Alltagsstreß, Luftverschmutzung und Lärm geplagten Bewohner der Großstädte in den Ballungsgebieten für das einmalige Erholungsgebiet in ihrer Nähe zu interessieren.

Auf dem Fremdenverkehrssektor liegen noch große Möglichkeiten für die wirtschaftliche Entwicklung der Vulkaneifel. Es ist die Aufgabe aller Verantwortlichen, alles zu unternehmen, um diese Möglichkeiten voll auszuschöpfen.