Große Schwimmhalle im Kurzentrum Daun,

Ein neues Kurzentrum in Daun

Franz Jung

In der Stadtmitte des Luft- und Kneippkurortes Daun wurde ein neues Kurzentrum errichtet, das in seinem Umfang und von seiner Bedeutung her für die Vulkaneifel und deren Fremdenverkehrsentwicklung einen hohen Freizeitwert darstellt.

Das einstmals renommierte und traditionsreiche Hotel Schramm, an der Kreuzung Leopold-Rosenberg-Gartenstraße gelegen, stand vor einigen Jahren zum Verkauf an, nachdem ein Pachtvertrag mit dem Bundeswehrsozialwerk, das dieses Haus fünf Jahre als Erholungsheim führte, nicht mehr verlängert werden konnte und die Familie Carl Josef Schramm selbst das Hotel nicht mehr betreiben wollte. Die Stadt Daun entschloß sich rasch, dieses Objekt zu erwerben und da in dieser Zeit in der Bürgerschaft, im Stadtrat und in der Verwaltung heftige Debatten über einen möglichen Standort eines zu errichtenden Hallenbades geführt wurden, bot sich durch diesen Grunderwerb eine neue zusätzliche Möglichkeit, die noch mehr Zündstoff für die Diskussion lieferte. Nachdem Fachleute gehört, Spezialisten befragt und Bürgermeister Kettenhofen, gestützt auf die Auffassung der Verwaltung, in zahlreichen Sitzungen die Entscheidung des Stadtrates herbeiführte, nicht nur ein Hallenbad auf diesem Platz zu bauen, sondern die vorhandenen Baukörper zu nutzen und ein Kurzentrum zu errichten, konnte mit dem Werk, das in diesem Frühjahr vollendet wurde, begonnen werden. Die Planung oblag dem als „Bäderpapst" bekannten Architekten Prof. Grünberger (Wien).

 Bewegungsbad im Kurzentrum Daun

So präsentiert sich nun ein nach nordwest und nordost mit roter Ziegelsteinmauer abgegrenzter Innenhof — mit einer teilweise als Steingarten bepflanzten Pergola und Konzertmuschel —, der mit Baumgruppen, Ziergehölzbeet, modernen Leuchten und noch zu beschaffenden Sitzgruppen zu einem beliebten Treffpunkt für Gäste und Bürger bei Konzerten und anderen Freiluftveranstaltungen zu werden verspricht. Süd-westwärts, im rückwärtigen Bereich, grenzt das Kur- und Hallenbad an, erreichbar über den Innenhof und einen Windfang mit mobilem Fußabstreifer, der die Aufmerksamkeit des Besuchers auf sich zieht. Das Foyer, auch als Eingangshalle für das Kursaal-Cafe, auf das wir später noch zurückkommen, ist die Visitenkarte, mit rostbraunen Teppichwänden, teppichumlegten Säulen und einer modernen Sitzgruppe, die aus weißem Polyesterkunststoff eine Sonderanfertigung darstellt. Vier große Bullaugen mit gewölbten Sichtkuppeln erlauben einen Einblick in die große Schwimmhalle, während am Abend eine Kugelleuchtenbatterie faszinierende Lichteffekte in einer reflektierenden Spiegelwand erstrahlen läßt. An von Glas und Stores abgeschirmter Kasse und Schwimmeisterraum vorbei, betritt man die Umkleideräume mit den geschmackvollen Rotglaskabinen und den einzeln numerierten Garderobenschränken, um durch einen Zwischenraum, in dem ein Treppenaufgang von der unteren Umkleide hochführt und die getrennten sanitären Anlagen beherbergt, in die Vorreinigung-Duschräume und in die große Schwimmhalle zu gelangen.

Die große Schwimmhalle mit dem Becken von 10X25 m läßt den Betrachter verharren, ob der eigenwilligen baulichen Form. Abgerundete, kurvenförmige Linienführung bestimmen Halle und Schwimmbecken. Eine schwungvolle Paneeldecke, mit eingelassenen Lichtbändern, windet sich wellenförmjg bis zur Firsthöhe und läßt dem einfließenden Tageslicht weitgehendsten Spielraum im Spiegelbild des tanzenden Wasserspiegels. Mettlacher Mosaik auf dem Bekkenumgang und Wandmosaiken, eigens für dieses Hallenbad entworfen und gefertigt, geben in kräftigen Farbtönen und moderner Musterung ebenso wie die Ruhebänke und die variationsreiche, eigenwillige Sitzgruppe aus weißem Polyester Zeugnis von zeitgemäßer architektonischer Baukunst aber auch Phantasie. Beleuchtungseffekte, sowohl unter Wasser im Schwimmbecken, als auch an den Stirn- und Seitenwänden der Halle, sind mit den kombinierten Blumen- und Wärmebänken Elemente, die über die gewöhnliche Ausstattung eines Hallenbades hinausgehen. Das Schwimmbecken selbst ist 1,80 m tief und hat im oberen Drittel einen Hubboden, der sich, beispielsweise für Schwimmunterricht und Schulschwimmen, auf verschiedene Höhen, von 55 cm bis 135 cm, beliebig verstellen läßt. Das Becken kann in vier Wettkampfbahnen für nationale Wettkämpfe genutzt werden, zu denen dann die mobilen Startblöcke in die vorgesehenen Halterungen eingesetzt werden können. Von der Schwimmhalle aus hat man durch eine Glasfront Einblick in das nebenan gelegene Kursaal-Cafe, von dem andererseits der Besucher vom erhöhten Podest aus die Schwimmhalle einsehen kann.

Aber zurück zur Eingangshalle. Rechts von der Kasse führt eine Kunststeintreppe ins Souterrain, in dem wiederum rechterhand zwei große Gruppenumkleideräume für Vereine und Schulen mit eigenem Aufgang zur Schwimmhalle eingerichtet sind. Von der Treppe geradeaus links sind ferner 29 Einzelumkleidekabinen mit doppelten Garderobenschränken für weitere 58 Besucher, die ebenfalls einen eigenen Aufgang zur Schwimmhalle haben; ferner stehen diese Einzelkabinen in der Hauptsache den Gästen der Kurabteilung zur Verfügung.

Diese Kurabteilung wird von dem 7X13 m großen Warmbadebecken geprägt, dessen Wasser auf 30° erwärmt, insbesondere der Prävention und Rehabilitation von Wirbelsäulenschäden und Gelenkserkrankungen dient und damit wichtiger Bestandteil der Bewegungstherapie ist. Das Warmbecken ist über eine flache Treppe erreichbar und kann, da bis zu einer Tiefe von 1,40 m leicht abgeschrägt, bequem von Gehbehinderten benutzt werden. In der Kurabteilung finden sich weiter ein Gießraum für Teilbehandlungen der Physiotherapie nach Kneipp, Massageräume und eine finnische Großraumsauna mit entsprechenden Einrichtungen wie Kalt- und Warmduschen, Kalttauchbecken und Frischluftraum. Diese Abteilung erweitert das Angebot der Kurmittel, die in dem in der Zwischenzeit modernisierten Kneippbadehaus der Stadt am Dauner Sprudel verabreicht werden können. Das Kursaal-Cafe, von der Eingangshalle aus links erreichbar, in der Längsfront der großen Schwimmhalle angepaßt und nach Südosten Aussicht über die Rosenbergstraße auf Burgberg, Teile der Stadt und Wehrbüsch bietend, ist mit 300 Sitzplätzen der größte Veranstaltungsraum dieser Art im Stadtkern. Ausgestattet mit geschmackvollen Möbeln, Teppichboden und Tanzparkett, wird dieser „Mehrzweckraum" für Veranstaltungen im Rahmen der Kurgastbetreuung, anderer kultureller Programme sowie für Tagungen und Kongresse entsprechenden Rahmens zur Verfügung stehen. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Stadt Daun einen Alleinunterhalter verpflichtet, der im Sommerhalbjahr zu Matinee, Tanztee und Abendveranstaltungen Gästen und Bürgern musikalische Kurzweil vermittelte. Auch für 1974 wird diese „Kurmusik" im Kursaal-Cafe auf dem Programm stehen.

Das frühere Hotel Schramm, wie eingangs erwähnt, von der Stadt Daun erworben, wurde nach den Plänen des verstorbenen Architekten Otto Kremer (Daun) und nachfolgend von Architekt Horst Wilms (Kelberg) umgebaut und wird im Laufe dieses Jahres in Betrieb genommen. Die Außenfassade, rundum mit elfenbeinfarbenem italienischem Marmor, läßt auf eine zeitgemäße und praktische Innenausstattung schließen. Im Parterre wird das Kur- und Verkehrsamt mit einer nunmehr freundlichen Publikumshalle etabliert, während neben den Büroräumen die Gäste- und Stadtbücherei mit einem Leseraum auf der ehemaligen Terrasse untergebracht sind. Der frühere Viktoriasaal wird in einen Sitzungssaal umgebaut, der auch den Kurgästen als Club- und Schreibzimmer zur Verfügung gestellt und bei Bedarf auch für Veranstaltungen im angrenzenden Kursaal-Cafe einbezogen werden kann.

Das Hotel in der ersten, zweiten und dritten Etage, mit über 50 Betten, wird von der Kapazität her unter die ersten drei Hotels der Stadt Daun einzuordnen sein. Alle Zimmer verfügen über Duschbad und WC, mit fließend kaltem und warmem Wasser, Radio-, Fernseh- und Telefonanschluß, so daß die Ausstattung der heute verstärkten Nachfrage nach Komfortzimmern gerecht wird. Alle Etagen sind vom Hoteleingang im Erdgeschoß mit einem Personenaufzug erreichbar. Der Frühstücks- und Speiseraum bietet weiteren 60 Personen Platz. Das Kellergeschoß umfaßt die Heizzentrale, die sowohl Hotel, als auch Hallenbad, Verkehrsamt und Cafe mit allen Nebenräumen versorgt; außerdem sind noch Lager- und Wirtschaftsräume vorhanden.

Die Stadt Daun freut sich, dieses Kurzentrum in diesem Jahr komplett in Betrieb nehmen zu können und erhofft sich eine tiefgreifende Belebung des Fremdenverkehrs und des Kurbetriebes.