Genossenschaften im Strukturwandel der Eifel

Aufgezeigt am Beispiel der Spar- und Kreditbank Hillesheim

 

Nach den Idealen von Friedrich Wilhelm Raiffeisen — Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Selbstverwaltung — wurden im vergangenen Jahrhundert fast in jedem Kirchspiel in der Eifel sogenannte Darlehenskassenvereine gegründet. Ihre Aufgabe bestand zunächst darin, Einlagen von wohlhabenden Bürgern entgegenzunehmen, um bei Bedarf günstige Kredite an Mitglieder geben zu können und damit dem damals verbreiteten Wucher privater Geldverleiher entgegenzuwirken. Wenig später unterstützte man die Landwirtschaft auch durch gemeinsamen Bezug und Absatz landwirtschaftlicher Bedarfsartikel und -Erzeugnisse. Für den überregionalen Ausgleich der Geld- und Warenströme wurden Zentralbanken und Hauptgenossenschaften gegründet. Da die Genossenschaften nicht Selbstzweck sind, sondern sich ausschließlich nach den Bedürfnissen ihrer Mitglieder richten, sind sie ein echtes Spiegelbild der Wirtschaft ihres Gebietes.

In Hillesheim — im nördlichen Kreis Daun — gründeten 15 Bürger im Jahre 1880 den Hillesheimer Darlehnskassenverein eGmbH. Der „Verein" hat seit seiner Gründung bis heute gute und schlechte Zeiten gesehen. 1881 betrug die Summe der anvertrauten Gelder 29000 Mark und die Zahl der Mitglieder 77. Die folgenden Jahre des Friedens und wirtschaftlicher Stabilität brachten eine stetige Aufwärtsentwicklung. Im Jahre 1910 betrug die Bilanzsumme 1112000 Mark und die Zahl der Mitglieder 610. Durch Krieg und nachfolgende Inflation wurden fast alle Werte vernichtet. 1925 begann man wieder mit 142000 Mark Bilanzsumme und 275 Mitgliedern, um 1940 einen Stand von 537000 M und 280 Mitgliedern zu erreichen. Der zweite Weltkrieg und die folgenden Jahre bis 1948 brachten erneut ein wirtschaftliches Tief. Am 20. 6. 1948 betrug die Bilanzsumme 196000 DM und die Mitgliederzahl 227.

Das nun folgende deutsche Wirtschaftswunder machte sich auch im Eifelraum bemerkbar. Der „Darlehenskassenverein" firmiert jetzt „Spar- und Kreditbank eGmbH Hillesheim" die Bilanzsumme der „SKB" betrug 1960 2569000 DM und heute sind es 30 Millionen DM. Die Mitgliederzahl ist auf 1 700 angewachsen. Beschleunigt wurde dieses Wachstum durch mehrere Fusionen mit Nachbargenossenschaften. Damit erhielt die Bank eine Größenordnung, die den heutigen Erfordernissen entspricht. In ihrem Arbeitsgebiet im Norden des Kreises Daun unterhält die „SKB" Zweigstellen in Feusdorf, Jünkerath, Leudersdorf, Lissendorf, Kalenborn, Niederehe, Nohn und Wiesbaum. Zur Betreuung der restlichen Ortschaften ist eine fahrbare Zweigstelle eingesetzt. Gut ausgebildete Mitarbeiter sorgen für einen Kundenservice, der einer Universalbank entspricht. Besonderen Wert legt man auf eine gute Beratung der Mitglieder. Hier wird auf die Wünsche des privaten Anlegers genauso eingegangen, wie auf die maßgeschneiderte Finanzierung für den Gewerbebetrieb. Über die Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank wird der überregionale Geldausgleich und die Verbindung mit dem Ausland gewährleistet. Mit der Bausparkasse Schwäbisch Hall und der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank stehen eigene Spezial-lnstitute zur Verfügung. Die Raiffeisenbanken, Volksbanken, Spar- und Kreditbanken — zusammengeschlossen im Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken — stellen das dichteste Bankstellennetz in der Bundesrepublik dar.

Spar- und Kreditbank Hillesheim

In den letzten Jahren wurde ein modernes Warengeschäft aufgebaut, das den Erfordernissen der Landwirtschaft entspricht. Düngemittel und Futtermittel werden weitgehend lose geliefert. Im Jahre 1974 wurden über 2 000 t Getreide erfaßt und verwertet.

Die Zahlen der SKB Hillesheim sind ein Spiegelbild des Auf und Ab im wirtschaftlichen Geschehen des Eifelraumes. Es sind jedoch nicht nur Zahlen; dahinter stehen menschliche Schicksale, Sorgen und Nöte, die mit Hilfe der Genossenschaft gemildert oder beseitigt werden konnten. Für Landwirtschaft und Mittelstand ist sie ein lebenswichtiger Wirtschaftsfaktor. Der Einzelne sucht und findet Schutz und Stärke in der Gemeinschaft.

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