Die Forstwirtschaft im Kreise Daun

Dr. J. Wenzel

Die Forstämter im Kreis Daun bewirtschaften 34 000 ha Staats- und Gemeindewald. Darüber hinaus gehören noch 8500 ha Waldfläche zu Privatbetrieben und werden von den Forstämtern betreut. 420 kmWald sind 46% der gesamten Wirtschaftsfläche im Kreisgebiet. Wenn ein Wirtschaftselement einen derartig großen Flächenanteil einnimmt, ergibt sich daraus sein landschaftsbestimmender Charakter.

An den Wald in der Eifel werden die vielfältigsten Ansprüche gestellt, und die unterschiedlichsten Erwartungen scheinen oft miteinander im Widerspruch zu stehen. Der Waldbesitzer sieht zunächst den Ertrag und wünscht eine Ertragssteigerung. Der Bewohner des Raumes sucht Klimaschutz, der Gast ein reich gegliedertes Erholungsgebiet, um nur einige Gesichtspunkte zu nennen. Das Gespräch hierüber und der Ausgleich der Interessen erscheint manchmal sehr schwierig. Die Waldbewirtschaftung kann wegen der Langfristigkeit des Produktionsprozesses niemals allen handgreiflichen Ansprüchen der Gegenwart gerecht werden. Jede Maßnahme ist mindestens in dem zeitlichen Rahmen einer Waldgeneration, d. h., eines Jahrhunderts zu beurteilen. Damit steht der Wald in der Eifel als Wirtschaftsobjekt nach seiner ersten Waldgeneration noch in der Aufbauphase. Die zeitliche Dimension bei der Beurteilung jeder wirtschaftlichen Maßnahme entzieht diese den Beurteilungskriterien anderer Wirtschaftszweige. Auch bei der Abwägung der raumwirksamen Faktoren des Waldes werden erst allmählich gesicherte Kenntnisse gewonnen. Oft stehen noch gefühlsmäßige Argumente im Vordergrund.

Es ist daher notwendig, die ertragswirtschaftliche Bedeutung der Forstwirtschaft im Kreise Daun an konkreten Zahlen darzustellen, um ihre Funktion im Wirtschaftsgefüge des Kreisgebietes zu verdeutlichen. Doch einige grundsätzliche Überlegungen zur Beurteilung der Ertragsfähigkeit des Waldes müssen vorausgeschickt werden.

Der Wald produziert Holz und die Forstleute lenken diese Produktion zu vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten. Damit gehört die Forstwirtschaft zu den drei Hauptbereichen der „Urproduktion" in Deutschland, wie die Landwirtschaft und der Bergbau. Die schwierige Ertragslage der Landwirtschaft ist im Kreise Daun den meisten Menschen aus eigenem Erleben bekannt und der Ruin des Bergbaus konnte nur mit großen staatlichen Finanzierungshilfen verhindert werden. Allen drei Bereichen der Urproduktion ist gemeinsam, daß ihre Produkte unter dem Preisdruck des Weltmarktes und zugleich unter dem Kostendruck der einheimischen Produktionsbedingungen stehen. Weiterveredelnde Betriebe ziehen aus der schlechten Wirtschaftslage der Urproduktion ihre Rendite und tragen zur Kraft unserer Volkswirtschaft bei. Für die volkswirtschaftliche Beurteilung ist deshalb die Erzeugung eines Urproduktes wichtiger als dessen Geldwert. Die Erträge der Forstwirtschaft lassen sich daher nicht mit denen anderer Industriezweige vergleichen, erst recht nicht mit Handelsbilanzen oder gar mit Etatvolumen anderer Verwaltungen mit durchlaufenden Geldern. Als Maßstab für die Bedeutung der Holzerzeugung sollte der Anteil der Forst- und Holzwirtschaft am Brutto-Sozialprodukt beachtet werden. Dieser Anteil beträgt in der Bundesrepublik Deutschland 5% und hält damit den Vergleich zu wichtigen anderen Industriezweigen aus (Textilindustrie = 2%, Eisen- und Metallindustrie = 4,6%, Nahrungs- und Genußmittelindustrie = 5,9%, Chemische Industrie einschl. Öl = 6,1 %. Die spezielle Ertragsfähigkeit des Waldes im Kreise Daun wird bestimmt durch einen geringen Holzvorrat von nur 70% des Normalvorrates. Es haben ungeregelte Eingriffe durch Reparationshiebe (auf deren gerechte Vergütung die Gemeinden heute noch warten), schwere Sturmschäden, vorzeitige Abtriebe nach Splitterschäden diese ungünstige Situation der Aufbauphase erschwert. Der ständige Preisrückgang seit 16 Jahren konnte erst im Jahr 1974 wieder annähernd ausgeglichen werden. In diesen 16 Jahren sind aber die Kosten pro Einheit um das Vierfache gestiegen. Wenn auch der Rationalisierung der überwiegenden Handarbeit am lebenden Objekt enge Grenzen gesetzt sind, konnten doch durch Rationalisierung des Betriebes und Intensivierung der Holzhaushaltung immer noch beachtliche Reinerträge erzielt werden. Sobald aber unter dem Begriff Rationalisierung eine Extensivierung der Betriebe versucht wird, ist dieser Trend nicht mehr durchzuhalten.

Am Beispiel des letzten abgerechneten Forstwirtschaftsjahres 1973, als eines durchschnittlichen ausgeglichenen Jahres, können die Betriebsergebnisse aus den Waldungen des Staates und der Gemeinden im Kreis Daun veranschaulicht werden:

Es sind in diesem Jahr 178000 fm Holz eingeschlagen worden. Würde man diesen Jahreseinschlag gleichzeitig auf die schwersten Transportfahrzeuge verladen und diese dicht hintereinander aufstellen, würde eine Strecke von 200 km dafür benötigt. In einer Waldgeneration im Kreis Daun wird nachhaltig soviel Holz produziert, daß diese Lastzugschlange eine Parkstrecke braucht, die halb um den Erdball reicht. Aus diesem Holz, überwiegend aus pflegenden Durch-orstungseingriffen gewonnen, und einigen unbedeutenden anderen Einnahmen, erzielten die Forstämter einen Gesamterlös von 11,3 Mio. DM im Jahre 1973.

Diese Roheinnahmen dienten zunächst der Finanzierung der Betriebe, dem Holzeinschlag, der Aufforstung, der Pflege und dem Schutz der heranwachsenden Bestände, den Walderschließungen, der Beschaffung von Geräten, Maschinen und Material hierzu, bis zu den Personalkosten, Umlagen, sogar der Grundsteuer, die sich die Gemeinden aus ihrem eigenen Besitz in Rechnung stellen. Die Aufforstungsflächen von 353 ha liegen knapp über dem nachhaltigen Maß.

Nach den ausführlich dargestellten speziellen Erschwernissen der Forstwirtschaft und den forstgeschichtlich bedingten Schwierigkeiten ist verständlich, daß viele Waldbesitzer in Aufbaurevieren keinen Reinertrag mehr erwirtschaften können. Dieser wäre z. B. mit dem eines landwirtschaftlichen Betriebes erst dann vergleichbar, wenn der Landwirt neben den Betriebskosten, Investitionen usw. auch für alle von ihm und den Familienangehörigen geleisteten Arbeitsstunden einen angemessenen Lohn ansetzen würde. Dennoch standen die Forstbetriebe der öffentlichen Hand im Kreise Daun nach den kameralistischen Betriebsergebnissen in diesem Jahr durchschnittlich nicht in den „roten Zahlen". Sie haben noch einen Reinertrag von 1,2 Mio. DM für ihre Besitzer gebracht.

Dabei darf nicht übersehen werden, daß die Ausgaben von 9,1 Mio. zu 90% im hiesigen Raum bleiben. Die Erlöse der Roherträge sind aber ganz überwiegend außerhalb des Kreises erzielt und stärken um diesen Betrag die Wirtschaftskraft innerhalb des Kreises. Mehr als 400 ständige Waldarbeiter, Beamte und Angestellte finden ihre Existenzgrundlage in diesem schwach strukturierten Gebiet durch die staatliche und kommunale Forstwirtschaft im Kreise Daun.

Die unter schwierigsten Voraussetzungen erzielten Ergebnisse zeigen, welche ertragswirtschaftliche Bedeutung der Wald für den Waldbesitzer hat und welcher Wirtschaftsfaktor er für den Kreis ist. Oft wird aber die Befürchtung laut, daß unter diesem Blickwinkel die wichtigeren Funktionen des Waldes leiden müssen. Diese sogenannten Sozialfunktionen räumen dem Wald als Element der Infrastruktur eine besondere Bedeutung ein. Bringt die auf den Ertrag ausgerichtete Forstwirtschaft schon infrastrukturelle Auswirkungen durch Arbeitsplätze, Grundstofferzeugung und durch jährliches Einbringen eines hohen Betrages in den Geldumlauf des Kreises, so werden diese noch ergänzt durch die Sozialfunktionen, von denen einige beispielhaft in ihrem Wirkungsmechanismus dargestellt werden sollen.

Buchenwald in der Eifel

Als eine große biologische Fabrik wurde einmal der Wald bezeichnet, wenn er mit Hilfe von Sonnenlicht, Blattgrün und Wasser das Kohlendioxyd der Luft in organische Substanz umwandelt und dabei Sauerstoff freisetzt. Die Ergebnisse des verwickelten Prozesses, der Assimilation, sind Voraussetzung für das höhere Leben auf der Erde, aber nur einen geringen Bruchteil davon ernten wir als Holz. Die Wertschöpfung des Waldes neben der Holzproduktion läßt sich nicht leicht quantifizieren. Untersuchungen deuten aber darauf hin, daß diese sogenannten Sozialfunktionen etwa den dreifachen Wert der Holzproduktion ausmachen. Die Gesamtproduktivität des Staats- und Gemeindewaldes im Kreise Daun würde nach diesem Beispiel ca. 45 Mio. DM pro Jahr betragen. Der Privatwald käme noch hinzu. Die Ausgaben verändern sich in dieser Rechnung nicht.

Der Wald speichert und filtert das Niederschlagswasser und gibt es langsamer ab als jede andere Vegetationsart. So schützt er auch gegen Bodenerosion, die zur Zeit der Verödung der Eifel im vorigen Jahrhundert in einigen Gebieten gefährliche Ausmaße annahm. Doch diese Auswirkungen sind oft besprochen; wir wollen uns etwas eingehender mit dem Klimaschutz befassen.

Die Baumbestände bremsen die Windgeschwindigkeit ab. Dieser Effekt ist auf die 20- bis 30fache Entfernung der Baumhöhe nachweisbar. Die Bodenaushagerung und der Feuchtigkeitsverlust werden im Windschatten des Waldes verringert, bei einem 20 m hohen Bestand z. B. auf 500 m Entfernung. Es entstehen weiterhin Turbulenzen, also eine intensive Mischung der Luftschichten; der Effekt wirkt sich bis auf 40fache Höhe der Baumbestände aus. Diese Mischung der Luftschichten ist im Reinigungsprozeß der Luft bedeutsam. Es ist daher wichtig, daß die Bestände möglichst schnell eine maximale Baumhöhe erreichen, um den Effekt der Windabbremsung und der Beeinflussung hoher Luftschichten zu vergrößern. Die forstlichen Bemühungen um Leistungs- und Produktionssteigerungen zielen auf schnelles Höhenwachstum der Bäume.

Die Baumkronen vermindern die Ausstrahlung und Einstrahlung und erreichen dadurch einen Temperaturausgleich.

Der Temperaturunterschied zwischen der Luft und der Oberfläche kann bei Dächern und Straßen bis zu 40% beiragen, bei Grasland etwa 10%, im Wald liegt er bei 0%. Durch die Verminderung der Ausstrahlung werden nicht nur Spätfröste verhindert, sondern überhaupt die großflächige Unterkühlung während der Vegetationszeit. Bei starker Erwärmung fließt die kühlere Luft aus dem Walde in die Umgebung, bei starker Auskühlung umgekehrt. Es findet also ein ständiger Luftaustausch mit der umgebenden freien Landschaft statt. So wird der Zufluß von Kaltluft in die angrenzenden Tallagen durch eine Waldumgebung verringert. Es können allerdings Waldbarrieren in einem engen Tal einen Stau und somit eine Anreicherung abfließender Kaltluft verursachen. Mit dem Luftaustausch bewirkt der Wald auch einen Ausgleich unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit. Durch Transpiration wird die trockene Luft angereichert und eine Aushagerung der Umgebung vermindert. Andererseits kämmen aber die verzweigten Kronen überfeuchte Luft aus und binden die Nebeltröpfchen. Diese Nebelniederschläge sind meßbar und haben einen Anteil an der Wasserbilanz.

Wesentlich ist die Fähigkeit des Waldes zur Luftreinigung. Ein cbm Luft enthält über Industriestädten 100000—500000 Staubpartikel, über offener Landschaft um 5 000 und über dem Wald nur 500 Staubpartikel. Eine untersuchte Altbuche mit etwa 15 m Kronendurchmesser hat ca. 1 600 m2 Blattfläche. Im Bestand gilt für eine Gruppe von Bäumen Entsprechendes. Die Summe der biologisch aktiven Zellen beträgt das 100fache. Die Buche bindet den Staub und regeneriert die Luft wie etwa 2 ha Grünland dadurch, daß ihre biologisch aktive Krone weit in den Luftraum hereinragt. Für den Reinigungsprozeß ist der ständige Luftaustausch mit der Umgebung und die kräftige Durchmischung höherer Luftschichten bedeutungsvoll. Auch hier ist erkennbar, daß ein möglichst schnelles Wachstum den Effekt vergrößert, wie überhaupt die biologische Wirksamkeit des Waldes gegenüber anderen Grünflächen durch seine Höhe und den in dieser Höhe vielschichtigen lebendigen Raum gekennzeichnet wird. Die o. g. untersuchte Altbuche produziert etwa 1,7 kg Sauerstoff je Stunde, das ist ein Bedarf von drei Menschen.

Ein gefällter Baumriese am Pulvermaar

Ein ha Waldfläche produziert jährlich 15t Sauerstoff, die Vegetation der offenen Landschaft produziert etwa ein Drittel = 5t Sauerstoff. Die Sauerstoffproduktion hat eine immer stärker werdende Bedeutung, wenn man bedenkt, daß der Sauerstoff in unserer Erdatmosphäre ursprünglich nicht vorhanden war und erst durch die Assimilationsvorgänge grüner Pflanzen freigesetzt wurde. Heute wird aber in manchen Gebieten mehr Sauerstoff verzehrt als produziert. Ein Auto verbraucht durch den Verbrennungsvorgang so viel Sauerstoff Wie 750 Menschen pro Stunde; ein startendes Düsenflugzeug verschlingt in dieser Zeit so viel Sauerstoff wie 6000 Autos. Dieser Sauerstoffentzug und die Kohlendioxydanreicherung der Atmosphäre mit Zugabe von giftigen Gasen und Staub wirkt sich über die eigentlichen Industriezentren hinaus weitflächig aus. Seit Beginn des technischen Zeitalters und gegenwärtig in zunehmendem Maß soll das Gleichgewicht unserer Lufthülle meßbar gestört sein. Auf unserer Nordhemisphäre ist der Sauerstoffgehalt geringer als auf der Südhemisphäre. Deshalb sind der Sauerstoffproduktion und der Luftreinigung im Walde nicht nur für den Erholungssuchenden, sondern für die Gesamtheit der Industrieländer steigende Bedeutung beizumessen.

Allerdings ist die biologische Aktivität des Laubholzes nur während eines halben Jahres wirksam. Dagegen gewähren die Laubhölzer durch ihre lebhafte Färbung im Frühjahr und im Herbst eine unersetzliche Belebung der Landschaft während dieser Wochen. Immerhin bietet ein Laubholzanteil von 40 % der Waldfläche im Kreis Daun eine ansprechende Bereicherung unseres Gebietes.

Der Schalldämmungseffekt eines mehrstufigen Waldes ist etwa zehnmal so hoch wie der einer freien Landschaft bei gleichen orografischen Voraussetzungen; d. h. 200 m Waldgelände schlucken so viel Schall wie 2 000 m Freifläche.

An diesen Beispielen ist der entscheidende Einfluß des Waldes auf das Kleinklima einer Landschaft aufgezeigt. In der Klimaanalyse kommt die Wirkung dieser und weiterer Faktoren in dem Erholungs- und Heilwert unseres Raumes zum Ausdruck. Auch solche Erholungswerte, die auf Empfindungen beruhen, wie Abwechslung, Schönheit und sonstige Gemütswerte müssen in diesem Zusammenhang genannt werden. Da sie aber nicht meßbar sind, begnügen wir uns mit dem Hinweis darauf.

Neben der Auswirkung des Waldes auf die darin eingebettete Landschaft zieht er unmittelbar den erholungssuchenden Gast an. Aber erst durch die Wege des Forstbetriebes ist der Wald erschlossen. Darin eröffnen die Durchforstungseingriffe mit zunehmendem Alter immer weiter den Blick in das Innere der Bestände. Der gepflegte Wirtschaftswald bleibt somit keine abweichende Mauer entlang der Wege. Auch ein Kahlschlag gibt dem Waldbesucher hin und wieder den Blick in die Landschaft frei.

Jede Teilfläche unserer Landschaft ist durch jahrhundertelange menschliche Einwirkung tiefgreifend verändert worden. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts war der Wald im Kreise Daun bis auf die Hälfte der jetzigen Fläche reduziert und die Restflächen waren verlichtet und verhagert. Mit großem Aufwand wurden die Restwaldflächen wieder voll ausgepflanzt und durch Aufforstung der verödeten Höhen ist der damalige Waldanteil verdoppelt und auf den heutigen Stand gebracht worden. Dadurch wurde erst die Voraussetzung für die Wiedereinbürgerung des Wildes in unserer Landschaft geschaffen. Sind die Sozialfunktionen unseres Waldes erst durch seinen Wiederaufbau im vorigen Jahrhundert begründet, so läßt sich die Verbesserung der genannten Faktoren nicht von einer pfleglichen Forstwirtschaft trennen. Das Ziel der Forstwirtschaft ist, die Produktionskraft der Fläche optimal auszunutzen und auf die besten Stämme zu konzentrieren. Die Produktionssteigerung eines Bestandes entspricht aber der Steigerung der Assimilation (Sauerstoffproduktion usw.). Produktionssteigerung ist gleichzeitig auf das schnelle Erreichen großer Höhen ausgerichtet; dadurch werden die klimatisch wichtigen Funktionen schneller erreicht und für einen größeren Bereich wirksamer. Fachgerechte intensive Durchforstung konzentriert die Holzproduktion auf die besten Stämme durch die Pflege ihrer Baumkronen. Somit wird durch einen hohen Kronenanteil die Wirksamkeit der Lebensvorgänge vergrößert. Durch forstliche Tätigkeit wird eine biologisch wirksame Grünfläche so schnell wie möglich in einen biologisch aktiven Raum verwandelt mit optimalen Höhen und reicher innerer Lebensentfaltung.

Eine Einschränkung ist allerdings erkennbar: Die Sozialfunktionen verbessern sich mit der Flächenaufteilung des Waldes über einen Landschaftsraum und einer weitgehenden Bestandsdifferenzierung innerhalb der Waldfläche. Hier können Rentabilität und Rationalisierungsmöglichkeiten des Forstbetriebes mit den Sozialfunktionen in eine Konkurrenz kommen. Im Kreis Daun ist im Vergleich zu vielen anderen Mittelgebirgslandschaften diese starke Zergliederung der Waldflächen und Bestandsdifferenzierung gegeben. Die Forstleute nehmen diese wirtschaftshemmenden Voraussetzungen mit allen zusätzlichen forstlichen Belastungen in Kauf, da die anderen Werte immer mehr als dominierend anerkannt werden. Es ist auch ergänzend darauf hinzuweisen, daß ein großflächiges geschlossenes Waldgebiet sicher nicht den besten landschaftsgestaltenden Effekt hat, sondern dieser erst durch den möglichst häufigen Wechsel zwischen Wald und offenen Flächen hervorgerufen wird. Die Landschaftsgestaltung verlangt also auch die Offenhaltung eines genügenden Anteils von Freiflächen. Die Aufteilung von Wald- und Freiflächen ist im Kreis Daun je etwa zur Hälfte im lebhaften Wechsel gegeben.

Forstwirtschaft war wesentliche Voraussetzung und steigert die an diesen Beispielen dargestellten Sozialfunktionen des Waldes. Sie bedingen also Arbeit und damit Geld. Die Gesellschaft genießt diese Auswirkungen kostenfrei. Die Waldbesitzer erhalten keine Subventionen, der Holzmarkt keinen Schutz oder keine Stützung. Die forstlichen Aufwendungen sind allein aus sehr schwierigen Betriebsvoraussetzungen zu finanzieren. Dadurch sind weitergehende Ansprüche an den Waldbau, die zum Teil gärtnerische Holzartenbehandlung fordern, weder realisierbar noch notwendig. Wenn diese Grenzen respektiert werden, sind ertragswirtschaftliche Behandlung des Waldes und günstige Sozialfunktionen nicht nur vereinbar, sie sind untrennbar miteinander verbunden. Das gilt besonders bei der starken Flächen- und Bestandesgliederung des Waldes im Kreise Daun.