Die Kasselburg — Geschichte und heutige Verwendung

Alfred Dahn

In den Jahren 1968/69 wurde die Idee der „Deutschen Wildstraße" geboren. Am Verlauf dieser Straße sollten nach den Vorstellungen der Initiatoren zunächst 7 Wildparks entstehen, die nacheinander ausgebaut werden sollten. Die Kasselburg bei Pelm wurde in diese Planungen mit einbezogen. Sie bot sich von ihrem Bauzustand und ihrer Lage geradezu als Standort für eine Greifvogelstation an. Bereits im Jahre 1972 war der Ausbau soweit fortgeschritten, daß die ersten Besucher Adler und Falken — von einem Falknermeister vorgeführt — im Freiflug bewundern konnten. Seit diesem Zeitpunkt haben weit über 100000 Besucher dieses einmalige Schauspiel miterlebt. Die Kasselburg hat durch diesen Besucherstrom eine nicht erwartete Renaissance erlebt. Aus diesem Grunde soll an dieser Stelle die wechselseitige Geschichte der Burg und die frühere Verwendung der einzelnen Anlagen nach einer Beschreibung von Ernst Wackenroder aus dem Jahre 1928 in „Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun" wiedergegeben werden:1)

1) erschienen im Verlag L. Schwann, Düsseldorf

Ob eine kleine Burg (castellum) im Besitze der zuerst i. J. 1115 genannten Herren v. Blankenheim der „Castilburg" den Namen gab, oder ob Herrn v. Castell, genannt i. d. J. 1181 bis 1225, als Burgbesitzer hier anzunehmen sind, läßt sich nicht sagen. Eine Mathilde, Gräfin v. Castell, war die erste Gemahlin des Friedrich v. Blankenheim, deren Tochter Jutta i.J. 1284 genannt wird. Güter zu Metrich (Metternich?, Kreis Koblenz), die von einer Gräfin v. Castell herrühren, schenken Gerhard, Herr v. Blankenheim und seine Gemahlin Irmgard dem Kloster Himmerode nach einer i.J. 1299 zu Casselburg ausgestellten Urkunde. Bei Schannat-Bärsch ist die Geschichte der Burg und ihrer Besitzer eingehend dargestellt. Die erste Kunde haben wir zu Ende d. 13. Jh.: Gerard v. Blankenheim beurkundet auf der Burg i. J. 1291 einen Rententausch im Dorf Essingen bei seiner Burg Kastilberg. Wir hören ferner, daß ein Burgmann, Ritter Frederich Puzzon die Burg, auf der er offenbar wohnt, früher verwaltet hat. Burgkaplan von C. ist damals ein Priester Bertholf. Als Burgmänner der Herren v. Blankenheim nehmen Herren v. Castel-berg den Namen der Burg an. Friedrich v. Bl. erklärt sich in einer im J. 1314 auf Castelberch ausgestellten Urkunde als Lehnsmann sowohl König Johanns v. Böhmen und Herzogs v. Luxemburg, wie auch von dessen Onkel, dem Erzbischof Balduin. Die Burg ist vermutlich älter als die Burg Gerolstein und geht zunächst als Blankenheimer gemeinsamer Besitz mit dieser parallel. Im Erbvergleich v.J. 1335 erhält Arnold l. das Schloß Blankenheim nebst Zubehör wie bisher, Gerhard V. Schloß Casselburg unter einer geldlichen Verpflichtung. Gerhard behält die Casselburg als Wohnsitz. Er schließt i. J. 1337 ein Bündnis mit dem Erzbischof Balduin. Sein Sohn Gerhard von Blankenheim ist i. J. 1354 ebenfalls Herr zu C.; er bewidmet i. J. 1374 die Kapelle auf seiner Burg mit einem Altar zu den hhl. vier Marschällen (Johann Bapt., Johann Ev., Georg u. Antonius), von dem wir i. J. 1556 hören, daß er um 1485 „us nothwendigen Ursachen abgebrochen ist" und mit Erlaubnis des Päpstlichen Nuntius Moroni nach Schleiden gebracht ist. Gerhard erscheint in Urkunden v. J. 1361, 1363; zusammen mit seinem Bruder Johann i. J. 1376 als Mitbesitzer, ebenso i. J. 1381 und 1389, ebenso als Herr zu Kastelberg und Gerhardstein in Stadtkölnischen Urkunden v. J. 1385, 1392 u. 1400. Diese beiden Gerhard (V. u. VI.) von Blankenheim sind als Erbauer des mächtigen Doppelturmes und des Palas mit Kapelle anzusehen. Des letzteren Sohn Gerhard VII. starb i.J. 1406; infolgedessen wurde die Burg von seinem Bruder Friedrich, Bischof von Utrecht, verwaltet, bis seine Tochter Elisabeth i. J. 1415 Wilhelm von Loen heiratet, der sich nun Herr v. Blankenheim nannte. Wilhelm von Loen (t 1438) verpfändete wegen seines Anteils am Kriege gegen Geldern i. J. 1426 die Burg mit Zubehör und das Land von Neu-blankenheim gegen 8800 Rh. Gulden an seinen Neffen Eberhard von der Mark, Herrn zu Arenberg, der im gleichen Jahre die Gebrüder Arnold und Johann von Densborn zu Amtsleuten verpflichtet und sie i. J. 1440 dem Klais von Nattenheim und in demselben Jahre dem Johann Hürth von Schönecken überließ. Durch seine Fehde mit dem Erzbischof von Trier, der zusammen mit dem Grafen Ruprecht v. Virneburg vor Hillesheim und Kasselburg gerückt war, kam die Burg i. J. 1452 an das Erzstift, bei dem sie bis zum Jahre 1514 verblieb, von Amtsleuten bewohnt unter Verpfändung der Einkünfte. Mitte d. 15. Jh. war ein Wilhelm Sunder von Seynheym Amtmann von Hillesheim und Kasselburg, Schloß und Herrschaft Kasselburg verschreibt Erzbischof Johann II. i. J. 1480 dem Friedrich Zant v. Merl, Vogt in Hamm, der in einem Weistum über Weiler (vermutlich Kirchweiler) v. J. 1483 Amtmann zu Kasselburg genannt wird in bezug auf eine Verhandlung „zu Kastelburg in des wirtz Stuben". Als Zeugen treten auf „Johannes Barbitonsor von Gerartzsteyn, offi-ziant zo Saresdorff und Johannes van Pru-me, capellaen zu Kastelburgh". Dann erhält i. J. 1491 u. 1492 Gerlach v. Wunnenberg um 1500 Gulden das Schloß amts- und pfandweise. Bei der Manderscheidschen Erbteilung v. J. 1488 wurde gleichwohl über die Kasselburg verfügt. Es erhält Kuno v. M. u. a. „Schloß und Herrschaft Kasselburg mit allem Zubehör, wie sei an die Herrn v. Arenberg versetzt und verpfändet, alle Burgmänner und Lehnsmänner, die Gift der Kapelle zu Kasselburg". Beim Manderscheidschen Vergleich v. J. 1514 zwischen Richard von Greifenklau und Graf Dietrich v. M. betr. Ablösung des Schlosses und der Herrschaft Castelburg kommt sie an Schleiden, und Graf Dietrich von Manderscheid-Blankenheim einigt sich mit dem ersten Pfandherrn Eberhard von der Mark und zahlt dem Erzbischof eine Ablösungssumme.

Dietrich muß sich verpflichten, binnen Jahresfrist das Schloß zu demolieren und wehrlos zu machen. Sie vergleichen sich über die Teilung der letzten Einkünfte der Herrschaft Kasselburg und schließlich quittiert der Erzbischof dem Grafen v. M. über 2000 Fl. Ablösung für Kasselburg.

Die großartige Erweiterung der Anlage ist dem Erzstift in der zweiten Hälfte des 15. Jh. zuzuschreiben. Die nach der Überlassung gestellte Bedingung des Erzbischofs, im nächsten Jahr Schloß, Türme und Mauern abzubrechen, wurde ersichtlich nicht erfüllt. Hans-Gerhard v. M.-B., dessen Sohn Karl mit Anna Salome, Tochter Joachims v. Manderscheid, eines Sohnes von Dietrich V., vermählt war, läßt sich noch i. J. 1593 in Kasselburg huldigen, jedoch i. J. 1611 bemächtigt sich Philipp v. d. Mark-Lumain der Schlösser und Herrschaften Kerpen, Kasselburg und Neublankenheim. In Verfolg der entstehenden Erbstreitigkeiten läßt i. J. 1674 der Bischof von Münster als Bevollmächtigter auch die Kasselburg besetzen, die bis dahin den Amtsleuten von Kerpen unterstellt war. Nach einer Einigung v. J. 1681 wurde sie gleich oder später als Kaserne verwendet, wo regelmäßig die Herzoglich Arenbergsche Artillerie stationiert war. Nach den Pfarrbüchern zu Rockeskyll wohnt i. 18. Jh. auf Kasselburg ein Herzogl. Arenbergischer Förster mit Familie, und auf dem Friedhof zu Pelm befand sich der Grabstein eines Herzogl. Arenbergischen Rentmeisters. Weiter hören wir von einem Besuch der Herzogin Felicitas v. Brancas, Gemahlin des erblindeten Herzogs Ludwig Engelbert (t 1820), den diese i. J. 1793 zu Pferde, anscheinend von Burg Arenberg aus, der Ruine machte und den später ihre Tochter wiederholte. Mit dem J. 1794 geht die Burg in den Besitz der französischen Republik über und gelangt dann an Preußen. Die zu Ende d. 17. Jh. wohl beschädigte Burg wird i. J. 1744 als „modo verfallen" bezeichnet und bis auf den ehemaligen Doppelturm, der wenigstens in seinen Mauern erhalten blieb, ist alles Ruine. Die Rheinische Eisenbahngesellschaft hatte im Anschluß an den Bau der Strecke Köln — Trier 1000 Taler aufgewendet „um den Reisenden etwas zu bieten" und so den Anstoß zur Instandsetzung gegeben und den Turm durch Leitern zugänglich gemacht, nachdem schon Mitte des Jahrhunderts zu diesem Zweck gesammelt war. Bei Übernahme der Strecke durch den Preußischen Staat wurden nach dem Krieg 1870/71 die von König Friedrich Wilhelm IV. bei seinem Besuche versprochenen 1000 Taler von Kaiser Wilhelm l. zu Arbeiten an der Ruine gespendet. Für den Doppelturm und den Palas wurden dann i. J. 1802 neue Mittel bewilligt; zu einer gründlichen Instandsetzung von Teilen der Anlage stellte der Herr Minister des Innern dann erhebliche Mittel bereit, die i. J. 1913 für die notwendigsten Arbeiten unter örtlicher Leitung des verst. Architekten Gustav Krause verwendet wurden. Die in den siebziger Jahren unter Verwendung preußischer Kappen geschaffene Plattform des Doppelturmes hatte sich gesenkt und wurde dabei durch einen eisernen Träger abgefangen, l. J. 1926 erhielt sie eine neue Asphaltauflage.

Grundriß der Ruine Kasselburg (Fig. 1)

Weithin sichtbar erhebt sich die Ruine Kasselburg aus den Laubkronen eines Basaltkopfes, der weit vorgeschoben etwa 125 m über der sich herumwindenden Kyll und etwa 490 m über dem Meere liegt. Die Erhebung fällt nach Süden und Osten steil ab, ist nordöstlich etwas abgeflacht und westlich vom Lande durch einen schmalen Sattel abgeschnürt. Jenseits des Flusses liegt unten im Tal das Dorf Pelm in Nachbarschaft von Gerolstein und seinem alten Pfarrort Rockes-kyll. Nach Westen kehrt die Burg ihre trotzige Front aus der um ein bedeutendes der mächtige Doppelturm herausragt. Nur hier und auf der Nordseite sind der noch klar erkennbare Wall und der auf der Ecke noch ziemlich tiefe Graben vorgelegt, der sich im Hang verliert, während auf der Süd- und Ostseite hohe Felsen und z. T. riesige vulkanische Blöcke natürlichen Schutz gewähren mußten. Auf einer lang ansteigenden Holzbrücke, für die ein etwa 4 m breiter Mauerpfeiler von 1,40 m Dicke mitten in den Graben gesetzt ist, gelangte man in ein Außentor, dem ein Torturm später vorgebaut wurde. Durch Flügelmauern, von denen ein 3 m hoher Rest, im Anbruch 1 m dick, erhalten ist, war der Brückenkopf geschützt; von der Stirn des Torturmes an gerechnet, müssen diese Mauern etwa 8,50 m lang gewesen sein. Bis zur Pfeilermitte waren es dann noch 12,70 m und bis zur äußeren Grabenböschung noch etwa 10m. Der Trockengraben ist i. 19. Jh. durch Anschüttung überbrückt und an Stelle einer zwischen Mauern in das Tor führenden Rampe ist eine Steintreppe getreten. Als Grundriß, Fig. 1, ist die gute Aufmessung Daubach (um 1880) beibehalten, die nachgeprüft, ergänzt und in Bauzeiten aufgeteilt wurde. Der für eine deutsche Höhenburg charakteristische ovale Bering hat eine größte Ausdehnung von 90 mal 70 m. Umgeben von einem äußeren Burghof und einem breiten Haupthof heben sich, zugänglich erst mit dem dritten Tore, wie eine Burg für sich deutlich die Wohnbauten der Herrschaft ab; ohne die herausgezogenen Bauteile (31) und (28) etwa 30 m breit und 40 m lang, während ansehnliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude entlang der Umfassungsmauer als Einzelhäuser ein Bild für sich ergeben, und auf eine vom Erzbischof von Trier nach d. J. 1452 vorgenommene Erweiterung hinweisen. Weiter zeigt der Bergfried (25) in seiner unharmonischen Verbindung mit dem Bauteil (35), ebenso das Mauerstück (36), daß in diesem Umfange die Burg nicht gleich angelegt sein kann. Die vermauerte Wehrgangtür (Fig. 3) auf der Nordstrecke des im Charakter eines Doppelturmes gehaltenen Wohnturmes (31) weist zunächst auf den älteren Zustand; es muß sich hier im Bogen eine innere Wehrmauer (7) herumgezogen haben. Das Tor dieses Turmes, das vorher direkt in den Herrschaftshof führte, mußte aufgegeben und vermauert werden; an seine Stelle trat bei der Erweiterung neben dem Turm ein jüngeres Tor (6). Die Hauptbauten hat Zengeler in Ansichten und Schnitte unter weitgehender Rekonstruktion, auch in allen Einzelheiten, in vielen Blättern dargestellt. Der Schnitt, Fig, 2, durch den Doppelturm (31) und die Grundrisse der Geschosse, Fig. 3, mit ihren Ergänzungen der Fußböden, Hausteinrahmungen der Fenster und dem fast ganz ergänzten Detail der Kamine geben eine Vorstellung der Art seiner Rekonstruktion an den Ruinenteilen, zeigen aber auch hier am Doppelturm ein ziemlich richtiges Bild dieses mittelalterlichen Hochhauses. Weit überragt der 37 m hohe stattliche Turm mit seinen schweren breiten Zinnen alle übrigen Bauteile. Bis auf einen schmalen Absatz an der Front über dem dritten Geschoß ist er zu seinem Vorteil ganz ungegliedert. Auf der Rückseite bestehen Kanten vom fünften Geschoß ab durchweg aus Buckelquadern. Vier verschiedene Gesteine in fast gleicher Verteilung sind an diesem Turm verwendet, es sind Dolomit von der Hustley, sog. mittlerer Buntsandstein (vielleicht aus Oberbettingen), eine poröse vulkanische Schlacke (vielleicht vom Kasselburger Hahn) und ein harter fester Leucit-basalt von der Kasselburg selbst. In seiner Grundform ist der Turm rechteckig, bewehrt mit ungleich großen Halbtürmen auf der Front; der linke größere, auf der Nordwestecke etwas überhängend, ist übereck gerichtet nach dem Außentor zu, mit mannshohen Schießscharten für den Angriff aus der Nähe. Er enthält zugleich die Wendeltreppe. Die vielen Fenster charakterisieren den Bau schon von außen als Wohnturm. In fünf Geschossen, also vom zweiten bis zum sechsten, zeigt die Front nur ein Fenster in der Mittelachse, die Rückseite meist zwei solcher Fenster für die rechteckig gestalteten Wohnräume in jedem Geschoß. Im sechsten Geschoß mündet die nur in Stufenresten erkennbare Wendeltreppe; sie war vermutlich im siebenten und achten Geschoß in Holz weitergeführt. Die Rundungen in diesen beiden Geschossen sind für Fenster ausgenutzt. Im einzelnen sind (Fig. 4) sie schmal rechteckig mit einfachen Spitzbögen in den hohen Stürzen, nicht so reich mit Dreipaßblenden ausgestattet wie die nach den alten erneuerten Fenster am Palas. Vom fünften Geschoß an sind sie durch Schlagläden geschützt, wie die Hakensteine darüber zeigen. Nach ihren Formen gehören sie der zweiten Hälfte d. 14. Jh. an und sind nahe verwandt den Metzer Häusern, ebenso den in Trier bekannten Häusern des 14. Jh. Ein schwerer spitzbogiger Fries, wuchtig vorgekragt auf einfach im Viertelkreis gerundeten Doppelkonsolen, Fig. 5, dient als Stütze der schweren Zinnen, die auf der Innenseite gemessen 2,30 m hoch und 2,10 breit sind, einen Zwischenraum von 75—95 cm frei lassend, (Fig. 6), der mit Schlagläden gedeckt war, wie die Hakensteine an den Zinnen zeigen. Die Zinnen selbst und die dreikantigen Decksteine sind schon z. T. ergänzt. Unter Berücksichtigung der noch in die Mauern gelegten Ablaufrinne dürfte das Dach die von E. Stahl angenommene Form (Fig. 5) gehabt haben. Die Dachhaut ist dabei unmittelbar an die Rinne gelegt und ragte unter Anpassung an deren Führung dann noch etwa 4 m über die Zinnen hinaus. Bei Ausnutzung der ganzen Mauerbreite von 1,10 m konnte man sich hier oben bequem bewegen. Sechs Geschosse sind in eins hochgeführt, mit dem siebenten Geschoß beginnt ein hellerer Stein und auf Vorder- und Rückseite sieht man hier Gesimsstück für ein Satteldach liegen. Zwischen geraden Kanten sieht man im achten Geschoß eine Ausfüllung in dunkelrotem Sandstein, die sich zwischen den Konsolen der Zinnen verliert. Im Zusammenhang mit eingebauten Spitzbögen auf Pilastern, Querverband und Giebel bildend, sollten zuerst die Dächer der Rundungen als Türme das zwischengelegte Satteldach überragen; eine Dachlösung, die man nicht gewagt hat und zugunsten des durchgehenden Zinnenkranzes aufgab. Als besondere Verzierungen dienen auf der Süd-Ostecke angearbeitete Hochreliefs, und zwar auf dem Deckstein eine Kopfgroteske mit um den Kopf geschlungenen Beinen, ähnlich wie ein Grinkopf. Oberhalb der Augen ist der Stein weggebrochen, sonst vom Wetter sehr angegriffen. Darunter auf den zusammengefaßten Eckkonsolen ein Männchen mit tragenden Armen und gespreizten Beinen, vor dem im Stein verschwindenden Leib eine große Geldtasche. Nach den mageren verrenkten Gliedern und mit dem naturalistischen Gesicht der Zeit um 1400 angehörend.

Längsschnitt durch den Doppelturm (Fig. 2)

Grundrisse der acht Geschosse des Doppelturmes (Fig. 3)

Fenster und Kamine (rekonstruiert) aus den Wohnbauten (Fig. 4)

Der Turmvorsprung zur Rechten ist im Sockel voll gemauert und enthält in diesem Mauerklotz lediglich Kamine, ist aber in den drei oberen Geschossen zur Verteidigung nutzbar gemacht und in den Wohnraum einbezogen. Die Rundung verstärkt den Turm auf dieser Ecke bedeutend, die Ungleichheit fällt gar nicht auf, und sein ästhetischer Wert dürfte dem Baumeister ebenso klar gewesen sein wie uns. Zengeler hält es für ganz ausgeschlossen, den Turm als ehemaligen Torturm anzusehen mit einer Durchfahrt im Erdgeschoß und nennt das Tor ein „Reno-miertor". Die Bogenlinie und die unbehauenen Steine des Portals seien zu ungleich, auch sei kein Anschlag oder Falz für die Holztür vorhanden; das Gegenteil zeigt jedoch seine Zeichnung (Fig. 3). Das Tor ist mit einem in der Mauerfläche liegenden vollen und sorgfältig gemauerten Rundbogen von rotem Sandstein betont; um 16 cm springt darin ein Spitzbogen zurück mit 30—35 cm Stirnhöhe der Steine bei 56 cm Leibung. Der Kämpfer dieses spitzbogigen, im Rücksprung liegenden Tordurchgangs befindet sich jetzt zu ebener Erde, die Scheitelhöhe beträgt 2 m, die Schwelle lag etwa 2 m tiefer in gleicher Höhe mit dem Außentor (2). Durch eine im Rest erhaltene dünne vorgeblendete Mauer, deren Mörtel steinhart ist, war das Tor an der Front unsichtbar gemacht.

  

Wehrgang auf dem Doppelturm und Dachlösung (Fig. 5)

Derselbe Spitzbogen zeigt sich auf der entgegengesetzten Seite, auf der das Mauerwerk innen mit etwas Stich abgefangen ist; und auch hier ist die etwa 4 m im Schutt steckende Durchgangsöffnung innen und außen sorgfältig vermauert. Die Breite der Torhalle beträgt 3,40 m; seitlich ausgesparte, rundgeschlossene Nischen dienen gleichzeitg zur Entlastung; rechter Hand gewahrt man im Scheitel der Nische ein Balkenriegelloch von 80 cm Tiefe. Schutz von oben hatte der Durchgang durch eine im Lichten 1,10 x 0,55 m große rechteckige Öffnung im schweren Tonnengewölbe. Nach Aufgabe des Tores diente der Raum offenbar als Keller. Eine nicht in der Achse sitzende Tür wurde bei den Instandsetzungsarbeiten der siebziger Jahre des 19. Jh. angelegt. Die nächsten vier Geschosse enthalten jedes einen ungenau rechteckigen Wohnraum, der von 8,38 x 3,15 m größter Seitenlänge im zweiten Geschoß auf 8,65 mal 3,92 m im fünften Geschoß anwächst bei 1,85 m Mauerstärke auf der Front und 1,50 m auf der Rückseite. Unter Einbeziehung der Rundungen ist in den drei obersten Geschossen die Mauerstärke mit 1,10 m gleichmäßig herumgeführt. Die Höhenmaße betragen nach Fig. 2 für die Torfahrt, das zweite und dritte Geschoß etwa 4,40 m, für das vierte und fünfte etwa 3,80 m. Das sechste ist mit 3,10 m das niedrigste, das siebente mißt etwa 3,70 m, das achte etwa 5 m auf der Mitte; die Decken in den seitlichen Turmteilen lagen nach den Balkenlöchern niedriger. Vom Herrschaftshofe aus betrachtet liegt das zweite Geschoß dieses Wohnturmes zu ebener Erde, durch den Verbindungsbau (27) auf der Südseite gegenüber dem Palas versteckt zugänglich mit, wie die Riegelführung zeigt, ohne Zweifel alter Tür, deren Gewände jedoch erneuert ist. Hier im eigentlichen Erdgeschoß beginnt im größeren Halbturm die steinerne Wendeltreppe, 180 m im Lichten, deren Stufen noch im Anbruch erhalten sind. Sie steht in jedem Geschoß mit abriegelbarer Tür in Verbindung; in halber Höhe des zweiten Geschosses (vgl. Fig. 3) ehemals eine Verbindung mit dem genannten abgebrochenen Wehrgang, im Ansatz und im Verband mit dem Turm noch erkennbar, zweimal durch Türen absperrbar. Der spitzbogige Scheitelstein der äußeren Tür ist als einziger nicht weggebrochen. Wie Putzkanten und Putzflächen außen am Turm vermuten lassen, war hier vom Wehrgang aus wohl ein Latrine zugänglich. Bei Erbauung der jüngeren Wehrmauer (Taf. 10) wurden im zweiten und dritten Geschoß des Doppelturmes die übereinanderliegenden Fenster vermauert und darüber im vierten Geschoß eine erst neuerdings vermauerte Wehrgangtür angelegt, das Gewände in sonst wenig verwendetem grauen Sandstein, höher als die Zinnen liegend und über Stufen erreichbar. Zur Verbindung mit dem Palas sehen wir in diesem Stockwerk auf der Südseite des Turmes eine breite Tür mit einigen Stufen davor. Hier im dritten Geschoß beginnen die eigentlichen Wohnräume, ausgestattet mit Fenstersitzen, Kaminen und Wandnischen. Nur dieses Geschoß war gewölbt, das Tonnengewölbe ist aber vollständig herausgebrochen. Sonst zeigen Balkenlöcher überall die Geschoßhöhen an. Breite tiefe Kaminnischen finden wir im vierten und fünften Geschoß in der Rundung des kleineren Turmes untergebracht. Der untere Kamin bündig in der Fläche, der obere springt mit geraden Pfosten etwas vor. Der Schornstein ging freistehend in der Rundung hoch und half die drei oberen Geschosse erwärmen. Es sind stattliche Räume mit 4 m Breite an der schmälsten Stelle und 12,57 m größten Längenausdehnung; mit Sicht nach allen Seiten. Das oberste Geschoß ist mit Wandkonsolen ausgestattet für die Dachbalken. Von den genannten Spitzbögen ist der nördliche i. J. 1913 wieder geschlossen, mit leichtem Knick über 85 cm breiten und 1,52 m hohen Wandpilastern beginnend und als Stirnwand bis zur ehemaligen Holzdecke weitergeführt. Sie stellten nach Aufgabe ihres Zweckes eine geschickte Raumgliederung dar. Vom Kamin, (Fig. 4 Nr. 16) in der Südwand dieses Raumes ist eine Wange halb, eine noch ganz erhalten mit besonders weich geführtem Kontur und weicher Profilierung; der Mantel ist fortgebrochen.

Einzelheiten zu Fig. 5 (Fig. 6)

Der nach der Erweiterung in der zweiten Hälfte des 15. Jh. geschaffene Herrschaftshof bildet mit den Wohngebäuden eine Zitadelle für sich. Mit verbaut ist auf der Ostseite ein alter Bergfried (25), im Grundriß 6,75 m im Quadrat bei 1,80 m Mauerstärke, die auf der Hofseite auf 1,60 m herabgeht. Ursprünglich freistehend, stellt er den ältesten Teil der Anlage dar. Ein hohes Untergeschoß und das zweite Geschoß sind noch romantisch, das sorgfältige Mauerwerk („überwiegend Dolomit") außen und innen ohne Absatz, auf den Kanten bei versetzter Quaderung stark geböscht. Die alte Tür über der ersten Balkenlage ist rundbogig geschlossen, mit Holmlöchern in den breiten Pfosten, Podestbalkenlöchern und Steinkante für ein Schutzdach. Sie ist später ausgemauert, ebenso ein nach Westen gerichtetes Fenster unterhalb der ersten Balkenlage. In Fußbodenhöhe des zweiten Geschosses ist auf der Südseite eine Aborttür bestehen geblieben, daneben ist ein Fenster in halber Höhe durchschnitten für eine neue Balkenlage. Das dritte Geschoß ist mit vier nach Süden gerichteten Spähschlitzen ausgestattet, die später durch den Bauteil (35) z. T. ihren Wert verloren. In dieser Höhe wurde eine Tür eingebrochen zu einer Brükkenverbindung mit dem jüngeren Palas. Ein viertes und fünftes Geschoß wurden aufgesetzt, im vierten auf den Seitenmitten rechteckige Aussichtsfenster, die mit fast ganz herabgeführter Fase und Dreiecksturz solchen am Palas und Doppelturm entsprechen. Ebenso gleichen in den beiden Geschossen die noch gegen den Himmel sich abzeichnenden Kaminwagen mit ihren weichen Profilen und weichen Kurven denen im Doppelturm. Vom fünften Geschoß drohen schon lange die Mauerreste herabzustürzen; man erkennt noch je zwei halbhohe, nach Westen und Osten gerichtete Fensteröffnungen.

Umfassungsmauer mit Halbtürmchen und den Rest eines angebauten Wohnhauses (Fig. 7)

Wie die in 22 m Höhe auf der Nord- und Südseite in Bodenhöhe dieses Geschosses liegenden Viertelkreisgesimse zeigen, war ursprünglich ein Satteldach wie am Doppelturm vorgesehen. Die Gesimse sind die gleichen. Diese beiden zu Wohnzwecken eingerichteten Geschosse des Bergfrieds stammen also auch a. d. Zeit um 1400. Bis zum Boden hinabgeführt ist auf der Südseite des Turmes im Verband mit dem Mauerwerk ein breiter Abortschacht, der auf zweimal vier konsolartig vorkragenden breiten Steinen endigt, die einen Sturz von 1 m Breite tragen. Fast zur Hälfte ist dieser vorgebaute Schacht durch eine darauf gelehnte Mauer (eisenhaltiger Basalt und Dolomit) verdeckt. Der Bauteil (3), zu dem sie gehört, wäre also jünger als der Bergfried. Zusammen mit einer noch 12,5 m langen Frontmauer bildet sie eine nach Osten gerichtete scharfe Spitze. Daran stößt mit gleichem Baumaterial das Südende der Wehrmauer (36), ein 23 m langes Stück, auffallend durch seine geringe Stärke von 75 cm, das i. 15. Jh. mit einem Haus besetzt wurde. Fig. 7. Man möchte es einer älteren Umfassungsmauer zuweisen, die dem Bauteil (3) entspricht, der sich in seiner Verstümmelung deutlich abhebt und vielleicht als Rest eines älteren Palas anzusehen ist. Die noch zweiachsige, ganz im Basalt ausgeführte Front mit schmalen, später vermauerten Schlitzfenstern. Die breite, später sorgfältig vermauerte Tür blieb ohne Gewände, vermutlich als Ausfalltor durch vorgeschobene Pallisaden gesichert; sie liegt an einem zwischen den Felsblöcken sich ergebenden Pfad. Im Innern eine jüngere Quermauer; man denkt an Verwendung des Baues zu Wirtschaftswecken, z. B. zu einem Pferdestall. Im Winkel mit der hier anstoßenden, noch 13 m hohen Ringmauer zwei Ausgüsse zu ebener Erde, darüber in der Mauer im dritten Geschoß des Palasbaues ein Abort und oben auf der erst rund geführten, dann stark geböschten spitzen Ecke die Reste einer später aufgesetzten Vorkragung für ein Mauertürmchen (s. u. Ringmauer). In Stärke von 1,40 m dieser nach Süden gerichteten Palasfront, aber durch Fuge ganz geschieden, schließt sich als Hauptbau ein jüngerer Palas (26) an, 32,50 m lang, den nach Süden und Westen zugleich vortretenden Kapellenbau (28) mit gerechnet. In den Einzelformen geht er ganz mit dem Doppelturm (31) zusammen; über hohen unzugänglichen Felsen erhebt er sich dreigeschossig, ist aber nur in den Außenmauern erhalten. Der rechteckige Hauptbau enthält im Erdgeschoß einen Saal von 16,80 x 8,30 m mit anschließendem Wohnraum, im Obergeschoß wäre statt des Saales wohl eine Zimmerflucht anzunehmen. Auf den Mitten der Kurzseiten des Saales zeigen Balkenlöcher den schweren Unterzug an, der hier über zwei Mittelsäulen für die Balkenlage notwendig war. Riesige Kamine, der untere von 3,50 m Breite, liegen auf der Mitte der Frontwand; die Fenster sind ihretwegen zur Seite gerückt. Die mit Sitzen ausgestatteten Erdgeschoßfenster sind als ersteigbar später vermauert und erscheinen außen nur als schmale hohe Rechtecke, dagegen sind im Obergeschoß zweiteilige, nach den alten Stürzen um 1900 erneuerte Fenster verwendet, die wie zwei noch alte Pfosten zeigen, wohl alle vergittert waren. An der Hofseite sind alle Öffnungen besonders stark zerstört. Wie aber die Rekonstruktion Zengelers deutlich macht, führte eine Holztreppe entlang der Hoffront in die drei Geschosse; man sieht an der Putzfläche, wie sie geführt war. Linker Hand liegt im Erdgeschoß die breit ausgebrochene Tür zum Saal, deren flachbogiger Sturz, mit Fuge auf der Mitte, sitzen geblieben ist. Dann folgte seitlich darüber die Tür zum Obergeschoß und in der dritten Achse des hier ganz fortgebrochenen dritten Geschosses muß dessen Außentür gelegen haben, eine Verbindung mit dem Wehrgang herstellend. Zum Wohnpodest, mit 1,50 m Höhe zugleich zum bequemen Besteigen des Reitpferdes geeignet, darunter liegt ein Kellereingang. An diesen 6,50 m breiten Wohnraum 30) schließt sich ein Bau (28) mit gleichen Geschoßhöhen an, der als Frauenwohnung im Erdgeschoß zugleich die Kapelle enthält, im Lichten 4,50 m breit und mit der nach Süden gerichteten Apsis 8,50 m lang, der Zugang auf der Mitte der Längswand. Ehemals mit zwei ungleichen Jochen rippenlos kreuzgewölbt, wie die Vorlagen auf den Wandmitten, die Reste der Gewölbeanfänger und eine Konsole (Fig. 8) zeigen. In der Nordwand breite Kamine, vom oberen ist eine Wangenstütze erhalten (vgl. Fig. 4 Nr. 15). Die Fenster wie im Obergeschoß des Palas ehemals pfostengeteilt und mit Fenstersitzen ausgestattet.

Konsole aus der Burgkapelle, Ecksäule aus der Mannschaftskapelle und Fensterpfosten (Fig. 8)

Das jetzt noch durch Kappenreste am Süd- und Nordende zugängliche zweite Geschoß mit denselben Fenstern und gerader Decke. Die reiche Ausbildung der Kapelle widerspricht nicht den gleichzeitig profanen Benutzung des Baues, vermutlich in Verbindung mit (30). Links in dem immerhin durch einen Bogen angedeuteten Chorteil der Altarplatz in einer Wandnische und am Boden in einer Nische ohne Abfluß eine schüsseiförmige Piscina von 45 cm Durchmesser. Im Obergeschoß an derselben Stelle ein vielleicht 60 cm langer rechteckiger, ins Zimmer vorspringender Ausgußstein mit Rand (Beispiele in Italien). Im Winkel zwischen Kapelle und Palas ein Turmrest (29), von dem nur die Ostwand in ganzer Höhe steht, sowohl von (30) wie von (28) in beiden Geschossen zugänglich, im Anbruch an (28) nachweisbar, vermutlich ein Treppenturm. In der Ecke zwischen Kapellenhaus und Turm der geringe Rest einer Rundung, jedenfalls der Mauermantel eines Abtritts, wie er sonst an der Burgmauer vorkommt. Im Sockelgeschoß des Turmes eine Zwischenmauer auf Entlastungsbogen über dem Felsen. Von diesem Turm aus führte vermutlich eine schwache Zwingermauer (3) um die Kapelle herum bis zum Torhaus. Als Verbindung von Palas und Doppelturm ist der Zwischenbau (27) unentbehrlich; seine Außenmauer ist zugleich eine starke Schildmauer, sicher nicht ohne Wehrgang, nach Fertigstellung des Doppelturmes (31) und des Palas als gedeckter Verbindungsbau zwischengeschoben; er führte sowohl in Hofhöhe und im nächsten Geschoß in den Doppelturm; von der Innenmauer war früher noch etwas mehr vorhanden, als jetzt der flachbogige Eingang mit spitzbogigem Fenster darüber und dem Fensterrest im dritten Geschoß. Eine Veränderung entstand hier durch das Einfügen des Baues, oder auch später. Die Mauer stößt auf ein Palasfenster, neben das sehr groß eine Tür gesetzt ist unter Verwendung von Fensterdetail. Im Winkel zwischen Bau (27) und dem einfachen Gebäude (33), dessen Fenster modern sind, führte eine Holztreppe auf die i. 15. Jh. eingefügte Wehrmauer (8) des Binnenhofes; den Austritt zeigt eine kleine Ausbuchtung der Wehrgangzinne an, die hier auf der Nordseite in halber Höhe erhalten sind. Auf der Südostecke des Turmes, unter dem Schutz der Treppe eine große sorgfältig gemauerte Nische, vielleicht als Hundestall anzusehen. Das Zugangstor (17) auf der Ostseite dieses Herrschaftshofes ist i. J. 1913 nach dem alten Vorbild ganz erneuert, die neuen Teile an den Salpeterausblühungen erkennbar. Einfacher Flachbogen mit einem Balken auf der Innenseite zur Entlastung. Vor dem Tor eine Mauersicherung, vermutlich mit einer jetzt zugeschütteten Vertiefung; die Mauer, bis vor den Bergfried zur Aufnahme des Erddrucks gezogen, mit einem nach Norden gerichteten Spähschlitz. Im Binnenhof waren an die Hofmauer Gebäude angelehnt, wie rechts vom Tor ein rechteckiges, ehemals vergittertes Fenster mit leicht dreieckigem Sturz und das auf der langen Strecke verwendete wohl vom Doppelturm stammende Dreipaßfenster zeigen, beide später von innen zugesetzt. Auf der Nordostecke ein Mauertürmchen (22), ganz mit der Ecke im Verband gehalten, innen und außen auf zwei durch Gesimse unterbrochenen Konsolenreihen vorgekragt, deren spitzzulaufende Klötzchen ganz denen an den Mauertürmchen der Ringmauer gleichen. Die kleinen Rechteckfenster sind mit Hakensteinen für Schlagläden versehen, die schmalen Türen sind ebenso einfach rechteckig gerahmt; die Hausteine sind entsprechend dem geringen Durchmesser des Türmchens gerundet; die Pfosten sind mit Holmlöchern versehen. Vor Errichtung dieser Wehrmauer zwischen Doppelturm und Bergfried ging eine Wehrmauer (7) von der Nordostecke des Doppelturmes aus, die Wohngebäude mitsamt dem Bergfried einschließend. Ihre Fundamente stecken im Boden, besonders deutlich als 8 m lange Kante im Abstand von 8,20 m vor dem Wohnturm (13). Genau nach Norden setzen sich Quermauern schräg an (vorläufige Grabung), die den alten Zwinger hier auf einer Ecke (?) unterbrachen und zur alten Umfassungsmauer hinabführten. Diese müßte ähnlich wie die jetzige Wehrmauer (5) verlaufen sein und muß nahe dem Außentore (2) den Anfang genommen haben wie jetzt. Sie bildete hier zugleich die Nordwand des nach innen (Fig. 9), trapezförmig erweiterten, und hier ehemals holzverkleideten Torturms (2).

Das alte Außentor und Wehrmauer von innen (Fig. 9)

Vom 2,72 m im Lichten breiten Tor ist die Leibung aus Quadern von grobkörnigem schwarzem Tuff, das Füllmauerwerk besteht aus Basalt und Lava. Die Schwelle liegt in derselben Höhe wie die des Doppelturmes, zu dem der Weg infolge der Schuttlage um 2 m ansteigt. Vom Hof gesehen glaubt man in der außen sehr verstärkten Ecke des Torturmes die Leibung eines Mauertreppchens zu sehen, das auf das Obergeschoß führte. Bei Anbau des jüngeren Torturmes wurde hier eine schmalrechteckige Schießscharte vermauert. Ihr Sturz außen in Stein, innen durch Hölzer hergestellt. Über dem erneuerten Unterzug Balkenlöcher für die Dachbalkenlage, auch erkennt man an Putzkanten noch gerade die Giebellinie des Daches. Dann folgt darüber der auf Konsolen vorgestreckte Wehrgang mit halb erhaltenen Zinnen; rechts auf der Ecke Stufen und Reste eines Mauertürmchens. Die hier 1,70 m starke Turmmauer setzt sich 1,40 m stark als Wehrmauer nach Osten fort, dann ist sie 30 m lang fortgebrochen. Nur das Stück an der Front der Burg gehört der älteren Umfassungsmauer an; unten ist etwas Lava verwendet, sonst Basalt, Grauwacke und Dolomit. Eltester zeichnet sie noch weiter nach Süden zu als erhalten, sie war vermutlich bis zum Mittelpfeiler der Kapelle (28) geführt und ist, wie eine Ausbruchstelle und die großen Blöcke zeigen, auf der ganzen Strecke herabgestürzt. Das dritte Geschoß des Kapellenbaues stellte vermutlich die Verbindung mit dem Turmvorsprung (29) und dem obersten Wehrgeschoß des Palas her. Links neben dem offenen Torturm (2) lag ein kleiner Wachtraum, mit Tür zum Turm, abgedeckt mit Pultdach. Dann folgt die Ruine eines Wohnhauses, das mit der Mauer errichtet wurde, also dem 14. Jh. angehört und offenbar i. J. 1386 genannt ist als „Haus uf der Portzen" und ein Burglehen darstellt. Man erkennt zwei Räume (Fig. 1 u 9), die Südwestecke ist jedoch ganz verschwunden mit dem Einsturz der Wehrmauer. Erhalten ist die Nordwand mit zwei übereinander angelegten Kaminen; schwere schwarze Basaltplatten liegen hinter der Feuerung, am Schornstein sieht man noch die alte Giebellinie. Auch am Wandputz erkennt man zwei Geschosse; im größeren Raum Wandkonsolen für die Balkenlage und ein hohes Rechteckfenster, im kleineren Raum ein 1 m hohes und 1,10 m breites Fenster, daneben in der Ecke Bretterschlitze für einen Schrank. Die Fenster verdeckt hinter einer vorgelegten niedrigen Zwingermauer (3), die auch schon vor Erbauung des vorgeschobenen Torturmes (l) an der hier unentbehrlichen Rampe beim Brückenkopf endete. Von der Zwingermauer ist ein Rest von 6 m im Fundament erhalten; nach der Trockenpakkung zu urteilen zog sie sich im Bogen um den Kapellenausbau herum und hatte Anschluß an den Treppenturm (29); wie der Anbruch an dessen Mauerrest zeigt. Beim Tor (l) beträgt die Zwingerbreite 4,25 m. Auf der Mauer vielleicht ein Pallisadenschutz; zwei einzelne Löcher für etwa 1,50 m Pallisadenhöhe bemerkt man am Turm (l) im Abstand von 0,80 und 1,10 m von der Turmfront.

Das war der Bestand der Anlage des 14. Jh. Bei der Erweiterung durch den Erzbischof wurden der Torturm (l), das Tor (6), die Wohngebäude für eine starke Besatzung und der vorgeschobene Turm (15) hinzugefügt und, wie schon gesagt, an Stelle der Wehrmauer (7) trat die Hofmauer (8) des nun ganz abgeschlossenen Herrschaftshofes. Den vor das Tor (2) ohne Verband gesetzten Torturm (l) nennt Ost das „Einfahrtstor ... mit Türen zu beiden Seiten", die Beschädigungen waren hier am größten. Man sah lange und breite Mauerrisse, die vielleicht durch seine Lage an der Grabenböschung entstanden waren. Der Turm, erhielt an Stelle des Rampenweges i. J. 1868 die oberen und i. J. 1913/14 die unteren Treppenstufen. Gelegentlich der Instandsetzungsarbeiten i. J. 1902 wurde der Torbogen abgetragen und rundbogig erneuert. Nach älteren Skizzen war es ein breites, rechteckiges Portal. Auf der Mitte der glatten Stirnwand ein schmaler Spähschlitz. Vorhanden sind noch vier niedrige Geschosse, wie die Balkenlöcher im zweiten Geschoß und die folgenden Absätze zeigen. Als Baustoff ist viel Buntsandstein verwendet; die Ecken sind damit gequadert. Auf der Zwingerseite ist bei Oberkante des Schlitzfensters eine Unterbrechung im Bau zu vermuten, das breite Fenster daneben ist zugemauert. Nach Angabe Eltesters war i. J. 1872 der Torturm 60 Fuß hoch, ein Maß, das wohl noch zutrifft. In der 3,55 m breiten Torhalle richten sich zwei Schlitzfenster nach Norden, innen 1 m breit, das eine entsprechend dem Anstieg etwas höher gelegen und in der Größe einer Tür ausgebrochen. Das Loch für den Balkenriegel 1,20 m tief, in Höhe von 1,40 m vom Boden. Gegenüber auf der Südseite spricht nach den Resten nichts gegen die Annahme einer Tür, die oben mit zwei Balken abgedeckt war. Ein 1,20 m langes Riegelloch liegt in 1,80 m Höhe vom Boden. Ohne diese Tür wäre der Zwinger (3) unzugänglich gewesen. Das zweite Tor (6), zwischen Doppelturm und Ringmauer den Burghof abschließend, ist i. J. 1913 fast ganz erneuert. Die „Bekleidung", also das Hausteingewände, war schon i. J. 1872 ausgebrochen; der Flachbogen zeigt den spätgotischen Stich von 60 Grad. Zengeler bezeichnet die im Grundriß eingetragene Torleibung als richtig im Profil, mit Umrahmung, Falz und 3 m langer Riegelscheide; die „fremden behaue-nen Schnittsteine in regelmäßiger Form und ornamentalem Verband", außen und innen waren Widerlager und Schlußsteine hervorgehoben. Im Scheitel eine Schießscharte, über der Türöffnung auf der Rückseite eine flache Nische für das hochgezogene Fallgatter, im nicht wieder verwendeten Schlußstein dieses Bogens ein kleiner Kopf als Verzierung. Ein starker Balken lag in Wehrgangshöhe über dem Tor. Die anschließende, im Mittel noch 6,50 m hohe Mauer, ist im Anbruch 1,68 m breit. Sie riegelt einen niedrig gelegenen Zwinger (11) ab, der unterhalb der Ringmauer auf abfallendem Gelände bei einem Felsen unterhalb des Raumes (17), also im Schütze des Turmes (15) endete. Der einzige Rest dieser leichten Zwingermauer enthält am Ende ein sehr zerstörtes Ausfalltor und noch drei Schießscharten, die im Abstände von etwa 4 m liegen und auf der Innenseite 1 m breit sind. Erkennbar sind auch noch die Zwischenräume der Wehrgangszinnen darüber.

Unmittelbar an das neue Tor (6) schließen sich Wohn- und Wirtschaftsgebäude (darunter auch ein Wirtshaus), die ohne Unterbrechung sich an die Wehrmauer anlehnen. In Einzelheiten sind diese sonst ziemlich gleichartig mit Fenstern und Kaminen ausgestatteten Häuser verändert, in Fußbodenhöhe jüngere Scharten für Feuerwaffen. Der Erzbischof brauchte in seiner neuen Festung eine große Besatzung, deren Familen mit untergebracht werden mußten. Die relativ leichten Bauten sind sehr zerstört, im Hintergrund des geräumigen Burghofes sind sie ganz verschwunden, aber die überall in der Wehrmauer sichtbaren, nicht alle eingezeichneten Aborte beweisen die dichte Belegung. Unter diesen Wohnbauten fällt der Wohnturm (13) auf, wie das nächste Haus (18) offenbar unter Ausnutzung der alten Grabenböschung unterkellert, im Erdgeschoß im Lichten 5,30 mal 5,60 m groß, die rückwärtige Mauer 1,50 m, die anderen 1,30 m stark. Das dritte Geschoß ist nur z. T. erhalten. An der Front liegen symmetrisch neben einer Mitteltür Fenster; bei 2,50 m Schwellenhöhe lag die Tür wohl über einer Podesttreppe. Neben dem im zweiten Geschoß wiederholten Kamin in der rückwärtigen Mauer eine Wandnische und eine Tür zur Küche, in den Seitenwänden schmale rund geschlossene Verbindungstüren zu den ehemals anschließenden Gebäuden. Die Wehrmauer springt mit ihm zurück. Dadurch entstand der 3 m breite Küchenanbau (12): zu ebener Erde in der Südwestecke ein natürlicher, in den unteren Zwinger (11) mündender Felsspalt, darüber ein rundgemauertes Abfallrohr, in der Westwand der Länge nach im Anbruch sichtbar und aus dem zweiten Geschoß kommend, das mit zwei Wandschränken ausgestattet ist, wie die Bretterschlitze deutlich zeigen. An Stelle des vermauerten, innen zu Nischen verwendeten Außenfensters war den Resten nach ein Holzerker angelegt. Der Kamin lag wahrscheinlich in der abgebrochenen Ostwand. Im dritten Geschoß mündet in der Westwand eine Wehrgangtür. Die ehemals wohl zusammenhängende Baugruppe ist sonst infolge Zerstörung unsicher, nur ein Maueranbruch am Hause (18) weist auf Verbindung mit Wohnturm (13) in Stärke der Wehrmauer, aus der hier um 17 m, bis an den Graben, ein starker Flankierungsturm 15) aus der Ringmauer herausgezogen ist, der verschiedenen Zwecken diente, vor allem hier die schwache Seite der Burg decken mußte. Außen erkennt man den Turm als sorgfältig behandelten Bau; erhalten mit etwa 22 m bis zu den Fensteransätzen des vierten Geschosses. Ein sauberes Sockel-und Kaffgesims fassen das 12 m hohe Untergeschoß zusammen, die Eckquaderung in hellem Tuff und rotem Sandstein, die Flächen in dunklem Tuff. Unter starker Verjüngung springt das fast ausschließlich aus gelbem Dolomit bestehende Mauerwerk über dem Kaffgesims zurück; im dritten Geschoß verringert es sich auf 60 cm. Hier sind je zwei große Aussichtsfenster mit Konsolen für Schlagläden ausgestattet; auf der Nordseite sieht man zu einem Holzerker gehörige Balkenlöcher, unten fünf, oben drei. Zwei Fenster sind an dieser Stelle zugunsten einer Tür zugemauert. Das fensterlose Untergeschoß ist ganz für einen vielleicht schon älteren Brunnen bestimmt, der ehemals mit 1,20 m Durchmesser im Mittelpunkt eines Gewölbes mündet, jetzt im Schutt 1,20 m unter dem Fußboden aufhört. Er wurde 17 m tief ausgeräumt, wieder zugeschüttet und mit einer Deckplatte versehen. Dieser in Hofhöhe gelegene Raum von 5,20 m im Lichten im Quadrat, war kreuzgewölbt über gleichartigen Ecksäulen (Fig. 8), charakterisiert durch flache Basen über Achtecksockeln und tellerförmige Kapitelle d. 15. Jh. in sorgfältiger Hausteinarbeit; zwei ganze Säulen und ein Kapitell sind erhalten. Bei beinahe 6 m Höhe ist der Raum auf den Seitenmitten mit großen Fenstern ausgestattet, bei denen die seitlichen Sitze nicht fehlen. In der Fensterachse, dicht unter die Kappen gerückt, nochmal breite Öffnungen für schmale Schlitze im Bruchsteinmauerwerk, um bei geschlossenen Fenstern Licht von oben zu haben. Daran schließt sich bei schiefem Grundriß ein etwa 4 m im Lichten breiter und vermutlich etwa 8,50 m langer Vorraum an, der tonnengewölbt war; ein schmales Schlitzfenster in der linken Wand wie im Hauptraum unter den Kappen. Die beiden Räume (Fig. 10 machen ganz den Eindruck einer Kapelle für die Besatzung. Ein 40 x 40 cm großes Stück einer Altarplatte mit einem Weihkreuz darauf wurde unterhalb des Turmes gefunden; der Platz des Altares wäre vor dem Nordfenster anzunehmen. Eine Vereinigung von Kapelle und Brunnen wäre durchaus möglich, falls der Brunnen im Boden etwa nur mit einem Holzdeckel geschlossen war. Er war hier zugleich in gewisser Weise hygienisch geschützt. Brunnen in Kirchen kommen gelegentlich vor, ein besonderes Beispiel ist der romantische Chorturm in Wintersdorf (Kr. Trier), wo im Keller unter dem Chore eine Quelle entspringt und ins Freie tritt. Ein vielleicht alter Brunnen, im 19. Jh. durch ein Steinhäuschen geschützt, liegt im Wiesengrund vor der Südwestecke des Palas.

Längsschnitt durch den oberen Teil des Flankierungsturmes (Fig. 10}

Die Wehrmauer des ovalen Beringes ist sonst überall in Stärke von 1,40 m durchgeführt, bis auf das genannte Ende (36). Die Höhe beträgt durchweg 10 bis 15 m, am Ostende etwa 13 m. Eltester gibt i. J. 1872 für das Ostende auf der nördlichen Hälfte 40 Fuß an, für die südliche Hälfte 20 bis 25 Fuß. Gelegentlich ist sie auf Entlastungsbögen über den Felsen fortgeführt, außen davor türmen sich mächtige Basaltblöcke, namentlich auf der Ostseite. Die Zinnen sind meist in halber Höhe erhalten; das Mauertürmchen (16) am Ostende der Ringmauer, ähnlich wie das Türmchen (22) am Innenhof beiderseits mit zwei Gesimsen auf Konsolen vorgekragt; auf der Außenseite ist die Auskragung nach unten stark verschmälert. Auch hier einfache Schartenfenster und zwei schmale Durchgänge in rechteckiger Form. Eine Gebäudemauer lief auf das Türmchen zu, zur Seite davon sieht man Balkenlöcher. Hier wechselte die Zinnenhöhe, nach Süden zu liegen sie des Felsengeländes wegen 2 rn höher und sind ziemlich erhalten. Die Breite der Zinnen beträgt gut 2 m, die der Zwischenräume etwa 80 cm. Es folgt im Knick der Mauer bei (19) eine nach außen auf spitz zulaufenden Konsolen ausgekragte Zinnenausbuchtung. Die gleiche Vorkragung erkennt man auf der höher gelegenen Spitze des alten Palas (35), dessen drittes Geschoß mit dem des jüngeren Palas (26) die Fortsetzung der Ringmauer darstellen.

Rest von Architekturdetails: im alten Bergfried (25) liegen ein Stück Fensterpfosten, 24 cm dick und 27 cm lang, 14. Jh., mit kräftigem Birnstab, ein Gewändestein (Fig. 8, Nr. 7 u. 8), 26 cm hoch, 35 cm tief, drei Teile von Fensterstürzen, mit verschiedenen Dreipässen; im Wirtshause der alte Schlußstein, 35 cm oben breit und 35 cm hoch, von der Innenseite des Tores (6), mit dem sehr beschädigten faustgroßen Kopf eines Mannes; nur die seitlichen Haarlocken sind noch stilistisch verwendbar. Ebenfalls im Wirtshause der genannte Rest einer Altarplatte.

Kunstformen, die über das 15. Jh. hinausgehen, sind auf der Burg nirgends zu sehen. Durch ihre Größe und auch in ihrem Bauzustand als Ruine ist die Anlage als unberührtes Beispiel in mittelalterlicher Reinheit und Vollkommenheit sehr wertvoll und relativ gut erhalten. Unsere Kenntnis der Profankunst der 2. Hälfte d. 14. Jh. und der Wohnkultur dieser Zeit erhält durch sie eine interessante Ergänzung. Die Burg bestand damals aus einem Bering mit Hauptverteidigung durch einen alles überragenden, zum Wohnen hier sehr gut ausgestatteten Bergfried, dann kommen in der zweiten Hälfte d. 15. Jh. nach dem Flankierungsprinzip vorgeschobene starke Türme und kleine Mauertürmchen hinzu. Die Anlage d. 14. Jh. war zweitorig, durch Anlage des Hofes vor dem Herrschaftshause kam i. 15. Jh. ein drittes Tor hinzu. Zu bewundern ist die große Zweckmäßigkeit aller einzelnen Bauteile und ihre gegenseitige Sicherung in Verbindung mit größter Ausnutzung des Geländes.

Das Sommerquartier für Habichte und Milane

Die heutige Verwendung der Burg

Die Burgruine eignete sich hervorragend für die Unterbringung der einzelnen Vogelarten. Die vielen Winkel und Vorsprünge erleichterten die Anbringung von Volieren und geben den Vögeln Schutz vor Wärme und Kälte. In dem früheren Haus (9), von dem nur noch die Wehrmauer und die parallel dazu verlaufende Mauer zur Hofseite stehen, sind heute Habichte und Milane untergebracht. In dem sich anschließenden Raum (10) wurden aus den bestehenden Mauerresten und einem Drahtgitter ein großer Käfig hergestellt, der sich geschickt in die Mauerecke einpaßt. Darin leben heute 3 Geier. An der gegenüberliegenden Wehrmauer (8) wurden die Flugbilder verschiedener Greifvögel angebracht. Sie zeigen besonders deutlich die verschiedenen Phasen des Beute-Fluges der einzelnen Greifvögel. Die Räume Nr. 12, 13, 14 und 15 dienen heute dem Falkenmeister für die Lagerung und Aufbereitung des Futters. Zwischen den früheren Häusern Nr. 18 und 19 sind große Volieren angebracht worden, in denen heute verletzte Vögel wieder gesund gepflegt werden. Hierhin werden Greifvögel gebracht, die in der freien Natur lebten und durch irgendwelche Umstände verletzt wurden. Falls es gelingt, diese Vögel gesund zu pflegen, werden sie wieder in die freie Natur entlassen. In der Ecke zwischen der Wehrmauer (36) und dem Burgfried (25) leben heute Adler. In dem früheren Raum 'Nr. 35 ist ebenfalls ein großer Käfig für Uhus gebaut worden. Dort wird ein Pärchen Uhus zu Zuchtversuchen gehalten, um ggfls. später einmal wieder Uhus in die freie Natur entlassen zu können. In dem Palas (26), dessen Seitenmauern im Jahre 1974 durch den Landeskonservator in Mainz vollständig restauriert wurden, sind weitere Volieren eingerichtet, die Eulen beherbergen. Die Kapelle (28) soll in den nächsten Jahren restauriert werden. In dem Gebäudeteil Nr. 33 wurde eine Quarantänestation eingerichtet, um neu hinzukommende Vögel vorübergehend von den anderen zu trennen. Entlang der sich anschließenden Wehrmauer (8) sind seltene und zum Teil äußerst wertvolle Falken mit ihren Häuschen stationiert.

Der Doppelturm kann durch eine Wendeltreppe bestiegen werden. Von der Plattform aus hat man einen hervorragenden Blick über die gesamte Burganlage, ins Kylltal und über die Eifelhöhen.

Zur Ergänzung dieser Falkenstation wurden um die Burganlage zusätzliche Wildgehege eingerichtet. Neben dem Burgeingang links sind Kleinraubtiere, wie Wiesel, Frettchen, Marder, Wildkatzen und Füchse untergebracht. In einem bereits vorbereiteten Gehege mit einem großen Wasserbecken sollen noch Fischotter eingesetzt werden. Am Burghang unterhalb des Palas fanden im Jahre 1974 7 Wölfe in einem rd. 20 Morgen großen Gehege eine neue Heimat. Dieser Burghang, der mit besonders großen Felsbrocken übersät ist, entspricht dem natürlichen Lebensraum der Wölfe. Inzwischen hat sich das Wolfsrudel bereits durch natürlichen Nachwuchs auf 11 Wölfe vermehrt.

Auf einer großen Wiese vor der Burganlage, auf der auch die täglichen Freiflugvorführungen stattfinden, kann man heute rückgezüchtete Wildpferde (Tarpane) beobachten. Unterhalb dieser Wiese schließt sich ein großes Gehege für Wildschweine an. Ergänzt wird die gesamte Anlage durch Volieren mit einheimischem Flugwild, wie Fasanen, Rebhühnern und Wachteln.

Die Aufgabe des Adler- und Wolfsparks Kasselburg ist es nicht, die traditionelle Beizjagd mit Falken fortzuführen, sondern um Verständnis für den Greifvogelschutz zu werben. Bei den Freiflugvorführungen geht der Falknermeister ganz gezielt auf dieses Problem ein und erläutert den Besuchern in anschaulicher Weise die Notwendigkeit des Greifvogelschutzes. Er demonstriert dabei die Fähigkeiten der einzelnen Vögel und erklärt ihre wichtige Funktion zum Ausgleich des Naturhaushaltes.

Dem Greifvogelschutz dient auch das „Hospital", in dem jährlich etwa 50 verletzte Greifvögel gesund gepflegt werden.

Am Parkausgang haben die Besucher Gelegenheit in der Waldgaststätte „Adlerhorst" zu verweilen und sich mit einem kleinen Imbiß zu stärken.

Ein Teil des „Hospitals" für verletzte Greifvögel