Das „Frunertzkreuz" in Haargarten

Josef Schwindenhammer und Matthias Weber

Die Eifel ist nach Ludwig Mathar, einem ihrer ausdrucksstärksten Schriftsteller, die „typische Landschaft der Wegekreuze". Diese unscheinbaren volksnahen Denkmäler frommen Eifeler Sinnes und Gemüts haben in der Heimatliteratur immer wieder Liebhaber und Fürsprecher gefunden. Lehrer Georg Jakob Meyer aus Trier brachte in den 50er Jahren sogar das Kunststück fertig, sie fast alle zu zeichnen und zu beschreiben, jedenfalls soweit sie im letzten Krieg nicht zerstört worden sind. Nur wenige Exemplare hat der schon verstorbene „Kreuze-Meyer", wie er heute noch anerkennend humorvoll an der Mosel genannt wird, nicht in sein liebevolles „Inventar" aufgenommen. Um ein solches Kreuz handelt es sich in dem folgenden Aufsatz. Ein 81jähriger Niederbettinger Bürger, Mitgründer des „Heimatverein Niederbettingen e.V.", hat die „Sage" um dieses Kreuz aufgeschrieben, um die Erinnerung an Kreuz und seine „Geschichte" wachzuhalten.

MW

Auf dem Wege von Niederbettingen zur Lavagrube in Haargarten steht unterhalb der Lavagrube rechts am Wege im Wald ein altes Steinkreuz aus dem Jahre 1693, genannt „Frunertzkreuz". Über die Ursache zur Aufstellung dieses Kreuzes erzählen die alten Leute in Niederbettingen folgende Begebenheit:

In einer mondhellen Nacht kam ein Niederbettinger Jüngling von Gerolstein von einem Tanzvergnügen. Es fügte sich nun, daß er gerade in der Mitternachtsstunde frohgemut an der Stelle, wo jetzt das Kreuz steht, vorbeikam. Plötzlich trabte neben ihm ein großer schwarzer Hund. Er versuchte nun, den Hund wegzuscheuchen, aber da fletschte der vermeinliche Hund die Zähne und knurrte gefährlich, so daß der Mann es nicht mehr wagte, den Hund zu vertreiben. Der Hund lief weiter neben ihm her und schaute ihn mit glühenden Augen an. Der Mann wunderte sich, daß der Hund so laut auftrat. Darum schaute er nach seinen Füßen und, oh Schreck, er hatte Ziegenfüße. Nun kam ihm ein schrecklicher Gedanke, das konnte nur der Teufel sein. Er fing an, zu beten und rief alle guten Geister zu Hilfe, aber das Tier wich nicht von seiner Seite. Auch machte er sich Gedanken darüber, wie er in sein Haus komme, ohne den Teufel mitzunehmen. Aber kurz vor den Häusern von Niederbettingen war der Teufel ebenso unerwartet wie er gekommen, auch wieder verschwunden. Mit schlotternden Knien, am ganzen Leibe zitternd erreichte er sein Haus und brach hinter der verschlossenen Tür mit einem lauten Schrei zusammen. So fanden ihn seine Leute, und er erzählte die furchtbare Geschichte. Zum Dank für seine Rettung ließ er dann an der Stelle, wo der Teufel ihm begegnet war, das Steinkreuz aufrichten.

JS