Sie sieht die Eifel anders

Ein Portrait der Künstlerin

Den Weg von Daun nach Schalkenmehren zu ihrem ersten Lehrer Pitt Kreuzberg ist Christel Schneider von 1945—1955 wohl an die hundertmal zu Fuß gegangen, in den ersten Nachkriegsjahren ausgerüstet mit wenigen aber umso kostbareren Maluntensilien und mit Brot und ein paar Kaffeebohnen für den alten, weißhaarigen Mann am Schalkenmehrener Maar. Die Gänge durch die Maarlandschaft und das stundenlange Verweilen mit dem Meister dort haben ihr, wie sie sagt, den Blick für die Maarlandschaft geöffnet und nie habe sie das Totenmaar zweimal in der gleichen Stimmung erlebt und auch heute noch sei es so, als ob sie das Maar zum erstenmal sehe.

Maarlandschaft

Für ein Mädchen aus einer Kaufmannsfamilie mit zwar künstlerischem Einschlag — der Großvater z. B. war als Schriftsteller tätig und gründete 1865 in Daun die Eifelzeitung — war es in den Kriegsjahren schwer, ihren Weg zur Malerei nicht aus dem Auge zu verlieren, galt die Malerei doch als brotlose Kunst. Die Mitarbeit in Literaturkreisen während und nach dem Kriege mit dem damaligen Dechant Thomas in Daun führte die Künstlerin zur Begegnung mit der Dichtung, Bergengruen, Reinhold Schneider, Edzard Schaper und anderen, die in geistiger Auseinadersetzung mit der Zeit standen, festigten in der Künstlerin eine Weltanschauung" die eher der christlichen Hoffnung verpflichtet ist als der nihilistischen Hoffnungslosigkeit und Zerstörung.

In Oskar Kokoschka fand Christel Schneider in der Salzburger „Schule des Sehens" gerade hier zur Förderung ihrer Begabung weitere Ansatzpunkte. An 4 Sommerkursen nahm sie teil und erhielt von der Stadt Salzburg den 2. Kokoschkapreis. In ihrer Salzburger Zeit fällt die Hinwendung zum Aquarell, die wohl die schwerste und anspruchsvollste Technik der Malerei darstellt.

Eine Ergänzung und Befruchtung ihrer Aquarellmalerei erhielt sie bei Heribert Losert, einem Anthroposophen, der seine Schülerin lehrte, die Bedeutung der Farben und des Lichts in die Aquarelltechnik umzusetzen.

Eifeldorf im Winter

Christel Schneider, beeinflußt von Kokoschka und Losert, hat aber nunmehr ihren eigenen Stil gefunden. Sie hat sich frei gemacht von den gewohnten „Eifellandschaften", sie erfaßt die Landschaft in Form, Farbe und Bild und mancher Freund ihrer Aquarelle sagt, daß er bei einer Fahrt die Eifel ganz anders sieht, seitdem er ihre Aquarelle und ihre Auffassung dieser Gegend kennt. Christel Schneider zieht es auch immer wieder nach dem Süden, besonders nach Sizilien. Sei es, daß sie die der Eifel verwandte Vulkanlandschaft findet, oder daß das andere Licht sie anzieht, auch ihre Eifelbilder profitieren davon, ohne zu verfremden. Ihre Aquarelle — die schnell auseinanderlaufenden Wasserfarben erfordern ein rasches und großzügiges Arbeiten ohne Verbesserungen — bergen vielfach eine sandgelbe und erdgetönte Farbe, neben einem strahlenden Blau. Die Farben sind beschwingte Musik, ohne daß das Dekorative Selbstzweck wird. Die Künstlerin selbst ist bescheiden geblieben, sie liebt die Farbe und das künstlerische Gestalten mehr als Worte, sie liebt Mozart mehr als Wagner. Da im Krieg die letzten Lindenbäume in der Lindenstraße in Daun, in der sie seit ihrer Geburt lebt, zerstört wurden, hat sie das elterliche Haus, in dem sie ihr Atelier eingerichtet hat, nach eigenem Entwurf mit einem großen Lindenbaum bemalen lassen. Damit hat sie zur Diskussion herausgefordert, aber auch das Stadtbild schöner gemacht und die Mitbürger und Gäste freuen sich daran.

Herbststimmung

Sonnentag

Porträtstudie