DAS SPIELERDORF
(Allscheid, zwischen Darscheid u. Steiningen)
Umringt von Wald und Heide |
Noch liegt ein Trümmerfeld |
Mit Dorngestrüpp verwachsen |
Des Dorfes Statt' nebst Feld. |
Die Bauern nicht mehr bauten |
Des Dorfes fette Flur. |
Die Arbeit war vergessen. |
Man spielt und würfelt nur. |
Der Hunger ward Gefährte, |
Blieb stets uns treu zur Seit'. |
Er ruft noch andre Helfer, |
Wie Kummer, Sorg und Leid. |
Die Armut war zur Stelle |
Und machte mächtig breit |
Sich mit der alten Freundin, |
Der Unzufriedenheit. |
Das Spiel verdarb die Sitten |
Und hat von Mein und Dein |
Verwischt die alten Grenzen, |
Nur Laster folgten drein. |
Es konnte niemand leben |
In diesem Spielerort; |
Umloht von Streit und Hader |
Von Raub und Brudermord. |
Die Dorfbewohner zogen |
Fort in die weite Welt. |
Das Dorf ist längst verfallen, |
Verwildert heut' das Feld. |
Jedoch die Sagen melden |
Vom Spielerdorf nur Trug; |
Verschwunden und verschollen, |
Das ist des Spielers Fluch! |
Brasilien 192224
Theodor Lonien