Spuren römischer Besiedlung

Der Kolverather Hof bei Daun

Otto Jung

Nordwestlich von Daun — im Bereich der Dauner Fernmeldekaserne — liegt der früher zum Banne Daun gehörige Distrikt Kolverath. Gleichen Namens stand dort früher der Kolverather Hof, eine durch mehrere Funde, unter anderem römische Dachziegel, Zierziegel, Wandbekleidungsstücke, Münzen und ein Bronzeblattwerk nachgewiesene römische Siedlung.

Diese Fundstücke befinden sich im Dauner Heimatmuseum im Kurzentrum.

Im August 1973 entdeckte man bei Ausschachtungsarbeiten für den Bau des Offiziersheimes im Bereich des Bundeswehrgeländes eine unterirdische Tonrohrleitung (gebrannte Ziegelrohre) die vermutlich zu einer Quelle am nahegelegenen Asseberg führte. Bei dieser Tonrohrleitung handelt es sich um eine in etwa 50 cm Tiefe verlegte römische Wasserleitung. Nach aufgefundenen „Randscherben" schätzt der Ausgrabungsleiter des Rheinischen Landesmuseums Trier das Alter der Wasserleitung auf das dritte Jahrhundert nach Christus. Die einzelnen Teile der aufgedeckten Tonrohrleitung sind selten gut erhalten. (Wahrscheinlich weil sie im dortigen Sumpfgebiet fast luftdicht abgeschlossen waren). Der Ausgrabungsleiter nahm mehrere Stücke dieser Wasserleitung in das Landesmuseum nach Trier mit. Weitere Stücke sind im Dauner Heimatmuseum ausgestellt.

Rohre der Wasserleitung, die zu der römischen Siedlung führte

Der Name Kolverath dürfte hergeleitet sein von dem Wort rade oder rode — gerodetes Land — und bedeutet soviel wie „Lichtung im Walde."

Urkundlich erstmals erwähnt wurde dieser Hof 1345 in Vigil SS Simonius et Judae 27. Oktober, als König Johann von Böhmen, Graf von Luxemburg, Herrn Friedrich von Daun, wahrscheinlich ein Sohn Richards des III., mit dem Hofe „Kolbenrat" belehnte als einem Freudenkopper Burglehn. Derselbe wird noch erwähnt in Urkunden vom 6. Oktober 1353, 1485, 1488 usw. und führt die Namen Kolbenrod, Kolbenrode, Kolben-rait. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts besaßen die Grafen von Manderscheid-Kail, zuletzt die von Manderscheid-Blankenheim, den Kolverather Hof.

Die französische Regierung erklärte ihn 1790 für Nationaleigentum. 1830 wurden die Ländereien zu Kolverath in Parzellen verkauft und die Gebäude, bestehend aus einem unteren und oberen Hof, abgerissen, wobei sich Überreste römischer Bauten zeigten und eine Anzahl wertvoller Römerfunde. Den größten Besitz erwarb der damalige Landrat Avenarius, der sie nach seinem Wegzug aus Daun an den damals bereits schon begüterten Landwirt Johann Adam Hölzer sen. weiterverkaufte. Im Besitz der Familie Hölzer war das stark dezimierte Hofgut Kolverath bis zum Jahre 1922, ging dann an den Landwirt Martin Hey (Neunkirchen) und einige Jahre später, abermals durch Kauf, an die Zivilgemeinde Waldkönigen über. Seit 1965 stehen auf diesem Gelände die Kasernen eines Fernmeldebataillons.

Erdgeschichtlich befindet sich das Kasernengelände auch auf uraltem naturhistorischem Boden, dem Unterdevon — dem ältesten Erdzeitalter der Eifel, 380 bis 400 Millionen Jahre —. Beim Bau der Kaserne förderten Bagger viele interessante Versteinerungen zu Tage. Neben vielen Brachiopoden (Muscheln) auch mehrere Trilobiten (Dreilappkrebse). Wertvollster Fund der dort gefunden wurde, war ein ganzer, sehr gut erhaltener zusammengerollter Krebs (Homalonotus laevicauda) ein prachtvolles Museumsstück, den ein alter Dauner Sammler fand.

Welcher Soldat ahnt schon, auf welch uraltem natur- und kulturhistorischem Boden er seine Ausbildung erfährt.