Entwicklung der Landwirtschaft im Kreis Daun

Dr. R. Monzel

Die natürlichen Standortverhältnisse, Klima und Witterungsverlauf, haben entscheidenden Einfluß auf die landw. Bodennutzung. Neben diesen natürlichen Gegebenheiten prägen die landw. Betriebsgröße und die Betriebsverfassung die Entwicklung der Betriebsorganisation.

Das Klima des Kreisgebietes wird durch folgende Daten gekennzeichnet. Die durchschn. Höhenlage beträgt 400—500 m, Jahresniederschlagsmenge 700—820 mm, mittlere Jahrestemperatur 7—2° C, frostfreie Zeit 140 bis 160 Tage.

Das Niederschlagsmaximum liegt in den Monaten Juli und August (je 74 mm). Absolute Spitze hat der Monat November (84 mm). Die Sommer sind häufig zu naß, (Sommer 1976 ließ die Nässe vermissen!). Die Frühjahre sind leicht zu trocken. Die Niederschlagsverteilung begünstigt die Grünlandnutzung und ist dem Getreidebau nicht förderlich.

Schädlich für die Landwirtschaft sind die häufig auftretenden Spät- und Frühfröste. Absolut frostfrei ist praktisch nur der Monat August. Es ist schon wiederholt vorgekommen, daß die Weizenblüte im Juli erfror.

Die vorherrschenden Bodenarten sind sehr unterschiedlich. Wir treffen im Kreisgebiet leichte Sandböden, leichte Lavasandböden und auch schwere, oft steinige Hasselböden an. In den Kalkmulden, von denen der Kreis an 4 von 10 Eifeler Kalkmulden Anteil hat, sind fruchtbare Kalkböden aber auch trokkene Hutungsflächen und sterile Kalktrokkenrasen anzutreffen.

Über den verschiedenen Ausgangsgesteinen entwickelten sich entsprechend unterschiedliche Bodentypen. Basenarme Braunerden sind entstanden über Sand, Sandstein und Buntsandstein. Über Grauwacken entstanden basenarme podsolierte Braunerden. Ober Grauwacken und Sandstein Ranker und Braunerden. In den Kalkmulden bildeten sich Rendzinen und basenhaltige Braunerden.

Die Entwicklung der Landwirtschaft ist eng verknüpft mit der Entwicklung der landw. Betriebsgrößen.

Der Kreis Daun gehört zu den dünn besiedelten Kreisen der Bundesrepublik. Die Einwohnerzahl je qkm hat sich von 44,5 im Jahre 1882 auf 50,5 in 1907, 55,8 in 1925, 59 in 1938 bis auf 62 in 1974 hin entwickelt.

Der Kreis Daun konnte ebenso wie die anderen Eifelkreise in der Vergangenheit seinen natürlichen Bevölkerungszuwachs nicht aufnehmen und versorgen. Die Raten des Bevölkerungszuwachses blieben stets weit hinter den landesüblichen Werten zurück. So betrug beispielsweise der Bevölkerungszuwachs für Rheinland und Preußen im Zeitraum 1895—1907 31,7 bzw. 20,6%. Im Kreis Daun lag der Wert bei 8,92 %>. Die Eifelkreise Schleiden, Prüm, Bitburg wiesen 4,91 % auf.

Die Abwanderungsverluste in den Zeiten vor dem 1. Weltkrieg waren so enorm, daß sie in Prozenten der natürlichen Zunahme ausgedrückt teilweise über 75% lagen.

1885—1890 89,2 v. H.

1900—1905 46,7 v. H.

1890—1895 35,4 v. H.

1871—1905 71,7 v. H.

1895—1900 87,5 v. H.

Mähdrescher bei Darscheid

Für den Zeitraum von 1910—1925 betrug die Bevölkerungszunahme nur 3,4%. Dies entspricht einem Abwanderungsüberschuß von 6,28 Personen je Jahr, bezogen auf 1000 Einwohner. Wanderungsverluste gab es weiterhin in den Jahren 1962, 1968, 1970, 1971, 1973—1975. Die Spitze hält das Jahr 1968 mit 9,5. In den Jahren 1973—1975 lag der Abwanderungsüberschuß bei 3,8—4,2, jeweils bezogen auf 1000 Einwohner.

Entwicklung der Einwohnerzahl

 Jahr

Einwohner insgesamt

Einwohner je qkm

1882

27 199

44,5

1895

28 302

46,4

1907

30 827

50,5

1925

34 034

55,8

1939

36 016

59

1950

50 882

56

1974

56 440

62

Dem hohen Wanderungsverlust entsprechend war auch der Anteil der Landwirtschaft an den Erwerbstätigen.

Fehlende außerlandw. Arbeitsplätze zwingen zum Erwerb in der Landwirtschaft. Er betrug in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg für Daun 75—68%. Für 1925 werden immer noch 62,5 % Erwerbstätige in der Landwirtschaft angegeben.

Das Bild hat sich in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg erheblich gewandelt. Die Zahl industrieller Arbeitsplätze im Kreis Daun konnte vergrößert werden. Der Industriebesatz auf 1 000 Einwohner betrug z. B. für das Kreisgebiet (alte Einheit) 1961 78, 1974 65, für den Regierungsbezirk Trier einschl. Stadt 60.

Dieser verstärkte Industriebesatz und die entsprechend verfügbaren Arbeitsplätze führten dazu, daß auch der Anteil der Landwirte an den Erwerbstätigen zurückging, für 1961 mit 48,4% auf 25,6% im Jahre 1970.

Dieses Angebot an außerlandw. Arbeitsplätzen trug dazu bei, daß der Differenzierungsprozeß zwischen haupt- und nebenberuflicher Landbewirtschaftung im Kreise Daun weitgehend abgeschlossen ist.

Ein Vergleich in 2 Zeiträumen scheint angebracht. Einmal der Zeitraum von 1882 über1925 bis 1949, altes Kreisgebiet, sowie der Zeitraum von 1949—1974, neues Kreisgebiet. Großbetriebe waren bzw. sind im Kreise Daun außerordentlich selten. Es überwiegt der klein- und mittelbäuerliche Betrieb.

Der Kreis Daun, von jeher bekannt als der Kreis in Rheinland-Pfalz mit der kleinsten durchschn. Betriebsgröße, wies im Jahre 1882 und 1907 jeweils eine durchschn. Betriebsgröße von 4,4 ha auf. Diese Betriebsgröße galt auch noch im Jahre 1925 (4,3 ha). In 1949 betrug diese durchschn. Betriebsgröße 5,82 ha und in 1974 11,03 ha, 1974 jedoch ohne Betriebe unter 0,5 ha. Großbetriebe waren eine Seltenheit.

Nach Blum waren im Jahre 1898 5 Betriebe vorhanden, die über 50 ha groß waren (89, 96, 185, 97 und 71 ha). Für 1865 gibt Blum folgende Betriebsgrößengliederung an:

150 ha

1 Betrieb

75--150 ha

25 Betriebe

7,5— 75 ha

866 Betriebe

1,25—7,5 ha

3813 Betriebe

unter 1,25 ha

8244 Betriebe

Insgesamt 12949 Betriebe, Gesamtbetriebsfläche 49 731 ha.

Vor über 100 Jahren muß es doch von der Größe her ansehnliche Betriebe gegeben haben! Wo sind sie geblieben? In den letzten Generationen wurden sie Opfer der Realteilung!

Langsam nähern wir uns wieder diesen Zahlen (vergl. Jahr 1974 Übersicht 1).

Für den ersten Zeitraum bis 1949 ist besonders bemerkenswert, daß die Kleinstbetriebe unter 2 ha, sog. Parzellenbetriebe, abgenommen haben. Diese Abnahme ist mit Sicherheit auf den großen Abwanderungsverlust zurückzuführen und auf die Zunahme der Betriebe in der darüberliegenden Größenklasse 2—5 ha.

Die Größenklasse der mittelbäuerlichen Betriebe 5—20 ha hat sich im Zeitraum 1882— 1925 nicht wesentlich verändert. Abgenommen haben auch die Betriebe von 20 ha und mehr um rd. 50%. Erstmals 1949 treten hier Zunahmen auf.

Die Jahre nach dem 2. Weltkrieg zeichnen sich aus durch einen starken Rückgang der Kleinstbetriebe. Die Betriebe über 10 ha nehmen zu. Insbesondere die Betriebe in den Klassen über 25 ha. Die Zahlen des Jahres 1974 verglichen mit denen der Vorjahre zeigen, daß die Abnahme auch in der Größenklasse 20—25 ha anzutreffen ist. Erst über diese Größenklasse hinaus nimmt die Zahl der Betriebe wieder zu. Eine erfreuliche Entwicklung.

Bereits im Jahre 1964 wurde erstmals für Rheinland-Pfalz und somit auch für den Kreis Daun eine agrarstrukturelle Rahmenplanung durchgeführt, die für den Kreis Daun 1969/70 nochmals fortgeschrieben wurde.

Aussiedlerhöfe am Pulvermaar

Sie zeigen, daß der Differenzierungsprozeß zwischen neben- und hauptberuflicher Landbewirtschaftung gerade in den Jahren 1964 bis 1970 sehr stürmisch fortgeschritten ist. Die Abnahme der hauptberuflich bewirtschafteten Betriebe betrug in diesem Zeitraum für das alte Kreisgebiet 36 %>. Heute werden etwa 50 % der gesamten landw. Nutzfläche von Nebenerwerbsbetrieben bewirtschaftet. Von den Betrieben über 0,5 ha werden nur 28 % hauptberuflich bewirtschaftet, insgesamt 1 311 Betriebe mit 21 403 ha landw. Nutzfläche.

Von den hauptberuflich bewirtschafteten Betrieben entfallen 25 v. H. auf vollentwicklungsfähige Betriebe, Gesamtzahl im Kreise 331. Der Anteil der vollentwicklungsfähigen Betriebe an der Fläche beträgt nur 20%.

980 Betriebe sind sog. Übergangsbetriebe, Betriebe, bei denen die Landbewirtschaftung auslaufen wird (Generationswechsel oder andere Gründe).

Die außerordentlich schlechte Betriebsgrößenstruktur der Landwirtschaft des Kreisgebietes in der Vergangenheit hat ihre Hauptursache im Erbrecht von Grund und Boden. Der Kreis Daun war generationenlang reines Realteilungsgebiet, d. h. es herrschte die freie Teilbarkeit vor, deren Grundgedanken sich auf den Code civil von Napoleon zurückführen lassen. Diese wurden während der französischen Revolution in die Eifel übernommen und führten dazu, daß der Boden voll mobilisiert wurde und die größeren Betriebe verschwanden bzw. die Zahl der mittelbäuerlichen Betriebe stark absank. Die schwerwiegendste Folge neben dem negativen Einfluß auf die Betriebsgrößen hatte die Realteilung jedoch auf die Parzellengröße.

Die vorhandenen Grundstücke wurden meistens in Lose aufgeteilt. Dabei wurde jedes einzelne Grundstück geteilt und mittels des Loses das Erbe zugeschlagen.

Diese unsinnige Teilung brachte unmöglichen Flurzwang. Der Landwirt war immer auf den Nachbarn angewiesen. Die Durchschnittsgröße der Parzellen wurde kleiner und kleiner. So betrug die Durchschnittsgröße einer Katasterparzelle im Kreise Daun in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg 0,089 ha.

Was der Flurzwang bedeutete, geht aus einer Bemerkung von Wilsing hervor, der 1897 in der Gemeinde Nohn mehrere Betriebe näher untersuchte.

Einer dieser Betriebe mußte z. B. bei 8 Parzellen, wollte er diese aufsuchen, jeweils über 13—18 fremde Grundstücke fahren. Bei 15 Parzellen mußte er jeweils über 8—12 fremde Grundstücke fahren, bei 36 Parzellen jeweils über 5—9 und bei 18 Parzellen jeweils über 1—4 fremde Grundstücke fahren. Erschließung der Grundstücke durch Wege war nicht vorhanden.

Dieses besserte sich erst mit den Bodenordnungsmaßnahmen, die in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg begannen und nach dem 1. Weltkrieg und 2. Weltkrieg sich fortsetzend dazu führten, daß der ganze Kreis Daun flurbereinigt wurde.

Die erste Flurbereinigung fand 1889 in Hörschhausen statt. Die Flurbereinigung war die wichtigste Maßnahme zur Beseitigung der unseligen Besitzzersplitterung und zur Beseitigung des Flurzwangs.

In den Nachkriegsjahren nach 1953/54 siedelte man innerhalb der Bodenordnungsmaßnahmen immer zahlreicher Haupterwerbsbetriebe aus den beengten dörflichen Verhältnissen aus und brachte diese in die freie Gemarkung, arrondierte sie dort und sorgte so dafür, daß dauerexistenzfähige Vollerwerbsbetriebe geschaffen wurden.

So wurden im Kreisgebiet über 180 Betriebe ausgesiedelt.

Einen Überblick über die Entwicklung der Bodennutzung im Kreise Daun in den letzten 100 Jahren geben die Übersichten auf den Seiten 32 und 33.

Die Bodennutzung wird von einer Reihe von Faktoren bestimmt. Vom Klima- und Witterungsverlauf her ist die Grünlandnutzung durchaus begünstigt. Sie hat in den vergangenen Jahren langsam und stetig zugenommen. Der Anteil der heute als absolutes Grünland bezeichneten Flächen beträgt je nach Gemeinde 30—40 v. H.

Die Übersichten zeigen, daß der jetzt vorhandene Grünlandanteil früher wesentlich niedriger lag.

In den Jahren bis zum 2. Weltkrieg und auch die ersten Jahre nach dem 2. Weltkrieg bestimmte die Selbstversorgung wesentlich das Anbauverhältnis.

Übersicht 1

Entwicklung der Zahl der landw. Betriebe nach Größenklassen

ha/LN

1882

1907

1925

1949

1949 *)

1960*)

1974*)

<=2 ha

1 837

1 750

1565

785

1 196

1 015

532 ")

2— 5 ha

1 628

1 710

2148

1 994

2923

2422

869

5— 10 ha  10— 20 ha }

1 518

1 707

1 428

270

1 814

351

2454

 539

2163

 754

1 271

752

> 20 ha

63

46

32

54

92

78

445

20— 30 ha

257

20— 50 ha

22

38

74

419

30— 50 ha

162

> 50 ha

10

16

18

26

50—100 ha

6

23

> 100 ha

4

3

Insges.:

5046

5409

5443

4998

7204

6432

3869

*) neues Kreisgebiet

**) ab 0,5 ha

Übersicht 2

Betriebsflächenverhältnis (Anteil an der Gesamtfläche)

 

1878

1900

1925

1949

1960

1975

Landw. Nutzfläche

60,14*)

59,25 *)

42,22

46,14

41,45

46,10

Forsten/Holzungen

31,36

32,25

32,63

42,42

40,93

42,05

öd- und Unland

5,18

5,26

4,60

—

—

3,00

Sonstiges

3,22

3,24

—

—

—

—

*) Anteil an Betriebsflächen landw. Betriebe

Übersicht 3 Nutzflächenverhältnis

1878

1900

1925

1949

1960

1975

Acker

66,81

66,16

64,2

43,31

45,80

35,05

Grünland 33,19

33,19

33,84

35,8

48,68

53,41

58,32

Sonstiges (1975 einschl. — Sozialbrache)

 

 

 

 

8,01

0,79

6,63

Übersicht 4 Ackerflächenverhältnis

 

1878

1900

1925

1949

1960

1975

Getreide

52,90

56,20

57,09

52,23

65,35

82,04

Hackfrüchte

13,50

15,60

21,00

24,09

24,90

14,83

Feldfutter

16,40

14,70

10,41

17,36

8,23

2,61

Brache

15,20

11,20

9,06

—

—

0,14

Sonstiges

2,00

2,30

2,44

6,31

1,52

0,38

Übersicht 5 Hektarerträge/dt Kreis Daun

 

1888/89

1910/14

1923/27

1975

Weizen

10,5

14,4

12,9

39,3

Roggen

8,6

13,5

11,9

29,5

Hafer

11,0

15,4

12,9

34,6

Sommergerste

10,4

15,6

12,0

34,3

Kartoffeln

85

96,8

117,8

227,9

Grünland (als Heu)

23

29,2

38,3

52,8

Übersicht 6 Viehbestandsentwicklung

neues Kreisgebiet

1828

1861

1873

1900

1925

1949/50

1949/50

1960

1975

Pferde

1 695

1 144

868

850

1 016

1 073

1 614

1 569

580

Rindvieh insgesamt:

12573

16371

20981

25991

25011

24919

35830

40082

46203

davon: Kühe/Färsen

8572

11 520

13211

12245

17305

Milchkühe

18903

19924

Arbeitskühe

8823

11 695

Schafe

29730

23031

19741

8331

2926

?

?

(1 596)

4000

Schweine

3482

2969

6345

11 063

9650

16 498 *)

23335

13565

9582

*) einschl. Ferkel

Ziegen

973

798

1 011

1 076

2656

(197)

(Altkreis)

Übersicht 7 Milchpreise l/kg

1913

15,0 Rpf/I

1924/25

18,8 Rpf/I

1926/27

17,4 Rpf/I

1927/28

18,7 Rpf/I

1934

13,81 Rpfl/l

1936

13,97 Rpfl/l

1938

14,66 Rpf/I

1945

18,45 Rpf/I

nach1945: 1946

18,59 Rpf/I

1952

28,15 Pf/kg

1954

28,05 Pf/kg

1960

35,00 Pf/kg

1967

42,96 Pf/kg *)

1970

42,75 Pf/kg

1975

63,76 Pf/kg

*) einschl. 3,47 Pf öffentliche Mittel

1913—1928 Durchschnittspreis linksrheinischer Molkereien im Höhengebiet

ab 1930 Auszahlungspreis des Milchwerks Hillesheim

Übersicht 8

Entwicklung der Milchleistung

(Ergebnisse der Milchleistungsprüfungen)

Jahreszahl

Kuhzahl

% der Kuhhalter

Milch

kg

Fett

kg

Fett

%

1937

—

—

2082

78

3,75

1967

13916

19,7

3982

145

3,64

1968

14198

27,3

4028

148

3,67

1969

14345

31,1

3860

140

3,63

1970

14508

31,6

3956

145

3,66

1971

20192

29,7

4104

151

3,68

1972

19386

33,5

4241

156

3,67

1973

19850

34,3

4240

156

3,69

1974

19998

33,0

4295

157

3,65

1975

19535

34,6

4518

168

3,72

Dazu kam in der Reichsnährstandszeit ein absolutes Autarkiedenken. Selbstversorgung wurde in allen Bereichen angestrebt, sowohl allgemein für das ganze Volk, als auch für die einzelne Familie. Dieses Selbstversorgungsdenken war in den Nachkriegsjahren ebenfalls noch vorherrschend.

In den 60er und 70er Jahren kamen mit Besserung der Strukturverhältnisse, Verbesserung der Infrastruktur, bessere Marktwege, bessere Absatzlage mit der Einführung verbesserter Produktionstechniken, modernerer Haltungsverfahren größere Viehbestände auf, die dazu führten, daß die Grünlandnutzung zwangsläufig ausgedehnt werden mußte.

Gewiß gilt auch heute das Wort noch, daß der Betrieb nur das gewinnen kann, was der Boden trägt.

Die technischen und wirtschaftlichen Produktionsbedingungen sind jedoch wandelbar. So bleibt es nicht aus, daß diese Veränderungen auch Verschiebungen in der Bodennutzung hervorrufen. Man denke nur an die gewaltigen Fortschritte im Bereich der Pflanzenzucht und auch der Tierzucht.

Am Ende des 19. Jahrhunderts herrschte in der Eifel noch eine ganz extensive Landwirtschaft. Ruhe war damals das Wesentliche des herrschenden Wirtschaftssystems. Von Schwerz sagt dazu, daß der Acker in vielen Fällen 4—5 Jahre brach gelegen habe, gedüngt, darauf mit Roggen und etwa zweimal mit Hafer bestellt wurde, darauf folgte wiederum Brache.

Aus diesem System der Ruhe entwickelte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Feldgraswirtschaft, Dreifelderwirtschaft und verbesserte Dreifelderwirtschaft. Dies erklärt den hohen Brachlandanteil an der Ackerfläche in den Jahren 1878 bis 1925.

Eine besondere Form extensiver Nutzung des Ackers war die für die Eifel typische und weit verbreitete Schiffelkultur.

Die in Schiffelkultur bestellte Fläche blieb in der Regel 18—20 Jahre, u. U. noch länger, sich selbst überlassen und als Ödland liegen.

In natürlicher Sukzession siedelten sich eine dichte Unkrautdecke, Ginster und auch Heidekraut an. Sollte die Fläche bestellt werden, so wurde der Pflanzenbestand in großen Plaggen in Handarbeitet abgeschält, zusammengerollt und zum Trocknen aufgeschichtet. Von den Plaggen schlug man die Erde ab. Die erdfreien Plaggen wurden mittels großer Reisigbündel verbrannt.

Die so gewonnene Asche kam als Dünger auf das Feld. Die erste Frucht war Roggen. Der Roggen lieferte einen sehr guten Ertrag, das Feld war unkrautfrei, deswegen das Erntegut als Saatgut sehr geschätzt. Danach folgte 2- oder 3mal Hafer oder Hafer und Buchweizen.

Zum Gelingen dieser Kultur mußten die Plaggen absolut erdfrei werden. Ein nasser Sommer konnte dieses Verfahren um ein Jahr hinausschieben. Der Anteil der Schiffelkultur machte im Kreise Daun im Jahre 1850 17% der Gesamtfläche aus und etwa 27% der landw. genutzten Fläche.

Um 1900 herum lief diese Schiffelkultur langsam aus. Unter den heutigen Gesichtspunkten kann man diesen Raubbau am Humusvorrat des Bodens nicht mehr verstehen.

Die reine Dreifelderwirtschaft ist in weiten Bereichen beibehalten worden bis über den 1. Weltkrieg hinaus. Der Grund lag in vielen Fällen wohl in der Wegelosigkeit der Besitzstücke, so daß der Landwirt sich dem Flurzwang beugen mußte und viele Gemeinden eine dreigeteilte Flur, Winter-, Sommer- und Bracheflur, aufwiesen. Allmählich setzte sich die verbesserte Dreifelderwirtschaft durch, in der die Brache durch Hackfrüchte, Hülsenfrüchte oder Futterpflanzen bebaut wurde. Siehe Übersicht 4.

Die günstigen Marktverhältnisse, vor allen Dingen der stetig ansteigende Milchauszahlungspreis in den zurückliegenden Jahrzehnten führte dazu, daß die die Familienbetriebe kennzeichnende starke Viehhaltung noch weiter ausgedehnt wurde. Die Ausdehnung der Viehhaltung war möglich, da man auf dem Grünland verbesserte Düngungs- und Nutzungssysteme praktizierte, mit deren Hilfe es gelang, die schlummernden Ertragsreserven des Grünlandes voll zu nutzen. Die Grünlandnutzung wurde konsequent mit dem Wachsen des Viehbestandes ausgedehnt. Das führte allmählich zu einem Rückgang des Feldfutterbaues (vergleiche Jahre 1949, 1960, 1975) verbunden mit einem Rückgang der Futterhackfrüchte und einem starken Anwachsen des Getreidebaues.

Domäne Rengen

Auf dem Ackerland bringt dies stark verengte Getreidefruchtfolgen, die an die Fähigkeiten und Kenntnisse des Ackerbauers erhebliche Ansprüche stellen, da er der starken artentypischen Verunkrautung entgegenwirken muß.

Sebastian Müller (z. n. Schmilz) beschreibt die Eifel im 16. Jahrhundert als ziemlich bewaldet und sagt: „In der rechten Eifel ist ein rauher Boden von Wälder und da wenig mehr dann habern wachst, aber gegen den Rhein und gegen d' Mosel ist er fruchtbar".

Auch nach 1925 nimmt der Haferanbau den größten Flächenraum ein. Sommerung und Winterung sind gleichmäßig verteilt. Große Bedeutung als Winterfrucht besaß früher die sog. Mischelfrucht, die aus Weizen und Roggen bestehend, aus Gründen der Ertragssicherheit der reinen Weizenansaat vorgezogen wurde.

Die stärksten Verschiebungen traten in den 60er und 70er Jahren auf. Durch Fortschritte der Pflanzenzucht bedingt, wurde der Sommergerstenanbau, hier besonders der Braugerstenanbau, stark ausgedehnt. Der Kreis Daun hat sich mittlerweile zu einem zünftigen und von den Mälzereien hoch geschätzten Braugerstenanbaugebiet entwikkelt.

Welche Ertragssteigerungen durch verbesserte Produktionstechnik und die Einführung neuer Sorten möglich waren, zeigt die Übersicht 5 über die Hektarerträge bei den wichtigsten Kulturarten.

Von der Bodennutzung nicht zu trennen ist die Viehhaltung. Die Entwicklung in der Viehhaltung verläuft der Entwicklung in der Bodennutzung parallel. Hier sind die gleichen Ergebnisse, was Leistungen und Ertragssteigerungen betrifft, wie in der Bodennutzung zu verzeichnen.

Die kleinbäuerliche Betriebsstruktur und die Familienarbeitsverfassung der mittel- und großbäuerlichen Betriebe begünstigte bereits in der Vergangenheit die Viehhaltung mehr als andere Nutzungsformen.

Im Familienbetrieb war die Viehhaltung stets dominierend. Die direkte Verwertung der Bodenprodukte war immer Hauptzweck der Viehhaltung. Das Vieh war in den zurückliegenden 100 Jahren stets Haupteinnahmequelle und ist es heute noch weitmehr als früher. Um 1900 stammten bereits rd. 70% aller Einnahmen des landw. Betriebes aus der Viehhaltung. Heute liegt der Einkommensanteil aus der Viehhaltung bei fast 95'%.

Innerhalb der Viehhaltung fanden hinsichtlich der Haltungsformen und Tierarten in der Vergangenheit erhebliche Verschiebungen statt.

Die Übersicht 6 gibt die Viehbestandsentwicklung seit 1828 wieder.

Die größten Schwankungen sind beim Pferdebestand zu verzeichnen. Im Zeitraum von 1828 bis 1907 hat der Pferdebestand um 50% abgenommen. Dabei lagen die Pferdebestandszahlen zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch weit höher.

Napoleons Feldzug nach Rußland schröpfte die Eifeler Pferdezucht ungemein. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam dann der Niedergang der heimischen Eisenindustrie dazu, der den Wegfall der Frachtfuhren brachte, die überwiegend von Landwirten getätigt wurden. Gleichzeitig fand eine starke Verkleinerung der landw. Betriebe statt. Das Pferd war als Zugtier nicht mehr unbedingt erforderlich. Man konnte stattdessen billiger Ochsen oder gar Arbeitskühe halten.

Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte wieder ein kurzer Aufschwung, dem sich dann wieder ein starker Rückgang anschloß, als das Pferd als Zugtier durch den Schlepper abgelöst wurde.

Eine fast lineare Bestandsgrößenentwicklung ist beim Rindvieh zu verzeichnen. Hier sind in der Vergangenheit rassenmäßig starke Verschiebungen hinzugekommen.

Ursprünglich gab es bis Ende des 19. Jahrhunderts eine Eifeler Landrasse, die auf dem Ardenner Vieh aufbaute, einem Schlag der flandrischen Rasse.

Diese Eifeler Landrasse wurde als kleiner und magerer Schlag beschrieben, mit allen möglichen Farben, schmalem Kopf und starken krummen Hörnern, dünnen Beinen und meist langen sichelförmigen, gekrümmten Klauen.

Sehr aufschlußreich ist die Schilderung von Johann Nepomuk von Schwerz, der in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts die Eifel bereist hat und dem wir eingehende Berichte über die damaligen Verhältnisse verdanken.

Pferde- und Rindviehzucht ist unbedeutend. Eine magere Kuh wiegt 150 bis 200, ein Ochse bis 300 Pfund. Der vormalige Statthalter des Herzogs von Aremberg ließ von den schweren holländischen Vieh hierher kommen; in der dritten und vierten Generation war es nicht viel besser, als die Eifeler Landkühe. Die Spielereien der Vornehmen sind lehrreich!

Stallfütterung fand nicht statt; alles Vieh, mit seltener Ausnahme, geht auf die Weide. Erstere ist im allgemeinen hier unmöglich und würde, den Kreis St. Vith ausgenommen, übel angebracht sein. Auf dem Schieferboden wollen die Futterkräuter nicht fort. Auf die Nacht, auch wohl am Mittage, werden die Kühe heimgeholt, und man sucht ihnen etwas im Stall zu geben. Leider aber, daß die Wiese an vielen Orten so kärglich ausfällt, daß Kühe und Rinder nicht selten darauf zusammenfallen und auf einer Leiter, wie auf einem Trauergerüst, ausgestreckt, nach Hause getragen werden müssen! Die Winterfütterung geschieht teils warm, teils kalt. Doch wird am gewöhnlichsten alles kurze Futter angebrüht. — Man hat allgemein den guten Sinn, die Kälber zu tränken und nicht säugen zu lassen.

Das Gewicht einer schlachtbaren Kuh geht in der Regel nicht über 300—400 Pfund. Die von 500—600 Pfund sind Ausnahmen. Die Ochsen wiegen zwischen 500—700 Pfund.

Nach Blum wogen 1868 eine magere Kuh der Eifeler Landrasse 300—500 Pfund, ein magerer Ochse 200—400 Pfund, ein fetter Ochse 400—800 Pfund.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde diese Eifeler Landrasse abgelöst durch das Glan-vieh. In den 50er und 60er Jahren verdrängte das Rotbunte Niederungsvieh das Glanvieh vollständig. Neben Rotbuntem Niederungsvieh wird in kleinerem Umfang auch Schwarzbuntes Niederungsvieh gehalten.

Der in den Jahren vor 1925 relativ niedrige Anteil der Milchkühe am Gesamtbestand geht auf die schlechte Verwertungsmöglichkeit für die Milch zurück. Erst mit der Gründung und der Schaffung von leistungsfähigen Molkereien und entsprechender Absatzwege wurde die Milchviehhaltung ausgebaut. Der größte Schub in der Bestandsgrößenentwicklung bei der Rindviehhaltung erfolgte in den beiden vergangenen Jahrzehnten. Durch die laufend und stetig steigenden Milchpreise, Verbesserung der Marktlage, erfolgten hier gewaltige Veränderungen. Der größte Motor hierzu war wie auch vor fast 70 Jahren neben den verbesserten Produktionstechniken die außerordentlich günstige Molkereistruktur, die durch das leistungsfähige Milchwerk in Hillesheim gesichert wird, das den Landwirten im Kreise Daun seit Jahren einen absoluten Spitzenpreis für ihr Haupterzeugnis, die Milch, auszahlt.

Vergleiche Übersicht 7 (Entwicklung der Milchpreise)

Einen Überblick über die Leistungsfähigkeit der hiesigen Rindviehhaltung zeigen die Ergebnisse der Milchleistungsprüfungen in den letzten 8 Jahren im Vergleich mit dem Jahr 1937, die in Übersicht 8 enthalten sind.

Die nachfolgenden Zahlen verdeutlichen, wie folgerichtig sich die Landwirte der Entwicklung angepaßt und die Milchproduktion entsprechend ausgedehnt haben. Das Kreisgebiet hatte 1961 13130 Kühe, 1968 waren es 14345. Die Milchproduktion betrug 1961 36 Mill. kg, 1968 51 Mill. kg, d. h. rd. 1000 Kühe mehr brachten rd. 15 Mill. kg Milch mehr. Eine enorme Leistungssteigerung des gesamten Bestandes.

Es ist kaum vorstellbar, daß vor etwa 100 Jahren im Kreise Daun 20000 Schafe gehalten wurden. Den Rückgang der großen Schafbestände verursachte das ständige Sinken der Wollpreise. Gleichzeitig wurde die Bodennutzung verbessert, intensivere Landwirtschaft betrieben und Brache bebaut (verbesserte Dreifelderwirtschaft). Die Stoppeln wurden geschält, Ödland und Hutungsflächen kultiviert, z. T. auch aufgeforstet.

Den Schafen entzog man einen großen Teil der natürlichen Weidefläche. Anfang des 20. Jahrhunderts führte dann die stark zunehmende Flurbereinigung den letzten Stoß gegen die Schafhaltung und schließlich brachte auch die aufstrebende Rindviehhaltung die gewaltigste Einschränkung. In den beiden letzten Jahren ist wiederum eine starke Zunahme zu verzeichnen, die z. B. im Jahre 1973/74 1000 Stück betragen hat.

Die Schweinehaltung hatte früher eine größere Bedeutung, ist aber in den letzten beiden Jahrzehnten für die Landwirtschaft des hiesigen Raumes bedeutungslos geworden. Die Zahl der Vollerwerbsbetriebe mit Schweinehaltung als Hauptviehhaltungszweig liegt im Kreisgebiet unter 10.

Die Ziege, ehemals als Kuh des kleinen Mannes bezeichnet, ist völlig verschwunden. Für den Kreis Daun ist die Betriebsorganisation für den Einzelbetrieb sehr klar vorgezeichnet: Starke Grünlandnutzung mit umfangreicher Rindviehhaltung mit Schwerpunkt Milchproduktion.

Derartige Betriebsorganisationsformen sind ausschließlich in Familienbetrieben anzutreffen. Der Familienbetrieb ist im Kreisgebiet die einzig vorherrschende Betriebsform. Alle Betriebe, gleich ob Voll- oder Nebenerwerbsbetrieb, dehnten in der Vergangenheit die Milchviehhaltung aus, soweit die Stallkapazitäten dies zuließen. Diese starke Ausdehnung der Milchviehhaltung, der Rindviehhaltung überhaupt, zwang zu erheblichen Investitionen an Gebäude und Kapital. Die Kosten für einen Kuhplatz belaufen sich heute, je nach Ausführung und Haltungsform, auf 3500,— bis 5000,— DM.

In der Zeit des Wirtschaftsaufschwunges zeigten sich für die Landwirtschaft des Kreisgebietes außerordentlich günstige Bedingungen an, die sich jedoch durch die nachfolgende Rezession wieder änderten. Vor A—6 Jahren waren in der Regel in den meisten Gemeinden ausreichend Flächen für aufstockungswillige Betriebe vorhanden.

Heute leiden in den meisten Gemeinden alle Betriebe unter einer gewissen Landknappheit. Im Kreisgebiet sind die Nebenerwerbsbetriebe und die hauptberuflichen Übergangsbetriebe sehr stabil. Das Land wird gehalten, es werden keine Flächen freigesetzt, Flächen, die der Vollerwerbsbetrieb dringend braucht zur weiteren Entwicklung.

Land aus Nebenerwerbsbetrieben wird nur vereinzelt freigesetzt. Die so verfügbaren Flächen können nicht ohne weiteres sämtlich von den Vollerwerbsbetrieben aufgenommen werden, da schlechter Flächenzuschnitt, kleine Wirtschaftseinheiten dies häufig uninteressant machen. Das bedeutet aber auch, daß die Aufstockung nur über längere Zeiträume für Vollerwerbsbetriebe zu planen und durchzuführen ist.

Nutzungserschwernisse und Hemmnisse in der Entwicklung sowohl des Voll- als auch des Nebenerwerbsbetriebes ergeben sich aus der unzureichenden Flächengröße. Das gesamte Kreisgebiet ist zwar flurbereinigt, aber die ersten Flurbereinigungen liegen so weit zurück, daß eine erneute Zweitflurbereinigung dringend erforderlich ist. Der vor dem 1. Weitkrieg und auch vor 10 oder 15 Jahren übliche Flächenzuschnitt, auf Kuhanspannung bzw. Pferdeanspannung ausgerichtet, reicht heute bei weitem nicht mehr aus. Die starke Flurzersplitterung erschwert eine konsequente Aufstockung und insbesondere eine intensive Grünlandnutzung und zukunftträchtige Weidewirtschaft. Die wünschenswerte Weiterentwicklung vieler Betriebe wird durch diese starke Zersplitterung erheblich erschwert. Dringend Not tut die Einleitung neuer Bodenordnungsmaßnahmen, mit denen in einigen Gemeinden im Laufe des nächsten Jahres begonnen werden soll.

Ausbringung von Flüssigdünger. Das neue Verfahren der Flüssigdüngung hat sich im Nordteil des Kreises schlagartig seit 1975 durchgesetzt.

In der Betriebsorganisation gibt es im Kreisgebiet zwischen Voll- und Nebenerwerbsbetrieben keinen Unterschied, lediglich den den Produktionsumfang betreffend.

Im Nebenerwerbsbetrieb werden durch die Aufnahme eines außerlandwirtschaftlichen Haupterwerbs Bodennutzung und Viehhaltung kaum geändert. Da eine volle Arbeitskraft tagsüber fehlt, wird der überwiegende Teil der betrieblichen Arbeitslast in der Regel der Ehefrau voll aufgebürdet.

Die Nebenerwerbsbetriebe haben genau wie die Haupterwerbsbetriebe einen hohen Anteil absolutes Grünland. Dies erzwingt die arbeitsintensive Milchviehhaltung. Die Bestandsgröße schwankt von 4—20 Kühen. Der hohe Milchauszahlungspreis, der im Kreis gezahlt wird, gewährt dem Nebenerwerbslandwirt ein sehr sicheres, gleichmäßig fließendes und in seiner Höhe gut abzuschätzendes Einkommen.

Die besondere Stabilität des Nebenerwerbsbetriebes ist darauf zurückzuführen, daß die Viehbestände in vielen Betrieben von der Frau versorgt werden. Wo findet eine Frau einen Arbeitsplatz mit gleichen Bedingungen, der ein gleichhohes Einkommen wie die Milchviehhaltung sichert. Die Nachteile, die die starke Milchviehhaltung für den Nebenerwerbsbetrieb bringt, liegen in dem hohen Arbeitsaufwand je Kuh begründet, der für die Bewirtschaftung dieser Betriebe insgesamt erforderlich ist. Das Traumziel, daß nur die halbe Freizeit von Mann und Frau, nicht mehr als 1000 Arbeitskraftstunden im Jahr, zur Bewirtschaftung des Betriebes herangezogen werden, ist kaum zu erreichen. Überbetrieblicher Maschineneinsatz erfolgt auf dem Nebenerwerbsbetrieb mit Ausnahme des Mähdreschers so gut wie garnicht. Der Nebenerwerbsbetrieb wird auf lange Sicht nicht aus der Milchviehhaltung ausscheiden, da es im Rahmen der tierischen Erzeugung kein Produktionsverfahren gibt, das ein höheres Einkommen gewährleistet, wenn absolutes Grünland bzw. Rauhfutter verwertet werden muß.

Der überwiegende Teil des Kreisgebietes stellt eine Landschaft mit besonders hohem Erholungswert dar. Die Erhaltung der Erholungsfunktion dieser Landschaft ist eng verknüpft mit der Entwicklung und der Beibehaltung der Landbewirtschaftung.

Ob die Landbewirtschaftung in der jetzigen Form konserviert werden kann, ist fraglich. Fast 70 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche wird von nichtausbaufähigen Haupterwerbsbetrieben und Nebenerwerbsbetrieben bewirtschaftet.

Sollten eines Tages die Nebenerwerbsbetriebe aufgrund veränderter wirtschaftlicher Bedingungen aus der Landbewirtschaftung ausscheiden, wird diese in der jetzigen Form nicht aufrechterhalten werden können, weil einfach zu wenig auffangfähige Betriebe vorhanden sind.

Auf lange Sicht ist man in der Landbewirtschaftung sowohl auf den Vollerwerbsbetrieb als auch auf den Nebenerwerbsbetrieb angewiesen. Die derzeit praktizierte Agrarstrukturpolitik hat dies klar erkannt und berücksichtigt dies auch in der Förderungspraxis dieser beiden Betriebsgruppen. Es ist durchaus zu hoffen, daß die heimische Landwirtschaft ihren derzeit hohen Entwicklungsstand zukünftig nicht nur beibehalten, sondern die in den zurückliegenden Jahren begonnene konsequente Aufwärtsentwicklung fortsetzen wird.