Das seltsame Leben des Peter Densborn

Willi Steffens

Im Jahrbuch von 1977 wurde von der Jahrhundertfeier in Demerath berichtet. Dazu gehört nun auch das Leben des Peter Densborn aus Demerath. Er war Landwirt, Lehrer und Priester.

Peter Densborn war in Demerath im Jahre 1751 als Sohn armer Eltern geboren. Die Eltern konnten dem Wunsche des Sohnes, zu studieren, nicht folgen, weil sie nicht die Mittel dazu hatten. Als der Vater starb, mußte Peter Geld verdienen, um die Familie zu ernähren. Er wurde als Knecht beim Pastor Dominikus Schäfer in Üß eingestellt. Er hatte auch das Pferd des Pfarrers zu versorgen und die Feldarbeit zu verrichten. Schon bald erkannte der Pfarrer die außergewöhnliche Begabung seines Knechtes, und so geschah es, daß er ihm Unterricht erteilte. Zunächst wurde er unterrichtet in den Elementarfächern, damit er in Oß die Dorfjugend in den Wintermonaten unterrichten konnte. Im Sommer fiel der Unterricht eben aus. So war Densborn Knecht, Lehrer und Küster, aber das war ihm nicht genug. Er wollte höher hinaus. So wurde er dann auch in Latein und Griechisch unterrichtet. Jede freie Minute wurde zum Studieren ausgenutzt. Mit 22 Jahren kam er zur Universität nach Trier, um Priester zu werden. Das Studium aber konnte er nicht vollenden, da inzwischen in Demerath seine Mutter gestorben war. Die Geschwister bedurften jetzt dringend seiner Hilfe, da sie noch nicht alle versorgt waren. So arbeitete er dann in der Landwirtschaft.

Als man im Elternhause seine Hilfe nicht mehr nötig hatte, bewarb sich Peter Densborn um eine Lehrerstelle in Gillenfeld. Dann wurde er Lehrer und Küster im Wallfahrtsort Barweiler. Aus dem jungen Studenten war ein reifer Mann geworden. Mit 40 Jahren heiratete er Agnes Märten aus Niederwinkel. Zugleich schied er aus dem Schuldienste aus und zog nach Demerath ins Haus der Eltern, war Landwirt und Küster und nebenbei noch Händler.

Es folgten 12 Jahre eines zufriedenen Lebens. Dann starb seine Frau. Nun wollte er wieder sein Studium fortsetzen. Mit viel Fleiß gelang es ihm, ins Priesterseminar aufgenommen zu werden. Mit fast 57 Jahren hat er in Demerath in seiner Heimatkirche seine Primiz gefeiert. Der Bischof schickte den neuen Priester als Kaplan nach Kyllburg, wo er drei Jahre lang tätig war. Dann wurde er Pfarrer in Roth bei Gerolstein. Hier konnte er seinen Sohn Josef zum Studium vorbereiten.

Pastor Peter Densborn

1817 übernahm Peter Densborn die Pfarrei Hupperath, und sein Sohn trat ins Priesterseminar ein. Es war am 17. Dezember des Jahres 1820, als sein Sohn seine Primiz feierte in Hupperath. Diese Feier lockte viele Leute herbei, denn Vater und Sohn standen an diesem Tage beide als Priester am Altar. Peter Densborn kam mit 73 Jahren als Pastor nach Strotzbüsch, und 4 Jahre später kam er durch einen Unfall ums Leben. Er hatte Heimweh nach Demerath, seiner Heimat. Mit seinem Pferd war er unterwegs und geriet in einen furchtbaren Märzsturm. In Gillenfeld machte er bei Pastor Theodor Schmilz kurze Rast, dann gings weiter. Der Sturm hatte aber immer noch nicht nachgelassen, und bald verdeckten dichte Schneeflocken den Himmel. Das Pferd wurde unsicher und stolperte. Dem Reiter schmerzte der Rücken, denn er war ja auch schon reich an Jahren. Es wurde nach und nach immer dunkler. Von weitem glaubte der Pfarrer ein fahles Licht zu sehen. Da tauchte plötzlich ein großer Strauch auf, der genau aussah wie die Gestalt eines Mannes. Das Pferd machte einen Sprung, dann raste es dahin, wie von Furien gepeitscht. Der Reiter versuchte, das Tier zu beruhigen, aber es war vergeblich. Wenn er nicht so vertraut mit Pferden gewesen wäre, dann hätte das Tier ihn längst abgeworfen. Der Ritt ging jetzt querfeldein, und immer toller wurden die Sprünge. Da stand plötzlich wieder ein hoher Strauch von ihnen auf dem Weg. Nun bäumte sich in Angst das Pferd hoch auf, und der Pfarrer stürzte. Das Pferd verschwand in der Dunkelheit. Der alte Mann stapfte durch den Schnee. Von weitem glaubte er immer noch ein Licht zu sehen, aber die Gegend kam ihm unbekannt vor. Er rief laut um Hilfe, aber es war vergebens, denn weit und breit war kein Mensch zu sehen. Zwei Holzhauer aus Demerath fanden am anderen Morgen Pastor Peter Densborn tot auf. Nur noch wenige Meter von seinem Heimatort war er in den Bach gestürzt und ertrunken. Zu seinem Nachfolger als Pastor in Strotzbüsch wurde später sein Sohn eingeführt. Dieser blieb bis zum Jahre 1835 dort und kam dann nach Wawern im Kreis Prüm.