Kreuze in der Eifel

Willi Steffens

Mit Recht können wir auch heute noch die Eitel als Land der Kreuze bezeichnen, denn überall, nicht nur auf den Friedhöfen, sondern auch auf Bergeshöhen, am Wegesrande und in den Dörfern treten sie uns mahnend entgegen. Leider sind viele der alten schönen Kreuze verschwunden. Sie wurden in unserer verkehrsreichen Zeit angefahren, beschädigt oder im Zuge von Straßenverbreiterungen und dergleichen einfach weggeräumt. Andere, vor allem die Holzkreuze, waren alt und morsch. Sie zerfielen und wurden teilweise nicht mehr aufgerichtet. Aber doch sind so manche der schönen alten Steinkreuze erhalten geblieben, und neue wurden errichtet.

Im Mittelalter war die Zahl der Kreuze weit größer. Auch außerhalb der Kirchen und Kapellen sollten sie auf Gott hinweisen. Es gibt hohe und wuchtige, mit Kreuzigungsgruppen versehene Kreuze wie auch niedrige ohne Schmuck und Bild. Oft begnügte man sich mit der Jahreszahl, Kreuze mit den Jahreszahlen 1540, 1604, 1639 usw. sind meist Pestkreuze, denn auch unsere Eitel wurde von dieser furchtbaren Seuche heimgesucht. In einem Eifeldorf sollen damals nur 13 Menschen übrig geblieben sein.

So wurde auch der Ort Weinfeld am Totenmaar von der Pest heimgesucht. In der Kirche am Maar sah man jahrelang die Figuren der Pestheiligen, den hl. Rochus mit der Pestbeule im Knie und den hl. Sebastian. Leider wurden beide Figuren gestohlen. Erstmals wurden sie entwendet vor einigen Jahren, dann aber bei einem Althändler in Düsseldorf wiedergefunden und zurückgebracht. Heute aber sind sie nicht mehr wiederzufinden. Auch die anderen Heiligenfiguren hat man in Weinfeld gestohlen nebst den Altarbildern. Als in früheren Zeiten der Schwarze Tod in unserer Heimat umging, blickte man vertrauend zum Kreuze empor.

Pestkreuze wurden überall errichtet und sind teils noch erhalten. So ist auch das spitze Kreuz bei Kelberg noch als Pestkreuz anzusehen, vielmehr kann es auch schon als Dankkreuz angesehen werden, weil es errichtet wurde, als das furchtbare Sterben ein Ende nahm.

Ein Dankkreuz steht auch in Schönbach an der neuen Kapelle aus dem Jahre 1678. Nach den Zunftzeichen der Klempner, Hammer und Zange, zu urteilen, stammt das Kreuz von dem ehemaligen Klempnermeister Heinrich Roden aus Schönbach. Dieser soll zum Dank für Errettung aus den Gefahren des 30-jährigen Krieges dieses Kreuz errichtet haben. Viele Jahre lang stand es an der Rückseite der alten Dorfkapelle, wurde aber nach dem Abbruch derselben vor der neuen Kapelle auf dem Schulberge aufgestellt.

Im Wald zwischen Darscheid und Kelberg, also an der alten Pilgerstraße, steht das so oft genannte Afelskreuz, das wohl Ablaßkreuz oder Eifelkreuz bedeuten soll. Es trug die Jahreszahl 1231. Meißel und Hammer als Werkzeuge des Heilandes waren auf dem alten Kreuz zu sehen; es wurde durch ein neues Kreuz ersetzt.

Auf der Höhe des Kreuzberges bei Schönbach/Utzerath haben heimkehrende Krieger vor Jahren ein Dankeskreuz errichtet, das so recht zum Namen dieses Berges gehört. Auf der Höhe von Weinfeld sehen wir ein großes Kreuz stehen. Dies ist ein Notkreuz aus dem Jahre 1930.

Vor der Kirche von Weinfeld steht das große Friedenskreuz, gestaltet von Hans Scherl aus Wittlich. Das Kreuz ist 3,60 m hoch — oben Maria und Johannes unter dem Kreuze — daneben ein Soldat, wohl der heidnische Hauptmann, der aufs Kreuz zeigt und sagt: „Wahrhaftig, dieser ist der Sohn Gottes". In der Mitte des Friedenskreuzes sehen wir 3 Reliefbilder des Eifelmenschen in den drei Lebensstufen: Die junge Familie mit dem erstgeborenen Kinde, den Sämann und die Bäuerin auf dem Felde im mittleren Alter, die alten Bauersleut, betend und den Tod erwartend. Alle leben und schaffen sie unter dem Kreuze. Auf der Rückseite dieses Kreuzes gedenkt die Gemeinde Schalkenmehren ihrer im letzten Kriege gefallenen und vermißten Söhne.

Einsames Kreuz in der Eitel

Altes Kreuz in Immerath

Auf der Höhe von Dreis steht unmittelbar an der alten Römerstraße ein Basaltkreuz mit der Jahreszahl 1812, über das im Jahrbuch Daun berichtet wurde unter der Überschrift „Ein Kreuz erzählt".

In vielen Orten stehen die 7 Kreuze. Es handelt sich bei diesen 7 Kreuzen um Vorläufer der Kreuzwegstationen. Man spricht von den 7 Fußfällen. Das waren einst Kultsteine, die an den Wegen und Friedhofeingängen aufgestellt wurden. Es waren Steine mit biblischen Darstellungen des Leidens Christi. In großer Not wurde einst auch an diesen Steinen gebetet. Ganz besonders am Karfreitag ging man zu den 7 Fußfällen beten. In den Kreisen Prüm und Bitburg finden wir heute noch an einzelnen Stellen diese 7 Fußfälle.

So sehen wir überall Kreuze, Dankkreuze, Bittkreuze, Pestkreuze, Sühnekreuze, Friedenskreuze. Das Kreuz spielt also auch heute noch in der Eitel eine vielsagende Rolle. Immerhin ist es ein Zeichen gläubiger Gesinnung des Eifelvolkes.

An dieser Stelle möchte ich auch noch das schöne, seltene Kreuz über dem Hochaltar der St. Nikolauskirche in Daun erwähnen. Das Kreuz ist ein Baum mit ausgeweiteten Ästen. Der Kruzifixus ist noch ein Relikt des alten Hochaltars, errichtet durch Erzbischof Joh. Hugo von Orsbeck, aus dem 16. Jahrhundert. — Der verstorbene Eifeldichter Paul Bötich aus Schalkenmehren schrieb ein Gedicht (Kreuze am Totenmaar). Der verstorbene Lehrer Bertram Hoffmann vertonte den Text zu einem schönen, stimmungsvollen Chor. Ich möchte hier mit den Endworten dieses Liedes schließen: „Mahnend vor Dir, Wandrer, stehen Kreuze an dem Totenmaar".

Bittkreuz in Steinborn

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