Die „Kopper Sonne"

Willi Steffens

Als noch in unserer Eifel die Laubwälder vorherrschend waren, als noch die sogenannte preußische Fichte noch nicht ihren Einzug gehalten hatte, wurden in den Dörfern von angestellten Schweinehirten, „Säuert" genannt, die Schweineherden in die Wälder getrieben. Hier konnten die Tiere sich nach Belieben ihre Nahrung suchen: Käfer, Bucheckern, Eicheln usw. Sie wühlten im Boden und fanden so mancherlei. Der Säuert zog morgens durch das Dorf und blies auf seinem Hörn. Dann öffneten die Bauern die Schweineställe und die Tiere sammelten sich zu einer Herde. Der Schweinehirte bekam von der Gemeinde eine Schlafstelle angewiesen und seinen geringen Lohn. Die Kost bekam er abwechselnd in den Bauernhäusern. Die Zahl der Kosttage richtete sich nach der Anzahl der Schweine, die mitgeschickt wurden. „Der Säuert geht umessen", so sagte man. Da war in einem Dorfe an der Grenze des Kreises Daun in der Nähe von Birresborn der Ort Kopp. Der eingestellte Schweinehirte war nicht so ganz klar im Kopfe. Er hatte die Aufgabe, bei Sonnenuntergang die Herde ins Dorf zurückzuführen. Als nun die Sonne untergegangen war, wollte er seine Herde sammeln. Da sah er den Mond, der langsam höher stieg. Diesen sah er als Sonne an und dann blieb er mit seiner Herde noch weiter im Walde. Die Bauern warteten in Kopp auf die Schweineherde, aber vergebens. Dann gingen sie nach draußen, um den Säuert mit der Herde zu suchen. Friedlich aber hütete dieser die Herde und sagte: „Die Sonne ist wieder hochgestiegen, da mußte ich doch noch bleiben." Seit dieser Zeit nannte man den Mond einfach die „Kopper Sonne".