Mausefallen aus Neroth

Hans Gierden

Seit einem Lebensalter schon sind die Vertreter einer originellen Eifeler Heimarbeit, die Mausefallenhändler („Maisfaalenkriemer") aus Neroth (Vulkaneifel), von den Landstraßen und aus den Dörfern weitum im Lande verschwunden. Das Drahtwarengewerbe im Dorf ist der Industrie gewichen.

Mehrere Jahrhunderte zurück reicht die Hausiertätigkeit der Nerother zurück. Mit dem Erlöschen der vormals blühenden südeifeler Eisenindustrie in Eichelhütte und Eisenschmitt vor etwa 150 Jahren wurde der Ort Neroth ein Mittelpunkt der Eifeler Heimarbeit und des Wandergewerbes.

Bereits schon in früheren Zeiten wurden hier Maus- und Rattenfallen, Schaumschläger, Kleiderhaken, Kuchenwender, Brotkörbe und dergleichen mehr von Hand drahtgeflochten. Erst durch die Initiative des damaligen Landrates in Daun, Graf von Brühl, sowie des Pfarrers Gerber aus dem benachbarten Neunkirchen, schlössen sich im Jahre 1884 die Drahtflechter zu einer Genossenschaft zusammen, wodurch ihre soziale Lage wesentlich verbessert wurde. Kurse über rationellere Drahtwarenherstellung wurden eingeführt, durch Hebung der landwirtschaftlichen Verhältnisse es den Hausierern ermöglicht, nebenher noch einen — wenn auch bescheidenen — Ackerbaubetrieb zu unterhalten. So war der Nerother in den Sommermonaten meist Ackerer; in der freien Zeit fertigte er mit seiner Familie nebenbei Drahtwaren an und zog mit diesen in den Herbst und Wintermonaten als Hausierer über Land. In den Nachbarorten Oberstadtfeld, Waldkönigen, Steinborn und Neunkirchen wurden in der Folgezeit ebenfalls Drahtwaren hergestellt. Der genossenschaftliche Zusammenschluß beseitigte die Vielheit der Erzeugnisse. Zu den Mausefallen kamen später noch Siebe (Seihen), Reibeisen, Quirle, Tortenwender, Kuchenständer, Topfuntersätze, Zeitungshalter u. a.

Neroth mit dem Nerother Kopf, Aufnahme aus dem Jahre 1945

Es war interessant, beim Drahtflechten einer Mausefalle zuzuschauen. Da wurde zunächst der obere trichterförmige Einschlupf geflochten, und dann ging es hurtig mit dem Ziehen des Gerippes und dem Flechten des Gehäuses. Mit dünnem Rosendraht wurde schnell wieder ein Knoten geknüpft. Ähnlich wie bei der Spinne den Korbboden, sah man das kleine Hand-Werk entstehen drei Schnitte mit der Schere, das Blechtürchen dran — und schon war die Falle fertig. Waren mehrere Hände am Werk, dann ging es natürlich rascher; das Flechten allein besorgte dann eine Person, die es wohl auf ein Dutzend in der Stunde bringen mochte. 92mal wurde beim „Hänneschen" — der gewöhnlichen länglichen Falle mit den vier Bügeln'— geknüpft. 55 Gramm Draht benötigte der Flechter für das „Hännneschen" und 75 Gramm für den „Dubbel". Wer es pro Arbeitstag auf 30 Fallen bringen wollte, der mußte sich schon recht sputen, und in zehn Stunden schaffte er es nicht allein.