Vom Stadtbürgermeister zum Landrat

Landrat Karl-Adolf Orth ein Jahr Landrat im Kreis Daun

Es war ein gutes Jahr, dieses erste Jahr Orths - Zeit vom 20. 7. 1977 bis 20. 7. 1978. Wohltuend vor allem auch, weil der neue Landrat kontinuierlich die Linie und die erfolgreiche Arbeit seiner Vorgänger im Landkreis Daun weiterführte, diesem Jahr aber doch einen unverwechselbaren Stempel aufdrückte. Der Chronist dieses Berichtes hat sich erlaubt, einmal im Terminkalender des Kreischefs zu blättern — natürlich mit Erlaubnis —. Weiße, unbeschriebene Terminblätter kann man mit der Lupe suchen: Auch an den Samstagen und Sonntagen wird ein Landrat beansprucht. Unser neuer Landrat sucht die Bürgernähe, wie er es als Stadtbürgermeister gewohnt war. Die Begegnung mit dem Bürger ist für ihn kein modernes Schlagwort, sondern lebens- und berufsnotwendiges Elexier.

Die ersten Monate seiner Tätigkeit nutzte Landrat Orth intensiv, den Landkreis Daun, seine Bewohner, alle Gemeinden und viele Industriebetriebe kennenzulernen. Über diese Kreisbereisung des Landrats wird an anderer Stelle dieses Buches berichtet. Soviel kann man sagen: Der Landrat kennt nach einem Jahr seinen Kreis, die Bevölkerung kennt aber auch ihn inzwischen schon ganz gut. Wenn man ihn fragt, welche Aufgabe er als Schwerpunkt seiner Arbeit im ersten Jahr gesehen hat, kommt ganz spontan die Antwort: Die Schaffung neuer und die Sicherung bestehender Arbeitsplätze ist schlechthin die Aufgabe, die ein Landrat im Kreis Daun hat. Damit korrespondiert für ihn auch die Erneuerung der Dörfer und die Erhaltung der Lebensqualität auf dem Lande.

Voraussetzung einer gesunden Infrastruktur ist und bleibt eine noch bessere Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz und eine stetige Verbesserung der Verkehrsbedingungen innerhalb des Kreises. Viele Termine im letzten Jahr waren deshalb dem Straßenbau gewidmet. Die Schließung des Reststückes der A 1 von Mehren nach Tondorf und die Fortführung der B 51/E 42 von Stadtkyll nach Tondorf sieht auch Landrat Orth als vordringlich an. Immer wieder werden Verhandlungen mit maßgeblichen überörtlichen Stellen geführt, um auch den kreisübergreifenden Maßnahmen zum Erfolg zu verhelfen. Die Zusammenarbeit mit Post und Bahn zur Verbesserung der Verkehrsbedingungen innerhalb des Kreises hält Landrat Orth für sehr wichtig.

Das erste Jahr hat auch schon Erfolge gebracht. Trotz des nicht sehr freundlichen allgemeinen Investitionsklimas sind einige neue Betriebe im Entstehen und werden alte erweitert. Die sogenannte Woche der Industrie führte den Landrat mit den zuständigen Verbandsbürgermeistern durch den ganzen Kreis, sie brachte Gespräche mit den Betriebsinhabern, aber auch mit den Arbeitern und Angestellten. Landrat Orth konnte den Firmen seine Unterstützung für zukunftsorientierte Investitionen zusichern. Bei einem Firmenjubiläum im Kreis im Juni 1978 würdigte Staatsminister Holkenbrink die Verdienste des Kreises Daun, der als erster die Vorteile der gesunden Mischstruktur erkannte und sich um die Ansiedlung verschiedenster Betriebe mühte. Landrat Orth ist ein Mann, der die heimische Wirtschaft nicht nur zu einem realistischen Optimismus aufruft, sondern ihn auch selbst ausstrahlt. Die weiße Industrie, der Fremdenverkehr, kam in diesem Jahr auch nicht zu kurz. Da begegnet uns zum Beispiel der Landrat mit seinem Wagen DAU 200 und seinem Fahrer Mathey auf der Fahrt zum Wirfttal, wo er mit Vertretern der Firma Ennia die ersten gebauten Ferienhäuser besichtigt und hier ist er in seinem Element. Im Verlauf eines Abschlußgespräches legt er Wert auf die Feststellung, daß sich dieses Feriendorf auch grünordnungsmäßig gut in die Landschaft einpaßt. Er betont, daß der Kreis den Ferienzentren positiv gegenübersteht, daß aber weitere geplante Maßnahmen in den einzelnen Verbandsgemeinden mit den derzeitigen Projekten abgestimmt werden müssen. Eine Planung ohne Maß ins Blaue hinein ist dem Landrat fremd. Zusammen mit den Hotels und Gaststätten komme es nun darauf an, eine sinnvolle Relation zu finden und es gehe darum, zu ermitteln, was der Markt verkraften könne. In diesem Zusammenhang hält er Gespräche mit den Verantwortlichen über die sinnvolle Planung von Wochenendhausgebieten und Campingplätzen für sehr wichtig.

Dick unterstrichen im Terminkalender sind die Termine, die ihm die Begegnung mit dem Bürger brachten. Ehe solche Höhepunkte zustande kamen, wurde in der Verwaltung hart gearbeitet. Die Einweihung des Rathauses in Hillesheim mit der Eröffnung der ersten Fußgängerzone im Kreis Daun war für Landrat Orth eine schöne Sache. Die Einweihung der Turnhalle und des Kindergartens mit Staatsminister Gölter in Üxheim und der Schulsportanlage in Gillenfeld waren wichtige Marksteine in diesem Jahr Kreisgeschichte. Hier knüpfte Landrat Orth an die Arbeit der Vorgänger an.

Der Familienvater Orth nahm sich besonders der Probleme an, die die Jugend betreffen. Zum Jahresende 1978 wandte er sich in einem offenen Brief an die jugendlichen Arbeitslosen im Kreis Daun. Es gelang der Kreisverwaltung auch, zu einer großen Gruppe jugendlicher Arbeitsloser Kontakt aufzunehmen und auf diesem Neuland mit der eigentlichen Arbeit zu beginnen. Die Projektarbeit wurde vertieft in einem Informationskurs mit begleitender Freizeitmaßnahme im Januar 1978 in München. Als Erfolg kann verbucht werden, daß von den 21 arbeitslosen jungen Teilnehmern heute 20 Arbeit gefunden haben und das Arbeitsleben positiv bestehen. Weitere Kurse dieser Art sind geplant. Der erste Spatenstich der Jugendfreizeitstätte in Kelberg am 23. 6 wird sicher mehr als ein Symbol für eine gegenwarts- und zukunftsbezogene Arbeit für und mit der Jugend sein.

Auch die Ausbildung der Jugendlichen in den Betrieben, der Ausbau der Kreisberufsschule stehen in der Arbeit des Landrats an vorderer Stelle. Der Bau einer beschützenden Werkstatt unter der Trägerschaft der Lebenshilfe wird vom Landrat mitgetragen und mit unterstützt. Die Sonderschule G in Gerolstein erhält ein neues Haus, so wie auch der Landrat immer ansprechbar ist für die Verbesserung der Schulsituationen aller Sonderschulen im Kreis.

Schon in der ersten Woche seiner Amtsaufnahme hat der Landrat tatkräftig die Verbindung mit dem Caritasverband aufgemnommen und die erste Sozialstation im Kreis Daun für die Verbandsgemeinden Daun und Kelberg konnte bereits am 2. Oktober d. 1978 eröffnet werden; die 2. Sozialstation für die Verbandsgemeinden Gerolstein, Hillesheim, Obere Kyll wird im Jahr 1979 eingerichtet.

Ein lang gehegter Wunsch der Bevölkerung des Kreises, die Errichtung eines Altenzentrums in Daun mit 120 Betten hat Landrat Orth ein gutes Stück weitergebracht. Der Kreisausschuß hat das Ergebnis der Verhandlungen mit dem Orden der Katharinenschwestern gebilligt: Der Kreistag hat am 6. 10. 1978 die entsprechenden Beschlüsse gefaßt. Der Orden will bauen und der Landkreis ist bereit, sich finanziell in großem Umfange zu engagieren. Die Stadt Daun wird die Grundstücksvoraussetzungen schaffen, damit das Land Rheinland-Pfalz die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellen kann und der freie Träger mit den Bauarbeiten 1980/81 beginnen wird.

Es hat sich im Kreis herumgesprochen, daß der „neue Landrat" ein Freund der Dörfer und der Belebung der dörflichen Gemeinschaft ist. Nachdem lange genug über das Fehlen der Kulturvermittler in vielen Dörfern nämlich der Lehrer und Pfarrer geklagt worden ist, will Landrat Orth einen neuen Anfang setzen, um das Dorf und die dörfliche Kultur zu beleben. Wichtige Kulturträger werden die Vereine bleiben.

Der Terminkalender bringt noch vieles an den Tag. Am 20. Mai wird am Tag des Baumes in Bolsdorf eigenhändig vom Landrat ein Baum gepflanzt. Das Kreischorfest in Lissendorf am 15. 4., das Kreisjugendmusikfest am 6. 5. und das Kreismusikfest am 1. 7. sehen Landrat Orth als Schirmherrn dieser Veranstaltungen. Die Begegnungen mit den einzelnen Gruppen der Bevölkerung, mit der Bundeswehr bei der Vereidigung von 600 Soldaten auf dem Marktplatz in Daun, bei den Bauern und Landwirten, den Landfrauen zeigen einen Landrat, der Bürger unter Bürgern sein will, und als abschließenden Höhepunkt des ersten Jahres konnte er dem Ministerpräsidenten am 3. 7. „unsern Kreis" vorstellen und mit Vertretern von Verwaltung, Wirtschaft, Vereinen und Verbänden einen geselligen Abend feiern. Der Ministerpräsident seinerseits gratulierte dem Kreise Daun und dem Landrat persönlich zu dem ersten Jahr seiner Landratstätigkeit. So wie Landrat Orth eine Schonzeit für die ersten 100 Tage seiner Arbeit wollte, freut er sich auch auf die kommenden Jahre im Kreis Daun. Der Terminkalender weist schon in die Zukunft. Da stehen noch an die Probleme der Wasserversorgung, Erdgasversorgung und viele Einzeltermine, die man nicht aufzählen kann, die aber die Erneuerung unserer Dörfer, Kultur, Wirtschaft und die sozialen Aufgaben betreffen. Der Chronist wünscht Landrat Orth erfolgreiche Arbeit für die Zukunft.