Dreiecksfenster:

Jesus trägt das schwere Kreuz

Paulus schreibt an die Korinther

Die Buntfenster

der Heilig-Kreuz-Kirche in Darscheid

Kurze Interpretation

Hans Mühlhaus

Die neue Pfarrkirche in Darscheid, errichtet in dreijähriger Bauzeit, von 1969—71, ist ein erhabenes und würdiges Gotteshaus geworden, das gern besucht wird und immer wieder anzieht. Wesentlich beteiligt am Glanz des lichtvollen Innenraumes sind die Buntfenster, die auffallen durch verschiedenartige Formen und Größen. Es geht dabei um lebensvolle Bildszenen, die schauen lassen, was Bibeltexte verkündeh. Die Entwürfe stammen von Paul Weigmann, Leverkusen, die Ausführungen von Fa. Kaschenbach, Trier.

I. Die großen Dreiecksfenster, die sich zum Chorraum weiten, faszinieren jeden Besucher.

Ihr Kathedralglas, ein leicht getöntes Streifenmuster mit einer Reihe von Medaillon-Bildern, läßt die Welt nicht hineinschauen, aber das Licht des Tages darf in aller Fülle einströmen

in den sakralen Raum, der hell wird und durch die aufleuchtenden Buntbilder einen festlichen Glanz bekommt. Beide Bildreihen, auf jeder Seite 6 Medaillon-Schmuckstücke, bilden mit dem hängenden Triumphkreuz eine Einheit, die der Konzeption der Heilig-Kreuz-Kirche entspricht: Dein hl. Kreuz, o Herr, verehren wir, Deine Auferstehung preisen und rühmen wir.

Die Bildthemen berichten aus (links) Jesu Leben und Leiden:

1. Die Darstellung im Tempel,

2. Kindermord in Bethlehem,

3. Das letzte Abendmahl,

4. Der Kuß des Verräters,

5. Pilatus fällt das Todesurteil,

6. Jesus trägt das schwere Kreuz.

(rechts) seiner Verherrlichung:

1. Ostermorgen am leeren Grab,

2. Die Emmaus-Jünger,

3. Christi Himmelfahrt,

4. Die Herabkunft des hl. Geistes,

5. Petrus nimmt auch Heiden auf,

6. Paulus schreibt an die Korinther: „Caritas Christi urget nos!" - Die Liebe Christ drängt uns! — (2. Kor. 5,14)

       

Portalfenster: Prophet Elias                                 Portalfenster: Der geduldige Job

II. Die hochragenden Chorfenster, sie reichen vom Boden bis zur Decke, geben dem Chorraum einen farbenkräftigen, feierlichen Rahmen.

Die Bilder sind entnommen der Geheimen Offenbarung — Apokalypse — des hl. Johannes, dem einzigen prophetischen Buch des Neuen Testamentes. Der Apostel gibt in der Apokalypse seine Visionen wieder, die er 95 n. Chr. als Verbannter auf der Insel Patmos geschaut hat. Die Sprache der damaligen Zeit enthält Symbole und Allegorien (Zeichen u. Sinnbilder), die uns schwer zugänglich sind und einer Deutung bedürfen.

Die linke Bildreihe zeigt: Der Weg des Drachens führt in den Abgrund. Oben sitzt steif und stolz die Hure Babylon auf einem scharlachroten, hochbeinigen Tier mit erhobenem Kopf und Schweif. Sie hält in der Hand einen goldenen Becher und läßt alle trinken vom Glutwein der Unzucht (Apk. 17). Ein Verführter liegt weggeworfen im Graben, trinkt weiter und merkt nicht, wie das Unheil (dargestellt durch rückenschwimmende Fische, die den Tod in sich tragen) ihn vernichtet. Alle Laster Babylons entspringen der Selbstvergötterung! Leidenschaft, Hochmut und Stolz stehen immer vor dem Falle! Durch den großen Drachen (Apk. 12) ist der Teufel, der Widersacher Gottes und Verführer der Menschen, verkörpert. Er spreizt sich auf dem roten Teppich der Vornehmen, hält seine gezackten Flügelstümpfe geöffnet, um die weit herausgestreckten aalglatten Schlangenhälse schnell zurückziehen und verstecken zu können. Aus sieben unförmigen Köpfen zucken gespaltene Lügenzungen am liebsten in Morast und dorthin, wo ein Durcheinander zu erhoffen ist. Das unterste Bild zeigt den Fall Babylons, die Endstation gottesfeindlicher Mächte. Verzweifelte Menschen, eingeschlossen am schwelenden Ort des Brandes und der einstürzenden Säulen, den Symbolen einstiger Herrlichkeit.

„Wehe, wehe, die große Stadt Babylon ist gefallen!" (Apk. 18)

In der rechten Bildreihe, von unten nach oben gesehen, wird sichtbar: Der Weg des Lammes führt zu Gott.

„Die in den weißen Gewändern sind jene, die aus der Drangsal kommen. Sie haben ihre Kleider weiß gewaschen im Blute des Lammes." (Apk. 7) Es sind Christen. Sie tragen das Kreuzzeichen auf den Stirnen, stehen auf adventlichem Boden, unter dem Kreuz, in flockiger Gnadenflut; denn durch Christi Tod und Auferstehung sind sie zum Heilsvolk Gottes berufen. Im Kranz des Sieges steht das Lamm Gottes mit dem Buch der sieben Siegel, — ein Sinnbild der unerforschlichen Ratschlüsse Gottes — das es aus der Rechten Gottes empfangen hat. (Apk. 5) Die 24 Ältesten, Auserwählte vor Gottes Thron, huldigen dem Lamme: „Würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu lösen! Denn du hast uns mit deinem Blut für Gott erkauft." (Apk. 5) Am Ende des Weges steht der Thron Gottes. Er aber, der Unbeschreibliche, ist nicht beschrieben. Der Seher von Patmos schreibt über den, „der auf dem Throne sitzt", er sei wie Edelgestein anzusehen und umhüllt von einem farbenreichen Strahlenkranz. (Apk. 4) Der Künstler hat dies Farbenspiel ausdrucksvoll wiedergegeben im leuchtenden Vaterauge des dreieinigen Gottes. Möge es immer über uns wachen, damit wir den rechten Weg nicht verfehlen!

III. Das Tauffenster mit überwiegend hellfarbigen Gläsern spendet volles Licht auf das nahe Taufbecken, zu dem es viele Bezüge hat. Es fällt auf, daß das große quadratische Bild von einem wasserblauen Rand umgeben ist, ein Hinweis, daß alles Leben aus dem Wasser kommt. Die alttestamentliche Geschichte, die die Heilung des syrischen Feldherrn Naaman vom Aussatz erzählt, ist aufgeschrieben im 2. Buch der Könige und dargestellt in drei Bildern, einem Triptychon mit Texten des Religionsphilosophen Martin Buber.

Bild 1 (links) Oben die Büste des Propheten Eliseus, eine Handvoll Früchte darbietend, unten der Feldherr Naaman mit dem Schwert und ein israelitisches Mädchen, das seinem gütigen Herrn sagt: „Daß doch mein Herr vorm Antlitz des Künders des in Samaria wäre, alsdann würde der ihn seinen Aussatz entraffen."

Bild 2 (rechts) Oben die Büste des Königs Aram (der Aramäer) mit Krone, er schickt den treuen Feldherrn mit Gefolge und reichen Geschenken an Gold, Silber und Festgewändern nach Samaria. Der Prophet gebietet eine Demütigung: „Bade siebenmal im Jordan, dann kehrt dein Fleisch dir wieder. Du wirst rein!"

Bild 3 (mitte) Naaman steht aufrecht in den sich türmenden Wellen. Da geschieht es, er wird geheilt vom Aussatz, er erlebt die Wandlung wie eine Sprengung, deren Gewalt im Gesicht zu erkennen ist. Mit hochgestreckten Armen ruft er sein Glaubensbekenntnis über die Wasser des Jordans: „Nun erkenne ich, daß in allem Erdland kein Gott ist als nur in Israel!"

Über dem Haupt des Geheilten hängt eine großfrüchtige Traube, sie ist ein allegorisches Bild der Gnade.

IV. Die Portalfenster zeigen in Medaillonfassung das Schicksal von zwei gottesfürchtigen Männern: dem geduldigen Job und dem Propheten Elias. Job, der reiche arabische Nomadenfürst, hatte in kurzer Zeit alles verloren; sein Haus, seine Kinder, seine Knechte und Mägde, seine Herden und seine Ernten auf den Feldern. Eitrige Geschwüre bedeckten seinen Körper, aber das Vertrauen auf Gott blieb unerschüttert. „Und wenn er mich tötet, werde ich auf ihn hoffen!" Seine Freunde verdächtigten ihn, seine Frau verhöhnte ihn und ließ ihn allein. So lag Job gebeugt in Staub und Asche.

Elias gehörte zu den mutigsten und heiligsten Männern des Alten Bundes. Im Kampf gegen den Götzen Baal waren König Achab und seine heidnische Frau Jezabel unversöhnliche Gegner des Propheten geworden. Sein Leben war ständig bedroht. Nachdem er 450 Baalspriester töten ließ, war alles gegen ihn aufgeboten. Elias lief um sein Leben durch Samaria und Judäa und weiter in die Unwirtlichkeit der Wüste. An einem ausgetrockneten Bach warf er sich erschöpft in den spärlichen Schatten eines Ginsterbusches und wünschte zu sterben.

In allergrößter Not und Verlassenheit, als kein Ausweg zu sehen war, weder bei Job noch bei Elias, da leuchtete Gottes Angesicht über ihnen; er läßt sie nicht allein.

Beim Verlassen der Kirche schauen uns diese Bilder an. Sie spenden uns Trost in allem Leid und erfüllen unsern Heimweg mit Zuversicht.

„Herr, Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf!

Laß Dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen!"

(Psalm 80, Gotteslob S. 689)