Eine botanische Exkursion rund um den Dauner Wehrbüsch

Otto Jung

Südwestlich der Stadt Daun angelehnt liegt der unter Landschaftsschutz stehende Wehrbüsch, der von den Kurgästen und Daunern am meisten begangene Mischwald und wer von den vielen Spaziergängern ahnt oder weiß schon, welche Vielzahl schöner und seltener Vertreter unserer Wildflora hier vorkommen.

Beginnen wir unsere Exkursion beim Verkehrsgarten und wandern über den neuen, vom Deutschen Bund für Vogelschutz, Ortsgruppe Daun, und in Verbindung mit dem Gewerbe- und Verkehrsverein — der in dankenswerter Weise die finanziellen Voraussetzungen schuf — angelegten Waldlehrpfad entlang hinauf zum Kriegerdenkmal. Im Jahre 1970 — vor Beginn des Krieges als Aussichtsturm gebaut — wurde es gleich nach beendetem Feldzug als erstes Kriegerdenkmal Deutschlands eingeweiht. Hier sind auch die Gedenktafeln der 1870/71 sowie der im l. und II. Weltkrieg Gefallenen angebracht.

Am Waldlehrgang sind Namenstafeln der hier vorkommenden bzw. angepflanzten Waldbäume und Sträucher angebracht. Außerdem noch 30 Nistkästen für Höhlenbrüter wie Kohlmeisen, Haubenmeisen, Blaumeisen, Sumpfmeisen, Tannenmeisen, Kleiber, Wendehals u. a. und Nistkästen für Halbhöhenbrüter wie Bachstelze, Hausrotschwanz, Grauer Fliegenschnäpper usw. zu jedem Nistkasten ist ein wetterbeständiges Vogelfarbbild angebracht.

Am Waldlehrpfad

Rund um das Kriegerdenkmal, das auf der höchsten Erhebung dieses Berges steht (492 m), breitet sich zwischen Basaltfelsen auf humosem Boden mit vulkanischem Untergrund eine sehr interessante Waldflora aus. Das ausdauernde Bingelkraut (Mercuria lis perennis) bedeckt in starken dunkelgrünen Trupps den Waldboden. Kleine weißblühende Polster des Sauerklees (Oxalis acetosella) — im Volksmund Kuckucksbrot oder Hasenklee genannt — beleben den Waldboden. Ebenfalls der bekannte Waldmeister (Asperula odorata) mit seinen weißen Blüten. Das Lungenkraut (Pulmonaria Obscura) mit anfangs rötlichen und später blau sich färbenden Blüten erfreut uns. Im Bereich des Kriegerdenkmals finden wir die goldgelb blühende Taubnessel oder die Goldnessel (Lamium galeobdolom) mit den schönen silbrig weißgefleckten Blättern. Weiter entdecken wir den vielblütigen und quirlblättrigen Salomonssiegel (Polygonatum multiflorum und polygonatum verticillatum). Das Christophskraut (Actaea spicata) mit weißen Blüten und dunkelgrünen, der Staudenspirae ähnlichen Blättern tritt in einigen Gruppen auf. Ganz unter schattigen Sträuchern wächst der gefleckte Aronstab (Arum maculatum) mit grüngelben, der bekannten Zimmerkalla sehr ähnlichen Blüten. Sechs verschiedene Farnkräuter können wir zum Teil auf bemoostem Basalt feststellen. Die zwei kleinsten Farne sind der nordische Milzfarn (Asplenium septemdrionale) und der braustielige Milzfarn oder die sog. Steinfeder (Asplenium trichomane). Ferner finden wir den Engelsüß (polypodium vulgäre) den Wurmfarn (Nephrodium filix mas), den Dornfarn (Nephrodium Spinulosum) und den Blasenfarn (Cystopteris fragilis). Drei Glockenblumen erfreuen uns. Es sind die pfirsischblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia) und die niedrigere rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia). Beide haben schöne hellblaue Blüten. Die nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium) mit lilablauen Blüten haben brennesselähnliche Blätter. Über dem Waldboden breiten sich die Blätter des Immergrüns (Vina minor) aus. An schattiger Stelle finden wir die Schattenblume (Majanthenum bifolium) und das rundblättrige Wintergrün (Pirola rotundifolia). Auch 2 Orchideen haben wir festgestellt, das Zweiblatt (Listera Ovata) und die duftende Waldhyazinthe (Platanthera bifolia). Begeben wir uns nun über den Philosophenweg zur Südseite des Wehrbüschs. Hier finden wir an lichten sonnigen Hängen zwei Schönheiten unserer Wildflora, die Bergflockenblume (Cenlaurea montana) mit großen kornblumenartigen Blüten und die astlose Graslilie (Anthericus liliago) mit den schönen milchweißen Sternblumen. Unter Sträuchern (schattige Stellen) erfreut uns auch das duftende Maiglöckchen (Convallaria majalis). An warmen Sommerabenden strömt uns der starke Duft des Geißblattes (Lonicera periclymenum) entgegen. Dieser Duft lockt manchen Nachtfalter an. Das Geißblatt ist eine Liane (Kletterpflanze), die an Bäumen meterhoch klettert. Gelangen wir weiter auf dem Rundweg an die Nordostseite des Wehrbüschs. Am schattigen und feuchten Hang kommt die seltene Einbeere (Paris quadrifolia) vor. Dieselbe trägt im Herbst einzelne schwarze Beeren.

Wir beenden etwa oberhalb des Daufelds unsere Wanderung und interessante botanische Exkursion. Wer nun das Schauen des Schönen in der Natur versteht, kommt in den vollen Genuß unserer schönen Eifellandschaft.

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