Die Kreis- und Kurstadt Daun

auf dem Wege zum Heilbad?

F. Kettenhofen, Ortsbürgermeister der Stadt Daun

Vor 30 Jahren wurden der damaligen Gemeinde Daun die Stadtrechte durch die Landesregierung Rheinland-Pfalz wieder zuerkannt. Die Verleihungsurkunde lautet wie folgt: «Die Gemeinde Daun — bereits im 14. Jahrhundert erstmals mit den Stadtrechten ausgestattet — kann auf eine ehrwürdige Geschichte als Hauptort der Herrschaft Daun, später des kurtrierischen Amtes, als Kantonsitz und endlich als Amtssitz der landrätlichen und kreiskommunalen Verwaltung des Kreises Daun zurückschauen.«

Mit dem Jubiläum im Jahre 1981 verbindet die Kreis- und Kurstadt Daun ihre 1250-Jahr-Feier. Das Jubeljahr wird zwangsläufig auch eine positive Wirkung auf den Kur- und Fremdenverkehr haben. Von daher ist die Frage erlaubt, ob Daun sich in den nächsten Jahren zu einem Heilbad entwickeln kann, nachdem den Prädikaten »Mineralheilbad und Kneippkurort« 1974 die Anerkennung als »heilklimatischer Kurort« folgte.

Die Dauner Heilquelle Dunaris war schon im Mittelalter bekannt. So weist 1664 Theodor Tabern - Montanus, kurfürstlich-pfälzischer Arzt, auf die Heilkraft der vulkanischen Quellen hin. 1922 erschien dem Spanier Contez de Maderisge die Maarlandschaft um Daun mit der »Auvergne« in Südfrankreich ähnlich, während Prof. Dr. Jules Felix aus Brüssel die Heilwirkung in Daun mit Schwalbach verglich. Schon 1893 erschien im Dauner Kreisblatt vom 15. Juli die erste Dauner Fremdenliste mit 20 Namen, darunter Gästen aus Köln, Neuss, Bonn, Metz und Frankfurt. 1881 wird Daun als Sommerfrische in der »Täglichen Rundschau (Berlin)« empfohlen.

Der Eifelverein von 1832 hatte bereits eine Lokalabteilung in Daun. Im Jahre 1869 gründete sich der »Verschönerungsverein«, der sich sehr um die Stärkung des Fremdenverkehrs bemühte. Seine Arbeit war so erfolgreich, daß 1870 die Regierung dieses Beispiel zur Nachahmung empfahl. Mit dem Verschönerungsverein untrennbar verbunden sind die Anlagen und der Festplatz auf dem Wehrbüsch. Diese waren unter Leitung von Ortsvorsteher August Weber geschaffen worden, nach Angabe des Direktors der Flora in Köln. Der Festplatz mit Tempelchen und Veranda faßte bequem mehrere 100 Personen. Es ist die Absicht der Stadt Daun, den Festplatz für 1981 wieder zu einem Mittelpunkt des Wehrbüsch - Naturparks auszubauen.

Um die Jahrhundertwende ist Daun weithin als Sommerfrische bekannt. Anläßlich des Kaiserbesuches am 15. Oktober 1913 wird die Maarlandschaft »Kaiser-Wilhelm-Schutzgebiet«. Die Mineralquelle, Versand rund zwei Millionen Flaschen, ist unter den Schutz des Gesetzes von 1908 gestellt; Thermalbad. Das Erholungsheim für weibliche Angestellte der Firma Tiez in Köln, eifriger Förderer der Eifelindustrie, und der Kaiserbrunnen (enthüllt 1911 in Gegenwart seiner Majestät) unterstreichen die Bemühungen, Daun als Ferien- und Erholungsort auszubauen. Mitte der 30er Jahre wird die »Kneippkur« in Daun angeboten. Der Dauner Sprudel erhält eine Badeabteilung und vermittelt Trinkkuren mit dem Dunaris - Heilwasser. Der Zweite Weltkrieg setzt den erfolgreichen Bemühungen um den Ausbau des Kneippkurortes ein jähes und schmerzliches Ende. Aber 1950 wird mit der Mitgliedschaft im Fremdenverkehrsverband Rheinland-Pfalz (Bäderarbeitsgemeinschaft) und im Deutschen Bäderverband ein neuer Anfang gemacht.

Inzwischen hat Daun eine Entwicklung zum Mittelzentrum und bedeutenden Fremdenverkehrsort genommen. Struktur und Lage im Herzen der Vulkaneifel lassen die Umwandlung in ein industrielles Gebiet nur bedingt zu, obwohl die Stadt in der Mitte des EG-Raumes eine bevorzugte und zentrale Lage einnimmt. Insbesondere aber auch die Bevölkerungszahl — Einzugsbereich ca. 35 000 Einwohner — setzt Grenzen. So gesehen spielt als Mittel zur Strukturverbesserung der Fremdenverkehr eine gleichbedeutende Rolle. Die zentrale Lage in der reizvollen Mittelgebirgslandschaft der Vulkaneifel stellt hierfür eine sehr gute Voraussetzung dar. Die schöne Umgebung Dauns, das günstige Klima und die heilkräftigen Mineralquellen sind von ausschlaggebender Bedeutung für die Entwicklung des Kur- und Fremdenverkehrsortes. Nachdem in den letzten 10 bis 12 Jahren die Kur-, Erholungs- und Freizeiteinrichtungen verbessert wurden, konnte 1974 die Anerkennung als heilklimatischer Kurort durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport Rheinland-Pfalz erfolgen. Jetzt muß es unsere vorrangige Aufgabe sein, den Ausbau zum Heilbad verstärkt fortzusetzen. Dieses Ziel kann durchaus in den nächsten Jahren erreicht werden, zumal nicht nur der Bestand des Sanatoriums der Bundesknappschaft gesichert ist, sondern dessen Umwandlung in ein klinisches Sanatorium eingeleitet ist. Die letztlich mitentscheidende Strukturverbesserung wird aber durch die Errichtung eines 50-Betten-Kurheimes und die Aussicht auf die Plazierung eines Müttergenesungsheimes mit ca. 40 Betten erreicht. So könnte auf dem Kurheimsektor in den nächsten Jahren Wesentliches an Zuwachs erwartet werden, wenn sich einige Hotels entschließen würden, hauseigene Kneipp- Badeabteilungen einzurichten, zumal die hierfür notwendige Investition in einem vernünftigen Rahmen gehalten werden kann. Auch die Folgekosten können überschaubar bleiben, wenn der Betrieb solcher Badeabteilungen durch Familienangehörige oder durch Vertrag mit niedergelassenen Therapeuten (Masseure und Kneippbademeister) sichergestellt werden kann. Der Vorteil für solche »Kurhotels« liegt in der besseren Belegung während der Vor- und Nachsaison. Die vertraglich abgesicherte Teilbelegung durch Krankenversicherungsträger oder durch Betriebe ist außerdem eine weitere Möglichkeit zu kontinuierlicher Auslastung während des ganzen Jahres. Gerade die in letzter Zeit durch den Verfasser geführten Vertragsverhandlungen mit einem großen saarländischen Unternehmen und seine bundesweiten Beziehungen wären sicherlich ein Ansatzpunkt für weitere Aktivitäten. Der 1981 fertigzustellende Teilabschnitt l des Kurparks im Liesertal wird auch dem angestrebten Ziel dienen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß nach dem Kurortegesetz Rheinland-Pfalz unter anderem neben der schon länger vorhandenen Infrastruktur folgende Bedingungen für die Heilbadanerkennung erfüllt werden müssen:

Eindrucksvoll sind die Gäste- und Übernachtungszahlen seit 1960:

1960 1970 1975 1976 1977 1978 1979

Bettenzahl

394

977

1 199

1 245

1 864

1 919

1 893

Gäste

11 596

20738

27077

28534

34832

41 869

41 175

Übernachtungen

50558

143549

191 637

199988

235126

276 033

269 395

Verweildauer

4,4

6,9

7,1

6,9

6,7

6,6

6,5

Auslastung

35,2

40,3

43,8

44,0

34,6

39,4

39,0

1981 wird sich die Bettenzahl auf 2 000 erhöhen.

»Die staatliche Anerkennung als Kurort mit der Artbezeichnung Kneippheilbad oder Felkeheilbad setzt voraus: 1. Umfassende, leistungsfähige Einrichtungen, die für eine Physiotherapie nach Kneipp oder für ein Naturheilverfahren nach Felke geeignet sind, mit angemessener kurärztlicher und-pflegerischer Betreuung, 2. ein für die Gesundheitsförderung geeignetes therapeutisches Klima, 3. eine größere Anzahl von Kuranstalten sowie leistungsfähige Betriebe des Hotel- und Gaststättengewerbes und 4. einen dem Kurbetrieb entsprechenden Ortscharakter, der auch durch die Bauleitplanung gesichert sein muß.«

Ein Meilenstein zur weiteren Entwicklung des Fremdenverkehrs war die Schaffung des Eifel-Ferienparks Daun 1977 mit 528 Fremdenbetten.

Eine wichtige Voraussetzung für die Anerkennung als Heilbad dürfte die Ausweisung des Kurgebietes im Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Daun sein. Rechtskräftige Bebauungspläne mit den entsprechenden Sondergebieten sind zum Teil erstellt. Dabei hat die Stadt den Vorteil, daß ihr durch geschickte Planung die Trennung der verschiedenen Bereiche, Industrie und Gewerbe, Wohnen und Fremdenverkehr, weitgehend gelungen ist.

Die Bemühungen um die Anerkennung als Heilbad und die allgemeine Bezeichnung »Bad« in Beziehung auf die Stadt (§ 4 Abs. 3 Satz 2 der Gemeindeordnung) dürften auch dadurch unterstützt werden, daß in den Regierungsbezirken Trier und Koblenz nur wenige Orte diese Funktion wahrnehmen. Es müßte gar strukturpolitisch bezüglich der gesamten Vulkaneifel auch für das Land Rheinland-Pfalz und die Bezirksregierung Trier interessant sein, die Absicht der Stadt Daun entsprechend zu fördern. Insgesamt sollten wir alle, Bürger, Gewerbe und Stadtverwaltung, das Ziel, Heilbad zu werden, mit Mut und Tatkraft anstreben.

Quellenangabe:

Von Johann Düne, Großbernsau bei Overath

Ludwig Jung in »Aus der wechselvollen Geschichte Dauns«

Die Bedeutung der Dunaris-Quelle, Verlag: Dunaris-Quelle,

Daun/Eifel

Dr. jur. Peter Blum in »Die Kreisstadt Daun«, 1951