Hillesheim traditioneller Marktort

Größter Viehmarkt in der Eifel unter freiem Himmel

Erwin Schöning

Wem sind sie nicht schon begegnet? Die Viehtransporter, die an jedem ersten und dritten Donnerstag im Monat vor Anbruch der Morgendämmerung die Straßen der Eifel beleben. Sie kommen aus dem Niederrheinischen, dem Aachener und Kölner Raum, dem Hunsrück, aus den Eifelkreisen sowie aus Belgien und Luxemburg. Es sind Viehhändler und Bauern, deren Ziel der Hillesheimer Rindvieh- und Schweinemarkt ist, einer der bedeutendsten Viehmärkte, dessen Ruf weit über die Grenzen des Eifelraumes hinausreicht.

Der Hillesheimer Markt hat Tradition. Bedingt durch seine äußerst günstige Verkehrslage war der Ort bereits im Mittelalter ein bedeutender Marktflecken an der Römerstraße, die Maas und Rhein verband. Auch wichtige Handelsstraßen, wie die von Lüttich — Malmedy — Koblenz oder die von Köln — Aachen — Trier, berührten den Ort.

Bedeutend für die frühe Entwicklung zum Marktort war aber auch das Umland. Es war dies das Gebiet der Eifelregionen Daun, Prüm, Blankenheim und Adenau, wo überwiegend Landwirtschaft betrieben wurde und neben dem Ackerbau der Viehzucht eine höhere wirtschaftliche Bedeutung zukam. Die Entfernung zum Marktort spielte in der damaligen Zeit eine große Rolle, denn das Vieh mußte noch zum Marktort getrieben werden.

Blick über den Hillesheimer Rindviehmarkt

Ob Hillesheim seine Marktrechte bereits im 12. Jahrhundert erhielt, der eigentlichen Zeit der Marktgründungen, ist nicht schriftlich festgehalten. Die Voraussetzungen für die Verleihung der Marktrechte — Marktzoll, Marktmünze und Marktfrieden — waren schon gegeben. Im Jahre 1555 bekam Hillesheim vom Erzbischof Johann V. von Trier einen »wüsten Platz« geschenkt, den es als Marktplatz nutzen sollte. Daraus kann man schließen, daß Hillesheim damals bereits mehrere Märkte im Jahr abhielt. Unter der Herrschaft Napoleons wurde auch in Hillesheim die Zahl der Märkte wieder auf einen einzigen im Jahr eingeschränkt. Dieser wurde am Michaelistag abgehalten, »im Jahre 1808 jedoch mit kaiserlichem Dekret eigens für Hillesheim vom Dienstag nach Michaelstag (29. 9.) auf Donnerstag vor St. Lukas (18. 10.) gesetzt«.

Welche wirtschaftliche Bedeutung dem Hillesheimer Markt bereits im 19. Jahrhundert zukam, wird in einem Schreiben von 1839 deutlich, mit dem der Bürgermeister zwei weitere Kram- und Viehmärkte begründete: »Hillesheim ist ein Ort, in dem sich der Handel der größten Teile der Kreise Daun und Adenau abspielt. Die Anzahl der Käufer und Verkäufer, die sich z. T. aus ferneren Gegenden vom Rhein und von der belgischen Grenze her hier einfinden, ist so groß, daß die hiesigen Märkte als die stärksten des hiesigen Kreises anerkannt worden sind. Auch ist für die Bequemlichkeit der hierher kommenden Käufer durch mehrere guteingerichtete Wirtshäuser im hiesigen Orte hinlänglich gesorgt.«

1852 wurde der Gemeinde Hillesheim ein wöchentlicher Fruchtmarkt zugestanden, der laut Marktordnung § 1 am Mittwoch jeder Woche auf dem hiesigen Marktplatz stattfand und auf dem laut § 3 dieser Marktordnung »rohe Naturerzeugnisse mit Ausschluß des größeren Viehs; Fabrikate, deren Erzeugung mit der Land- und Forstwirtschaft oder der Fischerei in unmittelbarer Verbindung stehen sowie frische Lebensmittel jeder Art« angeboten werden durften.

Der Viehauftrieb im Jahre 1865 erreichte die beachtliche Zahl von 11 150 Stück Rindvieh und 9 220 Schweinen. Weil die Marktfläche nicht mehr ausreichte, umpflanzte die Gemeinde fünf Morgen Ackerland mit Lindenbäumen und befestigte diese zu einem weiteren Marktplatz. Es ist der heutige Lindenplatz, wo am Markttag der Schweinemarkt abgehalten wird. Damals protestierten die Städte Adenau und Mayen gegen die Erweiterung des Hillesheimer Marktes; doch Hillesheim zählte schon damals zu den renommierten Marktorten und konnte sich behaupten. Als 1867 zusätzlich zwei Pferdemärkte genehmigt wurden, trieben die Bauern auch Rindvieh und Schweine auf, so daß auch diese regelrechte Viehmärkte wurden. 1888 wurde die Zahl der Märkte auf zwölf im Jahr erhöht. Von nun ab erschien der Hillesheimer Marktbericht regelmäßig in der »Kölnischen Volkszeitung«.

Die Hillesheimer Kram-, Rindvieh- und Schweinemärkte wurden nach dem Kriege am 24. März 1949 wieder aufgenommen. Seitdem finden die Märkte an jedem ersten und dritten Donnerstag im Monat statt. Zwar werden die Auftriebszahlen der Vorkriegszeit heute nicht mehr erreicht, weil die Land- und Viehwirtschaft auch im Eifelraum rückläufig ist, trotzdem verzeichnen die Marktberichte jeweils lebhaften Handel. Seit Kraftfahrzeuge den Viehtransport übernommen haben, ist der Markt heute nicht mehr allein auf das Umland angewiesen, Händler und Aufkäufer kommen heute oft von weit her.

Der Handel wird durch Handschlag abgeschlossen

An Markttagen empfängt den Besucher eine eigenartige Atmosphäre. Die Luft ist von dem durchdringenden Geruch und dem Gebrüll der drei- bis vierhundert Rinder erfüllt, die hier in den Marktständen auf ihren neuen Besitzer oder auf den Metzger warten. Viehhändler, die an allen Markttagen vertreten sind, haben auf dem Marktplatz ihre fest gemieteten Stände, wo sie ihre Rinder in langen Reihen, nach Preisklassen geordnet, zum Verkauf anbieten. Der Marktvogt überwacht das Marktgeschehen und kassiert die Standmiete für jedes aufgetriebene Stück Vieh ein. Pferde werden heute nur noch vereinzelt aufgetrieben. Für die Einhaltung der viehseuchenpolizeilichen Bestimmungen ist der Veterinär zuständig. Ihm muß jedes Stück Vieh vor Auftrieb vorgestellt werden.

Ein Bummel über den Viehmarkt wird für den Besucher zu einem amüsanten Erlebnis. Hier erlebt er das Feilschen um den Preis, das sich oft über einen längeren Zeitraum hinzieht, bis der Handel schließlich durch Handschlag abgeschlossen wird. Ein Brauch, der seit den Marktanfängen erhalten geblieben ist. Auch heute noch sorgt ein »Wirtshaus« direkt am Rindviehmarkt für das leibliche Wohl der Händler und Käufer. Nicht selten wird hier ein günstiger Verkaufsabschluß mit einem edlen Tropfen besiegelt, und so kann es vorkommen, daß noch am späten Abend Rinder brüllen, deren Besitzer immer noch auf den guten Handel anstoßen.

Benutzte Quellen:

Hermann Meyer: Hillesheim — Die Geschichte eines Eifel-

städtchens, Druckerei Neu, Trier 1962; 145, 146.