Der Eifelmaler Hans Dürrbeck

Erich Mertes

In der Reihe der Eifelmaler, von Altmeier bis Wille, darf ein Künstler nicht unbeachtet bleiben: Hans Dürrbeck. Er verdient die Aufmerksamkeit der Eifelfreunde, weil wir ihm die naturgetreue Wiedergabe alter Eifeler Bauernhäuser in der Zentraleifel verdanken, also der Gegend um Kelberg. Hans Dürrbeck wurde am 26. 4. 1897 in Weißenstadt/Oberfranken geboren. Noch als Schüler der höheren Schule meldete er sich zu Beginn des Ersten Weltkrieges als Freiwilliger. Er wurde neunmal verwundet. Nach dem Krieg besuchte er die Kunstakademie, zuerst in München, später in Düsseldorf. Seine erste berufliche Tätigkeit begann er in einer Porzellanmanufaktur in Dieringhausen bei Gummersbach. Dort lernte er Erna Palmenstrom kennen, die seine Lebensgefährtin wurde. Sie heirateten 1925. Die Ehe blieb kinderlos. Nach Dieringhausen folgte eine vorübergehende Tätigkeit in einer Fahnenfabrik in Bonn. Dort machte er sich schließlich selbständig und arbeitete dann Zeit seines Lebens als freischaffender Maler, Grafiker und Designer. Es verstand sich fast von selbst, Dürrbeck wurde Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft «Schwerbeschädigte Künstler schaffen«. Er war 80 Prozent schwer kriegsbeschädigt. Trotzdem wurde er im Zweiten Weltkrieg 1944 noch einmal als Zeichner einberufen.

Haus in Bor/er 1955. Aquarell, unbekannter Privabesitz

Nach 1950 fuhr Dürrbeck regelmäßig mit seiner Frau in die Eifel in Urlaub. Mit Vorliebe in die noch urwüchsige, frische, natürliche Gegend um Kelberg, vor allem in die Dörfer um den Barsberg: Bongard, Gelenberg, Bodenbach, Borler. Aber auch nach Boos, Monreal und Harscheid bei Schuld/Ahr.

In dieser Gegend der Eifel fand er Ruhe und Erholung von der Hektik des Berufslebens. Hier fand auch das Auge des Künstlers die Fülle von Motiven, die er zunächst in Zeichnungen festhielt, um sie danach in seinem Atelier in Bonn zu malen. Sein letzter Aufenthaltsort war Boos/Kreis Mayen-Koblenz. Dort erlag er am 5. Sept. 1967 einem Herzinfarkt. Seine Witwe siedelte nach Mendig um und ließ ihren Gatten noch im gleichen Jahr von Boos nach Niedermendig umbetten. Da ruht er auf dem Friedhof Heinrich-Heine-Straße in einem Familiengrab. Ein Naturstein aus seiner Heimat ziert seine Ruhestätte.

Boderbach 1955. Aquarell im Eifeler Landschaftsmuseum Mayen

Hans Dürrbeck hatte ein arbeitsreiches Leben. Reichhaltig ist sein Erbe. Neben ungezählten Grafiken, anatomischen Studien und Entwürfen für Porzellanfabriken (Rosenthal u. a.) und bedeutende Textilfabriken hat er an die 200 Bilder in Zeichnungen, Aquarellen und Öl hinterlassen. Bis auf einen kleinen Rest in der Privatsammlung von Frau Dürrbeck sind sie alle veräußert und befinden sich heute im privaten oder musealen Besitz, darunter im Kreisheimatmuseum in Gerolstein und im Eifelvereinsmuseum in Mayen.

Dürrbeck malte Stilleben, Landschaften, Genre, aber auch Tiermotive und Porträts. In der Eifel haben ihn vor allem die alten Bauernhäuser fasziniert. Diese hat er von 1955 bis 1967 in Zeichnungen, Aquarellen und Öl festgehalten und damit ein Stück Vergangenheit in unsere Zeit und später hinübergerettet. Dafür gebührt ihm posthum Dank und Anerkennung! Es sind insgesamt 20 Blätter Zeichnungen, acht Aquarelle und ein Ölgemälde, die Hans Dürrbeck uns aus der Zentraleifel hinterlassen hat, d. h., soweit sie in dieser Untersuchung erfaßt werden konnten.

Hans Dürrbeck hat in seinen Arbeiten den sicheren Blick für typischen Baustil bewiesen. So hat er zum Beispiel 1955 das alte »Bauersch-Haus« in Bodenbach sowohl in einer Zeichnung als auch in einem Aquarell festgehalten. Beide Bilder befinden sich im Eifelvereinsmuseum Mayen (Aquarell Inv. Nr. 2905/e). Das »Bauersch-Haus« aus Bodenbach wurde 1959 ins Freilichtmuseum nach Kommern übergeführt und dort in die Baugruppe »Eifel« 196eingereiht. (»Die Eifel« 1962, 209).

 

Bauernhaus in Bongard 1955. Zeichnung im Kreisheimatmuseum Gerolstein

Häuser, Berge, Blumen fesselten Dürrbeck als Motiv genauso wie das Wasser und der Himmel. »Dürrbeck kann wirklich einen Himmel malen, auch wenn er sich als Nebelwand bis in die Mitte des Bildes schiebt, wie bei dem Ölgemälde FISCHERBOOTE«, schrieb einmal ein Kritiker. Seine Bilder bestechen nicht bloß allein wegen ihrer hervorragenden zeichnerischen Durchbildung, sie sind auch lebendig, voller Stimmung. Seine Beweglichkeit in der Maltechnik ist gekonnt.

Dürrbeck war ein sehr vielseitiger Maler. Obwohl er allgemein gegenständlich malte und zeichnete, war ihm dennoch die moderne Malerei keine Unbekannte. Es gibt Bilder von ihm mit ausgesprochen expressionistischem, kubi-stischem und impressionistischem Charakter. Im Laufe seines Lebens hat Hans Dürrbeck neben Studienreisen in südliche Länder viele Kunstausstellungen beschickt, so in Bonn, Köln, Kassel u. a., um nur einige Großstädte zu nennen.

Für die Einsicht in den Nachlaß des Malers danke ich besonders der Witwe Frau Erna Dürrbeck und Herrn Erich Müsch, Leiter des Eifelvereinsmuseums in Mayen. Ihnen sei auch Dank für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung der Bilder; ebenso Herrn Josef Raskob, Leiter des Kreisheimatmuseums in Gerolstein.

Wem wohl das Glück

die schönste Palme beut?

Wer freudig tut,

sich des Getanen freut.

Goethe 1749-1832