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Ältestes Museum im Kreis Daun

Villa Sarabodis

Als »Gut des Sarabod« wird sie in alten Büchern geführt, die Villa Sarabodis in Gerolstein in enger Nachbarschaft der Erlöserkirche. Wer sie besucht, findet einen Hinweis auf den Wert musealer Bestände. Sie sind zum Teil aus vorgeschichtlicher, römischer und fränkischer Zeit, alle wohlgeordnet im Museumsraum untergebracht. Dazu eine geologische Sammlung, vornehmlich Versteinerungen aus der Gerolsteiner Gegend.

Damit dies alles dem Betrachter keine trockene Materie bleibt, informiert Küster Eckhard Sander während der Führung über Details und erzählt Szenen aus jener Zeit so anschaulich, als wären sie gestern geschehen. Das Besondere des Museums sind die baulichen Reste der Villa. Da ist die Aufteilung der Wohnräume zu sehen, das Zentrum des Hauses, der gemauerte Brunnen und gleich daneben das Badehaus. Daß diese Villa eine römische Anlage ist, steht außer Zweifel. Die gefundenen Scherben feinster Terra-sigillata-Schalen und vornehmen, importierten Geschirrs legen die Vermutung nahe, daß die Siedlung bereits im ersten nachchristlichen Jahrhundert begründet und bis zur Zerstörung von Menschen römischer Kultur bewohnt wurde. Es wurden ausschließlich römische Funde gemacht.

Eingang zum Gut Sarabod.

Die Zerstörung und Einäscherung der Gebäude geht zu Lasten der Germanen, der Franken. Auch dies läßt sich unschwer beweisen. Ripuarische und chattische Franken bedrohten bereits seit den Zeiten Diokletians die Rheingrenze und machten gelegentlich arge Raubzüge ins linksrheinische Gebiet. Um 350, während der Bruderkriege, die auf das Ende Konstantins des Großen folgten, hatte sich ein Franke römischen Namens — Magnus Magnentius — in Trier zum Mitbewerber um die Herrschaft gestellt. Zwistigkeiten und Kämpfe gaben einander die Hand, raubgierige Scharen überschritten den Rhein und ein grauenvolles Morden und Plündern begann.

Als Julian 356 die Verwaltung des gallischen Reichsteils übernahm, fand er dessen Kernland in trostlosem Zustand. Zu seinem Verzweiflungskampf, in dem er 353 erlegen war, hat Magnentius alles aufgeboten, was er an Kriegern noch besaß. Es gilt als sicher, daß die Franken, die Konstantius II. selbst ins Land gerufen hatte, alle Rheinfestungen ohne Schutz fanden. Es war ein leichtes, sich ihrer zu bemächtigen. Weil sie selbst in ihrem wilden Freiheitsdrang nicht unter der für sie bedrükkenden Enge städtischer Siedlungen leben, wollten, hatten sie Häuser und Mauern verwüstet, die Einwohner zu Sklaven gemacht und deren Äcker in Besitz genommen. Spuren dieser Kämpfe fand man auch im Innern der Villa Sarabodis. Hier legte man Gräber mit Skeletten frei, deren Schädel meist durch einen Hieb gespalten waren. Eine Bestätigung der Zeitbestimmung der Niederbrennung des Gutes des Sarabod ergeben die aufgefundenen Münzen. Schließlich ergab sich für Wissenschaftler und Altertumsforscher aus der Summe der Ausgrabungen und Funde ein abgerundetes Bild der Geschichte der Villa.

Eingang zum Badehaus

Die Villa war vom ersten Jahrhundert bis in die Mitte des vierten Jahrhunderts bewohnt. Dann kam eine gewaltige Zerstörung durch Feuer und das Gelände wurde fast einen Meter hoch mit Brandschutt bedeckt. An dieser Katastrophe war eine Anzahl germanischer Krieger beteiligt. Ihre Gräber fand man an der Umfassungsmauer und auch im Innern der Villa. Die Skelette zeigen schwere Knochenverletzungen. Daß es Germanen waren, ist aus der Größe — etwa 2,15 m — leicht zu rekonstruieren. Auch hätten Römer die Grabstätte nicht so nahe an ihren Wohnungen angelegt. Alle Toten waren junge Männer mit meist prachtvoll erhaltenen Zähnen. Außer einem Schwert und einem Bronzering sind Grabbeigaben nicht zum Vorschein gekommen. Infolge der Einäscherung der Ansiedlung sind die zahlreichen Funde gut erhalten. Der schönste davon, ein fast ein Meter hoher Krug (dolium), stand in der Mitte eines kleinen Raumes aufrecht. Die größte Ausbeute lieferte der Brunnen. Zahllos sind die Scherben großer und kleiner Geschirre, Schalen, Teller, Krüge aus Terra sigillata, Terra nigra und gewöhnlichem Ton, vielfach mit schönen Ornamenten verziert. Weiter sehenswert Reste von Fensterscheiben, Gläsern, Glaswaren, Toilettengegenstände aus Bein, Schreibgriffel, eine große Zahl von Haarnadeln, steinerne Handmühlen und Reibeschalen, Gewichte, eine fast versteinerte Rehstange, Hirschgeweih mit Schädel, Auerochsenhörner. Drei kleine Terrakotten zeugen vom Dekorationswert bestimmter Arbeiten. Daneben reiche Funde in Eisen und Bronze. Es sind Schwerter, Lanzen- und Pfeilspitzen, Hämmer, Meißel, Hobeleisen, Winkeleisen, Bohrer, Kettenglieder, Spielsteine, Beile, Sensen, Schlüssel, Siebe, Messer, Gabeln, Riegel, Klammern und Haken, darunter ein besonders schönes Exemplar aus Bronze; ferner Tür- und Fensterbeschläge, eiserne Bronzeringe, Ösen, Spangen, Bronzespiegel, ein fein verziertes Bronzelämpchen, ein Ohrring, ein Glöckchen, der Rest eines Rades mit Eisenbeschlag und Reste von Bronzegefäßen.

Wohnraumanlage, in der Mitte der Brunnen.

Ein 1 Meter hoher Krug (dolium).

Alle diese Gegenstände sind im Museumsraum in Glasvitrinen zu sehen, numeriert und datiert. Sie sind Zeugen einer Zeit, die zwar vergangen, aber nicht spurlos an unserm Alltag vorüberging. Vieles wurde kopiert und weiterentwickelt, manche Gegenstände blieben in ihrer Schönheit unerreicht. Wer die Gegenwart verstehen will und für die Zukunft plant, dem sei ein Blick in die Vergangenheit empfohlen. Der Blick wird klarer — für Gegenwärtiges und Vergangenes.