Botanische und geologische Exkursion zum Firmerich bei Daun

Otto Jung

Östlich von Daun liegt oberhalb der Bahnstrekke Daun — Mayen der Firmerich, eine 492 m hohe Bergkuppe. Nachdem wir die Bahnunterführung in der alten Darscheider Straße passiert haben, biegen wir rechts ab, und nun geht's langsam bergauf zum Firmerich.

Links des Weges finden wir im feuchten Straßengraben, der von einer Quelle am Fuße des Firmerich ständig mit Wasser versorgt wird, zwischen Sumpfgräsern (Binsen) die duftende, schön blühende Spierstaude, Filipen, dula ulmaria mit ihren cremeweißen Blüten. Wegen des angenehm süßen Duftes der Blüten wird sie auch vielfach das Mädesüß genannt.

An den Berghängen erfreut uns die Bergzierde, der Dost, Origanum vulgäre, mit seinen reichblühenden lilarosa Blüten. Sie verbreiten einen aromatischen Duft, der fast dem Thymian gleicht. Zwei Johanniskrautarten stellen wir fest. Das schöne Johanniskraut, Hypericum pulchrum, und das vierkantstengelige Johanniskraut, Hypericum quadrangulum. Gleich in der Nähe wächst der Odermennig, Agrimonia eupatoria, gelbblühend. Etwa in halber Höhe des Berges kommen wir in eine alte, große Vulkanschlackengrube. Diese entstand in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Hier wurde damals Material zum Bahnbau Gerolstein-Daun-Mayen und Daun-Wittlich gewonnen und mit Kippwagen zur Bahnstrecke befördert. In der Schlackengrube fallen uns die zahlreichen Glimmertafeln (Biotit=Magnesiaglimmer) auf. Weil diese in der Sonne stark aufblinken, werden sie im Volksmund Katzengold genannt. Von Geologen und den zahlreichen Hobbygeologen sind die hier vorkommenden Angitkristalle besonders begehrt. Es sind schöne, meist sechsekkig geschliffene Steine von schwarzer Farbe, die keiner in seiner Mineraliensammlung missen möchte. Hier wurden schon viele Gäste aus Holland, Belgien, Luxemburg, Frankreich, aus der Schweiz und Amerika eifrige Sammler. Als botanische Besonderheit entdecken wir die schöne, gelb-orange blühende Färberkamille, Anthemis tinctoria. Wir verlassen die Grube und kommen, der alten Darscheider Straße folgend, zur Höhe des Berges und biegen dann beim Heiligenhäuschen links ab und begehen einen kurzen Feldweg, um zum Gipfel des Firmerich zu gelangen, einem erloschenen Vulkan, dessen Tiefe mit vulkanischen Tuffen erfüllt ist.

Hier betreten wir die zweite Grube und stehen verwundert vor einer mächtigen Schlakkenwand mit einer großen Basaltblase darin (siehe Bild). Der Thymian oder Quendel wächst hier auf vulkanischem Boden. Seine grünen Polster verschwinden unter den überreichlichen lilarosa Blüten. Dieser Thymian strömt einen herrlich aromatischen Duft aus.

An Wildflora können wir unter anderen noch folgende Pflanzen entdecken: Königskerze, Verbascum thapsiforme; Biberklee, Trifolium arvense; Ackerschimmelkraut, Filago arvensis; Tausenkorn, Herniaria glabra; Natterkopf, Echium vulgäre — die der Eifelmaler Fritz von Wille in seinen Landschaftsmotiven als blaue Blume der Eifel bezeichnete. Weiter finden wir den aufgeblasenen Taubenkropf, Silene inflata; das Leinkraut, Linaria vulgaris; Hauhechel, Onocis spinosa; Bergjasione, Jasione monta-na; Wetterdistel, Carlina vulgaris; Wilde Mohre, Daucus carota; Gelbes Labkraut, Galium verum.

Nachdem wir die Schlackengrube botanisch untersucht haben, begeben wir uns zur Schutzhütte und genießen hier eine herrliche Aussicht auf Daun und seine Umgebung, blicken hinüber zum Nerother Kopf, zum Asseberg und zur höchsten Erhebung im Kreise Daun, dem Ernstberg mit 700 m Höhe. Westwärts schreiten wir zu Tal und beenden unsere Exkursion in dem Bewußtsein, ein schönes Stückchen unserer Vulkaneifel erwandert zu haben.