Content-Type: text/html Eifeldörfer im Wandel auf Freizeitkurs

Eifeldörfer im Wandel auf Freizeitkurs

Erholungstrend markiert Rückwanderung ins Land der Väter

Wohl nie stand Freizeit so hoch im Kurs wie heute. Zur Entspannung vom Berufsstreß ist der Gesundborn Natur stärker gefragt denn je. Die einstmals als unwirtlich verkannte Eifel mausert sich zur Freizeitoase zwischen westlichen Industrierevieren. Der kontinuierliche Treck der Eifelaner in die Ballungsräume an Rhein und Ruhr im 19. Jahrhundert findet nun seine Umkehrung im Heimwärtstrend der Nachfahren. Sie haben das Land der Väter neu entdeckt. Viele siedeln sich nach erfülltem Berufsleben in ländlichem Gefilde an oder finden während der Urlaubszeit in den wie Pilze aus der Erde schießenden Ferienparks der Eifel Ruhe, Entspannung, Erholung. Unter den Gästen sind zahlreiche Familien aus dem Ruhrgebiet, deren Vorfahren einstmals aus der Eifel abwanderten. Den Enkeln und Urenkeln ist die Bindung an die Heimat der Ahnen erhalten geblieben.

Die tieferen Gründe dafür sind nicht nur familiärer Natur. Sie haben ihren Ursprung auch in geschichtlichen und wirtschaftlichen Zusammenhängen. Darüber hinaus haftet den nach dem Krieg scherzhaft besungenen »Eingeborenen von Trizonesien« der Hauch rheinischen Frohsinns an. Nicht zu vergessen die Verbindungen aus dem ehemaligen Eifeldekanat der Erzdiözese Köln, die in der Vulkaneifel den moselfränkischen Sprachraum berührten und rheinischen Dialektanklang hinterließen. So ist die Verständigung zwischen Einheimischen und Gästen erleichtert und belebt die Gespräche im Gasthaus gelegentlich länger als vorgesehen. Es gibt immer gute Gründe, am runden Tisch zu plaudern. Urlaubstage bieten viel Zeit dazu. Solcherart gesellige Runden regen zum gemeinsamen Treff in heimischen Vereinen an. Sportfans, Volksmusiker, Kegler, Hobby-Botaniker und Wanderfreunde — sie alle finden in nächster Umgebung ihresgleichen. Der Aufenthalt für einige Wochen oder über das verlängerte Wochenende hat den Vorzug, daß keine Langeweile aufkommt; man geht aufeinander zu. Und wenn nach erstem gegenseitigem Abtasten das Gespräch einmal stocken will, findet sich bestimmt der berühmte Dritte, der zur Skatrunde oder zum unterhaltsamen Witzeerzählen anregt.

Rast in Dockweiler

Typisch für diese Entwicklung in der Eifel präsentiert sich auf der Wasserscheide zwischen Kyll, Ahr und Lieser das Höhendorf Dockweiler. Es überrascht den Besucher durch ein gepflegtes Ortsbild und freundliche Gastronomie, auffälliger noch durch den ortsverbundenen LU-BA-Freizeitpark. Um die ausgediente alte Mühle im Ahbachtal und vier sorgfältig angelegte Weiher gruppieren sich rund 200 Campingstellplätze und Mobilheime. Über 50 terrassenförmig angeordnete Ferienhäuser bilden eine umrahmende Kulisse am westlichen Berghang.

Charakteristisch für den Strukturwandel im ländlichen Raum präsentiert sich Dockweiler auf der Wasserscheide zwischen Daun und Gerolstein als neues Urlaubsidyll. Der aus Richtung Dreis dem Ort vorgelagerte LUBA-Ferienpark beherbergt teils über 700 Erholungsgäste. Unter den zahlreichen jungen Ferienparks in der Eifel bietet Dockweiler ein ansprechendes Beispiel zur Belebung des Familientourismus.

Landschaftsverbundener Baustil im Reizklima bis 600 Meter über dem Meer, Wasser, Sonnenlage und naher Wald sind willkommene Voraussetzungen für gesundheitsfördernde Erholung. Im Zentrum der »Grünen Straße Eifel-Ardennen«, in fast greifbarer Nähe der Maarlandschaft und der Eifeler Wildparks, sind in Dockweiler die Zeichen der Zeit in den 70er Jahren rechtzeitig erkannt worden. Im Jahresschnitt weist die Statistik eine die 550 Dorfbewohner übersteigende Zahl an Erholungsgästen im Freizeitpark aus.

Im vorigen Jahrhundert bestimmte das bäuerliche Element den Tagesablauf im Dorf. 1873 fand der Ort mit einer täglichen Personenpost den Verkehrsanschluß nach Gerolstein und Daun-Mayen, dem 1895 der Eisenbahnanschluß nach Gerolstein-Trier-Köln und über Daun-Mayen zum Mittelrhein folgte. Zwangsläufig förderte die Eisenbahn in Verbindung mit der nahen römischen Wirtschaftsstraße Koblenz-Hillesheim im Nachbarort Dreis die Nutzung der Basalt- und Lavavorkommen. Der Trend zur Entfaltung kleinerer Handwerks- und Gewerbebetriebe beflügelte nach der Jahrhundertwende den wirtschaftlichen Aufstieg. Diese Entwicklung hielt, gepaart mit bäuerlichem Lebenserwerb auf genossenschaftlicher Basis, bis nach dem Zweiten Weltkrieg an. Den zeitbedingten Wandlungen, die sich nach 1950 in der Landwirtschaft und der Lavaverwertung anbahnten, kam die Ansiedlung des Holzbauwerkes Müller entgegen. Daraus erwuchs ein wirtschaftlicher Schwerpunkt, der den örtlichen Strukturwandel beschleunigte.

Das »Haus am See«, Hotel und Gästehaus im landschaftlich reizvollen Wirfttal bei Stadtkyll. Zum Wald wie zum Wasser sind es für den Gast nur wenige Schritte.

Der Campingplatz am Wirft-Stausee übt Jahr um Jahr stärkere Anziehungskraft auf die Freunde der Erholsamkeit in der Natur aus.

Das Gemeinschaftsleben in Dockweiler ist stark geprägt vom Zusammenhalt im Pfarrbereich mit den Filialorten Dreis und Betteldorf. Es blieb dem 1965 eingeführten Pfarrer Ferdinand Emmel vorbehalten, das von Pfarrer Karl Calsing nach 1938 in 27jähriger Tätigkeit initiierte Erneuerungswerk der Pfarr- und Filialkirchen mit dem Neubau der Kapelle in Betteldorf 1968 abzurunden. Daneben wuchs gleichzeitig in enger Harmonie mit den Gemeindeverwaltungen der Neubau des »Pfarrer-Hubert-Schmitz-Jugendheims«, einer sinnvoll ausgestatteten Begegnungsstätte, die kulturellem Wirken und der Jugendförderung dient. Der Name des Jugendheims hält die Erinnerung an einen Wohltäter der Eifelbevölkerung wach, der (1765 -1838) sich neben der Seelsorge in Dockweiler durch die Einführung der Blatternschutzimpfung im Kreise Daun hohe Verdienste um die Gesundheitsvorsorge im Kindesalter erworben hat.

Die Besinnung auf die Pfarrgeschichte, wie sie der aus Betteldorf stammende Peter Kees (Cochem) 1968 seiner Heimatpfarrei gewidmet hat, steht insgeheim Pate bei Entschlüssen der Pfarrgremien wie im Kommunalen Bereich. Integrierende Zielstrebigkeit der jeweiligen Ortsbürgermeister und Gemeinderäte förderten ein aufgeschlossenes, kritisch-beliebtes Zusammenspiel der Kräfte auch im Vereinsleben. Im breiten Band lokaler Vereinigungen verdeutlicht, um nur zwei charakteristische Beispiele herauszugreifen, der Musikverein Dreis mit den Getreuen aus Dockweiler und Betteldorf das Zusammenwirken in der gesamten Pfarrei. Und der einhundert Mitglieder zählende gemischte Geist, der im kulturellen Bereich beispielgebende Akzente setzt. Im Zeitalter verkürzter Arbeitszeiten erweist sich Dockweiler als Wegbereiter sinnvoller Auflockerung des Massentourismus, in der Pfarrgemeinde als ein Hort bildender Freizeitnutzung.

Auch bei Kerschenbach sind die idyllisch plazierten Ferienhäuser zu einem Domizil vieler Urlauber geworden.