Jubiläum der Kreissparkasse

dokumentiert Kreisgeschichte

125 Jahre der Wirtschaft und Bürgerschaft des Kreises Daun gedient

Am 25. April 1980 beging die Kreissparkasse Daun das Jubiläum ihres 125jährigen Bestehens. Staatsminister Gaddum verdeutlichte als Vertreter der rheinland-pfälzischen Landesregierung in der Festrede aus aktueller Sicht die wirtschaftspolitische Lage der Bundesrepublik. Mit Regierungspräsident Julius Saxler bekundeten rund 200 Gäste aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens ihre Verbundenheit mit der Jubilarin. Die Direktoren Helmut Kremer und Theo Fries nahmen Glückwünsche und Präsente des Präsidenten des Sparkassen- und Giroverbandes Rheinland-Pfalz, Dr. Braun-Friderici, des Vorstands-Vorsitzenden der Landesbank-Girozentrale, Generaldirektor Dr. Sinnwell, von Direktor Reinhold als Vorsitzendem der Arbeitsgemeinschaft der Sparkassenvorstände des Reg.-Bezirks Trier, des Hauptgeschäftsführers der Industrie- und Handelskammer Trier sowie des Dauner Stadtbürgermeisters Ferdinand Kettenhofen entgegen.

Für den Kreis Daun als Gewährsträger der Jubilarin sprach beim Jubiläums-Festakt Landrat Karl-Adolf Orth und vermittelte nach herzlichem Gruß an die Gäste ein eindrucksvolles Entwicklungsbild der Kreissparkasse, das zugleich 125 Jahre Kreisgeschichte dokumentierte:

»1855, im 40. Jahre des Bestehens des Kreises Daun, als die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse bei uns nicht golden waren, als bittere Armut unsere Bürger drückte, hielten Landrat Dr. Aschenborn und die Kreisstände es an der Zeit, die Kreissparkasse zu Daun zu gründen. Der Anschluß an die wirtschaftlich aufblühenden Landstriche an Rhein und Ruhr sollte gefunden werden. Es war die Zeit, als Georg Barsch seinen Band der »Eiflia Illustrata« über den Kreis Daun der Öffentlichkeit vorlegte und damit die Eifel, wie er es nannte, hoffähig machte.

 

Festakt zum Jubiläum der Kreissparkasse. Unser Schnappschuß zeigt links den Dauner Stadtbürgermeister Kettenhofen bei einem Grußwort. Von rechts im Kreise der Gäste: Bundestagsabgeordneter Dr. Mertes (Gerolstein), Landrat Orth, Staatsminister Gaddum (Mainz), Regierungspräsident Saxler (Trier), das geschäftsleitende Vorstandsmitglied der KSK. Direktor Helmut Kremer, sowie weitere Ehrengäste.

Dieses Fest heute zu begehen sind wir den Männern schuldig, die seit 1855 die Verantwortung für das Unternehmen Kreissparkasse Daun getragen haben. Ein Jubiläum wie das heutige richtet den Blick zurück in die Vergangenheit. Mitte des vorigen Jahrhunderts hatte der Kreis 25 000 Einwohner. Er war arm, er konnte seine Bürger nicht ernähren. So kam es in den Jahren 1845 bis 1865 zum großen Auszug nach Amerika; allein in einem Jahr verließen über 800 Menschen unseren Landkreis. Es war kein Geld zu verdienen, es gab kein Geld zu leihen, es sei denn, von wenigen Privatpersonen und dies nicht selten zu Wucherzinsen. Indes, das ist die Eifeler Art: In der Not werden hier Kräfte wach, um ihrer Herr zu werden. Dies war die Stunde der Kreissparkasse Daun.

Das erste Mal beschäftigten sich die Kreisstände am 28. 11. 1851 mit ihrer Errichtung. Das Kreisparlament glaubte damals laut Sitzungsprotokoll aber noch nicht, »dem Kreis eine zusätzliche Last auflegen zu können«. Der neue Kreistag beschließt jedoch schon zwei Jahre später: »Es wird gewünscht, die Sparkasse recht bald ins Leben treten zu lassen.« Dieser Beschluß wurde zunächst vom damaligen Regierungspräsidenten beanstandet. Jedoch eineinhalb Jahre später, am 24. 4. 1855, das war vor 125 Jahren, legte der Landkreis erneut ein Statut vor, das die Billigung des Preußischen Königs Friedrich Wilhelm fand. Es ist unterzeichnet vom Königlichen Landrat Dr. Aschenborn und 13 Mitgliedern des Kreistages.

§ 1 des Statuts lautete: »Die Kreissparkasse zu Daun hat den Zweck, den Eingesessenen des Kreises Daun Gelegenheit zu geben, ihre Ersparnisse sicher und gegen Zinsen anzulegen.«

Ein paar Daten im Zeitrafferstil seien hier erlaubt: Ende 1857 hatte die Sparkasse einen Spareinlagenbestand von 913 Thalern, Ende 1868 waren es 14600 Thaler, aufgeteilt auf sage und schreibe 112 Sparbücher. In den 90er Jahren wurde es notwendig, Annahme- und Zweigstellen in Gerolstein, Hillesheim, Birgel, Niederstadtfeld und Gillenfeld einzurichten.

Das Gebäude der Kreissparkasse Daun, das im Jubiläumsjahr 1980 um einen automatischen Bankservice »rund um die Uhr« bereichert wurde.

Eindrucksvoll auch ein Bericht von Landrat Graf Brühl aus dem Jahre 1889: »Die KSK Daun hat stets nur den kleinen Sparern, den Vormündern und Gemeinden, niemals aber Geldmännern zur Ansammlung von Reichtümern gedient. Ehe in der Eifel Reichthum zusammenkommt, wird wohl noch viel Zeit vergehen.«

Nach den Jahren der steten Aufwärtsentwicklung 1914—18 die Nachkriegswirren, das Reparationsproblem, der Ruhrkampf, die Mark geht unter im Taumel der Milliarden- und Billionenscheine. Am 13. 8. 1923 wurde das erste Notgeld vom Kreis Daun über 500 000 Mark ausgegeben, dann folgen weitere Ausgaben über Millionen, Milliarden, bis zu 20-Billionen-Mark-Scheinen.

Dann folgt das »Wunder der Rentenmark«. Unsere Sparkasse wird eine Anstalt mit eigener Rechtspersönlichkeit und eigenem Vermögen, Aufrüstung, Scheinblüte, der Westwall wird gebaut, der 2. Weltkrieg, der 7. Mai 1945, wieder Demontage, aber auch Marshallplan, der schwarze Markt und wieder die Inflation, die Währungsreform 1948, die Kopfgeldquote von 40 DM. Das ist der Neubeginn. Ludwig Erhardt und das deutsche Wirtschaftswunder! Alle diese großen, schlechten und guten Ereignisse spiegeln sich wider in unsern Bilanzen, in den Gewinn- und Verlustrechnungen und hatten ihre Folgen für jeden einzelnen Mitbürger. 1955 feiert die Kreissparkasse ihr 100. Jahr des Bestehens. Die Bilanzsumme erhöhte sich in dem Vierteljahrhundert bis heute von 13,7 Mio. DM auf 408,2 Mio. DM, also um das fast 3Ofache. Die Spareinlage gar um das 40fache von 5,9 auf 238,4 Mio. DM. Die Ausleihungen aus Eigenmitteln stiegen von 1955 bis heute von 6,7 auf 260 Mio., also um das 39fache. Kundenkonten 1954: 180000, heute sind es 942 000 Stück. Ganz beachtlich ist die Entwicklung der Zweigstellen, die von drei im Jahre 1955 auf 25 angestiegen ist; ein Stück praktischer Bürgernähe.

Diesen stolzen Zahlen ließen sich noch viele anfügen. Sie sind der Beweis für die spontane Entwicklung unserer Sparkasse. Vor allem sind sie ein Zeugnis für das zähe und fleißige Ringen unserer Bürger, unserer Kunden, der Industrie, des Handels, des Handwerks, der Bauern, der Gemeinden, seit dem Gründerjahr 1855, den Kreis Daun aus einem strukturellen Notstandsgebiet zu einem Gebiet zu machen, in dem es sich wohnen, arbeiten und leben läßt. Wenn die KSK Daun sich Ihnen heute nicht ohne Selbstbewußtsein präsentiert und eine Erfolgsbilanz aufweist, die auch kritischem Blick standhält, so wollen wir nicht verkennen, daß der Blick zurück in die Geschichte uns lehrt, wie abhängig wir sind von dem internationalen und nationalen politischen, wirtschafts- und finanzpolitischen Geschehen. Wir sehen nicht ohne Sorge in die Zukunft. Die KSK Daun ist keine Selbstzweckeinrichtung. Sie ist da für unsere Kunden. Zum Wohle unserer Mitbürger zu arbeiten ist unser Dienst. Hoffen wir, daß wir dies auch in der Zukunft erfolgreich fortsetzen können.«