Gedanken eines 85jährigen aus dem Altersheim Mehren

Es stand die Bank am Weiher

von Blüten überdacht,

es blühte immer weiter

am Tag wie in der Nacht.

Das Blühen ist vergangen,

es reift die Frucht heran,

was blühend angefangen,

zur Frucht nur reifen kann.

Gereift fällt sie zur Erde,

nur scheinbar zum Vergehn.

In ihrem Kerngehäuse,

da drängt's zum Auferstehn.

Geweckt von Sonnenstrahlen,

strebt es hervor zum Licht,

nicht fürchtend die Gefahren,

ob Sturm es nicht zerbricht.

Die Zeit wird es erbringen,

daß es zum Baume wird,

auf dem die Vögel singen,

ihr ewig neues Lied.

 

Auch dieser Baum muß sterben,

sein Zweck ist schon erfüllt.

Sein Platz gehört den Erben,

als ihres Vaters Kind.

Es gleicht dem Menschenleben

im Werden und Vergehn,

der Mensch will höherstreben,

muß in der Welt bestehn.

Kaum ist der Mensch am leben,

folgt kurze Jugendzeit.

Erfaßt ihn auch das Leben,

muß tragen Freud und Leid.

Sein Traum in jungen Jahren,

sein Hoffen auf das Glück,

es will sich ihm versagen

und kehrt nicht mehr zurück.

Die Arbeit bringt den Frieden,

ihr Lohn das täglich Brot.

So ist es dann geblieben,

er leidet keine Not.

 

So gehen hin die Jahre,

die ihm noch sind gegönnt.

Er steht am offenen Grabe

und denket nach und sinnt.

Du hast genug geschaffen,

hast deine Pflicht erfüllt,

man wird dich ruhen lassen,

und weiter schafft dein Kind.

Dann faltet er die Hände,

in seiner Brust tobt Schmerz.

Er weiß, es geht zu Ende,

zufrieden ist sein Herz.

Sowie ein Blatt vom Baume fällt,

so geht ein Leben aus der Welt.

Die Vöglein singen weiter.