Erz-, Kohle- und Torfgewinnung

im Kreis Daun

Erwin Schaefer

Sieht man einmal von den Lava- und Kalkvorkommen ab, so gibt es im Kreis Daun keine weiteren abbauwürdigen Bodenschätze. Dennoch hat es immer Versuche gegeben, solche zu orten und wenn gefunden, auch abzubauen. Von den Erzen kommt naturgemäß das Eisenerz am häufigsten und in verschiedenen Arten vor. Als Braun- und Roteisenstein lagert das Erz zum Teil in mächtigen Lagern, zum Teil in Nestern, Gängen und Adern, an den Rändern der mitteldevonischen Kalkmulden.1 Eisenerzgewinnung und Verhüttung haben im Kreis Daun eine lange Tradition. Ob allerdings schon in römischer oder fränkischer Zeit auf dem Gebiet des heutigen Kreises Daun Eisenerzverarbeitung stattgefunden hat, ist sehr fraglich. Nachgewiesen für diese frühe Zeit ist die Verhüttung, wenn auch in geringem Umfang, für Teile des Kreises Bitburg, sowie für den südlichen Teil des heutigen Kreises Euskirchen, also in unmittelbarer Nachbarschaft des Kreises Daun.

Doch schon im ausgehenden Mittelalter und mit Beginn der Neuzeit wird in dem Bereich, aus dem später der Kreis Daun gebildet wurde, Eisenverhüttung nachgewiesen. Bereits 1567 wird in Müllenborn ein Eisenhüttenwerk erwähnt. Die für das Werk benötigten Erze wurden auf den Gemarkungen Müllenborn, Kalenborn, Scheuern, Lissingen, Hinterhausen, Bolsdorf und Lammersdorf gefördert.2

Später errichtete Eisenhütten wie Jünkerath und Üxheim bezogen ihre Erze aus Jünkerath, Hillesheim, Wiesbaum, Feusdorf und Kerpen.3 Die vorgenannten Fundorte reichten jedoch nicht aus. Außerdem war die Qualität des vorgefundenen Erzes nicht immer die beste, so daß von »auswärts« Erze bezogen werden mußten.

Auswärts im Sinne der damaligen Zeit waren schon die benachbarten Grafschaften und Herrschaftsgebiete. Doch diese »Grenzen« bildeten keine großen Hindernisse. Viele Hüttenfamilien waren nämlich zu gleicher Zeit an mehreren Werken in verschiedenen Grafschaften und Territorien beteiligt. So bezog die Müllenborner Hütte, die in der Grafschaft Blankenheim-Gerolstein lag, Erze aus den Herzoglich-Arembergischen Ortschaften Lommersdorf (Nordeifel) und Fleringen.4

Da die Gruben nicht fachmännisch ausgebeutet wurden, waren sie schnell erschöpft. Man begnügte sich damit, die Erze oberhalb des einfallenden Grundwassers abzubauen, obwohl die erzführenden Gänge weiter in die Tiefe reichten. Dies führte dazu, daß die Gruben schnell aufgegeben wurden und gleich nebenan eine neue Erzgrube aufgemacht wurde. Aber nicht immer trat das Erz in Gängen auf, sondern, wie eingangs schon erwähnt, in Nestern, die jedoch meistens in Gruppen beieinander lagen. Hatte man also ein Nest ausgebeutet, so wurde so lange in dessen Nähe herumgegraben, bis man auf ein neues stieß. So soll sich am Vollberg bei Hillesheim Schacht an Schacht gereiht haben. Die zahlreichen mit Schleppdächern abgedeckten Schächte geben dem Grubenfeld das Aussehen eines Dorfes.5

In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts hatte die Jünkerather Hütte Erzschächte bei Kerpen (Luisenberg), am Dollberg, Feusdorfund Schwirzheim. Die Müllenborner Hütte hatte zu diesem Zeitpunkt Schächte am Dollberg und in Fleringen (Kreis Prüm).6

Auch noch nach dem Untergang der Eifeler Eisenindustrie (1840-1870) wurde im Kreis Daun nach Eisenerz gesucht. Im Jahre 1904 wurden einem auswärtigen Unternehmer Bergwerksrechte für Eisenerz in den Gemeinden Pelm, Berlingen, Rockeskyll, Essingen, Gees, Hohenfels, Betteldorf, Oberehe, Zilsdorf, Walsdorf, Ober- und Niederbettingen, Hillesheim, Bolsdorf, Kalenborn, Hinterhausen und Lissingen verliehen.7

In einem Gutachten von 1911, über die Grube »Clara« bei Duppach, wird festgestellt, daß dort in den siebziger Jahren »ziemlich starke Förderung stattfand« und die Erze nach Quint transportiert wurden. Weiter heißt es: »Die Lager, welche nahe am Tag ansetzen, sind zur Hälfte abgebaut, stehen aber noch gut an«.8

Ebenfalls in den 1870er Jahren fand in der Grube Lohscheid bei Lissingen intensiver Erzabbau statt. Auch diese Erze wurden in Quint verarbeitet. Die erstmalige Konzession für diese Grube wurde 1838 vergeben. Damals gingen die Erze nach der Eichelhütte (Eisenschmitt).9

Die Gewerkschaft Quint, die 1911 das Gutachten über die Grube »Clara« erstellen ließ, machte im gleichen Jahr Bestandsaufnahme an der Grube Lohscheid. Der Gutachter schrieb in seinem Bericht: »Ein Betrieb dieser Grube könnte mit einigem Erfolg wieder aufgenommen werden«.10

Noch nach dem ersten Weltkrieg wurden Eisenerze bei Bewingen, Gerolstein, Pelm, Rockeskyll und Lissingen gefunden. Doch zu einem Abbau ist es nicht mehr gekommen. Qualität und Quantität der Eifeler Eisenerze stehen vorerst einem rentablen Abbau im Wege.11

Wenn auch die alten Grubenfelder fast erschöpft sind, das Thema selbst ist es damit aber noch nicht. In einem Beitrag für die Eifelvereinszeitschrift »Die Eifel« greift der inzwischen verstorbene Dr. Batti Dohm aus Gerolstein das Thema wieder auf.12 Gestützt auf ein Gutachten von Dr. Löwe aus den Jahren 1937/42 kommt Dr. Dohm zu recht optimistischen Schlußfolgerungen. Und nicht zu Unrecht, denn der Gutachter schätzt den Vorrat an der Grube Makarius bei Gönnersdorf auf 4,6 Millionen Tonnen sichtbaren Eisenerzes. Bei einer Abbauhöhe von 200 m betrage der Vorrat schon 6,8 Millionen Tonnen. An anderen Punkten der Hillesheimer Mulde vermutet der Geologe das 8- bis 20fache. Dr. Dohm nennt noch zwei andere Stellen, an denen Roteisenstein vorkommt: Der Wöllersberg bei Lissingen und der der Borlich bei Pelm.13 Andere Berichte nennen noch Eisenerzvorkommen bei Meisburg.14

Außer Eisenerz kommen im Kreis Daun noch andere Erze vor. Ihr Abbau ist aber noch fragwürdiger als der des Eisenerzes. Bleierz z. B. wurde 1802 bei Weiersbach gefunden. Der Abbau wurde schon bald wieder eingestellt. 1907 wurde bei Niederstadtfeld für kurze Zeit Bleierz abgebaut.15

Ebenfalls bei Weiersbach wurde Zink abgebaut. 1905 wurden Bergwerksrechte auf Blei und Silber bei Üdersdorf beantragt. Sogar ein Knappenverein wurde dort gebildet.16

Fünf Arbeiter bauten bei Trittscheid, 1912, Blei und Zinn ab. Im Jahre 1914 wurden Bergwerksrechte auf Blei und Zink bei den Ortschaften Trittscheid, Tettscheid und Brockscheid verliehen.17

Auch Kohle hat man im Kreis Daun gefunden. 1820 wurde bei Neichen Kohle entdeckt. Steinkohleähnliche Erdmassen lagern zwischen Neroth und Oberstadtfeld. Sie sollten 1892 abgebaut werden und wurden schon als Schmiedekohle gebraucht. Bei Neunkirchen liegt der mächtigste Aufschluß einer kohlehaltigen Schicht, die sich von Mürlenbach über Salm, Wallenborn, Stadtfeld, Neroth, Neunkirchen, Gefell und Utzerath erstreckt. Der Energiegehalt dieser mit Kohle durchsetzten Tonschieferschicht ist aber nur halb so groß wie bei der Steinkohle.18

Industriell wertlose Kohle wurde noch 1896 in Darscheid und sogenannte Algenkohle 1922 in Bovrath gefunden.19 Eine Vorstufe der Kohle ist Torf. Torfmoore finden sich bei Kirchweiler, Schalkenmehren, Mehren, Saxler, Gillenfeld, Strohn, Weidenbach, Deudesfeld, Büscheich und Dreis.21 In Berndorf wurde 1893 Torf gestochen.

Der Kreis Daun beteiligte sich 1898 an dem mit 11 000 Mark aus dem Eifelfonds neuerrichteten Torfstreuwerk im Kyllwald bei Mürlenbach, gemeinsam mit den Kreisen Bitburg, Prüm und Wittlich. 1902 erzeugte das Werk 160 903 Kilogramm Torf. Mal mit Gewinn, doch mehr mit Verlust arbeitete das Werk noch etliche Jahre. Es brachte 1905 und 1911 dem Kreis 70 — bzw. 100,— DM Gewinn ein. Die übrigen Jahre aber mußte der Kreis Daun helfen, die Verluste auszugleichen.

Quellennachweis

1) Dr. Nicolaus Bömmels: Die Eifeler Eisenindustrie im 19. Jahrhundert

2) Heimatbuch Müllenborn

3) Dr. Blum: Entwicklung des Kreises Daun, Festbuch zur Rheinischen Jahrtausendfeier

4) Peter Neu: Geschichte und Struktur der Eifelterritorien des Hauses Manderscheid

5) wie zu 1

6) Stahl: Joseph Art, Ein Eifeler Bauer und Hüttenmeister, Eifelvereinsheft Nr. 11/28

7) wie zu 3

8) Werner Schuhn: Aus der Geschichte der heimischen Erzgruben, Heimatkalender Bitburg-Prüm 1978

9) Werner Schuhn: Zur Geschichte der Erzkonzession Lohscheid bei Gerolstein, Jahrbuch des Kreises Daun 1978

10) wie zu 9

11) wie zu 3

12) Dr. Batti Dohm: Die industrielle Bedeutung der Eifeler Eisenerze, Eifelvereinsheft Sept. 1978

13) wie zu 3

14) wie zu 8, 15-31 wie zu 3

Sommerabend am Schauerbachstausee bei Gerolstein