Blick nach Trier

Stippvisite zur Hauptstadt des Regierungsbezirks

Trier, Aachen, Mainz und Köln bilden die vier Kulturkreise des deutschen Westens. »Eher als Rom stand Trier—eintausend und dreihundert Jahre .. .« Römische Legionäre prägten das Antlitz der Stadt. Porta Nigra, Amphitheater, Kaiserthermen und Basilika sind weltbekannte Zeugen jener fernen Epoche. »Im Jahre 1684«, schrieb der Trierer Journalist Nikolaus Blum vor 50 Jahren, »als Trier mit höfischem Leben und höfischer Kultur angefüllt war bis zum Rande, formten Kirche und selbstbewußtes Bürgertum am Geist der Zeit.« Neben dem ernsten Dome sind Marktkreuz und Ratsherrenschenke »Zur Steipe« eingeordnet in die farbige Kulisse um den Hauptmarkt und vermelden lebendiges Geschichtsbewußtsein der Trierer über Jahrhunderte hinweg.

Nur wenigen Menschen ist es vergönnt, Geschichte über mehr als ein halbes Jahrhundert bewußt zu erleben. Doch formen sich in diesen relativ winzigen Zeitspannen Mosaiksteine, die für Gegenwart und Zukunft bedeutsam sind. Auch die jüngste Nachkriegsepoche bestätigt das. 1981 sind 25 Jahre verflossen, seit das Kurfürstliche Palais in Trier wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt und Residenz des Regierungspräsidenten wurde. Über ein Jahrzehnt blickten die Trierer Bürger in gähnende Trümmer, die der Bombenhagel von 1944 hinterlassen hatte.

Seit 1956 der erste Schritt des Wiederaufbaues getan und nachfolgend die Restaurierung zu künstlerischer Vollendung reifte, ist das Palais den Trierern wieder ans Herz gewachsen. Wer heute den Palastgarten durchschreitet, verspürt beim Anblick des Palais den Hauch der Geschichte — und erlebt doch nur eine Momentaufnahme des Glanzes, den Bildhauer und Kunstmaler unter dem zielstrebigen Engagement der Regierungspräsidenten der Nachkriegszeit und der Landesregierung Rheinland-Pfalz im Innern der Residenz in die Gegenwart hinüberretteten.

Unter den kaum zählbaren historischen Schätzen der Moselmetropole strahlt der kunstvolle Glanz der Residenz weit ins Land hinein, bis hinauf zur Landesgrenze von Nordrhein-Westfalen, wo die Verbundenheit der Eifelaner je nach geschichtlichen, kirchlichen und wirtschaftlichen Beziehungen sich gleichermaßen Trier und Köln zuwendet. Die Jahrbuch-Redaktion ist bemüht, Kreisgeschehen und Kreisgeschichte nicht isoliert darzustellen. Sie will mit dem Blick über die Grenze des Kreises eine Brücke bauen zu historischen Stätten, die in der Hektik unserer Zeit allzuleicht übersehen werden — doch insgeheim in die Gegenwart hineinleuchten, Lebensfreude ausstrahlen und den Betrachter die Größe des hinterlassenen Erbes unserer Vorfahren erkennen lassen. Der Kreis Daun, seit eh und je nach Trier und Köln orientiert, ist ob seiner geografischen Lage ein Bindeglied innerhalb des rheinisch- moselländischen Kulturkreises. Diese Einordnung stellt sich zugleich als Aufgabe, die Bindung bewußt zu erhalten. Der Blick in das restaurierte Kurfürstliche Palais in Trier ist ein Beitrag dazu. .

Die nur im Zeitraffer möglichen Begleittexte sind den umfangreichen Schriften eines Kunsthistorikers entnommen, dessen Forschungen die architektonische und künstlerische Wiederherstellung des Bildes der Bezirkshauptstadt im farbenprächtigen Glanz der Vergangenheit wesentlich mitbestimmt haben.