Lebenshilfe für das geistig

behinderte Kind e. V.

Rückblick auf die Gründungsgeschichte im Kreis Daun

Helene Leonards

Weltweit galt 1981 als das »Jahr der Behinderten«. In vielen Staaten fanden große Kongresse, Veranstaltungen und Spendenaktionen statt. Die Medien waren voll von Berichten und Aufrufen zur Hilfe für die Behinderten. Es liegt daher nahe, Rückschau zu halten nach einer Zeit, die ohne Deklarationen versuchte, den behinderten Mitbürgern zu helfen.

Saubere Arbeitsplätze bietet die Werkstatt für Behinderte in Gerolstein, deren Träger die Lebenshilfen Daun, Bitburg, Prüm sind. Hier werden Werkstücke und Zubehörteile sortiert, überprüft und montiert

Im Kreis Daun dürfen wir zum Ende des »Jahres der Behinderten« rückblickend stolz und dankbar sein, auf die vielerlei Einrichtungen, die derzeit den Behinderten begleitend zur Familienhilfe zur Verfügung stehen. Es gibt eine zentralisierte, fachlich ausgebaute Frühförderung, die schulische Ausbildung erfolgt in einer neu erbauten Sonderschule, die allgemeine Eingliederung in die Berufs- und Arbeitswelt ist in einer neuen Werkstätte für Behinderte gewährleistet, und schließlich steht ein Wohnheim für Behinderte kurz vor der Inbetriebnahme.

Träger der vorgenannten Einrichtungen ist — mit Ausnahme der Sonderschule für Geistigbehinderte — die Kreisvereinigung der Lebenshilfe e. V. Daun, eine Vereinigung von Eltern von Betroffenen und Förderern, die noch relativ jung ist. Ihr Entstehen und ihre Entwicklung im Kreis Daun verdankt diese Vereinigung den Impulsen und der Initiative der Verwaltung — ein unüblicher Weg für die Entstehung eines Fördervereins.

In diesem Zusammenhang ist es angebracht, allgemein über die Entstehung der Elternvereinigungen kurz einzugehen. Die Eingliederung geistig behinderter Mitbürger hat in anderen europäischen Ländern schon Tradition von einem Jahrhundert und mehr. Führend dafür ist z. B. Holland, dort hat sogar der Staat den Anstoß zur Errichtung von schulischen Einrichtungen gegeben. In anderen Ländern haben sich die Eltern Betroffener zusammengeschlossen, um die Öffentlichkeit auf die Probleme der Behinderten aufmerksam zu machen und haben um öffentliche Hilfe gebeten. In den USA gibt es die größte Elternvereinigung zur Betreuung der behinderten Kinder (NARC).

Neu ins Leben gerufen wurde 1981 die Gartenbaugruppe, die neben privaten Aufträgen vor allem für die Instandhaltung und Neuanlagen von Parks zuständig ist

In Deutschland haben sich unter dem Druck der politischen Verhältnisse schwache Ansätze von Elternvereinigungen naturgemäß kaum entwikkeln können. Erst Ende 1958 wurde eine deutsche Vereinigung von Eltern und Freunden Geistigbehinderter gegründet. Diese Vereinigung nannte sich »Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind e. V.«. Maßgebenden Anteil an dem Ausbau dieser Vereinigung hat der derzeitige Bundesgeschäftsführer, Herr Tom Mutters, der nur neun Jahre später auch im Kreis Daun die Gründungsversammlung zu einer Kreisvereinigung leitete.

Die Verfasserin hatte 1964 den ersten Kontakt mit der deutschen Lebensvereinigung in Marburg durch einen Lehrgangsbesuch bekommen. Bei dem Aufbau der Sonderschule für Geistigbehinderte in Gerolstein bezog sie die Mitarbeit und die Erfahrungen dieser Einrichtungen mit ein, insbesondere in Form von Vorträgen, die Fachkräfte des Vorstandes in den Elternversammlungen der Schule hielten. Der Kreis Daun wurde im Dezember 1966 auch kooperatives Mitglied der Bundeslebenshilfevereinigung. Nachdem die Sonderschule für Geistigbehinderte unter der Trägerschaft des Kreises errichtet war, suchte die Verfasserin nach Hilfemöglichkeiten für den vorschulischen und nachschulischen Bereich und gewann die Eltern der Schüler zur Mitarbeit. Unter Vorsitz von Dr. J. Pesch bildete sich ein Gründungsausschuß der Kreisvereinigung der Lebenshilfe e. V. Die Kreisbevölkerung wurde durch Aufrufe in der Presse zur Mitarbeit gewonnen.

Unser Bild zeigt das von der Lebenshilfe Kreisvereinigung Daun erworbene Bundesbahnämtergebäude in Gerolstein, das z. ZI. als Wohnheim für Behinderte innen umgebaut und eingerichtet wird.

Am 6.4.1967 fand die Gründungsversammlung der jetzigen Kreisvereinigung der Lebenshilfe e. V. in der Aula des damaligen Aufbaugymnasiums in Daun statt. 20 Eltern und 112 Förderer waren die ersten Mitglieder der neuen Vereinigung. Die Gedanken von Tom Mutters bei der Gründungsversammlung haben heute noch den gleichen Aussagewert. Er sagte in der Festansprache: »Die Sorgenkinder leben noch im Schatten. Ihnen zu helfen, ist Aufgabe der ganzen Gemeinschaft und nicht nur der unmittelbar Betroffenen. Auch ist mit der Schaffung von Einrichtungen nicht Genüge getan, es gilt vor allem das Verständnis der Bevölkerung für ein gleichberechtigtes Miteinander zu wecken.«

Die ausgesprochene Hoffnung bei der Gründungsversammlung, daß es der neuen Kreisvereinigung der Lebenshilfe Daun gelingen möge, möglichst viele Bürger zur Mitarbeit und zur tatkräftigen Förderung zu gewinnen, hat sich bislang erfüllt. Die Kreisvereinigung der Lebenshilfe e. V. Daun hat in relativ wenigen Jahren durch den besonderen Einsatz Einzelner und die intensive Mitwirkung Vieler eine vorbildliche Entwicklung genommen. Sie ist darüber hinaus mit ihren Aufgaben und Zielen fest in das Bewußtsein der Kreisbevölkerung eingedrungen und wird sehr unterstützt. Den Gründungsvorstand der Lebenshilfe-Kreisvereinigung bildeten: Dr. Josef Pesch, Regierungsrat Heinrich Kellerbach (f), Landrat Martin Urbanus, Studiendirektor Ansgar Bartmann, Kaufmann Erwin Lehnen und Oberrevisor Franz Rittel. Im Beirat waren tätig: Medizinalrat Dr. Edmund Roos (|), Frau Amtsrätin Helene Leonards, Schulrat Vonier und Rektor Alois Meyers. Es darf nun — nach den Worten von Tom Mutters und im Sinne der Gründer — nicht nur bei dem Erhalt und dem Ausbau von Einrichtungen verbleiben. Die Besinnung auf das Wesentliche: nämlich die würdige Bewältigung der Behinderung durch Familie und Gesellschaft sollte immer ein vordringliches Anliegen bleiben.

Neben der Holzverarbeitung von Weinkisten und Blumenkübeln bietet die Verarbeitung von Metallstücken wie Kupfer, Blech oder Draht eine zu kreativem Werken anregende Tätigkeit