Heilwasser vor der Haustür

Magnesiummangelzustände und vorbeugende Kurorttherapie

Dr. med. Karl-Heinz Höfle

Anläßlich der 1250-Jahr-Feier der Stadt Daun steht diese auch als heilklimatischer Kurort und als Kneipp-Kurort mit Mineralbad im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Bekannt ist Daun fernerhin durch seine Mineralquellen, die ihren Ursprung in den gewaltigen Erdkatastrophen der Urzeit finden.

Im Inneren der Vulkaneifel lagern Mineralien und Spurenelemente, die den Dauner Sprudel auszeichnen und uns heute als urgesunde und wertvolle Heilkräfte dienen. Schon seit Jahrhunderten sind den Menschen die heilenden Kräfte bekannt. Bereits 1548 wird diese Quelle erwähnt und sie hat sich seitdem bewährt.

Der Dunarisbrunnen in Daun gehört zu den heilkräftigen Brunnen in der Eifel, die aus dem vulkanischen Gestein hervorsprudeln und ist einer der stärksten alkalischen Säuerlinge Deutschlands. Das natürliche Heilwasser des Dunarisbrunnens wirkt durch die besondere Zusammensetzung eines ausgewogenen Mineralgehalts auf die Durchspülung der Nieren. Es ist ein vorzügliches Heilwasser bei Erkrankungen des Magens und Darms, insbesondere bei Übersäuerung des Magens, Magenkatarrh, funktionellen Störungen der Niere und Blase. Es fördert die Darmtätigkeit und regt den Stoffwechsel an und ist unterstützend wirksam bei Gicht und Zuckerstoffwechselstörungen sowie zur Vermeidung von Nieren- und Blasensteinen. Allgemein dient der Dunarisbrunnen wegen seiner Bekömmlichkeit und seines angenehmen Geschmacks als gesunde Erfrischung auch zum täglichen Gebrauch für die ganze Familie.

Es besteht aber noch eine außerordentlich interessante Besonderheit. Weniger bekannt ist, daß der spezielle Magnesiummantel des Wassers wichtige Funktionen auch im Sinne einer Substitution eines häufig vorkommenden Magnesiummangels erfüllen kann. Im Gegensatz zu Magnesiumsulfatwässern, die vorwiegend abführend wirken, liegt das Magnesium im Dauner Heilwasser in Form des leicht löslichen und gut körperverwertbaren Magnesium-Hydrogen-Carbonats in besonders bekömmlicher Form vor. Der Wohlgeschmack des Wassers läßt auch größere Trinkmengen zu. Die besondere Wichtigkeit einer ausreichenden Magnesiumzufuhr in der heutigen Zeit ist durch die Vielzahl der gegenwärtig auftretenden Magnesiummangelerscheinungen erklärt.

In der menschlichen Ernährung findet sich Magnesium besonders reichlich im grünen Blattfarbstoff, dem Chlorophylli, und in Körnern, Samen und Nüssen. Nach einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ist die Magnesiumversorgung in der Bundesrepublik Deutschland als ausreichend anzusehen. Es gibt jedoch Bevölkerungskreise, die mit Magnesium unterversorgt sind. Hier werden hauptsächlich magnesiumarme Nahrungsmittel gegessen. Durch die Änderung der Ernährungsweise innerhalb der beiden letzten Generationen, in denen man noch viel Gemüse mit grünem Blattfarbstoff zu sich nahm, sind heute die magnesiumhaltigen Pflanzenanteile unserer Nahrung nur noch Beilagen. Man schätzt die Unterversorgung der Bevölkerung an diesem essentiellen Nahrungsbestandteil Magnesium mit etwa 15 bis 20 % ein. Besonders fettreiche Ernährung verhindert die Magnesiumresorption, da sich im Verdauungskanal schwer resorbierbare Magnesiumseifen bilden.

Bei erhöhter Eiweißzufuhr ist der Magnesium-bedarfgesteigert. Schichtarbeiter, Jugendliche, Kinder und Schwangere benötigen vermehrt Magnesium. Übermäßiger Alkoholkonsum und medikamentöse Behandlungen mit Diuretika lassen vermehrt Magnesium ausschwemmen. Magnesiummangelzufuhr besteht bei bevorzugter Ernährung mit Feingebäck, Nudeln, Weißbrot, Zucker und Süßigkeiten und bei unsachgemäßem Kochen und Wässern von Nahrungsmitteln in Küchenbetrieben. Chronische Minderzufuhr führt zu einer verringerten Ganzkörpersättigung. Krankheitsbefunde und Befindlichkeitsstörungen entwickeln sich oft langsam oder sind oft auch sprunghaft in ihren Erscheinungsformen.

 

Trinkkur an der Dunaris-Quelle der Kurstadt Daun

Magnesium kann man auch trinken!

Offenkundige aktuelle oder lavierte, akute und chronische Mangelzustände können am Kurort durch Trinkkuranwendungen ihren Substitutionsausgleich erfahren. Wie macht sich ein Magnesiummangel bemerkbar? Holtmeier teilt die Anzeichen eines Magnesiummangels beim Menschen in folgende vier Gruppen ein:

1. Die Gehirnformen mit Störungen wie Schwindel, Kopfdruck, Benommenheit, Konzentrationsschwäche, Durchblutungsstörungen im Gehirn, Bewußtlosigkeit, Magnesiummangel kann neben innerer Unruhe, Zittern und Angstzuständen auch Depressionen hervorrufen.

2. Die Herzformen (Erregbarkeit des Herzmuskels, Krampte der Herzkranzgefäße): Rhythmusstörungen des Herzens mit gehäuften Extraschlägen, Herzjagen, Krämpfen der glatten Gefäßmuskulatur der Herzkranzgefäße, Herzschmerzen. Holtmeier empfiehlt die Magnesiumverabreichung bei Herzkranzgefäßkrämpfen und zur Herzinfarktvorbeugung.

3. Die Magen-Darm-Formen (erhöhte Erregbarkeit der glatten Muskulatur des Magen-Darm-Traktes): Übelkeit, Erbrechen, Verkrampfungen im Bauchbereich, Verkrampfung der Schließmuskeln am Mageneingang, am Magenausgang sowie im Bereich des Schließmuskels am gemeinsamen Ausgang von Galle und Bauchspeicheldrüse. Neigung zu Spasmen und Koliken.

4. Muskuläre, verkrampfende Formen (Krämpfe der glatten und quergestreiften Muskeln): Wadenkrämpfe, Fußsohlenkrämpfe, Beschwerden im Bereich der Muskulatur der Halswirbelsäule oder der übrigen Wirbelsäulenabschnitte.

Man sollte in all den genannten Fällen immer an eventuell bestehenden Mangel an Magnesium denken. Weitere Mangelerscheinüngen sind Taubheitsgefühl in den Armen, Beinen, in den Händen und im Gesicht. Beschwerdewechsel von Körperteil zu Körperteil sind typisch für Schwankungen im regionalen Magnesiumhaushalt. Bei jeder »vegetativen Dystönie« sollte man unbedingt als erstes den Magnesium-Serum-Spiegel untersuchen.

Bei Alkoholismus besteht erwiesenermaßen stets ein Magnesium-Defizit. Dies sollte immer als erstes ausgeglichen werden. Man hat den Eindruck, daß sich bei Entwöhnungskuren mit flüssigkeitsreicher Magnesiumzufuhr Entziehungserscheinungen weniger stark bemerkbar machen.

Eine Magnesiumüberdosierung ist durch das Trinken der Heilquelle nicht zu erwarten. Ein zu großes Magnesium-Angebot wird von der gesunden Niere ausgeschieden. Im Defizit dagegen vermag die Niere nur einen Teil des Magnesiums zurückzuhalten, so daß ohne neue genügende Zufuhr wiederum ein Mangelzustand entsteht. Da eine Flasche des Heilwassers etwa ein Drittel des Tagesbedarfs an Magnesium deckt, führt diese Trinkmenge auch bei chronischer Nahrungsunterversorgung zu einem etwa ausreichenden Angebot.

Ziel einer Trinkkurbehandlung ist auch sonst immer die Auffüllung der Mineralbestände und die angebotsweise Zufuhr von Mineralien und Spurenelementen. Hier bei unserem Fall also dem Magnesium.