Der Mosbrucher Weiher

Letzter Torfstich Ende der fünfziger Jahre

Alfons Poss

Als eine der markantesten Erhebungen der Eifellandschaft ragt im Nordostteil des Kreises Daun der Hochkelberg empor. Der südliche Abhang des 675 Meter hohen Tertiärvulkans gleitet in den weiten, fast kreisrunden Talkessel aus, an dessen Westausgang die Orte Moosbruch und Zumried liegen. Die obere Umrandung des Talkessels hat einen Durchmesser von etwa 1,5 Kilometer. Der Talgrund ist ein ellipsenförmiges Flachmoor, das in der Längsachse 700 Meter, in der Breite 500 Meter mißt. Der Mosbrucher Talkessel ist durch vulkanische Tätigkeit entstanden. Gas- und Tuffausbrüche schufen zunächst einen trichterförmigen Krater. Durch Einbrüche und Senkungen von Gesteinsschollen bildete sich dann das weite Maarbekken. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, daß die vulkanischen Ausbrüche um 9000 v. Chr. stattfanden1 .

Nach dem Abflauen der vulkanischen Ausbrüche sammelte sich im Beckengrunde Wasser. Es bildete sich ein Maarsee, der an der Westseite durch einen Tuffwall aufgestaut wurde. Der aus lockerem Tuff bestehende Wall wurde bald überflutet und durchbrochen. Nachdem blieb nur noch ein sehr flacher See. In dem flachen Maarsee siedelten sich Pflanzen an, deren abgestorbene Reste sich über dem Seegrunde ablagerten. Jahr um Jahr überdeckte eine neue Schicht die alten Ablagerungen. Nach ein bis zwei Jahrtausenden breitete sich an Stelle des Wassers ein sumpfiges Moor aus, der See war verlandet.

Um die Moorfläche wieder nutzbringend zu machen, errichtete man am Westausgang des Talbeckens einen Damm, der das Wasser zu einem Teiche aufstaute. Eine römische Siedlung am Hang zum Hochkelberg, deren Reste noch heute auf den dort befindlichen Äckern zu erkennen sind, läßt vermuten, daß die künstliche Aufstauung bereits zur Römerzeit erfolgte. Der Weiher mit seinem reichen Fischbestand gehörte später dem Frauenkloster Niederehe. Im 17. und 18. Jahrhundert war er im Besitz des geistlichen Kurfürstentums Köln. Der Weiher wurde auf zwölf Jahre an den Meistbietenden verpachtet und alle drei Jahre ausgefischt und dann wieder neu besetzt. Neben Fischen befanden sich in dem Stausee auch Krebse. Aus der Karte des französischen Obersten Tranchot ist zu ersehen, daß der Weiher etwa die Hälfte der Moorfläche bedeckt. Bei der Säkularisation im Jahre 1804 wurde der Weiher versteigert. Er ging in Privatbesitz über. Im Jahre 1838 ließ man das Wasser ablaufen. Mit dem Stausee verschwand hinter dem Damm die Mühle, deren unterschlächtiges Rad vom abfließenden Wasser des Weihers getrieben wurde. Nach der Trokkenlegung wurde der Westteil des Mosbrucher Weihers zeitweise als Ackerland genutzt. Heute ist dieser Teil dräniertes Wiesenland, während der Ostteil sumpfiges Moor geblieben ist. Im Mosbrucher Weiher beginnt der Üßbach seinen Lauf. Er teilt den Moorgrund in ungefähr zwei gleiche Teile. Die Erinnerung an den einstigen Stausee wird durch den heutigen Namen des Trockenmaares wachgehalten.

Torfstich am Mosbrucher Weiher - heute Naturschutzgebiet

Schon vor langer Zeit wurde im Ostteil des Mosbrucher Weihers Torf gestochen. Der Torf ist ein hochwertiges Brennmaterial. Er besteht aus den abgestorbenen Wasser- und Sumpfpflanzen, die im Verlauf vieler Jahrtausende das Moor geschaffen haben. Das saure, luftarme Sumpfwasser hat die Pflanzenreste konserviert. Wie die im Jahre 1948 von Professor Dr. Straka zum Zwecke der Pollenanalyse durchgeführten Bohrungen ergaben, mißt die Torfschicht im Mosbrucher Weiher bis zu sechs Meter. Der letzte Torf wurde Ende der fünfziger Jahre gestochen. Besonders begehrt war der Torf im zweiten Weltkrieg und etwa zehn Jahre danach. Der Torf wurde mit dem spatenartigen Torfmesser gestochen.

Die ziegelsteingroßen Torfstücke wurden in kleinen Pyramiden zum Trocknen aufgesetzt. Der hohe Grundwasserspiegel gestaltete die Arbeit sehr schwierig. Das stetig hervorquellende Wasser mußte ausgeschöpft oder ausgepumpt werden. Die Torfstichgruben erreichten eine Tiefe von etwa 2 Meter. In den Gruben siedelten sich alsbald Wasserpflanzen an. Sie verlanden im Laufe der Zeit.

Das Moorgebiet des »Mosbrucher Weihers« mit seiner typischen Pflanzen- und Tierwelt wurde im Jahre 1939 unter Landschaftsschutz gestellt. Für die Zukunft sind umfangreiche Gestaltungs und Pflegemaßnahmen, die der Erhaltung des Moores dienen sollen, vorgesehen.

1 Zum Vergleich (nach Prof. Dr. H. Straka, Kiel, 1972): Pulvermaar u. Booser Weiher um 8 200 v. Chr., Weinfelder Maar um 8 500 v. Chr., Gemündener Maar u. Strohner Maarchen um 8 800 v. Chr., westl. Schalkenmehrener Maar um 9 000 v. Chr., Dürres Maar am Holzmaar, älter als 9 000 v. Chr., Laacher See u. Meerfelder Maar um 9 400 v. Chr., Mürmes 1. Ausbruch älter als 10 400 v. Chr., 2. Ausbruch um 9 200 v. Chr.

Schriften: H. Straka, Zur spätquatären Vegetationsgeschichte der Vulkaneifel. Arbeiten zur Rheinischen Landeskunde, Heft 1. Geographisches Institut der Universität Bonn 1952

A. Poss, Der Mosbrucher Weiher (Beitrag in der Schriftenreihe »Die schöne Eifel«, Ausgabe »Kelberg«, herausgegeben vom Eifelverein) Schannat-Bärsch, Eiflia illustrata Schorn, Eiflia sacra