Wege zum Maubachweiher

>Genießen — ohne weit zu fahren«

Hans Mühlhaus

Viele Wege führen zum Maubachweiher: von Daun über den Firmerich, von Boverath über den Hosseberg, von Hörscheid durch die »Hör-scheider Schweiz« und von Darscheid durch das Seifen- und Maubachtal.

Am Kirchweg, dem kürzesten Weg zwischen Hörscheid und dem Pfarrort Darscheid, hat der Eifelverein vor dem Eingang zum Hörscheider Böschelchen eine Bank aufgestellt. Sie bietet eine schöne Sicht über die regelmäßig gerundete Talmulde des Weiherborns ins Seifental. Für den Wanderer, der zum Maubachweiher will, ist die Bank ein markanter Punkt; denn hier beginnt ein Feldweg, der zu dem waldumzirkten Weiher hinführt.

Der Feldweg ist noch echt Natur, man spürt Boden unter den Füßen. Er ist zu allen Zeiten viel befahren worden. Schwer beladene Wagen haben Furchen zurückgelassen. Zwischen den Gleisen behaupten sich zähe, kurze Gräser und Trittpflanzen wie Breitwegerich, Löwenzahn und weißer Klee. Rechtsseitig liegt der Weiherborn, der ehemals großer Fischweiher war und von vielen Rinnsalen ringsum gespeist wurde. Heute gehört er zum besten Wiesenland des Dorfes. Links des Weges breiten sich die Ackerfelder aus, manche davon sind zu Viehweiden geworden. So bildet unser Feldweg die Trennlinie zwischen Ackerland und Wiesengrund. Er endet an der Waldecke, wo sich die kleinen Wasseradern der feuchten Mulde zusammenfinden zum Seifenbach, der nun am Waldessaum weiterrieselt, oft überschattet von Buchenzweigen und zugedeckt von Mädesüß-Stauden, die in ästigen Trugdolden eine Fülle weißgelber, süßduftender Blüten tragen und jedes Jahr im Juli die Bachläufe verzaubern.

Der neue Weg, ein Wiesenweg, begleitet das Seifenbächlein (seifen, siepen, tröpfeln) tief hinein ins Seifental. Am Wegsaum blühen Flockenblumen, Schafgarben und Habichtskräuter. An den steilen Uferhängen stehen wilde Hecken, Strauchgemeinschaften von Spitzahorn, Weißdorn, Haselnußbüschen und Heckenrosen. Hier wohnen der Neuntöter, der schon von weitem krächzend lockt: »Gack, gack!« und die Grasmücke, die mit ihren geschwätzigen Liedern wetteifert mit den Buchfinken und den zahlreichen Weidenlaubsängern, deren Läuten un-überhörbar ist: »Zilp-zalp, zilp-zalp ... .«!

Am Verbrannten Berg, dem wir uns allmählich genähert haben, wird der Weg, von Bäumen und Sträuchern eingefaßt, zu einem Waldweg. Der Name des Höhenzuges, der Hörscheid trägt, stammt aus der Zeit, als man junge Eichwälder abholzte, um Lohe, das war Eichenrinde, zu bekommen, die zum Gerben der Tierhäute erforderlich war. Das dornige Gestrüpp und Geranke wurde verbrannt. Der Berg stand in Flammen, ein eindruckstarkes Bild, das dem Berg seinen Namen verlieh. Von der anderen Seite des Verbrannten Berges, aus der Hörscheider Schweiz, stolpert der Hahnenbach (von Hainbuchenbach) hinab ins Tal, mündet in den Seifenbach und beide bilden den Maubach, der träge, in vielen Windungen, Tümpel bildet, durchs Maubachtal sickert.

Der Weg durch das enge Maubachtal führt durch das Halbdunkel eines Fichtenwäldchens. Er ist von den Holzabfuhren zertalt und mit Pfützen bestückt. Armdicke Wurzeln halten ihn zusammen. Aus geschundenen Stämmen duftet das Harz, und in den immergrünen Ästen läuten die Meisen. Bis vor einigen Jahren stand hier ein kleines Sandsteinkreuz, durch den Berghang erhöht und nicht zu übersehen. Darauf war zu lesen: 1742 ist Matias Schneitter gestorpen von Bowerat. Ein altes Kirchenbuch von Daun berichtet dazu: Am 3. August 1741 starb Matthias Schneider aus Boverath. Er fiel vom Baum herab und starb am 3. Tage danach, nachdem er mit den Gnadenmitteln der Kirche versehen war. Nun hat man, Gott sei es gedankt, das Steinerne Kreuz aus dem Maubachtal, das endgültig verloren schien, wiedergefunden, und es soll bald wieder aufgestellt werden.

                           

Das Matthias-Kreuz am Maubach-Talweg bei Boverath (links) und die Rückseite (rechts).

Einen Steinwurf weiter liegt der schöne Maubachweiher. Blank wie ein kostbarer Spiegel strahlt er in einer Bergwelt einmaliger Schönheit, umgeben von üppigen Wäldern und blühenden Sträuchern. Der obere Teil ist mit Schilf und Schachtelhalmen bewachsen, ein Tummelplatz für Wildenten. Auf dem Wasser schwimmen die lederartigen Blätter von Teichrosen und Wasserknöterich. Von der Staumauer genießt man die satte Pracht des 1904 von der Reichsbahn angelegten Stausees als Wasserreservoir zur Speisung der Lokomotiven. In den glitzernden Wellen zittert das dunkle Spiegelbild der Wälder, über denen der Himmel sich wölbt.

Heute gehört der Maubachweiher ausschließlich der Fischerei, dem Angelsport. Hier ist es möglich, Forellen und Barsche, Karpfen und Schleien, Rotaugen und Hechte zu fangen, sofern man einen Jahres-Fisch-Erlaubnisschein bei der Bahnmeisterei in Daun erworben hat. Von nah und fern kommen Angler, um mit feinem Gerät weidgerecht zu fischen. Viele lieben es, in ihrer Freizeit abseits der Heerstraße, ungestört am Fischwasser zu sein — sei es am taufrischen Morgen, während des Tages oder am stimmungsvollen Abend. Es geht dabei nicht nur um den Fang, sondern um das Erlebnis der noch heilen Natur am Maubachweiher, dem Paradies vor unserer Haustür.