Feldkreuze und Bildstöcke Zeugnisse tiefen Volksglaubens

Beispiele aus den Pfarreien Mehren und Schalkenmehren

Roland Thelen

»Die Regierung berichtet auf Antrag des Landrates Avenarius (Daun) an die kirchliche Behörde in Trier, daß das Setzen von Kreuzen an den Wegen überhand nähme und es nötig wäre, hier Einhalt zu gebieten; weil früher an Orten, an denen ein Mensch gewaltsam zu Tode kam, ein Kreuz errichtet wurde, werfe dies ein schlechtes Licht auf die Polizei und erwecke den Anschein, als ob man sich in einer Räubergegend befinde ...« (21. 7. 1831).

In der Tat ist die Eifel, so auch der Kreis Daun, nicht arm an religiösen Zeichen, die vom Glauben, von Hoffnung, Not und Sterben, aber auch von der Kultur der Bevölkerung Zeugnis geben. Zu datieren sind die heute noch vorhandenen Feldkreuze und Bildstöcke überwiegend im 17. und 18. Jahrhundert — ihr Ursprung liegt, mit Ausnahme der Unfallkreuze, aber meist sehr viel früher und geht nicht selten auf vorchristliche Kultstätten zurück.

War über Jahrhunderte der Erhalt, die Instandsetzung oder die Wiedererrichtung dieser Male durch religiöse Verpflichtung und Tradition gewährleistet, so zeigt sich, daß durch den Traditionsverlust in den letzten drei Jahrzehnten diese Zeichen eines einstmals tiefen Volksglaubens stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Zum Beispiel gibt es in den Pfarreien Mehren und Schalkenmehren noch 16 Bildstöcke und Feldkreuze (1980). Nur zwei Feldkreuze haben die Jahrhunderte nahezu unversehrt überdauert — jedoch mindestens sechs sind seit 1945 verschwunden. Die Bestandsaufnahme in anderen Pfarreien des Kreises hat selten ein anderes Ergebnis.

Mehrener Bildchen 1770; errichtet auf den Trümmern des ehemaligen Dorfes Weinfeld. Im August 1979 wurde der Bildstock zerstört und das Sandsteinbildnis gestohlen. Nachdem bereits in den vergangenen Jahren Kirchen, Kapellen und Bildstöcke ihrer beweglichen figürlichen Darstellungen und Einrichtungsgegenstände beraubt wurden, scheint nun eine letzte Phase angebrochen zu sein: Die noch vorhandenen Kunstwerke, wenn auch fest mit den Bauwerken verbunden, wie z. B. die Bleiverglasungen und das Altarbild der Weinfelder Kirche, so auch das Relief des Mehrener Bildchen's, werden geraubt, um auf dem schwarzen Kunst- und Antiquitätenmarkt zu verschwinden, wo das Angebot der Nachfrage längst nicht mehr gerecht wird.

Sicherlich ist der schlechte Zustand der Feldkreuze häufige Ursache für mutwillige Zerstörung und Diebstahl — so bleibt zu hoffen, daß die neuerliche Rückbesinnung auf die kulturellen und traditionellen Werte der Eifellandschaft diese religiösen Kleindenkmale nicht ausspart.

Quellennachweis:

Meyer Georg Jakob

Wegekreuze im Trierer Land

 

 

Kreis Daun — Trier 1955

Müller-Veltin, Kurt

Mittelrheinische Steinkreuze

 

 

aus Basaltlava — Neuß 1980

Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz

Kalender 1981 Geschichte der Pfarreien der Diözese Trier, Trier 1 956

Schug/Schuler

V. Band Eifeldekanate Inventarisation der christlichen Kleindenkmale im Dekanat

Thelen Roland Daun 1979

Scholzenkreuz 1693/Mehren, Ursprünglich als Basaltkreuz (Schwertform) errichtet mit der Inschrift: Dies Kreutz hat Johannes Jungen zu Ehren Gotes aufgericht Anno 1693. 1756 wurde es in rotem Sandstein unter Verwendung des alten Kreuzes erneuert. Um 1930 noch in ansehli-chem Zustand, wurde es nach 1945 zerstört — letzte Reste wurden um 1980 beseitigt

.

Auf der Kapell' / Bildstock in Mehren (neue Schule). Im Jahr 1711 errichtete Jakob Rollmann an Stelle eines Heiligenhäuschens zu Ehren der hl. Petronella eine Eremitage und Kapelle, die 1715 eingesegnet wurde. Nach dem Abbruch der Eremitage im Jahr 1824 wurde der Bildstock errichtet, der 1976 im Zuge des Ortsstraßenausbaues entfernt wurde. Das Abreißen von Traditionen zählt der Verhaltensforscher Konrad Lorenzzu den Todsünden der zivilisierten Menschheit. . . Bis vor wenigen Jahren war dieser Bildstock noch Ausgangspunkt traditioneller sonntäglicher Prozessionen für kürzlich verstorbene Pfarrangehörige zur nahegelegenen Weinfelder Kirche.

Affelskreuz / Mehren. Bildstock am Ortsausgang von Mehren Richtung Udler/Saxler am alten Pilgerweg nach Trier. Beide Bäume, Esche und Fichte, stehen unter Naturschutz (Nr. 210 im Verzeichnis der Naturdenkmale im Landkreis Daun Vo. v. 21. 1. 1948 RABI. v. 15. 3. 1948). Dieses Foto ist Beispiel für zwei in unserer Zeit besonders bedrohte landschaftsprägende Elemente: Der prächtig entwickelte Einzelbaum und das christliche Kleindenkmal bilden nicht von ungefähr eine harmonische Einheit. Sie entstammen einer Zeit, als die Verbundenheit mit Heimat und Landschaft überall gegeben war.