Der Erzfeind

Lotte Schabacker

Daß Landschaft ganz allgemein heute viele Feinde hat, ist hinreichend bekannt. Die Vulkan-eitel aber hat darüber hinaus auch noch einen gewaltigen und uralten Erzfeind: die Sektion »Steine und Erden«, der schon zur Römerzeit beim Anblick des Basalts, Phonolits, Lavalits und Bims das Wasser im Mund zusammenlief. Sie kratzte und kratzte an den Vulkankegeln herum und kratzt heute mehr denn je ...

Am Anfang unseres Jahrzehnts kam man überein, lieber zwei ganze Berge zu opfern, als weiterhin die Natur an vielen Stellen zu beschädigen. Der eine sollte der Kahlenberg, Kreis Daun sein, 635 Meter hoch und schon 30 Jahre unter Naturschutz stehend, und der andere der 615 Meter hohe Goßberg bei Walsdorf. Wer nun jeden Morgen schon beim Aufstehen einen solchen Vulkankegel vor Augen hat, der hier besteht seit 10 000 Jahren, dem ist die Vorstellung, daß nun bald Menschen kommen, Firmen, die ihn abkarren und verwenden, ungeheuerlich!

Demnoch: Der Verlust zweier Berge schien das kleinere Übel zu sein. Aber, und das ist der Haken, man hielt sich nicht an die Vereinbarung.

Man begann mit dem einen, ohne das andere zu lassen. Die Sektion arbeitet mit den raffiniertesten Tricks — um ihres Profits willen. Sie bestimmt, was in einem erhaltenswerten Eifel-Natur-Ensemble überflüssig ist; hier ist noch ein Berg zuviel und da einer; das Ganze ist noch nicht platt genug; die hier beheimatete Flora ist noch zu vielfältig, die Mondlandschaft noch nicht perfekt! Nachdem nun eindeutig feststeht, daß der Erzfeind die Abmachungen, die im Falke - Gutachten »Vulkaneifel« zwischen Industrie und Naturschutz ausgemacht wurden, in den Wind schlägt, hat sich der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz stark gemacht, zu retten, was noch zu retten ist, zu beweisen, daß die Berge, die hier stehen, auch wirklich hierher gehören.

Wie das ausgeht? Wer weiß! Sektion »Steine und Erden« jedenfalls hat das bessere Argument: Diese Landschaft ist so einmalig, daß man die Vulkankegel abhobeln muß, um aus ihrem Material Straßen zu bauen, auf denen die Leute aus aller Welt heranfahren können, um die Vulkankegel zu bewundern . . .