Kronenburg ein Bindeglied

der Eifelregion

Marianne Schönberg

Kronenburg—ein beliebtes Motiv im mittelalterlichen Burgbering: das Tor vor der Kirche. Hier kreuzen drei Wege. Rechts erreicht man die Ruine, der gepflasterte Hauptweg führt zum Burg haus und links, die Tellgasse hinab, geht's zur ehemaligen Malerschule.

Kronenburg ob der Kyll, Kenner schätzen und lieben den Ort, eine Perle der Nordeifel, wenige Kilometer westlich Stadtkyll von Landes- und Bundesgrenze entfernt. Heute gibts den Ortsteil am Berg mit Burgbering, dazu das alte Dorf, Kronenburgerhütte genannt.

Im Jahre 1277 trat Kronenburg zum ersten Mal in das Licht der Geschichte, es war damals bereits auf der Höhe seiner Macht. Die Edelherrn von Dollendorf sind zugleich Herren der Herrschaft Kronenburg. Ihr Herrschaftsbereich dehnt sich aus über die Wasserscheide hinweg an Ahr, Urft und Kyll. Ganz oder teilweise gehören ihnen die Orte Dollendorf, Alendorf, Waldorf, Schmidtheim, Dahlem, Linzfeld (Wüstung bei der jetzigen Ortschaft Glaadt), Kronenburg, Ormont, Hallschlag und Dalmerscheid.

Der Burgbering Kronenburgs, hier vom zweiten Hügel aus gesehen. Das geschlossene Panoramabild des Ortes ist für Maler und Fotofreunde reizvoll, zu jeder Jahreszeit.

In der Vulkaneifel hat das Geschlecht von Dollendorf-Kronenburg Rechte in Ulmen und ist begütert im Prümer Land. Es nimmt außerdem Besitzrechte im Norden und Osten des Kreises Schieiden wahr; in Zingsheim, Weyer und Heimbach und im Raum Adenau in Arft, Dorsel und Hersfeld. Der Edelherren Heiratspolitik zeigt die Tendenz, aus der Enge der Heimat hinauszustreben. Um 1300 steigen sie in den Ritterstand auf, 1350 wird Kronenburg zum ersten Mal Stadt — oppidum — genannt. Wirtschaftlich geht es den Rittern nicht besonders gut. Die Umstellung von der Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft überwinden sie nur schwer. Auf den kargen Eifelhöhen fließt der Geldstrom nur kärglich, Verschuldung ist die Folge.

Um 1414 stirbt das Rittergeschlecht von Kronenburg im Mannesstamm aus und Kronenburg kommt in weiblicher Erbfolge an das Haus Virneburg und Manderscheid-Schleiden. Im 15. Jahrhundert wird die Eifel stärker industriealisiert. Eisenhütten entstehen bei Kronenburg, Stadtkyll und Dahlem. In Jünkerath werden vor allem Takenplatten hergestellt und sie erfreuen sich großer Beliebtheit. Man gießt auch Öfen, die bis nach Franken und Schwaben verkauft werden. Von 1555 bis 1715 untersteht Kronenburg dem spanischen König. Die stilvolle spätgotische Kirche Kronenburg stammt in der heutigen Form aus der Zeit um 1500. Ob der Ostturm ehemals nur der Verteidigung gedient hat und erst später Altarraum wurde, ist nicht ersichtlich.

Aus dem Jahr 1602 datiert die Eintragung, daß Kronenburg einen Schulmeister hat, den der Herr von Kronenburg besoldet und 1627 bessert der Graf zur Hebung der Schulzucht das Gehalt des Lehrers auf. Es ist zur Zeit des 30jährigen Krieges, in der Moral und Sitte stark gesunken sind.

Im 17. Jahrhundert werden durch Erbfolge die Grafen von Gerolstein Herren von Kronenburg. Sie verkaufen den Besitz im Jahre 1719 für 120 000 Gulden an das Haus Blankenheim, eines der mächtigsten Geschlechter in den Rheinlanden. Die Herrschaft Kronenburg besteht zu dieser Zeit aus dem baufälligen Schloß, dem Flecken Kronenburg, den Dörfern Hallschlag, Berk, Baasem, Scheid, Frauenkron, Kerschenbach, Hammerhütte, Dahlem, Udenbreth, Steffeln, Ormont, dem Hof Neuenstein, Schnorrenberg, Metzigerode und Dalmerscheid; 1727 kommt noch Schüller hinzu. Das gräfliche Familiengut wird mit 50 000 Morgen angegeben.

Die Herrschaft wird von Blankenheim aus regiert. Einen Teil der Burg bewohnt der Amtsverwalter. Auf seine Bitten hin verfügt der Graf von Blankenheim 1766 den Bau eines neuen Burghauses, des heutigen Burghotels. Nach der Franzosenzeit von 1794 bis 1814 sinkt die Stadt Kronenburg zu einem Dörfchen ab. Preußen, zu dem der Ort seit 1819 gehört, trifft unverständliche Maßnahmen. Der Verlauf der oberen Kyll wird als.Orientierungsmerkmal bestimmt. Die rechts des Baches gelegenen Ortschaften kommen zum Regierungsbezirk Trier, die Orte links der Kyll zum Bezirk Aachen.

Damit ist der frühere Herrschaftsbereich Kronenburg auseinandergerissen. Es entstehen neue Verwaltungsgrenzen, die noch heute zum Teil Gültigkeit haben und damals wie jetzt dem Bürger unverständlich sind. Kronenburg, einst Verwaltungsmittelpunkt, Wirtschaftszentrale und Sitz eines hohen Gerichts hat seine herausragende Bedeutung verloren. Das einst herrschaftliche Notariat hält sich noch bis 1870 und wandert dann ab nach Blankenheim. Mit dem Wegfall der Verdienstmöglichkeiten in der Eisenindustrie müssen die Bewohner nach neuen Erwerbsquellen in der Landwirtschaft suchen. Bei Mißernten gibt es ernste Nahrungsprobleme. Größere Flächen werden unter den Pflug genommen und 1886 schließen sich Baasemer und Kronenburger Bauern zu einer Kyll-Genossenschaft zusammen.

Nach und nach wird das Gebiet der Nordeifel verkehrstechnisch erschlossen, 1849 ist die Straße Köln-Trier, die spätere B 51, fertiggestellt. Es dauert bis 1871, bis beide Städte durch die Eisenbahn verbunden sind. Beide Verkehrsstränge berühren Kronenburg nicht, die Einwohnerzahlen nehmen rapide ab und der Ort bekommt eine neue Bedeutung. Er wird Kulturstätte, Künstleridylle und Wanderhort. Zu erwähnen sind die Tellspiele im mittelalterlichen Burgflecken, die »Meisterschule des Malers Peiner« in den 30er Jahren; sie wird jetzt als Bildungsstätte des Landes NRW genutzt. Künstler kamen als junge Menschen nach Kronenburg und haben ihr Herz für diesen Teil der Eitel entdeckt. Manche sind geblieben und leben noch heute im romantischen Ort an der Kyll.

1956 eröffnete der Eifelverein sein Zentralwanderheim in den ehemaligen Peiner'schen Häusern, seitdem ist Kronenburg Wander- und Ausflugsziel. Die kommunale und regionale Neugliederung hat auch in den Kronenburger Landen einschneidende Veränderungen mit sich gebracht. Die Gemeinden Berk, Baasem und Kronenburg haben ihre Selbständigkeit verloren und gehören nach Auflösung des Amtsbezirks Schmidtheim als Ortsteile der Gemeinde Dahlem an. Fremdenverkehr wird groß geschrieben, gefördert und gepflegt, nicht immer zur Freude alteingesessener Kronenburger Bürger. Ihre Sorgen um den Ausverkauf des Ortes faßte der Bildermacher Rolf Dettmann in den vergangenen Jahren in einer Zeichenserie zusammen. Jedes Bild trägt ein Symbol der Wehrhaftigkeit, der alte Ort soll in seiner Besonderheit bewahrt bleiben. Ob das gelingt, wird die Zukunft zeigen. Die Zahl der Gäste in der Eifel ist in den letzten fünf Jahren kräftig angestiegen. In den Gemeinden Baasem und Kronenburg notierte man 1975 fast 7 000 Gäste und 30 000 Übernachtungen. Im Jahre 1980 waren es bereits 16 803 Gäste und 62189 Übernachtungen. Eine erfreuliche Aufwärtsentwicklung, meinen Kommunen, Hotel- und Gaststättengewerbe. Werden wir zum Wochenend-Rummelplatz des Rhein/ Ruhrgebietes, fragen Natur- und Heimatschützer? Es wird nicht ganz einfach sein, den oft gepriesenen Mittelweg zu finden, der die Landschaft schützt und den Gast begeistert; für »Kronenburg ob der Kyll«, einen kleinen Ort mit großer Vergangenheit. . .

Wir betrügen und schmeicheln

niemanden durch so feine

Kunstgriffe als uns selbst.

Arthur Schopenhauer 1788 - 1860