Das Porträt:

Rolf Dettmann

Bildermacher in Kronenburg

In den dreißiger Jahren kam er in die Eitel: Rolf Dettmann, Jahrgang 1915, Maler, Grafiker, Meister der bildhaften Dokumentation aktueller Themen. Auch dann bringt er sie zu Papier, wenn sie Anstoß erregen, zum Nachdenken herausfordern, eine Diskussion unumgänglich machen. Er will sich das leisten und er kann es auch. Ein hellwacher Senior unter den Malern der Eifel, dem das Leben zumindest in der zweiten Hälfte das gab, was er sich erträumte; ein Maximum an Anerkennung, Bereitschaft zum Verstehen seiner Bilder, ein Minimum an Sicherheit.

Dettmann begann sein Studium der Malerei und Grafik an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf, wurde Schüler von Professor Junghans, später von Professor Peiner in der Klasse für Malerei und Wandgestaltung. Nach dem Krieg wurde ihm in Prüm bei der EVBK (Europäische Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen) der Kaiser-Lothar-Preis zuerkannt und seit 1971 macht er von sich reden durch seine Frottage-Monotypien, dem Schwarz-Weiß-Zyklus, »Dürer-Metamorphosen«, durch Ausstellungen im gesamten Bundesgebiet, schließlich zu Beginn des Jahres 1981 mit dem Buch »Eifeler Bräuche«. Darin illustriert Dettmann mit 65 Tuschezeichnungen 38 Kapitel aus dem Jahrkreis und Lebenslauf, von Neujahr bis zu den Rauhnächten, von der Geburt bis zum Tod. Texte zu diesem Bildband aus dem Bachem-Verlag schrieb Professor Matthias Weber. Die Zeichnungen zu den »Eifeler Bräuchen« sind zumeist älteren Datums. So tat der »Schellemann« auf dem Titel des Buches Dienst, als Rolf Dettmann nach Kronenburg kam, und die Zeichenserie kommt aus der Feder des Grafikers Dettmann.

Rolf Dettmann in seinem Haus in Kronenburg. Hier ist jede Wand Stellfläche; und Arbeiten des jungen Malers sind genau so präsent wie neueste Entwürfe. Wer farbige Variationen besonderer Themen sehen möchte — Rolf Dettmann zeigt sie gem.

Bildermacher — so nennt er sich seit einigen Jahren. Dies ungewohnte Wort entspringt seiner Vorliebe für die deutsche Sprache. Da waren junge Leute im Hause Dettmann zu Besuch und man diskutierte Berufsbezeichnungen. Wer Schuhe macht, ist Schuhmacher. Weshalb ist jemand, der Bilder macht, Maler? Also, »Bildermacher« gefiel Rolf Dettmann so gut, daß er die Bezeichnung spontan übernahm. Sehr zum Unmut seiner Kollegen. Doch es gibt noch mehr Verwunderliches an diesem Individualisten. In einem kleinen Häuschen im alten Teil Kronenburgs auf der Höhe wohnt er mit seiner Familie. Vom Keller — dem Atelierbereich — führt eine schmale Wendeltreppe zu den beiden Wohnetagen. Dies bescheidene, aber sehr bewußte Wohnen spielt sich in enger Nachbarschaft zu herrschaftlichen Neubauten ab. Eine Absage an pflichtempfundene Repräsentation! Sicher ist auch die Liebe zum alten Ort und zu den Bauten aus vergangenen Jahrzehnten mit ein Grund, weshalb Rolf Dettmann zu diesem bescheidenen Stil ja sagt. Freunde wissen das zu schätzen.

Noch ein Wort zu seinen meisterhaften »Bilderrätseln«, die dem Kronenburger Künstler in den vergangenen Jahren Zustimmung und Ablehnung brachten. Mit sparsamsten Pinselstrichen bringt Dettmann da seine Sorgen und Wünsche zu Papier. Immer wiederkehrende Symbole verkörpern die Begriffe Erde, Luft, das Geborgensein schlechthin. Die Angst um den Bestand wesentlicher Dinge unseres Alltags spricht aus vielen Themen, der Betrachter muß sich nur der Mühe unterziehen, aufmerksam hinzusehen.

So war die Sorge um den Erhalt des alten Kronenburg lange ein heißes Thema für den Maler.

Er hat es immer neu variiert. Zum Beispiel als gläsernes Ei, darin das Dorf, von einer Taube in Brutstellung beschützt. Wer genau beobachtet, kann den Adlerschnabel erkennen, Symbol der Wehrhaftigkeit und Verteidigung. Solche Bilder sind mehr als ein Denkanstoß. Bei Rolf Dettmann werden sie zur verschlüsselten Liebeserklärung an das romantische »Kronenburg ob der Kyll«.