Erstes Kreisfest von der Bevölkerung angenommen

Nachhaltiger Erfolg praktizierter Bürgernähe zugunsten behinderter Mitbürger

Helmut Klassmann

Am Anfang stand ein Telefonanruf. Da wollte im Sommer 1980 der Südwestfunk wissen, ob der Landkreis Daun an einer zweistündigen Rundfunksendung über Land und Leute interessiert sei. Selbstverständlich wollten wir die Rundfunksendung »Sonntagnachmittag in Daun« mitmachen und, dem Wunsch des Südwestfunks nachkommend, der Sendung einen volksfestähnlichen Charakter geben.

 Dazu wollten wir von der Kreisverwaltung eigene Ideen einbringen. Nach ersten Überlegungen wußten wir, daß ein Saal oder eine Turnhalle in der benötigten Größe nicht zur Verfügung stand. Und ein Zelt für zwei Stunden aufzustellen, schien nicht wirtschaftlich. Nach langen Diskussionen und Absprachen war das Vorhaben doch plötzlich einfach zu lösen, als jemand auf die Idee kam, ein Kreisfest zu veranstalten. Der Landkreis Daun lädt die Bürgerinnen und Bürger des Kreises ein. Nun mußte der äußere Rahmen festgelegt und das Programm des Kreisfestes ausgefüllt werden. Auf finanziellen Gewinn wollte die Kreisverwaltung verzichten. Da das Jahr 1981 durch die Vereinten Nationen zum Jahr der Behinderten erklärt war, bestand sofort Einigkeit darüber, den Erlös dieses Festes den Behinderten und Behinderteneinrichtungen im Landkreis Daun zur Verfügung zu stellen.

Die Rundfunksendung »Sonntagnachmittag in Daun« wurde vom Musikverein Gillenfeld unter Leitung von Werner Borsch eröffnet.

Schwieriger, als dies bei der spontanen Zusage zur Sendung angenommen, gestalteten sich die technischen Fragen. Da war das Problem der Bewirtung. Könnte sie durch die Bediensteten der Kreisverwaltung wahrgenommen werden? Wenn dieser brauchbare Vorschlag zu realisieren wäre, würde gleichzeitig ein Vorurteil, das viele Bürger gegenüber Beamten haben, abgebaut. Die Bewirtung von Gästen wäre einmal eine andere Arbeit, und die Bediensteten könnten einen eigenen Beitrag zum Jahr der Behinderten in ihrer Freizeit leisten. Es könnten »Bürgenähe« praktiziert und menschliche Kontakte gepflegt werden, denn die Arbeit am Schreibtisch läßt oft nur theoretisch Bürgernähe zu. Verwaltungstätigkeit ist aufgrund gesetzlicher Bestimmungen in vielen Fällen eingeengt. Ohne zu zögern, erklärten sich 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung bereit, den Thekendienst sowie die Bedienung der Gäste zu übernehmen. Nur nebenbei sei erwähnt, daß durch diese Tätigkeit die jungen Büroleute Hochachtung vor dem Beruf der Serviererinnen und Kellner bekamen.

Im Vorfeld der Planungen war ein erfreuliches Echo festzustellen. Die angesprochenen Chefs und Leiter von Betrieben und Organisationen stimmten spontan einer Mitwirkung zu. Beim Kreisfest waren die Metzger- und Bäckerinnung, der Gerolsteiner, Dauner und Birresborner Sprudel, die Nürburg-Quelle Dreis, die Eifelperle Hillesheim, die Eifeler Fleisch- und Wurstwarenfabrik (Lissendorf), die Kornbrennerei Neuerburg (Rockeskyll), die Landfrauenvereinigung, Sonderschule G (Gerolstein) und die Werkstatt für Behinderte vertreten. Der Gerolsteiner Flora-Brunnen stellte vor dem Festzelt die einzige Wasserorgel der Bundesrepublik Deutschland auf, das DRK übernahm den Imbißstand, Feuerwehr und DRK sorgten für die Bewachung des Zeltes. Der Querschnitt der wirtschaftlichen Vielfalt des Landkreises stellte sich anschaulich dar. Mit sehr viel Liebe und Mühe wurden die einzelnen Stände hergerichtet und konnten durch ihre ansprechende Art die Gäste des Kreisfestes überzeugen. Auch die Verkaufserlöse dieser Ausstellungsstände wurden Behinderten zur Verfügung gestellt. An alle wurde gedacht, alle eingeladen: Die Kinder, die Jugendlichen, die Erwachsenen. So wurde am Freitag, dem 3. 4. 1981, ein Super-Pop-Festival, am Samstag ein großer Tanz- und Unterhaltungsabend und am Sonntag im Kursaal-Cafe in Daun eine bunte Kinderfete veranstaltet.

Informativ  fühtrn die Reporter Baidur Seifert (rechts) und Klaus Rothenbücher vom Südwestfunk durch das Programm und trugen somit wesentlich zum Erfolg der Sendung bei. Hier beim Interview mit Stadtbürgermeister Kettenhofen (links)

 

Starken Applaus während der Sendung erhielt der Kinderchor Elztal unter Leitung von Hans Schlüter. Über 70 Kinder konnten mit dem Liedvortrag » Wenn die Sonne erwacht in den Bergen« die zahlreichen Zuschauer fesseln.

Höhepunkt des Kreisfestes bildete die Rundfunksendung am Sonntag. Zehn Musik- und Gesangvereine aus dem Kreisgebiet wirkten daran mit. Dies waren: MGV Bodenbach, MGV 1850 Daun, MV Daun, Jugendchor Elztal, MV Feusdorf, Bundesbahnsozialwerk Gerolstein, MVGillenfeld, MGV Hillesheim, Jugendmusikgruppe des Kreismusikverbandes und die Akkordeongruppe Kalenborn-Scheuern.

Zwischen den Darbietungen wurden Gespräche über den Landkreis Daun, über Geschichte, Kultur, Fremdenverkehr, Wirtschaft und nicht zuletzt über die Behinderteneinrichtungen geführt. Dazu boten Brot-Prinzessin Gabi Jaquemod, Hotelier Heribert Hommes, Stadtbürgermeister Ferdinand Kettenhofen, Sonderschulrektor Alois Mayer und Rektor Alois Meyers, MdB Dr. Alois Mertes, Oberstudiendirektor Molitor, Landrat Karl-Adolf Orth, Sonderschulrektor Helmut Pauly, Amtsrat Josef Saxler, Obermeister Hans Wendels, Forstdirektor Dr. Irmund Wenzel und MdL Günther Wollscheid eine abgerundete Darstellung über Geschichte, Leben und Schaffen im Kreisgebiet.

Die bange Frage vor dem Fest, ob die Bevölkerung das Kreisfest annimmt, war während der Festtage schnell verflogen. Über 6 000 Besucher kamen an den drei Tagen und brachten eine Stimmung mit, die man sich nicht besser wünschen konnte. Aber nicht nur die Besucher des Kreisfestes trugen zum großen Erfolg bei, sondern überall im Landkreis Daun wurden Lose für die Tombola gekauft. Die Tombola mit vielen ansprechenden Preisen, die fast ausschließlich gestiftet waren, hatte sich zu einem Renner entwickelt. Den ersten Preis, eine 14tägige Busreise nach Garmisch-Partenkirchen gewann eine 16jährige Schülerin aus Bodenbach. Auch die Quizfrage während der Rundfunksendung brachte den erhofften Erfolg und untermauerte die Werbewirksamkeit der Rundfunksendung, die am 10. Mai 1981 in der Zeit von 13.10 bis 15.00 Uhr über SWF 1 ausgestrahlt wurde. Die Sendung fand eine erfreuliche Resonanz. Neben der Beteiligung der Bevölkerung stand natürlich der Erlös für die Behinderten und Behinderteneinrichtungen im Landkreis Daun im Vordergrund. Aus der Bewirtung im Festzelt durch die Bediensteten der Kreisverwaltung, dem Verkaufserlös der Stände einschließlich Imbißbude, Tombola und Spenden kam die hohe Summe von 30 000 DM zusammen; ein Betrag, den man anfangs für schier unmöglich gehalten hatte. Die Belegschaft der Kreisverwaltung konnte damit in einigen familiären Notlagen wirksam helfen und dazu auch die im Behindertenbereich tätigen Vereinigungen im Kreisgebiet spürbar unterstützen.

Den Bürgern, Firmen, Organisationen und Vereinen, die durch ihre aktive und passive Teilnahme ihre finanzielle und ideelle Unterstützung zu dem hervorragenden Ergebnis beigetragen haben, bleibt an dieser Stelle, nochmals herzlich zu danken. Doch sollte klar vor Augen bleiben, daß es auch nach Ablauf des Jahres 1981 noch die gleichen Probleme gibt und unsere Anstrengungen für die behinderten Mitbürger nicht an Silvester zu Ende sein dürfen.

Durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung konnten 30 000 DM Gesamterlös aus dem Kreisfest Behinderten und Behinderteneinrichtungen im Landkreis Daun zur Verfügung gestellt werden.

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