Amtsverwalter

Knoodt

auf Burg Daun

Eine bedeutsame Familienchronik aus dem 18. Jahrhundert

Ludwig Jung

Am 17.1.1771 wurde August Knoodt als Amtsverwalter auf Burg Daun eingesetzt. Am 10. 2. 1771 erhielt er dazu das Amt des Landschultheihsen. Außerdem wurde ihm am 12. 8. 1786 auch noch das Amt des Kellners von Kurfürst und Erzbischofs Clemens Wenzeslaus von Trier übertragen.

Diese dritte Übertragung eines Amtes auf ein und dieselbe Person war dem Günstling des Erzbischofs Wenzeslaus Minister Dominique mißfällig, da er gerne einen Verwandten an diese Stelle gesetzt hätte. Er spiegelte dem Kurfürsten vor, Knoodt übe einen zu großen Einfluß aus und habe gegen Brauch und Gesetz schon zwei Ämter inne. Ein kurfürstlicher Kommissär erschien und forderte Knoodt auf, eines seiner Ämter niederzulegen. Dieser gehorchte sofort. Er wählte für sich die Kellerei, da mit ihr das Schloß, der Zehnte, die Jagd usw. verbunden waren.

Aufgang zur Burg Daun

Knoodt fühlte sich aber in seiner Ehre gekränkt und strengte wegen seiner ungerechten Entsetzung gegen seinen Kurfürsten Klage an beim Reichskammergericht in Wetzlar. Ein dicker Aktenbündel des Kammergerichts verrät uns: »Die Ehrenrettung des Herrn Amtskellners August Knoodt zu Daun wider Se. Kurfürstl. Durchlaucht zu Trier und höchst dero Landesregierung zu Koblenz. Wezlar, im April 1789«. (siehe Deckblatt der Prozeßakten).

Der Prozeß zog sich viele Jahre hin und das Reichskammergericht drohte aufgelöst zu werden. Knoodt selbst konnte nicht nach Wetzlar reisen, da er krank war. So machte sich denn seine Frau auf und vertrat die Sache in Wetzlar so gut, daß endlich das Urteil gegen den vor den Franzosen aus Trier geflohenen Erzbischof gefällt wurde und die Fürsten, die sich inzwischen in das Kurfürstentum geteilt hatten, an ihrem Anteil zum Schadenersatz verpflichtet wurden.

Das Zerwürfnis mit seinem Fürsten, die Wirren des Krieges und die Vereinsamung seiner Schwester in Boppard veranlaßten Knoodt am Ende des Jahrhunderts wieder ins elterliche Haus nach Boppard zu ziehen. Er war also mehr als 25 Jahre in Daun ansässig.

Die Enkelin Knoodts, Elisabeth Reichensper-ger, hat uns über das Leben der Familie Knoodt auf der Burg Daun eine interessante Schilderung hinterlassen, der wir im Lebensbild »August Reichensperger« v. H. Pastor, Freiburg 1899, Band 1 folgen:

»Meine Großmutter Louise Katharina Knoodt«, so berichtet Elisabeth, »heiratete im Jahre 1773 mit neunzehn Jahren August Knoodt und zog alsdann mit ihm als Amtsverwalterin auf das Schloß Daun in der Eifel. Sie war ein zartes Stadtfräulein und hatte vom Landbau, Stall und Küche, keinen Begriff; sie war aber sehr gescheit, wußte alles am rechten Ende zu fassen, sich in alles zu schicken, so daß sie bald eine wackere Hausfrau wurde. Und das war keine kleine Aufgabe.

Das heutige Bild des »Amtshauses«

Der Großvater, ein ganz vortrefflicher Mann, der sich durch seine Tugenden im späteren Leben in seiner Umgebung das Prädikat eines Heiligen erwarb, war Keller- und Amtsverwalter, eine Stellung gleich eines Magnaten oder kleinen Fürsten. Er sprach Recht, schlichtete die Streitigkeiten des Kreises, bekam den Zehnten von Vieh und Getreide, hatte große Jagd und Fischerei, trieb Landbau, Käserei und Pferdezucht. Die Schwiegermutter des Amtsverwalters, eine idealschöne Erscheinung, zog nach wenigen Jahren zu ihren Kindern und half mit Rath und That; Sie wurde von den Enkeln abgöttisch verehrt. Sie ließ Flachs spinnen, weben, hatte Schuhmacher und Schneider im Hause, kleidete ihre und arme Kinder mit eigenem Gewebe, zupfte und spann Seide und ließ sie verarbeiten. Sonstige Bedürfnisse brachten Fuhrleute und Hausierer, deren Erscheinen immer ein Fest im Hause war; denn da gab es allerlei Herrlichkeiten für Leib und Magen und Neuigkeiten aus der Welt. Das Schloß in Daun ward zur Zufluchtstätte der Kranken, Armen und Reisenden.

Der Kinder hatte das Ehepaar Knoodt vier: die älteste Tochter Anna, ein Sohn Heinrich, dann Elisabeth und unsere 1778 geborene Margarete. Ihren Unterricht erhielten die Kinder vom Hausgeistlichen, da Kapelle und Gottesdienst im Haus war. Die älteste Tochter kam als sechszehnjähriges Mädchen nach Nancy in ein Institut, der Sohn nach Lüttich in eine Anstalt. Die beiden jüngeren Schwestern schlössen einen Herzensbund und blieben sich stets in Liebe verbunden.

Das Leben in Daun war sehr still. Ein Besuch des Trierer Kurfürsten und Landesherrn Clemens Wenzelaus war ein außerordentliches Ereignis, und wir Kinder hörten noch von den kostbaren Anschaffungen, die damals gemacht wurden. In der Umgebung von Daun gab es wenig Familien, mit denen ein Verkehr möglich war. Nur die Pfarrer und Schöffen der bedeutenden Orte waren zuweilen Gäste. Ausflüge wurden besonders häufig nach den verschiedenen Klöstern und Abteien gemacht, namentlich nach Springiersbach und St. Maximin in Trier, dann auch zu den Verwandten in Zell und Boppard. An letzterem Orte wohnte der Vater des Amtsverwalters Knoodt; der alte Herr war Bürgermeister und hatte sich das schöne, große Haus am Rhein gebaut, wo wir unsere ganze Jugendzeit verlebten.

Was soll ich von den Kriegszügen sagen, die Daun zur Zeit des Aufenthaltes unserer Großeltern berührten? Verhungerte, ausgeplünderte Soldaten in Menge zogen durch das arme Land, Requisitionen aller Art sogen die Leute aus. Großvater sollte für alles sorgen; sie selbst gaben alles hin; Speicher, Keller, Leinwandschränke, alles war leer, die Pferde geholt, das Silber hatten sie ins Nassauische geflüchtet. Für das junge Volk gab es viel Interessantes. Berühmte französische Generäle waren im Schloß einquartiert; da gabs Huldigungen, Eheanträge, besonders für Tante Anna, die aus der Pension zu rückgekehrt, elegante Toilette machte, Musik trieb, französisch und italienisch sprach, überhaupt die Prinzessintochter spielte. Die Eltern erklärten aber ein für allemal, daß sie keinem Kriegsmann eine Tochter geben würden. Tante Elisabeths Neigung zu einem interessanten Offizier, dessen romantischer Lebensgeschichte ich mich nicht mehr genau erinnere, wurde auch durchkreuzt, und sie blieb immer unverheiratet. Sie wurde meine Patin und uns allen eine zweite Mutter. Als Lehrer auf Schloß Daun zur Zeit der Amtsverwaltung Knoodts kommen in Betracht:

 t 12. 2. 1759, Faymonville Theo, Frühmesser und Lehrer; 1761 Wolff Jakob, Schloßkaplan; 1762 Schoppach Joh. Wilh., Schloßkaplan; 1775 Müller Joh. Peter, Kaplan; 1775 -1779 Pelimpen Hubert, Kaplan; 1775 Kohl Nikl., überzähliger Kaplan in Daun (Schloßkaplan?); 1778 - 1784 und ab 1795 Jacobi Joh., Kaplan und Lehrer; 1780 - 1783 Merzt Sylvester, Kaplan; 1786 Müller Joh. Bernh., Kaplan; 1795 Ginster Anton, Kaplan (Altarist St. Kath. in St. Nikl.); ab 1795 Monshausen Peter, Kaplan (Altarist St. Kath. in St. Nikolaus).

Knoodt lieh 1794 der Gemeinde Daun 500 Taler Trierisch, um die französischen Requisitionskosten bezahlen zu können. Aus dem Leben Knoodts noch folgendes: 1769 — bittet Amtmann Knoodt in Daun den Kurfürst zu Trier den Neubau einer Kapelle in Nehroth genehmigen zu wollen. (St. A. Kobl. 1 c 2983). 1775 — schreibt Amtmann Knoodt: »Kürtner hat allein die Landeshoheit in Neroth. Und nun zu den Enkeln Knoodts, Söhne seiner Tochter Margaretha Johanna Theresia August und Peter Reichensperger. Der Jurist und Kölner Kammerpräsident August Reichensperger geb. 1808 in Koblenz, gest. 1895 in Köln, wurde im Kölner Kirchenstreit als überzeugter Katholik der energische Verteidiger der Rechte der kath. Kirche sowohl puplizistisch als auch politisch. Er hegte eine tiefe Abneigung gegen Preußen. (Wir bezeichneten uns im Rheinland, insbesondere in der Eifel, früher stets als »Mußpreußen«!) In der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, wo Reichensperger als Vizepräsident der katholischen Vereinigung auftrat, lehnte er konsequent das preußische Erbkaisertum ab. Fortan galt er als Führer des politischen Katholizismus in Deutschland. Im preußischen Abgeordnetenhaus, dem er bis 1863 angehörte, gründete er die »Katholische Fraktion«, die sich seit 1859 den Namen »Zentrum« gab. 1867 Mitglied des Reichstags beteiligte er sich drei Jahre später führend mit seinem Bruder Peter an der Neugründung der Zentrumspartei. Während seiner Reichstagsmitgliedschaft geriet er dann zunehmend in den Schatten von Ludwig Windhorst. Sein Bruder Peter Reichensperger, geb. 1810 in Koblenz, gest. 1892 in Berlin, vertrat ebenfalls in der Einigungsfrage den großdeutschen Standpunkt und verfocht innenpolitisch einen gemäßigten Liberalismus. Er war 1848 Mitglied der preußischen Nationalversammlung. Auch er versuchte als Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und ab 1867 als Mitglied des Reichstages seine politischen und kirchlichen Grundsätze durchzusetzen. Nachkomme von Marg. Joh. Theresia Knoodt war nach dem 2. Weltkriege auch Herr Landeskonservator Reichensperger in Koblenz. Er ermöglichte dankenswerterweise nach dem Kriege u. a. die Wiedereröffnung des Dauner Heimatmuseums.