Denkmäler im Hillesheimer Land

Kunststättenhefte erleichtern kulturgeschichtliche Entdeckungen

Prof. Matthias Weber

Eine schier unermeßliche Fülle bedeutender kleinerer Kunstdenkmäler finden wir in der Kulturlandschaft Eitel. Es lohnt sich geradezu, hier kulturgeschichtliche Entdeckungsfahrten zu unternehmen. Das gilt beispielhaft vom Hillesheimer Land, das mit vielen Kostbarkeiten kleinerer Kunstdenkmäler überrascht. Dem Besucher oder Eifelf reund, der besondere kunst- und ortshistorische Entdeckerfreuden erleben möchte, wird dies hier geradezu leicht gemacht. Wodurch?

Niederehe

Bereits vier im Rheinland geschätzte Kunststättenhefte bieten dazu auf knappem Raum (16 -24 Seiten) in Bildern und Texten eine Fülle von sachkundigen Informationen an, um die manche andere Eifelregion das Hillesheimer Land beneiden mag. Für durchschnittlich 3,50 DM sind die mit farbigem Titelbild versehenen Hefte sehr preiswert im Verkehrsamt Hillesheim und im Buchhandel zu erwerben.

Ihren Autoren, kompetenten Heimatforschern, dem bereits verstorbenen Betteldorfer Peter Kees (1 Heft) und dem Hillesheimer Oberlehrer i. R. Herbert Wagner (3 Hefte) kann man dafür nur dankbar sein. Seit dem Ende der 20er Jahre erschienenen Werk von Ernst Wackenroder (Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun, Düsseldorf 1928) ist im Kreis Daun neben diesen Hillesheimer Kunststättenheften nichts Vergleichbares mehr publiziert worden. Dabei führen die vier Kunststättenhefte über den Forschungs- und Erkenntnisstand von Wackenroder erheblich hinaus. Das wird sehr deutlich am Wagner'schen Heft »Mirbach«, dasein markantes baugeschichtliches Kleinod des Kreises Daun in einer ebenso handlichen wie anschaulichen und greifbaren Publikation vorstellt. Wakkenroder hat Mirbach — vermutlich wegen der damals andersartigen denkmalpflegerischen Auffassung — mit keinem Wort erwähnt. Hier leistete der Autor des Kunststättenheftes einen wahren Pionierdienst mit seiner volksnahen Veröffentlichung. Die vier Hefte »Niederehe in der Eitel« (1971), »Hillesheim/Eifel« (1975), »Kerpen (Hohe Eitel)« sowie »Mirbach in der Eifel« (beide 1980) sind in ihrem DIN-A-5-Format und auf Glanzpapier gedruckt bisher einzigartig und wegweisend für weitere im Kreise Daun.

Hillesheim

Daß die vier Hillesheimer Kunststättenhefte im gesamten Rheinland für ihre Eifelregion werben, bezeugt schon ihre Aufnahme in die sehr beliebte Reihe »Rheinische Kunststätten«, die der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) in Köln herausgibt. Dessen Arbeitsgebiet reicht von Kleve am Niederrhein bis nach Worms und Saarbrücken. In diesem Jahr wird er sein 75jähriges Jubiläum feiern. Kürzlich konnte er bereits sein 250. Kunststättenheft vorstellen, die vier Hillesheimer Hefte eingeschlossen.

Wer also mehr über die hoch interessante Geschichte des Klosters Niederehe und seiner romanischen Kirche mit dem Turm neben dem Hauptschiff zu wissen wünscht, der greife zum Kunststättenheft und besuche in seiner Freizeit den Ort. Wie anders wollte er erfahren, wie dieses Kloster um 1175 als Stift »für adelige Jungfrauen nach der Augustinerregel« anfing, wie hierin die »Wohlhabenheit zum Absinken der Klosterzucht« führte, wie schließlich im Jahre 1505, nachdem ein Brand 1474 das Kloster in Schutt und Asche gelegt hatte, nach seinem Wiederaufbau damalige Steinfelder Prämonstratensermönche es als Männerkloster weiterführten bis die Franzosen kamen und es 1803 auflösten und anschließend versteigerten? Wie sonst erführe er auf so leichte und zuverlässige Weise von der Bedeutung des Grafen Philipp von der Mark und seiner Gemahlin Katharina für die Wiedereinführung und Bewahrung des katholischen Glaubens in der Zentraleifel? Die Ausführungen über das Niedereher Hochgrab, das 1625 aus schwarzem belgischem Marmor gemeißelt wurde, geben schnell und zuverlässig Auskunft.

Kerpen

Im Heft »Hillesheim/Eifel« werden uns in bisher nicht gebotener Anschaulichkeit die alte und neue Ansicht des ehemaligen Augustinerklosters gegenübergestellt, in dessen Westteil ja bis heute noch eine bekannte Hillesheimer Gerberei ihren Sitz hat. Dann folgt die Beschreibung der Baugeschichte sowie der alten und neuen Ausstattungsstücke der Hillesheimer St. Martins-Kirche. Ohne Hinweise des Kunststättenheftes mag kaum ein Besucher erkennen, daß der heutige Ambo der Kirche aus Teilen der ehemaligen Kanzel gestaltet wurde, oder daß der neue Taufbrunnen (kein Taufstein!) eine sehr ansprechende Bronzearbeit des über das Hillesheimer Land weit hinaus bekannten Leudersdorfer Bildhauers Ulrich Henn ist.

Im Heft »Kerpen (Hohe Eifel)« erfahren wir sehr viel Dynastiegeschichtliches über die »Herrschaft Kerpen« bis hin zu der Zeit, in der hier die Herzöge (!) von Arenberg das Sagen hatten. Heute haben sie ihren Wohnsitz in der Schweiz. Wem ist schon so ohne weiteres geläufig, daß es in bzw. um Kerpen drei Burgberge gibt: den Weinberg, Höhenberg und den Standort der heutigen Burg? Wem, daß der Eifelmaler Fritz von Wille die Burg zwischen 1911 und 1941 nicht nur bewohnte, sondern auch weiter ausbauen ließ; daß er — vor genau 40 Jahren — hier im Burggarten beigesetzt wurde? Über den Bau der spätgotischen Kapelle am Burgaufgang (1975/76 restauriert) erfahren wir Ausführliches; ebenso über ihren Erbauer Graf Dietrich IV. von Manderscheid-Schleiden. Wir erkennen die gebietsmäßige Verflechtung Kerpens vor der Franzosen- und Preußenzeit. Die Burgkapelle selbst zeigt anschaulich, wie damals durch eine starke Mittelsäule kleinere Kirchenbauten zweischiffig angelegt wurden.

Beim Heft »Mirbach in der Eifel« stockt dem Leser und Betrachter etwas der Atem, wenn er sogleich auf Seite 2 die Stiftungsurkunde sieht und liest. Kaiser Wilhelm II. und seine Gemahlin Auguste Viktoria haben sie am 11. Juni 1902 in ihrem Schloß in Berlin unterzeichnet. Hier begegnen sich also buchstäblich die Ortsgeschichte eines anscheinend unscheinbaren kleinen Eifeldorfes im Hillesheimer Land mit der deutschen Reichsgeschichte des letzten Kaiserreiches, Anschaulicher ist große und kleine Geschichte kaum zu präsentieren. Die Hintergründe/dazu untersucht und erläutert der Autor eingehend. Ohne viel Erläuterung spricht das Bild der alten Mirbacher Kapelle (S. 6) für sich und sagt auch, wie die Zeiten hier um die Jahrhundertwende noch aussahen, obwohl wir sie gerne als die »gute alte Zeit« bezeichnen. Mancher Leser er fährt auch erst aus dem Kunststättenheft, daß die Mirbacher Burgruine künstlich angelegt wurde, um ein Stück Eifeler Geschichte anschaulich zu machen.

So versteht sich, daß den vier Kunststättenheftchen weite Verbreitung zu wünschen ist; über das Hillesheimer Land hinaus, aber auch innerhalb seiner heimatbewußten Ortschaften. Die Hefte eignen sich vorzüglich für Freunde des Hillesheimer Landes, sowohl draußen als auch daheim.

Mirbach

Wir hätten das schönste Leben,

wenn wir uns weniger

darum kümmern würden,

was andere sagen und tun

Thomas von Kempen 1380 - 1471