Richard Bloos

Zu seinem 25. Todestag

 

Liselotte Dohm

 

 

 

Im Jahre 1957 verstarb in Düsseldorf der 79jäh-rige bekannte Maler und Radierer Richard Bloos. Führende Zeitungen widmeten ihm ehrenvolle Nachrufe. Eins aber ist nicht erwähnt worden: seine enge Verbundenheit mit der Eifel, besonders mit Gerolstein. Bis in seine frühe Jugend reicht diese zurück, da eine fast verwandtschaftliche Freundschaft zwischen seiner Familie und der des Kunst- und Sammlerfreundes Krähe (Kreisbaumeister) bestand.

Im gastfreien Kraheschen Hause, dessen Räume und antike Einrichtung erlesenen Geschmack und Kultur sowie hohes künstlerisches Niveau atmeten, in dem großen, gepflegten Park verlebte Richard Bloos viele schöne, ungebundene Ferienwochen. Diese, seine Verbundenheit mit der Familie Krähe hielt er auch aufrecht, als er um die Jahrhundertwende zum »Pariser Salon« gehörte, als er im internationalen Kunstleben sogar als echter Pariser gehalten wurde und seine großen Gemälde (wie z. B.: Markt in Warschau, Terrasse im Bois de Boulo-gne und Partie im Jardin de Luxembourg) von der Jury ausgezeichnet wurden.

Gerolstein wurde ihm zur zweiten Heimat, als in den Bombenjahren sein Haus, sein Lebenswerk in Düsseldorf zerstört wurden. In Gerolstein, wo ihm das große Atelier fehlte, wurde Richard Bloos zum Künder der Eifeler Landschaft. Gezwungen, sich vom Schaffen in Öl abzuwenden, aus Mangel an Kupferplatten auch die Radiernadel ruhen zu lassen — ein Gebiet seiner Kunst, auf dem er wohl zu den Meistern seiner Zeit zählt — widmete er sich, neben der Zeichnung, ausschließlich dem Aquarell. Hier schrieb und bebilderte er auch seine in den Nachrufen überall angeführte Lebensgeschichte. Diese Rückkehr in vergangene, sorglose Jahre seines reichen Lebens half ihm über manches hinweg, was er entbehren mußte. Was ihn all seine Verluste vergessen ließ, war seine, für einen Großstadtmenschen außerordentliche Liebhaberei: Mit Leidenschaft und nie ermüdendem Eifer sammelte, präparierte, bestimmte, beschrieb und skizzierte und aquarellierte er die seltsamen, für ein Künstlerauge so anziehenden versteinerten Seelilien der Gerolsteiner Kalkschichten. Sein Zimmer, zuerst im bekannten Maler- und Anglerhotel Heck, später bei Fräulein Heck, glich einem Museum. Unermüdlich war der Fleiß des damals schon nicht mehr jungen Künstlers und seiner Frau Gisela, einer bekannten Miniaturen-Malerin. Historischen Wert haben heute seine Radierungen der »Hauptstraße in Gerolstein«, »Der Blick auf die Burgstraße mit der Kirche« — die Straßen selbst sind grundlegend verändert, die Kupferplatten im Feuer der Bombennächte geschmolzen.

 

Ebenbürtig neben Menzel stehen seine Radierungen der Burg Lissingen oder des »Domportals in Köln«, unnachahmlich sind die pastellzarten Farben seiner Aquarelle Eifeler Burgen, alter Mühlen oder schöner Bürgerhäuser und stiller Winkel alter Gassen. Nie malt er sie allein, immer sind sie belebt von Menschen, denn — Leben, pulsierendes Leben, auch vor den alten Burgen oder den himmelragenden Architekturen — Rhythmus, Bewegung, das war es, was Richard Bloos liebte, was ihn zu künstlerischem Gestalten zwang.

Die Stadt Gerolstein dankte ihm seine Liebe und Anhänglichkeit damit, daß sie ihm das Titelbild und die Illustration ihrer Festschrift zur Stadtrechts-Wiederverleihung im Jahre 1953 übertrug. (Siehe Bild oben)